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Waymo vs. Konkurrenz: Wer gewinnt das Rennen um die sichersten Robotaxis?

Ein sonnendurchflutetes Stadtbild mit einem eleganten, modernen Robotaxi von Waymo, das sicher und gelassen durch eine belebte, vielfältige Straßenszene mit Fußgängern und Radfahrern gleitet, während warme Lichtreflexe auf den glänzenden Karosserien und lebendige urbane Details eine freundliche, vertrauensvolle Atmosphäre schaffen.

Autonome Fahrzeuge sind längst keine Science-Fiction mehr – sie rollen bereits auf öffentlichen Straßen. Doch ein zentraler Faktor entscheidet über ihren Erfolg: Sicherheit. Wer baut die zuverlässigsten und unfallärmsten Robotaxis? Waymo, das Google-Schwesterunternehmen, beansprucht die Spitzenposition – aber die Konkurrenz schläft nicht.

Unfallzahlen im Fokus: Wie sicher ist Waymo wirklich?

Waymo veröffentlicht seit mehreren Jahren transparente Sicherheitsberichte – ein Novum in der Branche. Der bislang umfassendste Bericht stammt aus dem Mai 2024 und analysierte detailliert 7,14 Millionen autonome Meilen, die in Phoenix, San Francisco und Los Angeles gefahren wurden. Das Ergebnis: Nur 18 sicherheitsrelevante Unfälle, davon kein einziger mit schwerem Personenschaden.

Im Vergleich meldete Cruise, das zu General Motors gehört, auf Basis interner Quellen 40 Unfälle auf rund 5 Millionen autonom gefahrenen Meilen im selben Zeitraum. Dies entspricht etwa 8 Unfällen pro Million Meilen. Waymos Quote: ungefähr 2,5 Zwischenfälle pro Million Meilen – ein beeindruckender Wert, der sich auch mit den Zahlen traditioneller Fahrzeuge messen kann. Laut US-Verkehrsbehörde NHTSA lag die durchschnittliche Unfallrate 2023 bei 4,2 Zwischenfällen pro Million Meilen menschlicher Fahrer.

Ein unabhängiger Vergleich der University of Michigan ergab, dass Waymo-Fahrzeuge in urbanen Szenarien mit komplexer Verkehrslage 76 % weniger anfahrbedingte Kollisionen verursachen als herkömmliche Pkw. Das deutet auf ausgereifte Reaktionsalgorithmen und ein optimiertes Zusammenspiel von Sensorik und Künstlicher Intelligenz hin.

Technologische Divergenzen: Verschiedene Pfade zum autonomen Ziel

Hinsichtlich der Technologie unterscheiden sich die Anbieter teils deutlich. Waymo setzt bei seinen Robotaxis auf einen multi-sensorischen Ansatz, der neben LiDAR auch Radar, Kameraarrays und Ultraschall nutzt. Diese Redundanz schafft Sicherheitsreserven und erhöht die Genauigkeit bei der Objekterkennung.

Cruise hingegen fokussiert sich stärker auf Kamerasysteme, verwendet LiDAR aber selektiver, um Kosten zu reduzieren. Tesla verfolgt mit seinem FSD-Ansatz (Full Self-Driving) sogar einen radikalen „Vision-only“-Pfad und verzichtet vollständig auf LiDAR. Dieser Ansatz ist umstritten: Während er theoretisch skalierbarer ist, zeigen Tests der IIHS (Insurance Institute for Highway Safety), dass reines Kamerasehen bei tiefstehender Sonne oder starkem Regen signifikant fehleranfälliger ist.

Ein technisches Alleinstellungsmerkmal Waymos ist das sogenannte „Behavior Prediction Network“, ein KI-Modul zur Vorhersage des menschlichen Fahrverhaltens in Echtzeit. Diese Technologie ist durch mehrere Patente gesichert (u.a. US11284029B1), was Waymo in strategische Führungsposition bringt.

Patentstrategien: Innovation als Schutzschild

Innovation allein reicht nicht – sie muss auch verteidigt werden können. Waymo hält laut Datenbank USPTO über 1.400 autonome Fahrpatente, darunter Schlüsseltechnologien im Bereich Verhaltenserkennung, Sensorfusion und HD-Mapping.

Amazon-Tochter Zoox sowie Apple haben in den letzten vier Jahren ebenfalls ihre Patentportfolios massiv ausgebaut. Besonders Apple fiel 2023 mit einem hochauflösenden Punktwolken-Scanner (US11793854B2) auf, der sowohl in Nachtfahrten als auch bei schlechter Sicht gute Resultate liefern soll – ein klarer Vorstoß in Waymos Domäne.

Unterschiede zeigen sich auch in der Lizensierungsstrategie: Waymo gewährt gezielt Technologiezugang an Drittanbieter – zuletzt an Stellantis für die geplante autonome Robotaxi-Flotte in Frankreich – und agiert damit zunehmend als Plattformanbieter. Tesla hingegen bezieht sich auf ein vertikales Integrationsmodell und schützt seine Software weitgehend inhouse.

Der strategische Umgang mit geistigem Eigentum könnte in den kommenden Jahren darüber entscheiden, wer den Markt strukturell dominieren wird.

Regulatorische Hürden und Sicherheitsstandards

Neben der Technologie sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen entscheidend für den Rollout autonomer Fahrzeuge. In Kalifornien wurde Waymo im Juni 2024 als erstes Unternehmen lizenziert, um vollständig fahrerlose Dienste 24/7 kommerziell anzubieten – auch in dicht besiedelten Innenstädten.

Cruise erlitt hingegen einen schweren Rückschlag: Nach einem Umfall mit einem Feuerwehrauto im Juli 2024 wurde die Lizenz in San Francisco vorübergehend ausgesetzt. Die kalifornische Zulassungsbehörde DMV begründete den Schritt mit unvollständigen Datenmeldungen – ein Reputationsproblem.

Weltweit ticken die regulatorischen Uhren unterschiedlich. Während Deutschland seit Mai 2023 auf Basis des Gesetzes zum autonomen Fahren Level-4-Fahrzeuge in festgelegten Betriebsbereichen erlaubt, hinkt Frankreich noch hinterher. In China hat Baidu Apollo 2024 erstmals in Wuhan mehrere Stadtbereiche für autonomes Fahren freigegeben – ein ernstzunehmender Player.

Praktische Tipps: Worauf Mobilitätsentscheider achten sollten

  • Transparenz prüfen: Unternehmen, die offene Unfallstatistiken und Sicherheitsberichte veröffentlichen (wie Waymo), sind vertrauenswürdiger und bieten bessere Entscheidungsgrundlagen.
  • Technologietiefe analysieren: Achten Sie auf Sensorfusion, KI-Komponenten und Redundanzmechanismen. Mehrschichtige Systeme sind robuster gegenüber Ausfällen.
  • Patentschutz bewerten: Eine breite IP-Strategie deutet auf ein langfristig tragfähiges Geschäftsmodell hin – für Partner und Investoren gleichermaßen relevant.

Ausblick: Ist Waymo uneinholbar?

Waymo hat sich mit hoher Sicherheit, robuster Technologie und strategischem IP-Management in eine komfortable Vorreiterrolle gebracht. Doch der Markt bleibt dynamisch. Technologische Durchbrüche bei Startups wie Aurora oder Mobilitätsriesen wie Baidu könnten das Gleichgewicht verschieben – nicht zuletzt durch neues Kapital und regulatorische Öffnungen in Asien.

Tesla punktet mit Reichweite und Fahrzeugflotte, hinkt aber bei autonomer Fahrfreigabe nach wie vor hinterher. Cruise arbeitet mit Hochdruck an der Wiederaufnahme seiner Dienste, aber das Vertrauen von Behörden und Öffentlichkeit muss erst wieder aufgebaut werden.

Entscheidend wird sein, wer nicht nur die technologische, sondern auch die gesellschaftliche und regulatorische Komplexität meistern kann – und genau hier hat Waymo aktuell die Nase vorn.

Welche Erfahrungen habt ihr mit autonomen Fahrzeugen gemacht? Diskutiert mit uns in den Kommentaren: Vertrauen wir der KI auf Rädern – oder bleibt ein menschlicher Fahrer unersetzbar?

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