Hosting & Infrastruktur

NorthC expandiert in Berlin: Einblicke in die Modernisierung des Rechenzentrums

Ein strahlend heller, editorial wirkender Innenraum eines modernen Rechenzentrums in Berlin mit warmem Tageslicht, in dem gut gelaunte IT-Profis in entspannter, kollegialer Atmosphäre Technik und Bildschirme prüfen, umgeben von nachhaltiger Infrastruktur und digitaler Hightech, die die Zukunftsfähigkeit und innovative Expansion von NorthC eindrucksvoll widerspiegelt.

Mit der Übernahme eines Rechenzentrums in Berlin setzt die NorthC Group ihren Expansionskurs in der DACH-Region fort. Bis 2027 soll der Standort grundlegend modernisiert und in das europaweite Netzwerk des Unternehmens integriert werden. Was bedeutet das für die regionale Infrastruktur, den Markt und die Kunden?

NorthC übernimmt Berliner Rechenzentrum von IP Exchange

Im April 2024 gab die NorthC Group den Erwerb des Berliner Rechenzentrums von IP Exchange bekannt, einer Tochtergesellschaft der noris network AG. Mit der Akquisition stärkt das niederländische Unternehmen seine Präsenz in Deutschland, nachdem zuvor bereits Standorte in München und Nürnberg übernommen wurden. Insgesamt betreibt NorthC damit nun 18 Rechenzentren in Europa, darunter sieben in Deutschland.

Nach Unternehmensangaben war der strategische Standort in Berlin maßgeblich für die Entscheidung. Die Hauptstadt gilt als einer der am schnellsten wachsenden Digitalstandorte Europas. Laut einer Studie von CBRE stieg die Gesamtkapazität von Rechenzentren in der Region Berlin im Jahr 2023 um 23 %, was auf die hohe Nachfrage nach Colo- und Edge-Lösungen zurückzuführen ist.

Modernisierungsmaßnahmen bis 2027 geplant

Die vollständige Integration des Berliner Standorts in die NorthC-Infrastruktur soll bis Ende 2027 abgeschlossen sein. Geplant sind umfassende Investitionen in Energieeffizienz, Netzwerkanbindung und Sicherheitsinfrastruktur. Die Rechenzentrumskapazitäten sollen durch Um- und Ausbauten deutlich erhöht werden, wobei der Fokus auf nachhaltigem Betrieb und modularen Ausbauoptionen liegt.

Ein zentrales Ziel der Maßnahmen ist die Senkung der Power Usage Effectiveness (PUE). Der aktuelle Branchendurchschnitt in Deutschland liegt laut Borderstep Institut bei einem PUE-Wert von etwa 1,6. NorthC strebt einen Wert unter 1,3 an – ein ambitionierter, aber angesichts der geplanten Umbauten realistischer Wert.

Darüber hinaus soll der Standort als Drehscheibe für Cloud-Konnektivität und Edge-Dienste dienen. Bereits heute ist Berlin ein attraktiver Standort für Hyperscaler und Colocation-Anbieter aufgrund seiner Nähe zu Osteuropa und seiner steigenden Bedeutung als europäisches Digital Hub.

Strategische Vorteile: Warum Berlin?

Die Expansion nach Berlin bietet NorthC gleich mehrere strategische Vorteile. Erstens profitiert das Unternehmen von der dynamischen IT-Industrie in der Hauptstadtregion. Berlin beherbergt mittlerweile über 3.000 Start-ups, zahlreiche internationale IT-Konzerne sowie Forschungszentren wie das HPI und das Fraunhofer HHI.

Zweitens ermöglicht die zentrale geografische Lage Berlins eine schnelle Anbindung an wichtige Märkte in Ost- und Zentraleuropa. Insbesondere für Kunden aus dem Finanzsektor, der Forschung und dem öffentlichen Dienst ist ein redundanter, gut vernetzter Standort mit direkter Konnektivität gefragt.

Drittens verfolgt NorthC das Ziel, seine Standorte regional auszubalancieren, um Ausfallsicherheit und digitale Souveränität innerhalb Europas zu verbessern. Mit dem Berliner Rechenzentrum entsteht ein weiteres Glied in einem dezentralen Hosting-Netz, das Regionen wie München, Frankfurt, Amsterdam und Zürich miteinander verbindet.

Technologische Herausforderungen und Marktteilnehmer

Die Etablierung im Berliner Markt bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Der Markt ist durch etablierte Player wie NTT, Vantage Data Centers und e-shelter (NTT GDC) stark umkämpft. Diese Anbieter investierten in den letzten Jahren massiv in ihre Kapazitäten, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Allein Digital Realty plant bis 2026 rund 400.000 m² neue Rechenzentrumsfläche in Deutschland – ein großer Teil davon in Berlin.

Darüber hinaus stehen neue Betreiber wie NorthC vor regulatorischen Hürden, insbesondere im Hinblick auf Energieversorgung und Umweltanforderungen. Das Berliner Abgeordnetenhaus plant derzeit neue Vorgaben zur Abwärmenutzung bei Rechenzentren. NorthC gab bereits an, mit lokalen Versorgern und der Verwaltung zusammenzuarbeiten, um zukunftssichere Lösungen wie Wärmerückgewinnung und Nutzung erneuerbarer Energien umzusetzen.

Laut Bitkom e.V. erzeugten deutsche Rechenzentren im Jahr 2022 rund 16 Mrd. kWh Stromverbrauch – Tendenz steigend. Bis 2030 rechnet die EU-Kommission mit einem Anstieg um 28 %, sofern keine Gegenmaßnahmen greifen. Effiziente Technologien und Green IT sind somit nicht nur Wettbewerbsvorteil, sondern auch regulatorische Notwendigkeit.

Auswirkungen auf die regionale Infrastruktur

Die Investitionen von NorthC werden nicht nur technologisch, sondern auch infrastrukturell Spuren hinterlassen. Mit einer geplanten Ausbaufläche von rund 5.000 m² wird der Standort mittelfristig zusätzliche Netzlast erzeugen, Verkehrsflüsse beeinflussen und neue Anforderungen an Energie- und Glasfasernetze stellen.

Positiv zu bewerten ist die potenzielle Einbindung in die Wärmeinfrastruktur der Stadt. Berlin verfolgt das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu sein. Rechenzentren wie das von NorthC könnten durch intelligente Wärmeauskopplung zur Fernwärmeversorgung beitragen. In Amsterdam betreibt NorthC bereits ein Pilotprojekt zur Einspeisung von Abwärme in kommunale Heizungsnetze. Ein vergleichbares Konzept könnte auch in Berlin umgesetzt werden – Gespräche mit Berliner Stadtwerken laufen laut Unternehmensquellen bereits.

Auch für die lokale Wirtschaft ergeben sich Chancen. Neue Arbeitsplätze in den Bereichen Facility Management, IT Security und Netzwerktechnik sowie Kooperationen mit Hochschulen und KMU könnten Berlin als Technologiestandort weiter stärken.

Praktische Empfehlungen für Unternehmen und Verwaltung

  • Frühzeitige Integration von Nachhaltigkeitsanforderungen: Unternehmen sollten Modernisierungen vorausschauend planen und ökologische Standards (z.B. für Abwärmenutzung oder PUE-Werte) von Anfang an einbeziehen.
  • Regionale Resilienz berücksichtigen: Bei der Standortwahl ist auf dezentrale Architektur und Netzredundanz zu achten – insbesondere im Kontext von Ransomware, Blackouts und geopolitischen Krisen.
  • Kollaboration mit lokalen Akteuren fördern: Kommunen, Stadtwerke und Forschungseinrichtungen sollten systematisch in Infrastrukturprojekte eingebunden werden, um Synergieeffekte zu schaffen.

Fazit: Wegweiser zur digitalen Zukunft der Hauptstadt

Mit der Expansion nach Berlin bekräftigt NorthC sein langfristiges Bekenntnis zur deutschen Marktstrategie. Die geplanten Investitionen in Modernisierung, Energieeffizienz und regionale Integration sind ein gutes Beispiel für nachhaltigen Rechenzentrumsbetrieb im 21. Jahrhundert. Gleichzeitig zeigen sich an diesem Beispiel auch die Herausforderungen einer digitalisierten Großstadt: Flächenknappheit, Energiebedarf und regulatorische Rahmenbedingungen erfordern smarte Lösungen und gemeinsame Anstrengungen.

Berlin profitiert dabei nicht nur infrastrukturell, sondern auch als Innovationsstandort – vorausgesetzt, die Akteure ziehen gemeinsam an einem Strang. Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein: Diskutieren Sie mit uns – Was braucht ein zukunftsfähiges Rechenzentrum in Ihrer Region?

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