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Der strategische Einfluss von Drittanbietern in der Cloud: Ein Blick auf AWS und VMware

Ein hell erleuchtetes, modernes Büro mit zwei fokussiert zusammenarbeitenden IT-Experten vor mehreren großen Bildschirmen, auf denen schematische Cloud- und Netzwerkverbindungen zu sehen sind, eingefangen in warmem Tageslicht, das eine freundliche und kooperative Atmosphäre zwischen Technologie und Menschlichkeit schafft.

Die Bedeutung von Drittanbieter-Lösungen in der Cloud nimmt rasant zu – insbesondere dort, wo hybrider Betrieb, bestehende Workloads und strategische Partnerschaften aufeinandertreffen. Die kürzliche Integration von VMware Cloud Foundation (VCF) in die AWS-Umgebung markiert ein neues Kapitel in der Kooperationslandschaft zwischen Cloud-Giganten und etablierten Infrastrukturanbietern. Doch welche strategischen Konsequenzen ergeben sich daraus für Unternehmen und den Markt?

Die Rolle von Drittanbietern in Cloud-Infrastrukturen

Drittanbieter spielen seit Jahren eine zentrale Rolle in der Weiterentwicklung von Cloud-Plattformen. Im Kontext von Infrastructure-as-a-Service (IaaS) und Platform-as-a-Service (PaaS) ergänzen spezialisierte Tools, Virtualisierungstechnik und Services die nativen Angebote der Hyperscaler. Dabei ermöglichen sie oft eine tiefere Integration bestehender IT-Infrastrukturen sowie optimierte Migrationspfade.

Besonders deutlich wird dies bei der Kooperation zwischen Amazon Web Services (AWS) und VMware. Seit der Einführung von VMware Cloud on AWS im Jahr 2017 arbeiten beide Unternehmen verstärkt zusammen, um Kunden hybride Szenarien zu ermöglichen. Doch die jüngste Öffnung von AWS für VMware Cloud Foundation (VCF) geht über technische Kompatibilität hinaus – sie signalisiert einen strategischen Schulterschluss im wachsenden Markt für hybride und Multi-Cloud-Architekturen.

VMware Cloud Foundation auf AWS: Ein Game Changer?

VMware Cloud Foundation ist eine integrierte Plattform, die Computing-, Storage-, Netzwerk-, Sicherheits- und Management-Services über vSphere, vSAN, NSX und vRealize bündelt. Die Bereitstellung dieser Plattform direkt auf physischer AWS-Hardware bedeutet, dass Kunden nun private VMware-basierte Clouds auf öffentlicher AWS-Infrastruktur betreiben können – vollständig gemanaged, skalierbar und mit nativen AWS-Integrationen.

Eine aktuelle IDC-Studie belegt, dass bis Ende 2024 weltweit über 86 % der Unternehmen auf hybride oder Multi-Cloud-Strategien setzen (IDC | Hybrid Cloud Survey 2024). Diese Entwicklung unterstreicht den Bedarf an flexiblen Lösungen wie VCF auf AWS, welche eine Brücke zwischen bestehenden Rechenzentrumsressourcen und modernen Cloud-Umgebungen schlagen.

Vorteile und strategische Potenziale für Unternehmen

Die Integration von VCF in AWS bringt für Unternehmen mehrere Vorteile:

  • Nahtlose Migration: Unternehmen können bestehende vSphere-Workloads ohne Refactoring oder Cloud-native Anpassungen nach AWS verschieben.
  • Zentralisiertes Management: Einheitliche Verwaltungsoberflächen ermöglichen die Steuerung über verschiedene Umgebungen hinweg.
  • Skalierbarkeit und Effizienz: Durch elastische AWS-Infrastruktur lassen sich Ressourcen dynamisch anpassen, ohne lokale Hardware-Constraints.

Zudem bietet sich eine neue Agilität in der Cloud-Strategie. Unternehmen gewinnen Entscheidungsfreiheit, in welcher Umgebung Workloads betrieben werden, und können je nach Compliance-Vorgaben, Latenz-Anforderungen oder Kostenstruktur flexibel reagieren.

Auswirkungen auf den Cloud-Markt: Wettbewerb und Differenzierung

Die engere Verzahnung von AWS und VMware verändert auch die Dynamik im Markt. Während Microsoft mit Azure Arc und Google mit Anthos ebenfalls hybride Steuerungsebenen anbieten, zielt die VCF-Integration auf eine hochgradige technische Symbiose zweier Marktriesen. Das kann sowohl für Systemintegratoren als auch Managed Service Providers neue Geschäftsfelder eröffnen – etwa in Form standardisierter “Cloud Foundations” für regulierte Branchen.

Laut einer Gartner-Prognose wird der globale Markt für Distributed Cloud bis 2026 auf ein Volumen von 560 Milliarden US-Dollar anwachsen (Gartner, 2023 Market Forecast: Distributed Cloud). Hybride Deployments und native Drittanbieter-integrierte Cloud-Modelle sind zentrale Treiber dieses Wachstums. Die Partnerschaft zwischen AWS und VMware ist somit kein Einzelfall, sondern Teil eines umfassenden Branchentrends.

Herausforderungen und kritische Abhängigkeiten

So vielversprechend die Integration auch ist: Sie führt auch zu neuen Abhängigkeiten. Vendor Lock-in bleibt ein zentrales Thema, insbesondere wenn sowohl Infrastruktur als auch Betriebssoftware aus einer Hand kommen. Auch die Lizenzmodelle von VMware – zuletzt durch die Übernahme durch Broadcom neu strukturiert – werfen Fragen bei vielen Kunden auf, etwa hinsichtlich Preisgestaltung und Supportmodellen.

Sicherheitsaspekte sind ebenfalls kritisch zu betrachten. Der gemeinsame Betrieb zweier Technologien erfordert abgestimmte Patch-Prozesse, klare Zuständigkeitsmodelle und einheitliches Identity Management.

Unternehmen sollten deshalb folgende Empfehlungen berücksichtigen:

  • Exit-Strategie definieren: Frühzeitig Alternativen evaluieren, um langfristige Abhängigkeiten zu vermeiden.
  • Multivendor-Governance aufbauen: Prozesse und Tools etablieren, um mehrere Anbieter kontrolliert zu managen.
  • Lizenzkosten analysieren: Preismodelle regelmäßig prüfen und mit On-Premise-Szenarien vergleichen.

Der Nutzung von Drittanbieter-Plattformen in der Cloud sollte stets ein wohlüberlegtes Architektur- und Betriebsmodell zugrunde liegen – nicht reine Convenience.

Drittanbieter-Ökosysteme als Innovationstreiber

Neben VMware zeigen weitere Drittanbieter eindrucksvoll, wie spezialisierte Lösungsansätze das Cloud-Ökosystem bereichern. Ob Datenbanklösungen wie MongoDB Atlas, Sicherheitsplattformen wie Palo Alto Prisma oder DevOps-Plattformen wie HashiCorp – sie alle erweitern die Fähigkeiten der Hyperscaler signifikant.

Generalisten wie AWS, Azure und Google Cloud setzen zunehmend auf diese komplementäre Vielfalt. Der AWS Marketplace verzeichnet aktuell über 12.000 verifizierte Softwareprodukte von Drittanbietern (Quelle: AWS Marketplace, Stand Mai 2025). Das zeigt klar: Unternehmen wünschen sich modulare Werkzeuge, um ihre Cloud-Infrastruktur individuell zusammenzustellen.

Die Zukunft hybrider und dominanter Partnerschaften

Die Zukunft der Cloud dürfte in einer noch engeren Integration liegen – sowohl technisch als auch strategisch. Partnerschaften, wie die zwischen AWS und VMware, sind keine Übergangsphasen mehr, sondern langfristige Säulen moderner IT-Architektur.

Gleichzeitig fordern Kunden maximale Transparenz, Portabilität und ökonomische Nachhaltigkeit. Anbieter, die ihren Partnern durch offene APIs, gemeinsame Roadmaps und transparentes Billing entgegenkommen, werden sich im Wettbewerb um Enterprise-Projekte durchsetzen.

Cloud-first war gestern – heute geht es um die Orchestrierung komplexer, verteilter Umgebungen mit intelligenten, interoperablen Tools. Drittanbieter werden darin nicht nur Teil des Ökosystems sein, sondern entscheidende Treiber für Innovation, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit.

Fazit: Unternehmen, die ihre Cloud-Strategie robust und zukunftsorientiert aufstellen wollen, kommen an der Integration von Drittanbietern nicht vorbei – insbesondere bei hybriden Szenarien mit AWS und VMware. Entscheidend ist, die strategischen, technischen und wirtschaftlichen Implikationen genau zu verstehen und aktiv zu gestalten.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Drittanbieter-Plattformen in der Cloud gemacht? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren oder tauschen Sie sich mit anderen Fachleuten aus unserer Community aus.

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