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Virtuelle Charaktere: Die Zukunft des Marketings?

Ein hell erleuchtetes, modernes Studio mit einer stilvoll inszenierten jungen Frau, die selbstbewusst in die Kamera lächelt – ihr Aussehen wirkt zeitgemäß und leicht futuristisch, während warmes Tageslicht ihre Gesichtszüge sanft betont und eine freundliche, einladende Atmosphäre schafft, die Innovation und digitale Nähe verkörpert.

Sie sehen aus wie Influencer, agieren in Echtzeit und verfügen über Millionen Follower – doch sie existieren nicht wirklich. Virtuelle Charaktere sind dabei, das Marketing zu transformieren. Was einst als Sci-Fi galt, wird immer mehr zur Realität in der Markenkommunikation.

Virtuelle Influencer: Mehr als nur ein Trend

Der Markt für virtuelle Charaktere und Avatare boomt. Laut einer 2023 veröffentlichten Studie von Influencer Marketing Hub nutzen bereits über 35 % der globalen Marken virtuelle Influencer in irgendeiner Form – Tendenz steigend. Besonders beliebt sind sie in Asien und Nordamerika. Ein Treiber dieser Entwicklung ist die steigende Akzeptanz digitaler Identitäten in der Gen Z und Gen Alpha.

Virtuelle Charaktere – auch Digital Humans oder CGI-Influencer genannt – sind computeranimierte Figuren, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI), Motion Capture und 3D-Design in sozialen Netzwerken oder in Kampagnen agieren. Bekannte Vertreter wie Lil Miquela, Shudu oder NOONOOURI erzielen auf Instagram und TikTok Reichweiten, von denen menschliche Influencer mitunter nur träumen können.

Skalierbar, immer verfügbar, makellos: Die Vorteile für Marken

Virtuelle Avatare bieten Marken entscheidende Vorteile gegenüber traditionellen Brand Ambassadors:

  • Skalierbarkeit: Virtuelle Influencer können zeitgleich in verschiedenen Märkten agieren – ohne logistischen Aufwand oder kulturelle Anpassungslücken.
  • Kontrolle: Marken behalten die vollständige kreative Hoheit über Auftritte, Aussagen und Wertevermittlung der Charaktere.
  • Verfügbarkeit: Im Gegensatz zu menschlichen Testimonials „arbeiten“ digitale Charaktere rund um die Uhr – ohne Krankheit, Vertragsschwierigkeiten oder Imageverlust.

Gerade in Zeiten von TikTok, Metaversen und personalisiertem Storytelling werden virtuelle Charaktere zu wertvollen Extensions der Markenidentität.

Fallbeispiele: Drei Kampagnen, die Maßstäbe setzen

1. Calvin Klein X Lil Miquela (2019): Die Kollaboration zwischen der ikonischen Modemarke und dem CGI-Model Lil Miquela sorgte für Schlagzeilen – vor allem, weil sie in einem Werbeclip zusammen mit der realen Sängerin Bella Hadid auftrat. Die Kampagne erzielte über 50 Millionen Impressions in einer Woche und verdeutlichte das virale Potenzial virtuell-realer Interaktionen.

2. Balmain X Shudu: Das High-Fashion-Label Balmain kreierte gleich ein ganzes virtuelles Model-Trio, angeführt von Shudu, dem „ersten digitalen Supermodel“. Ziel war es, Diversität und Inklusivität mit technologischem Pioniergeist zu verbinden. Der ästhetische Anspruch wurde dabei konsequent mit KI-gestützter Inszenierung gekoppelt.

3. Samsung Galaxy House im Metaverse: Im Rahmen ihrer Metaverse-Strategie launcht Samsung interaktive Avatare, die Besuchern durch Produktwelten im virtuellen Raum führen – gesteuert von NLP-basierten KI-Modellen, die Fragen in Echtzeit beantworten. Laut Samsung führte das zu einer 20 % höheren Verweildauer im Vergleich zu klassischen virtuellen Showrooms (Samsung Global Newsroom, 2024).

Community-Building durch digitale Identifikationsfiguren

Virtuelle Charaktere sind mehr als bloße Eye-Catcher. Sie spielen eine zunehmend zentrale Rolle im Community-Aufbau. Avatare wie Apoki in Südkorea oder Imma in Japan betreiben YouTube-Kanäle, geben Interviews, veranstalten Livestreams und posten auf Social Media – immer gemäß eines durchdachten Narrativs.

Für Marken bietet das enormes Potenzial: Statt passiver Kundenansprache wird die Community zum aktiven Teil einer dynamischen Story. Virtuelle Charaktere werden zu Identifikationsfiguren, deren Geschichten sich mit den Erlebnissen der Zielgruppe verwoben anfühlen.

Kein Wunder also, dass Unternehmen wie Meta, Adobe und NVIDIA in den letzten Jahren massiv in die Weiterentwicklung KI-gestützter Character Engines investiert haben.

Der KI-Faktor: Wie Technologie die Vision befeuert

Künstliche Intelligenz ist das Fundament virtueller Charaktere. Natural Language Processing (NLP), Text-to-Speech Algorithmen, Generative Adversarial Networks (GANs) und 3D-Character-Rigging ermöglichen eine nie dagewesene Personalisierung.

Beispielsweise arbeitet der japanische Konzern LINE an KI-basierten Markenbotschaftern, die auf Nachrichten in Echtzeit reagieren – inklusive Emotionserkennung und Kontextsinn. Auch OpenAIs GPT-Modelle werden zunehmend genutzt, um Avatare mit glaubwürdigen Dialogfähigkeiten auszustatten.

Laut McKinsey (2023) liegt die weltweit durchschnittliche Conversion Rate bei Influencer-Kampagnen mit virtuellen Charakteren etwa 30 % höher als bei rein menschlichen Influencern – abhängig von Branche und Zielgruppe (McKinsey Marketing Insights, 2023).

Integration ins Storytelling: Real trifft Digital

Virtuelle Charaktere eröffnen völlig neue Narrativstrukturen. Beispielhafte Strategien umfassen:

  • Hybrides Storytelling: Kombination aus realen Personen und virtuellen Avataren, um verschiedene Dimensionen eines Produktes oder einer Marke zu inszenieren.
  • Transmediale Erzählung: Verknüpfung von Inhalten über Social Media, Games und Web3-Plattformen – gesteuert durch einen zentralen Avatar.
  • Realtime-Kommunikation: KI-Avatare, die Nutzerantworten auf Instagram Stories oder TikTok-Kommentare automatisiert, personalisiert und zielgruppengerecht beantworten.

Solche Storytelling-Ansätze stärken nicht nur das Markenimage, sondern schaffen immersive Erlebnisse, die im Gedächtnis bleiben.

Drei praktische Tipps für Unternehmen

  • Klein starten: Pilotieren Sie Ihren virtuellen Charakter zunächst auf einem Kanal mit klar definierter Zielgruppe, etwa Instagram oder TikTok.
  • Authentizität wahren: Auch ein Avatar braucht eine konsistente Persönlichkeit mit echten Werten, um beim Publikum Anklang zu finden.
  • Technologiepartner wählen: Setzen Sie auf erfahrene Studios oder KI-Plattformen, um technische Exzellenz und Nutzererfahrung sicherzustellen.

Fazit: Mehr als Hype – eine neue Ära der Markenkommunikation

Virtuelle Charaktere verändern das Marketing grundlegend. Sie verbinden kreative Vision mit technologischer Präzision und bieten Marken die Möglichkeit, authentisch, skalierbar und visuell eindrucksvoll zu kommunizieren. Noch stehen wir am Anfang dieser Entwicklung – doch der Trend zeigt klar nach oben.

Welche Erfahrungen habt ihr bereits mit virtuellen Avataren gemacht – als User oder Marketer? Teilt eure Meinungen und Cases gerne in unserer Community!

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