Webentwicklung

Vergleich: NGINX Open Source vs. NGINX Plus mit ACME

Ein hell erleuchtetes, modernes Büro mit freundlichen IT-Profis, die konzentriert an Laptops arbeiten, umgeben von natürlichem Tageslicht und warmen Holzakzenten, das harmonisch technische Innovation und kollaborative Teamarbeit beim Umgang mit Webserver-Technologien wie NGINX und ACME symbolisiert.

Seit der Open-Source-Version 1.23.0 unterstützt NGINX erstmals nativ ACME/Let’s Encrypt-Zertifikate – ein Feature, das zuvor ausschließlich Nutzern von NGINX Plus vorbehalten war. Doch was bedeutet dieser Schritt für Unternehmen, Administratoren und Entwickler?

Einleitung: Der ACME-Meilenstein in NGINX

Das Automatic Certificate Management Environment (ACME) Protokoll ist mittlerweile ein De-facto-Standard für die automatisierte Ausstellung, Verlängerung und Verwaltung von TLS-Zertifikaten. Die weitverbreitete CA Let’s Encrypt setzt seit Jahren auf ACME und hat die Zertifikatslandschaft revolutioniert. Gemäß Daten von Let’s Encrypt (Stand Juni 2024) stammen rund 254 Millionen aktive Zertifikate von der gemeinnützigen Zertifizierungsstelle – ein Marktanteil von über 50 % im globalen HTTPS-Traffic.

Mit der ACME-Unterstützung ab Version 1.23.0 reagiert NGINX auf einen lang gehegten Wunsch der Community. Die Frage, die sich stellt: Ist NGINX Plus mit ACME durch die neue Funktion in der Open-Source-Variante überholt – oder bietet die kommerzielle Version weiterhin relevante Vorteile?

NGINX OSS und Plus im Überblick

NGINX ist weltweit eine der meistgenutzten Webserver- und Reverse-Proxy-Lösungen. Die beiden Hauptvarianten sind:

  • NGINX Open Source (OSS): Frei verfügbar unter der 2-clause BSD-Lizenz. Unterstützt gängige Webserver-Szenarien, Reverse Proxy, Load Balancing und nun auch ACME.
  • NGINX Plus: Kommerzielle Distribution mit erweiterten Features, Support und Monitoring-Tools. Kostenpflichtig – aktuell rund 2.500 USD pro Instanz und Jahr (Stand: Juni 2025, F5 Networks).

Beide Versionen stammen aus dem Hause F5 Networks, nach der Übernahme von NGINX Inc. im Jahr 2019.

ACME-Unterstützung in beiden Varianten

Mit der Integration von ACME in NGINX OSS nähert sich die Open-Source-Version funktional weiter dem Funktionsumfang von Plus an. Die Umsetzung basiert auf dem ngx_http_acme_module, der in 1.23.0 eingeführt und weiter optimiert wurde.

NGINX Plus nutzte seit Version R15 ein internes Modul mit vergleichbarer Funktionalität, ergänzt um erweiterte Automatisierungsmöglichkeiten und Integration mit F5-Infrastrukturkomponenten.

Die wichtigsten Unterschiede im ACME-Bereich:

  • Funktionsumfang: Beide Varianten unterstützen HTTP-01-Challenges. DNS-01 ist in OSS nur über externe Scripte oder Tools wie certbot möglich, in NGINX Plus dagegen über integrierte Schnittstellen.
  • Verwaltung: Die Plus-Version bietet ACME-Konfigurationsmanagement direkt über das REST API und das NGINX Plus Dashboard – ein klarer Vorteil für Enterprise-Umgebungen.
  • Fehlerbehandlung und Logging: Feingranulare Logs und strukturierte Fehlercodes sind Plus-Nutzern vorbehalten. OSS protokolliert rudimentärer und meist nur im Error-Log.

Damit bleibt NGINX Plus trotz Gleichstand bei Basisfunktionen die robustere Variante für professionelle DevOps-Umgebungen.

Was NGINX Plus weiterhin auszeichnet

Viele Unternehmen stellen sich angesichts der neuen ACME-Funktion in OSS die Frage: Reicht die kostenlose Version künftig aus? Die Antwort hängt stark vom Anwendungsfall ab.

NGINX Plus liefert Funktionen, die über Sicherheit hinausgehen:

  • Load Balancing auf Layer 7: Dynamisches Weighting, Health Checks, Session Persistence
  • Live Activity Monitoring: Echtzeitmetriken via REST API und UI
  • Dynamische Re-Konfiguration: Ohne Neustart Änderungen am Routing oder Upstream-Pools
  • gRPC, HTTP/2 Proxying und WebSocket-Funktionen: In OSS nur eingeschränkt

Laut F5 Networks nutzen über 10.000 Kunden weltweit NGINX Plus, darunter Akteure wie Netflix, Dropbox und Atlassian.

Leistungsdaten im Vergleich

Zahlreiche Benchmarks zeigen: Während beide Varianten bei statischen Inhalten ähnlich performen, spielt NGINX Plus seine Stärken bei hoher Last und komplexen Reverse-Proxy-Setups aus. In einem Vergleich von TechEmpower 2024 erreichte NGINX Plus eine um 18 % höhere Durchsatzrate bei aktiviertem Load Balancing und TLS-Termination als OSS mit gleichem Setup.

Dies ist unter anderem dem integrierten Caching, erweiterten Buffer-Management und der Zero-Downtime-Konfigurationsfähigkeit geschuldet – in vielen Enterprise-Szenarien ein entscheidender Punkt.

Ein weiteres Argument aus der Praxis: SLAs. Wer Services mit 99,99 % Uptime garantiert, benötigt verlässlichen Support – ein Feature, das ausschließlich mit NGINX Plus geliefert wird.

Best Practices für die Wahl zwischen OSS und Plus

  • Kleinere Webprojekte oder CMS-Websites: Hier reicht NGINX OSS mit ACME-Integration meist vollständig aus.
  • High-Traffic APIs und Edge Computing: NGINX Plus bietet durch erweitertes Loadbalancing spürbare Vorteile.
  • DevOps im Enterprise-Umfeld: REST API, dynamische Re-Konfiguration und Support machen Plus zum Pflichtprogramm.

Wichtig: Selbst mit ACME sind Sicherheits- und Automatisierungsanforderungen nicht trivial. Deshalb empfehlen sich CI/CD-Integrationen und Policy-Engines zusätzlich – egal bei welchem Release.

Praktische Tipps zur Implementierung:

  • Nutzen Sie für ACME in OSS bewährte Tools wie certbot, lego oder dehydrated mit automatischer Renew-Hook-Logik.
  • Vermeiden Sie Domain-Switches ohne vollständiges Zertifikats-Rollout – ACME-Ratelimits greifen sonst schnell.
  • Führen Sie regelmäßige Dry-Runs mit der Staging-CA von Let’s Encrypt durch, um Konfigurationsfehler frühzeitig abzufangen.

Statistik: Laut Statista 2024 nutzen 71 % der befragten DevOps-Teams automatisierte TLS-Bereitstellung mit Let’s Encrypt. 63 % davon setzen ACME-Integrationen direkt im Webserver ein, der Rest über externe Tools oder CI/CD-Anbindungen.

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Abgrenzung zu alternativen ACME-Lösungen

Zwar bieten auch Webserver wie Apache und Caddy native ACME-Unterstützung, jedoch mit unterschiedlichem Fokus. Caddy automatisiert Zertifikatsmanagement am stärksten – allerdings oft auf Kosten der granularen Kontrolle, die NGINX bietet.

Tools wie traefik oder HAProxy bieten ACME Integration primär im Container-basierten Umfeld. Im klassischen Bare-Metal oder Hybrid-Setup bleibt NGINX (OSS oder Plus) durch Flexibilität, Performance und Community-Support führend.

Ein Integrationsvorteil: NGINX lässt sich nahtlos mit Container-Orchestratoren wie Kubernetes über Ingress Controller einsetzen – OSS ebenso wie Plus.

Fazit: Für wen lohnt sich NGINX Plus trotz ACME in OSS?

Mit der Einführung der ACME-Unterstützung in der Open Source Version hat NGINX einen wichtigen Schritt in Richtung Feature-Parität getan. In vielen mittelgroßen Webprojekten kann NGINX OSS mit ACME daher NGINX Plus ersetzen – ohne erhebliche funktionale Abstriche.

Doch wer komplexe Anforderungen an Verfügbarkeit, Monitoring und konfigurierbare Skalierbarkeit hat, wird mit NGINX Plus weiterhin besser fahren. Die Investition lohnt sich insbesondere dann, wenn Support, Performance und Infrastruktur-Automatisierung geschäftskritisch sind.

Die beiden Varianten sind mittlerweile keine Konkurrenten mehr, sondern zielgerichtete Lösungen für unterschiedliche Szenarien.

Haben Sie bereits Erfahrungen mit NGINX Plus oder neuen ACME-Funktionen in OSS gesammelt? Schreiben Sie uns in den Kommentaren oder diskutieren Sie mit unserer Community in den Tech-Foren!

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