Amazon Web Services (AWS) und VMware intensivieren ihre Partnerschaft: Die vollständige Integration der VMware Cloud Foundation in AWS markiert einen strategischen Wendepunkt für hybride Cloud-Strukturen. Unternehmen erhalten dadurch neue Flexibilität – doch sie müssen auch zentrale Infrastrukturentscheidungen treffen. Wir analysieren, was diese Entwicklung konkret bedeutet.
VMware Cloud Foundation und AWS: Was steckt hinter der Integration?
VMware Cloud Foundation (VCF) bündelt die zentralen Infrastruktur- und Managementkomponenten von VMware – vSphere, vSAN, NSX und VMware Aria Suite (früher vRealize) – zu einer einheitlichen Plattform für Hybrid und Multi-Cloud-Szenarien. Die native Integration in AWS bedeutet, dass diese Technologien nun direkt in der AWS-Cloud lauffähig zur Verfügung stehen, ohne einen gesonderten VMware-Hardware-Stack betreiben zu müssen.
Konkret baut AWS auf die bestehende Zusammenarbeit mit VMware auf, etwa im Rahmen von „VMware Cloud on AWS“. Die aktuelle Integration erweitert das Angebot jedoch um eine tiefere Interoperabilität mit AWS-nativen Services. Dadurch können Unternehmen vereinheitlichte Betriebsmodelle implementieren – über On-Premises- und Cloud-Umgebungen hinweg.
Mehr Kontrolle und konsistente Betriebsmodelle
Für viele Unternehmen ist die nahtlose Verwaltung hybrider Infrastrukturen ein zentrales Ziel. Mit VMware Cloud Foundation auf AWS profitieren sie von:
- einheitlichem Management via vCenter über hybride Workloads hinweg,
- automatisierter Provisionierung von VMs, Netzwerk und Speicher mittels vRealize Automation (nun VMware Aria Automation),
- Integration von Sicherheits-Policies via NSX über Cloud-Grenzen hinweg.
Unternehmen können ihre gewohnte VMware-Infrastruktur behalten und gleichzeitig AWS-Services wie Amazon S3, RDS oder Lambda nutzen – ohne Applikationen oder Daten migrieren zu müssen. Damit verschmelzen klassische Virtualisierungsumgebungen mit modernen Cloud-Stacks.
Technologische und strategische Vorteile
Die tiefere Integration ermöglicht nicht nur technische Synergien, sondern beeinflusst auch strategische Ausrichtungen. Laut dem Flexera 2024 State of the Cloud Report nutzen 72 % der Unternehmen eine hybride oder Multi-Cloud-Strategie. Gleichzeitig kämpfen viele damit, Silos zu vermeiden und Betriebsmodelle zu vereinheitlichen.
Mit der VMware Cloud Foundation in AWS ergeben sich daraus klare Vorteile:
- Kosteneffizienz: Durch die Verlagerung von VCF-Workloads auf AWS können Unternehmen Kapitalaufwendungen (CAPEX) in operative Ausgaben (OPEX) umwandeln – insbesondere bei saisonalen Workloads oder Pilotprojekten.
- Skalierbarkeit: Ressourcen können on-demand skaliert werden, ohne Provisionierungszeiten oder Investitionen in physische Hardware.
- Business Continuity: VMware Site Recovery auf AWS ermöglicht reibungslose Disaster-Recovery-Strategien zwischen Rechenzentrum und Cloud.
Ein Beispiel: Der Autobauer BMW nutzt seit 2023 VCF auf AWS, um Entwicklungssysteme innerhalb weniger Stunden bereitzustellen. Früher dauerten diese Prozesse bis zu mehrere Wochen. Quelloffene Deployments lassen sich heute direkt in VCF integrieren – inklusive Container-Lösungen über Tanzu.
Warum die Rolle von Drittanbietern essenziell ist
Die Integration von VCF in AWS signalisiert einen wichtigen Trend: Die Cloud ist längst nicht mehr nur Plattformanbieter-dominiert. Drittanbieter-Technologien – insbesondere im Bereich Virtualisierung, Netzwerk und Security – sind entscheidend für ein funktionierendes Multi-Cloud-Ökosystem.
Viele Unternehmen setzen weiterhin stark auf VMware als betriebliches Rückgrat für ihre IT, auch wenn sie Public-Cloud-Komponenten ergänzen. Laut Statista verwendeten im Jahr 2024 über 78 % der deutschen Top-1.000-Unternehmen VMware-Technologie in ihren produktiven Umgebungen.
Ein solcher Wechsel birgt aber auch Risiken: Unternehmen müssen überprüfen, wie offen AWS und VMware weiterhin für alternative Lösungen und APIs sind. Denn die Kombination zweier dominanter Anbieter kann zu Abhängigkeiten führen – sowohl technologisch als auch finanziell.
Hier ist es entscheidend, auf Interoperabilität und offene Standards zu achten. Die Cloud Native Computing Foundation (CNCF) etwa empfiehlt explizit, auf Container-Orchestrierung und offene Schnittstellen zu setzen, um Lock-in-Effekte zu vermeiden.
Vergleich mit Microsoft Azure und Google Cloud
Alle großen Hyperscaler bieten inzwischen VMware-Integrationen an – die Unterschiede liegen jedoch im Detail.
- Microsoft Azure VMware Solution (AVS): Diese von Azure betriebene VCF-Implementierung ist vollständig in Azure Resource Manager integriert. Sie ermöglicht eine native Verbindung zu Azure-Diensten wie Azure Backup oder Defender, wird aber weniger flexibel konfiguriert als bei AWS.
- Google Cloud VMware Engine (GCVE): Google verfolgt einen ähnlichen Ansatz und bietet eine vollständig verwaltete VMware-Plattform. GCVE punktet vor allem mit schneller Bereitstellung (<48 Stunden) und starker API-Integration, ist aber aktuell in weniger Regionen verfügbar (Stand: 2024 in 13 Regionen global).
Unterschied AWS: Der große Vorteil von AWS liegt in der dualen Architektur: Unternehmen können sowohl die vollständig verwaltete „VMware Cloud on AWS“-Plattform nutzen als auch die native VMware Cloud Foundation innerhalb eigener AWS-Konten betreiben. Damit kombiniert AWS maximale Kontrolle mit hoher Automatisierung.
Laut einer Studie von IDC aus dem Jahr 2024 planen 65 % der befragten Unternehmen, innerhalb der nächsten 12 Monate Multi-Cloud-Workloads aktiv zwischen verschiedenen Anbietern zu verschieben – ein Zeichen für zunehmende Plattformportabilität.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen
Die Entscheidung für eine VMware-Integration in AWS sollte gut vorbereitet sein – insbesondere in Bezug auf Governance, Kostenplanung und Compliance. Die folgenden Tipps helfen bei der strategischen Planung:
- Führen Sie ein Cloud Readiness Assessment durch, bevor Sie Workloads migrieren. Achten Sie dabei auf Netzwerktopologien, Sicherheitsrichtlinien und Latenzanforderungen.
- Nutzen Sie Hybrid Deployment Policies: Definieren Sie, welche Workloads dauerhaft On-Premise bleiben müssen und welche sich für Cloud-Offloading eignen – z. B. Tests, Backup oder Archiv.
- Minimieren Sie Lock-in-Risiken: Planen Sie mit offenen APIs, containerbasierten Architekturen (z. B. via Tanzu oder Kubernetes) und skalierbaren Sicherheitslösungen, die nicht nur an einen Anbieter gebunden sind.
Fazit: Strategisch denken – hybrid handeln
Die erweiterte VMware-Integration in AWS ist ein signifikanter Schritt für den Cloud-Markt – technisch, strategisch und wirtschaftlich. Unternehmen erhalten ein leistungsfähiges Hybridmodell mit höherer Flexibilität und bewährten Betriebsprozessen. Gleichzeitig sollte man sich den Abhängigkeiten und Betriebsmodellen bewusst sein.
Hybrid- und Multi-Cloud-Lösungen wie diese zeigen: Die Zukunft der Unternehmens-IT liegt nicht in einer einzigen Plattform, sondern in einem durchdachten Zusammenspiel offener und interoperabler Architekturen. Welche Erfahrungen haben Sie mit VMware in der Cloud gemacht? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren oder auf LinkedIn!