Hosting & Infrastruktur

Risiko oder Chance? Was der Umbruch bei VMware für Kunden bedeutet

Ein modernes, lichtdurchflutetes Büro mit engagierten IT-Experten, die fokussiert an Laptops und Server-Dashboards arbeiten, während warme Sonnenstrahlen durch große Fenster fallen und eine Atmosphäre von Zuversicht und technologischer Neuorientierung schaffen.

Nach der Übernahme von VMware durch Broadcom steht die Hosting- und Infrastruktur-Landschaft vor einem tiefgreifenden Wandel. Zahlreiche Reseller wurden gekündigt, Kundenverträge stehen auf dem Prüfstand – was bedeutet das für tausende IT-Verantwortliche in Unternehmen? Wir analysieren die Risiken und zeigen, wie sich Organisationen jetzt strategisch neu aufstellen können.

VMware unter Broadcom: Ein Paradigmenwechsel

Seit der Übernahme von VMware durch Broadcom im November 2023 für rund 69 Milliarden US-Dollar hat sich die Geschäftsstrategie des Virtualisierungsgiganten radikal geändert. Besonders betroffen: das Distributionsmodell. Broadcom verfolgt seither eine klare „Direct-to-Customer“-Strategie und hat zahlreiche Reseller- und Partnerverträge beendet. Laut CRN wurden bis Februar 2024 bereits mehr als 90 Prozent der bisherigen Partner gekündigt – darunter namhafte Distributoren im europäischen Raum.

Statt breiter Marktansprache setzt Broadcom auf wenige, ausgewählte Enterprise-Accounts. Viele ehemals mittelständische VMware-Kunden sehen sich nun ohne direkten Ansprechpartner oder mit abrupt endenden Wartungsverträgen konfrontiert.

Was bedeutet das für bestehende Kundenstrukturen?

Insbesondere mittelständische und kleinere Unternehmen, die VMware-Lösungen über integrierte Reseller-Modelle oder Managed Service Provider (MSPs) bezogen, stehen unter Zugzwang. Sämtliche Support- und Lizenzmodelle wurden restrukturiert. Einige zentrale Veränderungen im Überblick:

  • Kündigung bestehender Lizenzen: Ab 2024 bietet VMware keine unbefristeten Lizenzen mehr an. Stattdessen müssen Kunden auf Abomodelle mit deutlich höheren Kosten umsteigen.
  • Subscription Only: Neue Produkte sind nur über Subscriptions verfügbar – bestehende Legacy-Lizenzen werden nicht mehr verlängert.
  • Support-Umstellung: Bestehende Maintenances laufen aus, während gleichzeitig Preise für neue Subscription-Supportpakete steigen – laut einer IDC-Analyse um bis zu 120 % im Enterprise-Segment.

Das Ergebnis: Viele Kunden beklagen massive Unsicherheit, fehlende Transparenz bei Preisstrukturen und mangelnde Ansprechpartner seitens VMware. Auch Systemhäuser geraten unter Druck, da sie ihren Kunden keine langfristig belastbaren Lizenzangebote mehr machen können.

Ein Markt in Bewegung: Die Alternativen zur VMware-Plattform

Der Wandel bei VMware eröffnet zugleich Chancen für alternative Anbieter. Open-Source-basierte Virtualisierungstechnologien wie Proxmox VE, KVM oder kommerzielle Plattformen wie Nutanix, Scale Computing oder Red Hat OpenShift Virtualization gewinnen spürbar an Zulauf.

Eine Studie von Synergy Research Group zeigt: Der Marktanteil von VMware im Infrastruktur-Virtualisierungsmarkt sank im ersten Halbjahr 2024 erstmals unter 65 %, während Anbieter wie Nutanix ihre Anteile um rund 7 % ausbauen konnten.

Auch die Migration in Public-Cloud-Umgebungen nimmt Fahrt auf. Laut Gartner planen 38 % der Unternehmen, einen Teil ihrer virtuellen Workloads in den nächsten 12 Monaten in hybride oder vollständig cloudbasierte Infrastrukturen zu verlagern.

Diese Entwicklung ruft Cloud-native Ansätze wie Kubernetes, OpenStack sowie Edge-Plattformen auf den Plan, die klassische Virtualisierung ablösen oder ergänzen können.

Chancen für Kunden: Was jetzt möglich wird

Die Veränderungen bieten trotz aller Risiken auch handfeste Chancen. Kunden, die sich bislang stark an VMware gebunden haben, nutzen die Situation, um veraltete Strukturen zu überdenken und in moderne, flexiblere Architekturen zu investieren:

  • Kostenoptimierung: Alternativen wie Proxmox oder KVM sind teilweise Open Source und ermöglichen signifikante Einsparungen bei Lizenz- und Supportkosten.
  • Architekturfreiheit: Multi-Cloud- oder Hybrid-Cloud-Strategien geben Kunden mehr Unabhängigkeit und vermeiden Lock-in-Effekte.
  • Modernisierungsschub: Die erzwungene Transformation führt oft zu Investitionen in Automatisierung, Containerisierung und DevOps-Prozesse.

Ein Beispiel ist der deutsche Mittelstands-IT-Dienstleister CityCloud, der infolge der VMware-Umstellung über 150 Kunden erfolgreich auf eine Mischung aus Proxmox und OpenStack migriert hat – kostensenkend und sicherheitstechnisch auf dem neuesten Stand.

Bestandsaufnahme: So bewerten IT-Verantwortliche die Umstellung

In einer aktuellen Umfrage von Heise Business Services (Mai 2025) unter 612 IT-Leitern aus DACH gaben 62 % an, ihre VMware-Nutzung im Laufe der kommenden 12 Monate reduzieren oder ganz ablösen zu wollen. Über 40 % der Befragten haben bereits konkrete Migrationspläne auf alternative Virtualisierungsplattformen erstellt.

Als größte Herausforderungen nannten sie:

  • Fehlende Migrationsressourcen (52 %)
  • Komplexität der bestehenden VMware-Landschaft (47 %)
  • Unsicherheit bei der Langfriststrategie von Broadcom (45 %)

Gleichzeitig betonten viele Unternehmen auch die Gelegenheit, durch die Neuaufstellung mehr Sicherheit, Automatisierung und regulatorische Konformität zu gewinnen.

Handlungsempfehlungen: So bereiten Sie sich optimal vor

Unternehmen, die VMware noch betreiben oder mittelfristig ersetzen wollen, stehen strategisch vor entscheidenden Weichenstellungen. Folgende Maßnahmen sind jetzt besonders empfehlenswert:

  • Jetzt Alternativen evaluieren: Organisationen sollten schnell potenzielle Nachfolgelösungen prüfen – etwa Proxmox VE für klassische Virtualisierung, oder Kubernetes/OpenShift für containerbasierte Szenarien.
  • Lizenz-Situation prüfen: Lassen Sie bestehende VMware-Verträge von Fachberatern analysieren, um Kündigungsfristen, Verlängerungsoptionen und versteckte Kosten zu identifizieren.
  • Migratorische Roadmap erstellen: Ein stufenweiser Migrationsplan mit Pilotprojekten hilft, Risiken zu minimieren und Ressourcen gezielt einzusetzen.

Fazit: Zwischen Disruption und Innovation

Der Umbruch bei VMware ist für viele Unternehmen tiefgreifend, teilweise schmerzhaft – aber auch eine historisch seltene Chance, bestehende IT-Strukturen neu zu denken. Wer jetzt handelt, kann aus der Zäsur einen Wettbewerbsvorteil entwickeln.

Wie gehen Sie mit der Änderung um? Haben Sie bereits Alternativen implementiert oder sind Sie noch auf der Suche nach der besten Strategie? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und diskutieren Sie mit der Community.

Schreibe einen Kommentar