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Innovative Campus-Erneuerung: Max-Planck-Gesellschaft investiert in Martinsried

Ein sonnendurchfluteter Blick auf den modernen Campus Martinsried mit gläsernen, nachhaltigen Neubauten und Forschenden in lebhafter Diskussion vor grünen Bäumen, der Zukunftsgeist und Innovationskraft der Max-Planck-Gesellschaft in warmem, natürlichem Licht einfängt.

Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) setzt ein deutliches Zeichen für die Zukunft der Wissenschaft: Mit einer weitreichenden Modernisierung ihres Campus in Martinsried bei München wird eine neue Ära der wissenschaftlichen Infrastruktur eingeläutet. Im Zentrum steht der Neubau eines hochmodernen Rechenzentrums, das als Impulsgeber für die gesamte Campus-Erneuerung fungieren soll.

Ein Zukunftsprojekt mit Signalwirkung

Der Campus Martinsried, einer der international anerkanntesten Wissenschaftsstandorte in Deutschland, soll durch die Investitionen der MPG in den kommenden Jahren umfassend modernisiert werden. Herzstück dieser Maßnahme ist das geplante neue Rechenzentrum, das als erstes Großprojekt in einer Reihe von infrastrukturellen wie auch technologischen Erneuerungen vorgesehen ist. Bereits im Frühjahr 2025 wurde das Projekt einstimmig vom Gemeinderat Planegg abgesegnet. Die überarbeitete Planung berücksichtigt dabei nicht nur moderne energetische Standards, sondern fügt sich auch städtebaulich harmonisch in den bestehenden Wissenschaftspark ein.

„Wir schaffen eine zukunftsfähige, skalierbare Infrastruktur, die den steigenden wissenschaftlichen Anforderungen gerecht wird“, betont Dr. Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. Der Campus beheimatet unter anderem Institute für Biochemie, Neurobiologie und die Biomedizinischen Grundlagen der Erkrankungsforschung. Mit dem neuen Rechenzentrum sollen datenintensive Forschungsbereiche wie Bioinformatik, Simulation komplexer molekularbiologischer Prozesse sowie künstliche Intelligenz bestmöglich unterstützt werden.

Pläne neu gedacht: Nachhaltigkeit und Effizienz als Leitlinien

Gegenüber den ursprünglichen Planungen hat die MPG entscheidende Anpassungen vorgenommen. Statt eines zentralisierten Monolithen setzt man nun auf ein modulares Konzept mit starker Betonung auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und digitale Vernetzung. Die Zielsetzung: Bis 2030 soll der Campus bilanziell klimaneutral betrieben werden. Dafür werden unter anderem Wärmerückgewinnungssysteme, Photovoltaik-Anlagen und eine optimierte Kühltechnologie integriert.

Laut einer aktuellen Untersuchung des Uptime Institute aus dem Jahr 2024 sind weltweit rund 38 % aller Rechenzentren bereit, auf nachhaltige Kühltechnologien umzusteigen – ein deutlicher Anstieg zu vorhergehenden Jahren. Die Entscheidung der MPG, ein modular erweiterbares und energieoptimiertes Rechenzentrum zu realisieren, entspricht somit nicht nur wissenschaftlichen, sondern auch gesellschaftlichen Anforderungen an klimafreundliche Infrastrukturen.

Technologischer Kern des neuen Rechenzentrums

Das geplante Rechenzentrum wird über eine initiale Netto-Rechenleistung von 5 PetaFLOPS verfügen und ist auf Erweiterungen bis zu 20 PetaFLOPS ausgelegt – ausreichend, um wissenschaftliche Simulationen im Bereich molekularer Dynamik, neuronaler Netzwerke oder Materialforschung auf globalem Spitzenniveau zu betreiben.

Für die Datenanbindung plant die MPG eine redundante 400-Gbit/s-Anbindung an das Wissenschaftsnetz X-WiN des DFN-Vereins sowie mehrere regionale Peering-Points. Die Backbone-Komponenten basieren auf Software-defined Networking (SDN), ergänzt um modernste Security-Architektur gemäß ISO/IEC 27001.

„Wir haben uns ganz bewusst für einen hohen Grad an Digitalisierung und Automatisierung entschieden“, erklärt Dr. Sabine Köhler, IT-Direktorin der MPG. „So können wir nicht nur den Betrieb effizienter gestalten, sondern auch Wartungszyklen smarter steuern und Failover-Szenarien automatisiert abbilden.“

Ein besonderer Fokus liegt darüber hinaus auf Edge-Computing-Ansätzen für lokale Datenverarbeitung und einer Integration von GPU-basierten Clustern für KI- und Deep-Learning-Anwendungen.

Campus-Erweiterung als langfristige Strategie

Das neue Rechenzentrum ist jedoch nur der Anfang. In den Folgejahren sollen sukzessive mehrere Laborbauten, ein zentrales Forschungscluster für quantitative Biologie sowie ein Wissenschaftscampus mit Lehr- und Veranstaltungsräumen entstehen. Die Planungen umfassen außerdem neue Wohnmöglichkeiten für internationale Gastwissenschaftler sowie ein Innovationszentrum für Tech-Spin-offs.

„Martinsried soll nach Fertigstellung nicht nur ein weltweit führender Ort der Forschung sein, sondern auch ein Ort des Transfers zwischen Grundlagenforschung und Industrieinnovationen“, so der Kustos des MPG-Campus, Prof. Dr. Jan Hegemann. Die Max-Planck-Gesellschaft investiert laut eigenen Angaben insgesamt über 400 Millionen Euro in die langfristige Transformation des Campus.

Expertenblick: Chancen und Herausforderungen

Anlässlich des Projekts haben wir mit zwei externen Infrastruktur-Experten gesprochen, um die Tragweite der Maßnahmen besser einordnen zu können.

Dr. Petra Steiner, Professorin für Rechenzentrumsarchitektur an der Universität Stuttgart, sieht in der Entscheidung der MPG einen paradigmatischen Wechsel: „Was hier entsteht, ist kein traditionelles Rechenzentrum, sondern ein digitaler Katalysator für interdisziplinäre Forschung.“

Gleichzeitig warnt sie vor der Komplexität solch ambitionierter Planungen: „Die Integration von Klimazielen, Wissensinfrastruktur und internationalen Netzwerken erfordert exzellentes Projektmanagement und permanente Skalierbarkeit.“

Auf technischer Seite hebt Infrastrukturberater Thomas Füllgraf besonders die Netzstruktur hervor: „Mit der 400-Gbit/s-Anbindung schafft man Datenautobahnen der nächsten Generation. Entscheidend wird sein, auch bei Sicherheitskonzepten und Data-Governance intelligent nachzuziehen.“

Statistische Einordnung und Forschungskontext

Der Energiebedarf wissenschaftlicher Dateninfrastruktur steigt rasant: Laut Bitkom wurde 2023 alleine in deutschen Rechenzentren über 18 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht. Dies entspricht rund 3,4 % des gesamten Strombedarfs in Deutschland – ein Anstieg von über 25 % seit 2020 (Quelle: Bitkom e.V., Rechenzentrumsstudie 2024).

Gleichzeitig steigt der Bedarf an leistungsfähiger HPC-Infrastruktur („High Performance Computing“) in nahezu allen Schlüsselbereichen: Genomsequenzierung, Materialforschung, künstliche Intelligenz oder auch Klima-Modellierung setzen auf massiv parallelisierte Datenverarbeitung.

Durch das neue Rechenzentrum in Martinsried sichert sich die MPG nicht nur ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit, sondern reagiert aktiv auf den globalen Wandel wissenschaftlicher Methoden hin zu data-driven science.

Praktische Empfehlungen für vergleichbare Projekte

Wer selbst an Planung oder Umsetzung nachhaltiger Wissenschaftsinfrastruktur beteiligt ist, kann aus dem Martinsried-Vorhaben folgende Lehren ziehen:

  • Frühzeitige Einbindung der Kommune: Eine enge Zusammenarbeit mit Gemeinderäten und regionalen Planungsträgern verhindert Konflikte bei Genehmigungen.
  • Modular vs. Monolithisch denken: Flexible Rechenzentren erlauben kosteneffizientes Wachstum und technische Innovationen bei überschaubaren Anfangsinvestitionen.
  • Interdisziplinäre Planungsteams: Ein erfolgreiches Campus-Konzept braucht Expertise aus Architektur, IT-Security, Energieplanung und Forschung.

Ausblick: Wissenschaftsstandort der Zukunft

Mit der umfassenden Erneuerung des Campus Martinsried stellt sich die Max-Planck-Gesellschaft erneut als Impulsgeber für nachhaltige Wissenschaftsinfrastruktur in Deutschland auf. Die geplanten Maßnahmen sind nicht nur technologisch richtungsweisend, sondern schaffen auch Sichtbarkeit und Strahlkraft für exzellente Forschung „made in Germany“.

Die strategische Neuausrichtung von Rechenkapazitäten, Energieverwaltung und internationaler Zusammenarbeit setzt Standards, an denen sich künftig viele Forschungsstandorte orientieren könnten.

Wie sehen Sie die Zukunft wissenschaftlicher Infrastrukturen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, teilen Sie Ihre Erfahrungen oder diskutieren Sie mit unserer Redaktion zu Best Practices für nachhaltigen Infrastrukturausbau – wir freuen uns auf Ihre Perspektiven!

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