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Green Data Centers: Die Rolle von Windenergie beim Frank Cube Projekt

Ein strahlender sonnendurchfluteter Landschaftsausblick auf moderne Windkraftanlagen, die harmonisch neben einem futuristisch gestalteten, energieeffizienten Rechenzentrum im Main-Kinzig-Kreis stehen, umgeben von sanft grünen Hügeln und unter einem klaren, warmen Himmel, der Hoffnung und nachhaltigen Fortschritt symbolisiert.

Mit dem Frank Cube Projekt im Main-Kinzig-Kreis plant die Argaman Group nicht weniger als einen Paradigmenwechsel in der europäischen Rechenzentrumslandschaft: ein energieautarkes Mega-Datacenter, das vollständig durch Windkraft betrieben werden soll. Der Fokus liegt auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz – und auf dem Einsatz modernster Technologien zur Integration erneuerbarer Energien. Kann dieses Vorhaben zum Vorreiter grüner Digitalisierung werden?

Das Frank Cube Projekt: Ein Überblick

Die Argaman Group – ein israelisches Unternehmen mit Schwerpunkt auf Rechenzentrumsinfrastruktur – investiert über 500 Millionen Euro in eines der ambitioniertesten grünen Infrastrukturprojekte Europas: den Frank Cube. Das Mega-Rechenzentrum soll auf einem gut 12 Hektar großen Gelände zwischen Langenselbold und Erlensee im hessischen Main-Kinzig-Kreis entstehen. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2028 geplant.

Im Zentrum des Projekts steht ein nachhaltiger Betrieb, der signifikant von regional gewonnener Windenergie gespeist wird. Damit positioniert sich das Frank Cube Projekt bewusst als Gegenentwurf zu klassischen, stark stromverbrauchenden Rechenzentren, die weltweit rund 1–1,5 % des gesamten Energiebedarfs erzeugen (IEA 2023).

Windkraft als Kernenergiequelle

Das Herzstück der Energieversorgung bildet ein eigens geplanter Windpark mit zehn Turbinen, der in unmittelbarer Nähe zum Rechenzentrum errichtet werden soll. Die Anlagen werden nach Angaben der Argaman Group eine kumulierte Leistung von rund 60 Megawatt (MW) bereitstellen – ausreichend, um den kompletten Betrieb des Rechenzentrums autonom abzudecken.

Laut Angaben der Deutschen Energie-Agentur (dena) verbrauchen moderne Hyperscale-Datacenter in Deutschland jährlich zwischen 400 und 1.000 GWh Strom. Mit einer geplanten Systemarchitektur, die auf Energieeffizienz und intelligente Lastverteilung optimiert ist, soll der Frank Cube rund 500 GWh jährlich benötigen – was mit den geplanten Windkraftkapazitäten nahezu vollständig abgedeckt werden könnte.

Damit erreicht das Projekt nicht nur CO₂-Neutralität, sondern strebt sogar eine netzpositive Energieproduktion während windstarker Monate an.

Technologiearchitektur trifft Umweltbewusstsein

Um Windenergie zuverlässig in den hochsensiblen Betrieb eines Rechenzentrums zu integrieren, setzt das Frank Cube Projekt auf ein zeitgemäßes Energie- und Infrastruktursystem. Dazu gehören:

  • Hochleistungs-Batteriespeicher: Lithium-Ionen- und Redox-Flow-Batterien puffern Energie zur Lastspitzenabdeckung und sichern kritische Dienste gegen Ausfälle.
  • Microgrid-Strukturen: Die Kombination von eigener Stromerzeugung, Speicher und Netzsteuerung erfolgt über ein intelligentes Microgrid, das autonom verwaltet wird.
  • Wärmerückgewinnung: Die Abwärme des Rechenzentrums wird über Wärmetauscher lokalen Betrieben und Wohnanlagen als Fernwärme zur Verfügung gestellt.

Diese Technologien ermöglichen einen hochstabilen Dauerbetrieb trotz der volatilen Natur der Windenergie. Ein Edge-Control-System soll zudem vorausschauend klimatische Parameter sowie Nutzerdaten analysieren, um Energieflüsse zu optimieren.

Einbindung in regionale Energie- und Dateninfrastruktur

Das Projekt steht in enger Kooperation mit dem Main-Kinzig-Kreis sowie regionalen Energieversorgern wie der OVAG-Gruppe. Zusätzlich ist eine Glasfaseranbindung an die DE-CIX-Infrastruktur vorgesehen, was den Standort auch unter Latenz- und Datensicherheitsgesichtspunkten attraktiv macht.

Damit dient Frank Cube nicht nur der privaten Cloud-Infrastruktur, sondern auch öffentlichen Einrichtungen und mittelständischen Unternehmen als Green-Housing-Option.

Baufortschritt und Meilensteine bis 2028

Im Laufe des Jahres 2024 wurde das Genehmigungsverfahren für Windpark und Rechenzentrum gestartet, wobei die ersten Bauvorarbeiten für das Rechenzentrum bereits im Frühsommer 2025 beginnen sollen. Die wichtigsten Etappen im Überblick:

  • 2025: Baubeginn für Rechenzentren und Windkraftanlagen
  • 2026: Abschluss des ersten Trakts mit rund 20 MW IT-Last und Inbetriebnahme der ersten fünf Windkraftanlagen
  • 2027: Aufbau der Batteriespeicher und schrittweiser Übergang zum teilautarken Betrieb
  • 2028: Fertigstellung der Gesamtinfrastruktur, Beginn des Volllastbetriebs

Laut Interviewaussagen von Projektleiter Raphael Levi (Argaman Group) verfolgt der Betreiber das Ziel, bereits ab Ende 2026 über 60 % der Energie direkt aus Wind zu beziehen – 2028 soll der Anteil bei über 90 % liegen.

Die Herausforderungen der Erneuerbaren im Rechenzentrumsbetrieb

Die Integration von Windenergie stellt Rechenzentren vor besondere technische und wirtschaftliche Herausforderungen. Eine aktuelle Studie des Borderstep Instituts zeigt: Aktuell nutzen nur rund 28 % der deutschen Rechenzentren aktiv grüne Energie – und davon wiederum weniger als 10 % direkt erzeugte (Quelle: Borderstep Institut 2023).

Folgende Problemfelder machen die Umsetzung komplex:

  • Volatilität: Windenergie unterliegt natürlichen Schwankungen und erfordert aufwendige Speicher- und Regelungstechniken.
  • Investitionsbedarf: Die Anfangsinvestitionen für Windkraftanlagen und Speicher sind deutlich höher als für konventionelle Netzstromnutzung.
  • Regulatorische Hürden: Bau- und Genehmigungsverfahren sind langwierig und oft mit Einsprüchen behaftet.

Allerdings zeigen Projekte wie Frank Cube, dass diese Hindernisse mit strategischer Planung und technischer Innovation bewältigt werden können.

Statistische Einordnung: Der Stromhunger der Cloud

Die weltweite Nachfrage nach Rechenzentrumsleistung steigt rasant. Laut einer Prognose der International Energy Agency (IEA) wird sich der globale Stromverbrauch von Rechenzentren von 460 TWh (2022) auf über 1.000 TWh im Jahr 2030 mehr als verdoppeln (Quelle: IEA 2023).

Hinzu kommt: Der CO₂-Fußabdruck der IT-Branche könnte ohne Gegenmaßnahmen bis 2030 auf bis zu 14 % der globalen Emissionen ansteigen (Quelle: Climate Neutral Data Centre Pact, 2023).

Frank Cube liefert somit einen praxistauglichen Beitrag zur dringend notwendigen Dekarbonisierung der digitalen Infrastruktur.

Tipps für Betreiber und Entwickler nachhaltiger Rechenzentren

Aus dem Projekt lassen sich einige Lehren für ähnlich ausgerichtete Rechenzentrumsinitiativen ziehen:

  • Binden Sie erneuerbare Energiequellen direkt vor Ort in Ihre Planung ein und sichern Sie Stromverträge (PPA) frühzeitig ab.
  • Setzen Sie auf skalierbare Kühlsysteme und Wärmerückgewinnung, um Effizienzpotenziale zu maximieren.
  • Planen Sie Microgrid-Strukturen mit automatischer Lastverteilung, um Energie schwankungsfrei einsetzbar zu machen.

Wer diese Strategien verfolgt, kann nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch das Vertrauen energie- und klimabewusster Kunden gewinnen.

Fazit: Ein grünes Rechenzentrum als Modell für Europa

Mit dem Frank Cube könnte dem Main-Kinzig-Kreis ein Meilenstein in der europäischen Data Center Evolution gelingen. Die konsequente Ausrichtung auf Windenergie, gekoppelt mit intelligenter Infrastrukturplanung, macht das Projekt zum Blaupausenmodell für andere Regionen.

Während viele Betreiber noch mit kleinteiligen Kompensationsmechanismen arbeiten, geht die Argaman Group den radikalen Schritt zur dezentralen Eigenproduktion und zur klimaneutralen Cloud-Infrastruktur.

Welche Ideen habt ihr zur weiteren Verbesserung der Energieeffizienz in der Cloud-Infrastruktur? Diskutiert mit uns in den Kommentaren oder auf unserer Community-Plattform und bringt eure Perspektive in die Debatte um nachhaltige Digitalisierung ein.

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