Hosting & Infrastruktur

Ein Blick hinter die Kulissen: Tag des offenen Rechenzentrums

Ein warm erleuchteter, moderner Serverraum mit strahlend weißen Wänden und glänzenden Glasflächen, in dem gut gelaunte Mitarbeitende in legerer Businesskleidung mit offener Kommunikation und natürlichem Tageslicht die digitale Infrastruktur eines hochmodernen Rechenzentrums an einem Tag der offenen Tür vorstellen.

Am 7. November 2025 öffnen Rechenzentren in ganz Deutschland ihre Tore für Technikbegeisterte, IT-Profis und interessierte Unternehmen. Der „Tag des offenen Rechenzentrums“ bietet seltene Einblicke in die sonst streng gesicherte Infrastruktur der digitalen Welt. Wir zeigen, welche Highlights Besucher erwarten, welche Standorte teilnehmen und warum sich ein Besuch lohnt.

Rechenzentren: Das digitale Rückgrat unserer Gesellschaft

Ob Streamingdienst, Onlinebanking, Cloud-Speicher oder künstliche Intelligenz — nahezu jede digitale Anwendung läuft über Rechenzentren. Sie sind das physische Fundament der digitalen Transformation. Weltweit nimmt die Nachfrage nach Rechenleistung exponentiell zu. Allein in Deutschland wuchs die Fläche von Rechenzentren laut Borderstep Institut zwischen 2010 und 2023 um über 77 %, auf inzwischen rund 3,5 Millionen Quadratmeter.

Mit dem „Tag des offenen Rechenzentrums“ bietet sich die seltene Gelegenheit, diese kritische Infrastruktur aus nächster Nähe zu erleben. Veranstaltet wird das Event in Zusammenarbeit mit dem eco – Verband der Internetwirtschaft e. V., Bitkom sowie der German Datacenter Association (GDA). Ziel: Transparenz schaffen, Vertrauen fördern und den Dialog zwischen Betreibern und Öffentlichkeit stärken.

Diese Rechenzentren öffnen ihre Türen

In diesem Jahr haben sich bereits über 25 Betreiber deutschlandweit angemeldet. Unter den Teilnehmern sind sowohl Hyperscaler als auch Colocation- und Edge-Datacenter. Die bislang bestätigten Standorte umfassen unter anderem:

  • Main DC Frankfurt (Mainova WebHouse): Führt Besucher durch hochmoderne modulare Serverräume mit energieeffizienter Warmgangeinhausung und Kühlung durch Grundwasser.
  • NTT Global Data Centers (Frankfurt/Eschborn): Präsentiert sein neu eröffnetes Gebäude FRA7 mit Fokus auf Nachhaltigkeit, PUE-Werten unter 1,3 und Notstromversorgung durch HVO-Dieselgeneratoren.
  • Windcloud (Nordfriesland): Zeigt sein vollständig CO₂-neutrales Rechenzentrum, dessen Abwärme in einer Algenfarm weiterverwendet wird.
  • eco DatacenterLab Köln: Bietet praxisnahe Führungen zu IT-Infrastrukturen kleiner und mittelgroßer Unternehmen, ideal für KMU und Start-ups.

Alle Standorte stellen Besuchern interaktive Stationen, Live-Demos und Fachvorträge zur Verfügung. Auch Sicherheitsaspekte wie biometrische Zugangskontrollen, Brandmeldeanlagen oder TÜV/TIER-Zertifizierungen stehen im Fokus vieler Anlagenführungen.

Technologische Highlights: State of the Art Infrastruktur erleben

Zu den technologischen Highlights des Tags zählen innovative Lösungen rund um Energieeffizienz, Sicherheit, Automatisierung und Klimaneutralität. Viele Betreiber nutzen die Gelegenheit, neue Technologien erstmals öffentlich zu zeigen:

  • Direct Liquid Cooling (DLC): In mehreren Anlagen können Besucher sehen, wie durch direkte Flüssigkeitskühlung mit Wasser oder Dialkylkühlmitteln die Abwärme deutlich effizienter abgeführt wird.
  • Software-defined Infrastructure: Einige moderne Standorte setzen auf vollständig virtualisierte Rechenzentrumsumgebungen – inklusive Netzwerk, Storage und Sicherheitsebenen.
  • Containerisierte Mikrorechenzentren: Vorgefertigte, skalierbare Servermodule, die sich flexibel erweitern lassen und bei Edge-Use-Cases eine zentrale Rolle spielen.

Ein besonderer Fokus liegt 2025 auf dem Thema Nachhaltigkeit: Betreiber wie Hetzner Online, Green Mountain oder DEAC präsentieren Wege hin zu CO₂-neutralem Betrieb, etwa durch erneuerbare Energien, intelligenten Lastenausgleich oder innovative Wärmerückgewinnung.

Wie entscheidend dieser Wandel ist, zeigt eine Studie des Borderstep Instituts (2023): Rechenzentren verbrauchen in Deutschland jährlich etwa 18 Milliarden Kilowattstunden Strom – das entspricht rund 3,3 % des gesamten Stromverbrauchs. Effizienzmaßnahmen sind also keine Option, sondern Notwendigkeit.

Für wen lohnt sich ein Besuch des Tages des offenen Rechenzentrums?

Die Veranstaltung richtet sich an ein breites Publikum. Vom interessierten Laien über Tech-Enthusiasten bis hin zu IT-Entscheidern mittelständischer und großer Unternehmen bietet der Tag praxisnahe Infos aus erster Hand. Insbesondere für folgende Zielgruppen lohnt sich ein Besuch:

  • IT-Fachkräfte: direkter Einblick in aktuelle Technologien, Benchmarks und Betriebskonzepte – oftmals inklusive Recruiting-Möglichkeiten vor Ort.
  • Energie- und Nachhaltigkeitsmanager: Reale Lösungen zur Reduktion von CO₂-Fußabdrücken durch digitale Infrastruktur.
  • Start-ups und KMU: Der Tag bietet Orientierung bei der Auswahl passender Hosting- oder Colocation-Partner.

Besonders im Fokus stehen auch Ausbildungs- und Studieninteressierte im Bereich IT-Infrastruktur. Viele Unternehmen bieten spezielle Programme an, darunter Mitmachstationen, Azubi-Speed-Datings und Bewerbungsgespräche vor Ort. 2024 hatten laut GDA-Statistik allein in Frankfurt rund 2400 Besucher teilgenommen – 38 % davon waren Schüler, Studierende oder Quereinsteiger.

Praktische Tipps für Besucher

Wer plant, am 7. November ein Rechenzentrum zu besuchen, sollte sich im Vorfeld vorbereiten. Hier einige Empfehlungen, um den Tag optimal zu nutzen:

  • Registrieren Sie sich frühzeitig direkt beim Betreiber – viele Termine sind limitiert und heiß begehrt.
  • Fragen Sie im Vorfeld nach Programmhighlights, Vorträgen oder Führungen – manche Anlagen bieten exklusive Einblicke nur zu bestimmten Uhrzeiten.
  • Nehmen Sie Visitenkarten oder Ihr LinkedIn-Profil mit – Networking wird großgeschrieben und Teams vor Ort sind oft offen für neue Kontakte.

Erlaubte Sicherheitsstandards sorgen dafür, dass Besucher ohne Gefahr geführt werden können. Dennoch ist mit Zugangskontrollen, Ausweispflicht und teils Handy-Abgabe zu rechnen. Die Mitnahme von Kameras ist meist untersagt – achten Sie auf individuelle Hinweise der Veranstalter.

Ein Zeichen für Offenheit und Transformation

Mit dem Tag des offenen Rechenzentrums setzt die Branche ein wichtiges Signal: Wer Digitalisierung vorantreibt, muss auch transparent, nachhaltig und zugänglich sein. Die Offenheit gegenüber der Öffentlichkeit schafft Vertrauen – insbesondere im Hinblick auf Energieverbrauch, Datenschutz und Versorgungssicherheit.

Auch in der Politik findet der Aktionstag zunehmende Beachtung. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat in seinem im April 2025 aktualisierten Strategiepapier „Digitale Infrastrukturen für die Zukunft“ Rechenzentren als Schlüsselindustrie eingestuft. Der Ausbau von „digitalen Leuchtturmstandorten“ mit Nachhaltigkeitsbezug soll weiter gefördert werden – in enger Abstimmung mit der Wirtschaft.

Fazit: Zukunft erleben, wo sie entsteht

Rechenzentren sind das Zentrum der digitalen Gesellschaft – und am 7. November 2025 öffnet sich diese Welt für alle Interessierten. Die Chance, Technik hautnah zu erleben, sich mit Fachleuten auszutauschen und Perspektiven für die eigene berufliche oder unternehmerische Zukunft zu gewinnen, ist einmalig.

Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein: Besuchen Sie ein Datacenter in Ihrer Nähe, stellen Sie Fragen, vernetzen Sie sich. Und teilen Sie Ihre Eindrücke unter dem Hashtag #OffenesRZ2025 auf LinkedIn, Mastodon oder Instagram! Die Zukunft liegt näher, als Sie denken – mitten im Rechenzentrum.

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