Webdesign & UX

Von Photoshop zu Figma: Die Evolution der Design-Tools

Ein warm beleuchtetes Homeoffice mit einem modernen Laptop, auf dessen Bildschirm sich lebhafte Design-Softwareszenen abzeichnen, umgeben von Skizzen, Notizen und einem entspannten Designer, der im morgendlichen Sonnenlicht konzentriert und zufrieden an kreativen Ideen arbeitet.

Design-Software hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten radikal gewandelt: Weg von isolierten Anwendungen wie Photoshop – hin zu kollaborativen, Cloud-basierten Tools wie Figma. Diese Entwicklung verändert nicht nur Arbeitsprozesse, sondern auch die Art und Weise, wie Produkte entstehen.

Von Pixeln und Ebenen: Wie alles mit Photoshop begann

Photoshop von Adobe war über Jahre hinweg das Synonym für professionelles Grafikdesign. Entwickelt in den späten 1980er Jahren und 1990 erstmals veröffentlicht, etablierte sich das Tool schnell als Standard für Grafikbearbeitung, Bildkomposition sowie Webdesign. Mit seinem mächtigen Funktionsumfang, der pixelgenauen Kontrolle und der großen Erweiterbarkeit diente Photoshop Teams und Einzelpersonen gleichermaßen.

Doch Photoshop war von Beginn an als Desktop-Anwendung konzipiert – mit klarer Trennung zwischen Designer, Entwickler und Kunde. Dateien wurden lokal gespeichert, Feedback-Schleifen liefen per E-Mail oder über markierte PDFs. Kollaboration fand, wenn überhaupt, sequentiell statt.

Der Paradigmenwechsel: Warum Figma zur neuen Norm wurde

Mit der Weiterentwicklung von Webtechnologien und dem Aufkommen mobiler Anwendungen entstanden auch neue Anforderungen an Design-Software. Enter Figma: 2016 gestartet, entwickelte sich die Anwendung schnell zu einem Gamechanger im UI/UX-Bereich. Als vollständig browserbasiertes Design-Tool setzt es konsequent auf Live-Kollaboration, Versionierung, Komponentenlogik und API-Integrationen.

Nach Angaben von Figma selbst arbeiten heute über 4 Millionen User:innen weltweit mit der Plattform – vom Startup bis zum Großkonzern. Laut einer Studie von UX Tools (2023) setzen 77 % der befragten UX-Designer:innen Figma als primäres Design-Tool ein, während nur noch 12 % regelmäßig auf Photoshop zurückgreifen.

Vergleich der Technologien: Desktop kontra Cloud

Die Unterschiede zwischen klassischen Desktop-Tools wie Photoshop und modernen Lösungen wie Figma könnten größer kaum sein:

  • Installationsmodell: Photoshop benötigt eine lokale Installation; Figma läuft direkt im Browser ohne Setup.
  • Speicherort: Während Photoshop mit lokalen PSD-Dateien arbeitet, speichert Figma Projekte in der Cloud mit automatischer Versionierung.
  • Kollaboration: Figma erlaubt Echtzeit-Kollaboration mit mehreren Stakeholdern – ähnlich wie Google Docs.
  • Preisstruktur: Photoshop basiert auf einem kostenpflichtigen Creative-Cloud-Abo, während Figma kostenlose Team-Tiers bietet.

Gerade im Remote-Zeitalter ist die browserbasierte Architektur von Figma ein klarer Vorteil: keine Probleme mit Dateiversionen, keine inkompatiblen Plugins und jederzeitiger Zugriff, egal von welchem Gerät.

Auswirkungen auf den Designprozess

Der komplette Design-Workflow hat sich durch Tools wie Figma grundlegend verändert:

  • Interdisziplinarität: Entwickler:innen, Designer:innen und Produktmanager:innen arbeiten nun stärker integriert – am selben File.
  • Rapid Prototyping: Mit eingebauten Prototyping-Funktionen können Nutzer:innen sofort klickbare Interfaces erstellen.
  • Design-Systeme: Mit wiederverwendbaren Komponenten und Bibliotheken lassen sich konsistente UX-Erlebnisse skalieren.

Ein weiteres Ergebnis: Die Abstimmungszyklen haben sich dramatisch verkürzt. Laut einer Erhebung von InVision (2022) geben 68 % der befragten Teams an, dass sich ihre Time-to-Prototype seit der Nutzung kollaborativer Tools halbiert hat.

Vorteile moderner Design-Tools im Detail

  • Bessere Skalierbarkeit: Design-Systeme in Figma erlauben die einheitliche Anwendung über hunderte Screens hinweg.
  • Plattformunabhängigkeit: Browserzugang macht lokales Betriebssystem oder Gerätekapazitäten zweitrangig.
  • Schnelle Iteration: Änderungen sind sofort sichtbar – ohne Speicher-Button oder Rendering-Zeit.

Dank Live-Feedback und Kommentarfunktionen innerhalb des Interface-Designs werden Prozesse transparenter – was nicht nur die Teamarbeit erleichtert, sondern auch zu besseren Produkten führt.

Nachteile und Herausforderungen

Doch der Umstieg bringt nicht nur Vorteile mit sich. Insbesondere für langjährige Photoshop-Nutzer:innen ist der Paradigmenwechsel mit Hürden verbunden:

  • Reduzierte pixelgenaue Kontrolle: Vektorbasierte Workflows wie in Figma sind nicht immer präzise genug für komplexe Bildbearbeitung.
  • Datenschutz und IT-Compliance: Cloud-Lösungen wie Figma stellen Unternehmen vor Fragen zur DSGVO-Konformität und Datenhoheit.
  • Verfügbarkeitsrisiken: Kein Internet – kein Zugriff. Offline-Arbeiten ist bei Figma nur eingeschränkt möglich.

Insbesondere große Unternehmen treffen daher häufig hybride Entscheidungen: Design erfolgt in Figma, während Marketingmaterialien weiterhin in der Adobe CC Suite entstehen.

Alternative Tools: Figma ist nicht allein

Trotz seiner Popularität ist Figma nicht konkurrenzlos. Zu den wichtigsten Playern im modernen Design-Stack gehören heute unter anderem:

  • Adobe XD: Adobes Antwort auf Figma, mit enger Integration zur Creative Cloud.
  • Sketch: Früher Figma-Konkurrent Nummer eins, heute eher in macOS-zentrierten Teams vertreten.
  • Penpot: Open-Source-Design-Tool mit Fokus auf kollaborative Workflows und frei verfügbarem Code.

Diese Tools bedienen unterschiedliche Bedürfnisse – von Datenschutz über Open-Source-Strategie bis hin zur Tiefenintegration in bestehende Corporate-Stacks.

Best Practices für den Designprozess mit Figma

Wer mit Figma oder ähnlichen Tools arbeitet, sollte auf strukturierte Prozesse achten. Diese drei Tipps helfen beim effizienten Arbeiten:

  • Naming Conventions etablieren: Einheitliche Benamung von Frames und Komponenten erleichtert die Navigation und Zusammenarbeit.
  • Libraries zentral pflegen: Gemeinsame Design-Systeme fördern Konsistenz über verschiedene Teams hinweg.
  • Versionierung aktiv nutzen: Unterschiede lassen sich nachvollziehen, Rollbacks sind einfacher gespeichert als bei Datei-basierten Workflows.

Ein Blick in die Zukunft des UI/UX-Designs

Design-Tools werden künftig noch stärker in das Produktentwicklungs-Ökosystem integriert. Die Grenzen zwischen Design, Code und Produktstrategie verschwimmen:

Neue Ansätze wie „Design Tokens“, component-based Development und No-Code/Low-Code-Plattformen bringen Designer:innen und Developer:innen noch enger zusammen. Tools wie Figma wollen dem gerecht werden – etwa mit „Dev Mode“, direkt eingebauter Code-Inspektion und API-Zugriff für automatisierte Workflows.

Zudem schreitet auch die Integration von KI-gesteuerten Funktionen voran: Vorschläge für Auto-Layouts, automatische Text- und Farboptimierung oder semantische Analyse von UI-Komponenten könnten schon bald Standard sein.

Fazit: Die neue Design-Welt ist kollaborativ, skalierbar – und noch lange nicht am Ende

Die Reise von Photoshop zu Figma spiegelt mehr wider als nur die Entwicklung von Software: Sie markiert einen tiefgreifenden Wandel in unserer Arbeitsweise. Design ist heute vernetzter, schneller und zugänglicher geworden.

Wer mit der Zeit gehen möchte, sollte sich nicht nur an neue Tools gewöhnen, sondern auch mental umdenken: Weg von isolierten Einzelprojekten, hin zu teamorientierten, iterativen und datengetriebenen Workflows.

Welche Tools nutzt ihr in eurem Design-Alltag? Welche Erfahrungen habt ihr mit Figma gemacht – positiv wie negativ? Wir freuen uns auf eure Insights in den Kommentaren!

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