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Neue Betrugsmasche: Warum Männer besonders betroffen sind

Ein warm beleuchtetes, natürliches Porträt eines nachdenklichen Mannes mittleren Alters in einem modernen Wohnzimmer, umgeben von subtilen Hinweisen auf digitale Kommunikation wie ein Smartphone und einen Laptop, das Vertrauen und Verwundbarkeit gleichzeitig einfängt und so die emotionale Dimension der betrügerischen Online-Bedrohung auf einfühlsame Weise illustriert.

Das Landeskriminalamt warnt vor einer zunehmend verbreiteten Betrugsmasche, die gezielt Männer ins Visier nimmt. Die Täter nutzen psychologische Tricks und digitale Werkzeuge, um sensible Daten oder Geldbeträge zu erbeuten. Was steckt hinter der neuen Welle digitaler Täuschungen, wie funktioniert der Betrug – und wie können sich Betroffene effektiv schützen?

Ein perfides Vorgehen: So funktioniert die neue Betrugsmasche

Die aktuelle Betrugsform basiert auf Social Engineering und richtet sich primär an Männer mittleren Alters. Dabei nehmen die Täter über soziale Netzwerke, Dating-Plattformen oder per Messenger-Dienste Kontakt auf und geben sich als attraktive Frauen aus. Das Ziel: emotionale Bindung aufbauen und die Opfer in kompromittierende Situationen bringen, um sie anschließend erpressen zu können.

Diese Methode – auch „Sextortion“ genannt – ist nicht neu, wird aber nun mit KI-generierten Profilbildern, gefälschten Videos und Deepfake-Technologie auf ein neues professionelles Level gehoben. Laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist die Zahl der gemeldeten Fälle von Erpressung durch digitale Kommunikation im Jahr 2024 um 32 % gestiegen – Tendenz weiter steigend (Quelle: BSI-Lagebericht 2024).

Neben dem klassischen Sextortion-Vorgehen setzen manche Täter auch auf Voice Phishing („Vishing“) oder gezielte Finanzbetrügereien. In bestimmten Fällen geben sich die Betrüger dabei als vermeintliche Bankberater aus oder täuschen Notlagen vor, die schnelle Überweisungen erforderlich machen.

Warum Männer besonders gefährdet sind

Die Betrugsmasche funktioniert in hohem Maße durch psychologische Ausnutzung. Männer, insbesondere im Alter von 30 bis 55 Jahren, gelten hier als besonders verwundbar. Studien zeigen, dass diese Zielgruppe häufiger auf sexuelle oder romantische Kontaktversuche in sozialen Medien eingeht – ein Umstand, den Täter gezielt ausnutzen.

Laut einer Auswertung des LKA Baden-Württemberg aus dem Jahr 2024 betreffen 78 % der gemeldeten digitalen Erpressungsfälle Männer – ein alarmierender Wert. Experten führen dies nicht nur auf höhere Aktivität auf Dating-Plattformen, sondern auch auf unterschätzte Risiken im Umgang mit Privatsphäre zurück.

Zudem ist der soziale Druck auf Männer, über solche Zwischenfälle öffentlich zu sprechen, oft höher: Aus Scham oder Angst vor Bloßstellung werden viele Fälle nie gemeldet. Das wiederum erleichtert es den Tätern, weiter anonym zu agieren und ähnliche Taktiken bei neuen Opfern anzuwenden.

Die Rolle von Deepfakes, KI-Bots und gefälschten Identitäten

Ein wesentliches Element der neuen Betrugswelle sind sogenannte Deepfakes. Kriminelle nutzen KI-generierte Videos oder Audios, um ihren erfundenen Identitäten Glaubwürdigkeit zu verleihen. Besonders raffinierte Fälle beinhalten Videotelefonate mit scheinbar echten, interaktiv agierenden Personen, die technisch manipuliert wurden.

Darüber hinaus kommen auch generative KI-Modelle zum Einsatz, um täuschend echte Textverläufe zu führen. In einem Fall aus dem Frühjahr 2025 berichtete das Bundeskriminalamt von einem Opfer, das über mehrere Wochen hinweg mit einem Chatbot kommunizierte, der auf GPT-ähnlicher Technologie basierte – ohne zu bemerken, dass es sich um keine reale Person handelte.

Die niedrige Einstiegshürde für solche Technologien ist besorgniserregend: Laut Europol gibt es mittlerweile ganze Plattformen im Darknet, die Deepfake-Erpresservideos als Service anbieten – inklusive Anleitung, Bot-Skripten und Social-Media-Profilen.

Statistik: Der Branchenverband Bitkom meldet, dass 44 % der Internetnutzer in Deutschland 2024 bereits Opfer eines Online-Betrugsversuchs wurden – ein Rekordwert im Zeitalter digitaler Kriminalität (Quelle: Bitkom Research 2024).

Erkennung und Schutz: Was Sie tun können

Auch wenn die Methoden der Täter immer raffinierter werden, gibt es wirksame Möglichkeiten zum Selbstschutz. Die wichtigste Regel: Vorsicht bei unbekannten Kontakten und niemals intime Inhalte oder persönliche Daten preisgeben. Besondere Aufmerksamkeit gilt verdächtigen Profilen, die schnelle emotionale Bindungen aufbauen wollen.

Praktische Tipps zur Prävention:

  • Gesunden Menschenverstand walten lassen: Wenn eine Konversation schnell in Richtung romantischer oder sexueller Themen wechselt, ist Vorsicht geboten.
  • Niemals sensible Inhalte versenden: Keine Fotos, Videos oder Finanzinformationen mit Unbekannten teilen – auch nicht unter scheinbar vertrauensvollen Umständen.
  • Profile verifizieren und Plattform-Meldesysteme nutzen: Bei Verdacht auf Fake-Profile unverzüglich die Plattformbetreiber informieren und die Kommunikation beenden.

Strafverfolgung und Meldewege

Wird man Opfer eines solchen Betrugs, ist schnelles und konsequentes Handeln gefragt. Der Vorfall sollte unverzüglich polizeilich gemeldet werden – idealerweise mit allen Screenshots, Chatverläufen und Beweisen. Das LKA bietet hierfür spezielle Online-Wachen, bei denen betroffene Nutzer ihre Angaben sicher einreichen können.

Zudem empfiehlt das BSI, die betroffenen digitalen Plattformen zu informieren und kompromittierende Inhalte löschen zu lassen – sofern möglich. In einigen Fällen konnte der Veröffentlichung persönlicher Daten durch schnelles Eingreifen der Plattform oder Strafverfolgung vorgebeugt werden.

Die Justiz verfolgt solche Fälle inzwischen deutlich konsequenter: Seit Mitte 2024 kooperiert das Bundeskriminalamt mit internationalen Behörden wie Europol und Interpol in gezielten Taskforces gegen KI-gestützte Online-Erpressung.

Was Unternehmen und Plattformbetreiber tun können

Der Kampf gegen digitale Betrugsmaschen ist nicht nur eine individuelle Aufgabe. Auch Plattformbetreiber, soziale Netzwerke und IT-Dienstleister müssen verstärkt in Präventionsmechanismen investieren. Dazu zählen automatisierte Erkennungssysteme für Fake-Profile, Zwei-Faktor-Authentifizierungsmaßnahmen und KI-gestützte Inhaltsmoderation.

Einige Unternehmen gehen mittlerweile proaktiv vor: Meta entwickelte 2024 eine neue KI-Engine, die Deepfake-Videos mit einer Erkennungssicherheit von über 94 % identifizieren kann. Auch TikTok und Instagram testen derzeit Systeme, um automatisiertes Grooming oder Romance Scams frühzeitig zu stoppen.

Fazit: Aufklärung, Prävention und Vernetzung sind entscheidend

Die neue Betrugsmasche unterstreicht einmal mehr die Bedeutung digitaler Medienkompetenz – insbesondere für erwachsene Männer, die bislang seltener Zielgruppe klassischer Internetsicherheitskampagnen waren. Täter nutzen emotionale Schwächen, Scham und technische Raffinesse, um ihre Ziele zu erreichen.

Wir alle sind gefragt, Betroffene zu unterstützen, über Risiken offen zu sprechen und gemeinschaftlich die digitale Aufklärung voranzutreiben. Teilen Sie Ihre Erfahrungen, helfen Sie dabei, Muster zu erkennen – und widersprechen Sie der Schweigespirale, die Täter erst stark macht.

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