IT-Sicherheit & Datenschutz

Breiterer Schutz im Internet: Kombination von menschlichem Know-how und KI in der Sicherheit

Eine helle, einladende Szene in einem modernen Büro, in dem ein konzentrierter IT-Sicherheitsexperte im warmen Tageslicht vor zwei Bildschirmen mit komplexen Diagrammen und KI-gestützten Analysen sitzt, während im Hintergrund schemenhaft Kolleg:innen im offenen Raum im freundlichen Austausch sind und so die harmonische Zusammenarbeit von menschlichem Know-how und intelligenter Technologie symbolisieren.

Cyberangriffe werden nicht nur raffinierter, sondern auch automatisierter – in vielen Fällen schneller, als es Sicherheitsanalysten manuell erkennen oder stoppen können. Genau hier zeigt die Zusammenarbeit von menschlicher Expertise und künstlicher Intelligenz ihr volles Potenzial. Der Artikel beleuchtet, wie das intelligente Zusammenspiel beider Akteure neue Maßstäbe in der Cyberabwehr setzen kann.

Die Bedrohungslage 2025: Warum Automation allein nicht reicht

Moderne Bedrohungen wie Phishing, Ransomware oder Datenmissbrauch gehören inzwischen zum Alltag vieler Unternehmen. Laut dem „Cybersecurity Ventures Market Report 2024“ erleidet die globale Wirtschaft durch Cyberkriminalität Schäden in Höhe von über 9,5 Billionen US-Dollar pro Jahr – Tendenz steigend. Diese zunehmende Komplexität verlangt nach Sicherheitsstrategien, die schneller, intelligenter und adaptiver sind als je zuvor.

Künstliche Intelligenz (KI) spielt in diesem Kontext eine zentrale Rolle. Lösungen auf Basis von Machine Learning (ML) können Millionen von Systemereignissen in Echtzeit analysieren, Muster erkennen und automatisch reagieren. Dennoch zeigt sich in der Praxis: Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn menschliches Sicherheitswissen strukturiert mit KI-Systemen kombiniert wird.

Was kann KI – und was nicht?

Aufgaben wie die Analyse großer Datenmengen, Anomalieerkennung oder Verhaltenstracking in Netzwerken zählen zu den Stärken moderner KI-Systeme. Tools wie IBM QRadar, Darktrace oder Microsoft Defender nutzen ML-Modelle, um sich ständig weiterzuentwickeln. Sie erkennen verdächtige Aktivitäten frühzeitig – selbst wenn sie von bisher unbekannten Angriffsmustern ausgehen.

„Aber KI-Systeme besitzen keine Kontextintelligenz“, betont Prof. Dr. Melanie Volkamer, IT-Sicherheitsexpertin an der TU Darmstadt. „Sie bewerten Daten nach mathematischen Wahrscheinlichkeiten – nicht nach ethischen, rechtlichen oder betriebswirtschaftlichen Implikationen.“ Ohne menschliche Validierung können Fehlalarme übersehen oder falsch eingeordnet werden.

Ein Beispiel: Social Engineering über Chat-Phishing (Smishing). KI kann erkennen, dass ein ungewöhnlicher Link in einer Nachricht enthalten ist – doch ob der Tonfall des Textes typische Merkmale menschlicher Manipulation enthält, braucht oft professionelle Einschätzung durch Sicherheitstrainer oder Psychologen.

Warum menschliche Expertise weiterhin unersetzlich bleibt

Erfahrene Sicherheitsanalysten bringen interdisziplinäres Wissen mit: Sie verstehen Unternehmensprozesse, nationale Vorschriften, menschliches Verhalten und branchenspezifische Risiken. Gerade die Fähigkeit, strategisch zu entscheiden, welchen Alarmen zu folgen ist oder welche Daten wirklich kritisch sind, macht den Unterschied zwischen effektivem Schutz und Alarmmüdigkeit.

Laut einer Studie von SANS 2023 halten 74 % der befragten Security-Experten menschliche Einschätzungen für unverzichtbar, insbesondere in Bereichen wie Incident Response, Forensik und Compliance-Bewertung. KI könne sehr wohl unterstützen, sei aber „kein Ersatz für menschliche Beurteilung“.

Hinzu kommt: Kriminelle setzen zunehmend selbst KI ein – etwa zur Generierung authentisch wirkender Phishing-E-Mails oder zur Umgehung klassischer Signatur-basierter Filter. Je mehr sich beide Seiten technologisch aufrüsten, desto wichtiger werden erfahrene Köpfe, die Dynamik dauerhaft richtig einzuordnen wissen.

Das Beste aus beiden Welten: Mensch + KI = Cyberabwehr 2.0

Das Ziel lautet nicht „KI statt Mensch“, sondern „Mensch mit KI“. Dieses hybride Modell ist Grundlage moderner SOCs (Security Operations Centers), in denen Algorithmen erste Verdachtsmomente melden und Analysten diese gemäß Firmenkontext priorisieren und korrekt einstufen.

Ein gelungenes Beispiel liefert das deutsche Unternehmen Rheinmetall. Im Jahr 2024 implementierte es eine KI-gestützte Threat-Intelligence-Plattform, gekoppelt mit einem menschlichen Analystenteam. Ergebnis: Die durchschnittliche Reaktionszeit auf kritische Vorfälle verkürzte sich um 63 %, wie interne Berichte zeigen. Gleichzeitig sank die Zahl der False Positives um rund ein Drittel.

Wichtig ist dabei auch die Trainingsebene: KI-Systeme lernen besser, wenn Menschen sie mit qualitätsgesicherten Daten füttern. Active Learning-Ansätze, bei denen Algorithmen kontinuierlich durch Feedback menschlicher Experten angepasst werden, gewinnen hierbei an Bedeutung.

Langfristige Vorteile dieser Symbiose:

  • Effizienzsteigerung durch Automatisierung repetitiver Aufgaben wie Log-Analyse oder Schwachstellenscans.
  • Bessere Reaktionszeiten dank Predictive Analytics und algorithmischer Frühwarnsysteme.
  • Strategische Entscheidungsqualität basierend auf menschlicher Risikoabwägung und ethischer Bewertung.

Eine alleinige Fokussierung auf KI birgt übrigens rechtliche Risiken: DSGVO-konforme Systeme müssen nachvollziehbar erklären können, wie sicherheitsrelevante Entscheidungen zustande kommen – eine Fähigkeit, die KI allein meist nicht besitzt (Stichwort: Black Box).

Tiefer Einblick: Angriffsvektoren wie Phishing erfordern koordiniertes Vorgehen

Phishing bleibt auch 2025 eine der größten Gefahren im digitalen Raum. Laut dem Verizon Data Breach Investigations Report 2024 sind 36 % aller erfolgreichen Datenschutzverletzungen auf Phishing zurückzuführen. KI kann hier helfen, indem sie auffällige Kommunikationsmuster, verdächtige Adressen oder technische Auffälligkeiten lernt. Doch viele Phishing-Angriffe sind so subtil, dass ihre Entdeckung menschlicher Intuition bedarf.

Besonders bei sogenannten „Business Email Compromise“ (BEC)-Angriffen, bei denen sich Kriminelle als Führungskräfte ausgeben, ist Erfahrung nötig, um untypische Kommunikationsstile oder falsche Tonalitäten zu erkennen.

Hier bewährt sich ein mehrstufiges Modell:

  • Prävention: Technische Filter mit menschlich geprüften Trainingsdaten trainieren (z. B. typische Formulierungen von CEO-Fraud).
  • Erkennung: KI-gestützte E-Mail-Scanner, ergänzt durch Awareness der Mitarbeitenden.
  • Reaktion: Incident-Reaktionspläne, in denen Personen klare Entscheidungen treffen – auf Grundlage der KI-Voranalysen.

Die Kombination dieser Layer ist deutlich belastbarer als eine rein technologische Lösung – insbesondere in Unternehmen mit verteilter Infrastruktur oder hybriden Arbeitsmodellen.

Kritische Erfolgsfaktoren bei der Integration von KI in die IT-Sicherheit

Die Einführung KI-gestützter Sicherheitstechnologien ist kein reines Softwareproblem – sie erfordert strategische Führung, Ressourcen und Kulturwandel. Folgende Erfolgsfaktoren sind entscheidend:

  • Transparenz: Mitarbeitende müssen verstehen, wie KI zu Entscheidungen beiträgt – das fördert Vertrauen und Akzeptanz.
  • Training & Upskilling: Sicherheitsteams sollten sowohl technische als auch ethisch-rechtliche Aspekte von KI kennen – inklusive Limitierungen und Verantwortlichkeiten.
  • Iterative Evaluierung: KI-Systeme sind keine „Set-and-Forget“-Lösungen. Sie erfordern kontinuierliches Monitoring, um Verzerrungen zu vermeiden und Anpassungen vorzunehmen.

Führende Security-Anbieter wie Palo Alto Networks, CrowdStrike oder Sophos implementieren mittlerweile standardisierte Mechanismen für „Human Feedback Loops“, mit deren Hilfe Sicherheitsanalysten direkt Einfluss auf das Lernverhalten automatisierter Systeme nehmen können.

Fazit: Nur gemeinsam zukunftsfähig

In einer digitalen Welt im ständigen Wandel sind sowohl künstliche Intelligenz als auch menschliches Expertenwissen unverzichtbar. Der Schlüssel ist nicht die Konkurrenz, sondern die produktive Ergänzung beider Seiten. Kombinierte Strategien ermöglichen schnellere, genauere und verantwortungsvollere Sicherheitsentscheidungen – und damit einen deutlich breiteren Schutz vor Cyberbedrohungen.

Wir stehen erst am Anfang dessen, was intelligente Sicherheitssysteme leisten können. Um diesen Weg verantwortungsvoll zu gehen, braucht es eine aktive Community von Forschern, Anwendern, Entwicklern und Regulatoren. Teilen Sie Ihre Erfahrungen, Tools oder Lessons Learned in unserem Diskussionsforum – und helfen Sie mit, die digitale Welt sicherer für alle zu gestalten.

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