Cyberangriffe nehmen weltweit rasant zu – und IT-Administratoren stehen zunehmend in der Verantwortung, Unternehmensnetzwerke aktiv vor Sicherheitsbedrohungen zu schützen. Doch viele verfügen noch nicht über die nötige Ausbildung in modernen Sicherheitsstrategien. Dieser Leitfaden zeigt auf, wie gezielte Weiterbildung Lücken schließt und Organisationen resilienter macht.
Die wachsende Bedrohungslage – und was das für Administratoren bedeutet
Laut dem „Cost of a Data Breach Report 2024“ von IBM kostet eine Datenpanne weltweit durchschnittlich 4,45 Millionen US-Dollar – ein Anstieg von 2,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders alarmierend: 82 % der Sicherheitsvorfälle stehen mit menschlichem Versagen oder falscher Konfiguration in Zusammenhang. Das unterstreicht die zentrale Rolle von IT-Administratoren in der Cyberabwehr.
Mit der zunehmenden Komplexität von IT-Infrastrukturen – getrieben durch Cloud-Services, Hybrid Work und IoT-Anbindungen – steigen auch die Anforderungen an technische Fachkräfte. Administratoren müssen heute viel mehr leisten als Routine-Wartung: Sie sind erste Verteidigungslinie, Architekten sicherer Systeme und Incident-Responder in einem.
Der Status quo: Unzureichende Ausbildung in Sicherheitsstrategien
„Oft fehlt in der klassischen IT-Administratorausbildung eine tiefgehende Sensibilisierung für Sicherheitsthemen“, warnt Dr. Claudia Neumann, Leiterin Weiterbildung IT-Security bei einem führenden Bildungsträger. Viele Berufsanfänger kennen zwar grundlegende Begriffe wie Firewalls oder Antivirenlösungen, haben aber kaum Erfahrung mit Bedrohungsmodellierung, Zero-Trust-Architekturen oder aktiver Verteidigung.
Nach einer Umfrage des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) von 2023 gaben 64 % der befragten IT-Admins an, sich in aktuellen Bedrohungsszenarien nicht ausreichend geschult zu fühlen. Ein klares Zeichen, dass Weiterbildungsangebote gezielter an die Bedürfnisse der Praxis angepasst werden müssen.
Best Practices für moderne IT-Sicherheitsweiterbildung
Organisationen und Bildungseinrichtungen müssen ihre Trainingsansätze fundamental überdenken. Aus Interviews mit Schulungsleitern und IT-Security-Verantwortlichen gehen drei zentrale Anforderungen hervor:
- Modular und praxisnah: Kurse sollten an realen Fallbeispielen orientiert sein. CTFs (Capture-the-Flag-Simulationen) oder Red-Blue-Team-Trainings ermöglichen praxisorientiertes Lernen.
- Fortlaufend und aktuell: Bedrohungen entwickeln sich ständig weiter. Daher muss Weiterbildung ein fester Bestandteil der Arbeitsroutine sein – etwa durch Microlearning-Formate oder monatliche Threat-Intelligence-Briefings.
- Zertifiziert und standardisiert: Abschlüsse wie CompTIA Security+, CISSP oder CISM bieten international anerkanntes Know-how und Vergleichbarkeit.
Ein gelungenes Beispiel ist das Security-Operations-Training des SANS Institute, das Administratoren in Angriffserkennung, Log-Analyse und Incident Handling schult. Teilnehmer lernen hierbei, wie sie mit Open-Source-Tools wie Zeek, Suricata oder Elastic Security verdächtiges Verhalten frühzeitig erkennen und analysieren.
Intervieweinblicke: Weiterbildung aus Sicht der Praxis
„Wir setzen stark auf rollenbasierte Schulungsmodule“, erklärt Tobias Jansen, CISO eines mittelständischen Softwareunternehmens in Nordrhein-Westfalen. „Statt nur Basics wiederzukäuen, fokussieren wir auf konkrete Bedrohungsszenarien unserer Branche – von Credential Stuffing bis zu Ransomware-as-a-Service.“
Auch Luisa Mehring, Lead-Trainerin für Cyber Defense bei Heise Security Training, betont die Relevanz zielgerichteter Schulungsarchitektur: „Niemand muss alles wissen – aber jeder sollte wissen, wie er seine Systeme gegen typische Angriffsvektoren absichert. Das erreichen wir durch Train-the-Trainer-Formate und interne Security-Champions.“
Tipps für Unternehmen: So gelingt der Ausbau von IT-Security-Kompetenz
Basierend auf Experteninterviews und aktuellen Best Practices ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen für Unternehmen jeder Größe:
- Führen Sie regelmäßige Skill-Gap-Analysen durch, um Weiterbildungsbedarfe systematisch zu erkennen – z. B. anhand von Rollenprofilen und Selbstassessments.
- Fördern Sie den Austausch innerhalb der IT-Teams durch Brown-Bag-Sessions, Peer-Learning oder interne Cyber-Ranges.
- Verankern Sie Sicherheitsziele in Zielvereinbarungen von IT-Verantwortlichen – Weiterbildung wird so planbar und wertgeschätzt.
Der ROI von Sicherheitsschulungen
Eine Meta-Analyse des Ponemon Institute zeigt: Unternehmen, die mindestens 20 Stunden pro Jahr und Mitarbeiter in IT-Security-Training investieren, verzeichneten 35 % weniger sicherheitsrelevante Vorfälle. Der finanzielle Nutzen ist ebenfalls belegt: Laut (ISC)² reduzierte sich die durchschnittliche Reaktionszeit auf Incidents nach gezielten Fortbildungen um 47 %.
Hinzu kommt ein kultureller Wandel: Teams mit regelmäßig geschulten Admins neigen eher dazu, Sicherheitsvorfälle frühzeitig zu melden und aktiv Verbesserungen vorzuschlagen – ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt.
So starten Unternehmen ihre Weiterbildungsoffensive
Kein Unternehmen muss bei null anfangen. Viele Anbieter stellen umfassende Lernplattformen bereit:
- Plattformen wie Udemy Business, Pluralsight oder LinkedIn Learning bieten modular aufgebaute Cybersecurity-Kurse, teilweise mit Zertifikaten.
- Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bietet zudem frei zugängliche Online-Kurse, Whitepaper und Handlungsempfehlungen für IT-Admins im öffentlichen Sektor.
- Open-Source-Projekte wie Blue Team Labs Online oder TryHackMe ermöglichen günstige Einstiegspunkte für Hands-On-Erfahrung.
Ein durchdachtes Onboarding- und Upgrading-Konzept integriert Schulungskontingente in den Arbeitsalltag – etwa durch Schulungstage, Weiterbildungssprints oder dedizierte Career Tracks für Security Operations.
Fazit: Sicherheit beginnt bei den Menschen – und Bildung ist der Schlüssel
Technologie allein kann Sicherheitslücken nicht schließen. Es braucht informierte, wachsame und befähigte Administratoren, die ihr Wissen regelmäßig vertiefen und auf dem neuesten Stand halten. Die Investition in Weiterbildung ist damit zugleich Investition in digitale Resilienz, Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit.
Welche Weiterbildungsformate haben sich in Ihrer Organisation bewährt? Welche Herausforderungen stellen sich Ihnen dabei? Wir freuen uns auf Ihre Erfahrungen und Anregungen in den Kommentaren oder auf unserer LinkedIn-Seite.




