Hosting & Infrastruktur

VMware Explore 2025: Gründe für den dramatischen Besucherrückgang

Hell ausgeleuchteter, moderner Messestand mit vereinzelten, nachdenklich wirkenden IT-Profis in Business-Kleidung, die mit leichtem Abstand durch geräumige, stilvoll gestaltete Flure einer Technologie-Konferenz schlendern, während warme Sonneneinstrahlung die Szene freundlich und einladend durchflutet und zugleich eine spürbare Ruhe und Reflexion über den Wandel der Digitalbranche vermittelt.

Die VMware Explore 2025 verzeichnete einen der stärksten Besucherrückgänge in ihrer Geschichte. Was steckt hinter dem Stimmungsumschwung in der Community – und welche Rolle spielen Broadcoms strategische Eingriffe? Der folgende Artikel analysiert die Fakten, beleuchtet wirtschaftliche wie technologische Hintergründe und gibt Einschätzungen zur künftigen Entwicklung der Virtualisierungslandschaft.

Rückblick auf die VMware Explore 2025: Leere Flure statt vollem Haus

Mit deutlich unter 5.000 Teilnehmern zeigte sich die VMware Explore 2025 im Vergleich zu früheren Jahren erschreckend unterbesetzt. Noch 2022 hatten sich über 10.000 IT-Fachleute und Partner in San Francisco versammelt – 2024 lag die Zahl bereits bei knapp 6.000. Der Abwärtstrend setzte sich 2025 ungebremst fort. Offizielle Besucherzahlen veröffentlichte VMware dieses Jahr erst gar nicht. Doch zahlreiche Aussteller und Medienvertreter bestätigten eine spürbar geringere Präsenz auf dem Messegelände. Manche sprechen gar von einem „Geisterevent“.

In Gesprächen mit langjährigen Partnern und Kunden kristallisiert sich eine zentrale Ursache heraus: mangelndes Vertrauen in die Zukunft von VMware unter Broadcoms Führung. Viele Systemhäuser, Managed Service Provider und IT-Architekten zeigen sich enttäuscht über die Veränderungen im Produkt- und Supportportfolio – oder verloren schlicht den direkten Draht zu Ansprechpartnern innerhalb von VMware.

Broadcoms Kurs: Radikale Konsolidierung und Enterprise-Fokus

Seit dem offiziellen Abschluss der Übernahme von VMware durch Broadcom im November 2023 verfolgte der Konzern einen konsequenten Konsolidierungskurs. Bereits innerhalb des ersten Quartals 2024 wurden über 2.000 ehemalige VMware-Mitarbeiter entlassen, teils ganze Support-Zentren geschlossen. Im Fokus: eine radikale Verschlankung des Produktportfolios zugunsten einer klaren Enterprise-Strategie.

VMwares frühere Partnerlandschaft aus SMB-, Cloud- und Hosting-Anbietern sieht sich heute mit drastisch veränderten Lizenz- und Preisstrukturen konfrontiert. Der seit Januar 2024 eingeführte Wegfall der Perpetual-Lizenzen und die ausschließliche Fokussierung auf Abomodelle sorgten für breites Unverständnis. Besonders kleinere Dienstleister können die neuen Mindestlaufzeiten und Preisstaffelungen kaum tragen.

Michael Dell, Vorstand von Dell Technologies und langjähriger Partner von VMware, äußerte sich im Juni 2024 in einem CNBC-Interview vorsichtig: „Es gibt eine klare strategische Neuausrichtung bei VMware. Für große Enterprise-Kunden kann das durchaus sinnvoll sein. Andere Kundensegmente werden sich zwangsläufig neu orientieren müssen.“

Von der Community entfremdet: Warum viele IT-Profis fernblieben

Traditionell galt die VMware Explore – früher VMworld – als Treffpunkt für Systemarchitekten, Admins, DevOps-Profis und Cloud-Strategen. Die Sessions, Hands-on-Labs und persönlichen Gespräche mit VMware-Ingenieuren waren zentrale Anlaufpunkte für Wissen und Austausch. Doch viele dieser Elemente wurden 2025 gestrichen oder stark reduziert. Statt technischer Tiefenschulungen dominierten Business-Keynotes und Partnerpakete die Agenda.

„Ich konnte keine einzige Session finden, die detailliert auf vSphere 9.x oder Storage-Komponenten einging“, berichtet ein Teilnehmer aus Berlin anonym. „Für tiefere Einblicke bleibt uns offenbar nur noch bezahlter Support.“ Diese Wahrnehmung wird in sozialen Netzwerken vielfach bestätigt, etwa auf Reddit in der r/vmware-Community oder auf LinkedIn.

Auch das Kündigen langjähriger Partnervereinbarungen sowie eine restriktivere Supportpolitik führten zu wachsender Frustration. Zahlreiche Systemhäuser haben ihren VMware-Partnerstatus 2024 oder Anfang 2025 verloren oder freiwillig abgegeben.

Börse bejubelt Reduktion, Kunden nicht

Während viele Fachanwender über mangelnde Innovationen, Preisanstiege und abnehmende Nähe zu Kunden klagen, sieht der Kapitalmarkt Broadcoms Kurs positiv. Die Aktie von Broadcom (Ticker: AVGO) stieg seit dem Abschluss der VMware-Akquisition im Q4/2023 um rund 45 % (Stand: August 2025, Quelle: Yahoo Finance). Die Marktkapitalisierung des Konzerns liegt aktuell bei über 700 Milliarden US-Dollar – weit mehr als noch zu Beginn der Übernahme.

Finanzanalysten wie Patrick Moorhead (Moor Insights & Strategy) lobten wiederholt den Fokus auf margenstarke Enterprise-Kunden und die Eliminierung geringer Deckungsbeiträge. „Broadcom verfolgt ein Playbook, das in der Vergangenheit bei CA Technologies und Symantec erfolgreich war – Konsolidierung, Preiserhöhungen und Fokus auf Key Accounts.“

Was aus Sicht der Wall Street als erfolgreiche Synergie erscheint, wirkt sich negativ auf die Innovationskultur und das Ecosystem rund um VMware aus. Analysten warnen zudem vor zunehmender Monopolisierungstendenz in der Virtualisierungslandschaft – gerade weil Alternativen wie Proxmox VE oder Nutanix zwar stark wachsen, aber noch nicht flächendeckend bereit für Enterprise-Workloads sind.

Statistik 1: Laut einer Erhebung von Synergy Research Group aus dem Juni 2025 sank der globale Marktanteil von VMware im Bereich Virtualisierung von 72 % (2023) auf 64 % (Q2/2025).

Statistik 2: Eine Umfrage des deutschen Branchenverbands eco (April 2025) unter 420 IT-Dienstleistern ergab, dass 58 % der MSPs ihren Technologiefokus im Zuge der Broadcom-Übernahme überdenken oder bereits Alternativen evaluieren.

Ein Ökosystem im Umbruch: Chance für Open Source und neue Player

Mit der Implosion der VMware-Community öffnen sich Chancen für neue Anbieter, insbesondere aus dem Open-Source-Umfeld. Plattformen wie Proxmox VE, XCP-ng oder Harvester gewinnen an Sichtbarkeit. Zwar fehlt diesen oftmals eine identisch starke Enterprise-Infrastruktur oder ein leistungsfähiges Replacement für vCenter, jedoch lockt ihre Offenheit und Flexibilität insbesondere kleinere Cloud-Anbieter und MSPs.

Auch Public-Cloud-Plattformen wie Microsoft Azure und Google Cloud profitieren von der Unsicherheit rund um VMware-Infrastrukturen. Die Migration von vSphere-Workloads in Container-basierte Umgebungen (z. B. via Azure ARC oder Anthos) nimmt zu.

Wie IT-Teams jetzt reagieren sollten: 3 Empfehlungen

  • Technologie-Alternativen prüfen: Ob Hyper-V, Proxmox oder Nutanix – mittel- bis langfristig sollten mögliche Exit-Szenarien aus der bestehenden VMware-Landschaft aktiv durchdacht und technisch vorbereitet werden.
  • Lizenzmodelle neu bewerten: Viele neue Nutzungsbedingungen bei VMware erfordern exakte Kalkulation und Vertragsprüfung. IT-Leiter sollten sich mit ihrem Einkauf und Legal-Abteilung auf Worst-Case-Klauseln vorbereiten.
  • Know-how sichern: Unternehmen sollten kritisches Know-how zu Virtualisierung, Netzwerk und Containerisierung im eigenen Haus ausbauen, um nicht vollständig vom bisherigen Hersteller-Support abhängig zu bleiben.

Zukunft von VMware: Wohin steuert die einstige Innovationsbastion?

Die nächsten zwölf bis 24 Monate werden richtungsweisend sein für die Marktstellung von VMware unter Broadcoms Führung. Zwar betont CEO Hock Tan in Interviews wiederholt, man wolle in „High Value Software for Enterprise Infrastructure“ investieren – tatsächlich aber verheert die Konsolidierung die Entwicklerkultur und schreckt Innovationen ab.

Die Marktmacht von VMware bleibt zweifelsohne groß – insbesondere in bestehenden Enterprise-Datacentern. Doch der Community-Verlust und die wachsende Zahl an Alternativen könnten VMware langfristig schwächen. Beobachter erwarten, dass Broadcom die Marke VMware mittelfristig vollständig in das eigene Softwareportfolio integriert, ähnlich wie bei CA oder Symantec geschehen.

Besucherzahlen, Innovationskraft und Ecosystem-Pflege sollten für Broadcom Warnzeichen genug sein, um nicht alle Brücken zur treuen VMware-Community zu kappen. Eine echte Explore 2026 könnte nur dann ein Comeback erleben, wenn der Community-Gedanke wiederbelebt wird – mit Hands-on-Sessions, offener Kommunikation und technischer Tiefe.

Fazit: Neue Zeiten für Virtualisierung, neue Chancen für die Branche

Der Besucherrückgang bei der VMware Explore 2025 ist kein zufälliges Phänomen. Er spiegelt strukturelle Veränderungen wider, die mit der Broadcom-Übernahme einhergehen. Während die Börse applaudiert, orientieren sich viele treue Kunden neu. Die Virtualisierungsbranche steht vor einem historischen Wandel – mit Risiken für etablierte Anbieter, aber auch mit Chancen für innovative Plattformen und offene Architekturen.

Welche Tools, Anbieter oder Strategien setzen Sie aktuell als Alternative zu VMware ein? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren und teilen Sie Ihre Erfahrungen – die Community braucht den Austausch mehr denn je.

Schreibe einen Kommentar