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WhatsApp-Gruppenchat-Betrug: Welche Nummern Sie blockieren sollten

Eine warme, natürlich beleuchtete Szene zeigt eine aufmerksame Person mittleren Alters, die entspannt mit ihrem Smartphone in einem modernen, hellen Wohnzimmer sitzt, während im Hintergrund unscharf weitere digitale Geräte sichtbar sind – ein symbolisches, freundliches Bild für den aktiven Schutz vor WhatsApp-Gruppenbetrug.

Immer häufiger berichten WhatsApp-Nutzer davon, plötzlich ohne Zustimmung in obskure Gruppenchats aufgenommen worden zu sein. Hinter harmlos wirkenden Gruppen versteckt sich ein wachsender Betrugstrend, der es gezielt auf persönliche Daten und finanzielle Informationen abgesehen hat. Wer die richtigen Schutzmechanismen kennt, kann sich effektiv dagegen wehren.

Der neue Trick: Spam-Gruppen statt Direktnachrichten

Was früher über Einzelchats geschah, hat sich nun in Gruppenchats verlagert: Betrüger fügen wahllos Telefonnummern in WhatsApp-Gruppen hinzu, die täuschend echt aufgemachte Investmenttipps, falsche Rabatte oder vermeintliche Jobs anbieten. Hinter den verlockenden Angeboten stecken mit hoher Wahrscheinlichkeit sogenannte „Pig-Butchering-Scams“ – betrügerische Systeme, bei denen Opfer langsam in eine falsche Vertrauensbasis gelockt und dann zu hohen Investitionen gedrängt werden.

Im Unterschied zu Einzelspam bietet der Gruppenansatz für Betrüger einige Vorteile: Er wirkt authentischer, weil auch andere Mitglieder scheinbar teilnehmen und zustimmen; zudem gibt es in Gruppen mehr Möglichkeiten zur Interaktion. Laut der Cybersicherheitsfirma CloudSEK hat derartige Gruppen-Spam seit Mitte 2023 weltweit um mehr als 200 % zugenommen.

Verdächtige Nummern: Diese Absender sollte man sofort blockieren

Auf Plattformen wie Reddit, Twitter (X) und in einschlägigen Sicherheitsblogs kursieren regelmäßig Listen von Telefonnummern, die besonders häufig in Zusammenhang mit Gruppenspam stehen. Viele davon beginnen mit +62 (Indonesien), +60 (Malaysia), +84 (Vietnam) und +91 (Indien) – wobei dies keine pauschale Aussage über die Herkunft der Täter ermöglichen soll, da viele Nummern über Bots und SMS-Gateways gesteuert werden.

Cybersecurity-Experten der britischen Plattform Ermes Intelligence verzeichnen allein für den April 2025 über 15.000 Gruppenerstellungen, die von folgenden verdächtigen Nummern ausgingen:

  • +62 821-3456-****
  • +60 17-398-****
  • +91 98765-****
  • +84 938-12****
  • +852 917-23**** (Hongkong)

Diese Liste ist keinesfalls vollständig, markiert aber Musternummern, die häufig in betrügerischen Gruppeneinladungen auftauchen. WhatsApp selbst weist jedoch darauf hin, dass auch gefälschte Profile mit europäischen oder deutschen Nummern zur Täuschung verwendet werden – darunter +49-177-****-**** oder +43-660-****-****.

Wie funktioniert die Masche und welche Ziele verfolgen die Angreifer?

Meist beginnt alles mit einer harmlos wirkenden Gruppe: „Finanzielle Freiheit 2025“, „iPhone-Gewinnspiel“ oder „Kundenumfrage: Jetzt 300 € sichern“. Wer darauf hereinfällt, wird oft direkt oder über Chatbots angesprochen. Ziel ist es, Opfer dazu zu bringen, auf externe Links zu klicken (oft gefälschte Krypto-Trading-Plattformen oder Gewinnspielseiten), persönliche Daten preiszugeben oder gar in betrügerische Investitionen zu einzuzahlen.

Ein typisches Beispiel ist der sogenannte „Romance Scam“ innerhalb von Gruppen: Eine scheinbar attraktive Person beginnt ein Gespräch in der Gruppe, bietet an, privat zu schreiben, und führt das Opfer über Wochen hin zur Geldüberweisung – oft unter dem Vorwand gemeinsamer Investments oder Notlagen.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt seit Anfang 2024 vor den zunehmenden Gruppenscams auf WhatsApp. Laut BSI-Report Q2/2025 sind Gruppenchats mit Abstand der häufigste Verbreitungsweg für mobile Phishing-Attacken – verantwortlich für rund 42 % aller gemeldeten Phishing-Versuche auf mobilen Endgeräten in Deutschland.

So erkennen Sie betrügerische Gruppenchats auf WhatsApp

Zwar sind viele Gruppen mittlerweile professionell gestaltet, doch einige typische Merkmale können bei der Identifikation helfen:

  • Gruppe wurde ohne Zustimmung erstellt: Nutzer erhalten plötzlich eine Benachrichtigung, ohne je einer Gruppe beigetreten zu sein.
  • Große Mitgliederanzahl: Betrügergruppen umfassen oft 100+ Mitglieder, um „Vertrauen durch Masse“ vorzutäuschen.
  • Schnelle Wechsel der Gruppeninfos: Name, Beschreibung oder Profilbild der Gruppe ändern sich auffällig oft.
  • Links zu externen Webseiten: Besonders kritisch, wenn diese auf obskure Domains oder URL-Kürzerdienste wie bit.ly oder tiny.cc verweisen.
  • Unpersönliche, stark werbliche Sprache: Beispiel: „KRYPTO-SIGNAL-GRUPPE – 300% ROI SICHERN!“

Wer solche Anzeichen erkennt, sollte die Gruppe sofort verlassen, den Absender melden, und die betreffende Nummer blockieren.

WhatsApp-Einstellungen richtig nutzen – Schutzmechanismen aktivieren

Facebook (Meta), der Betreiber von WhatsApp, hat auf den Missbrauch mit mehreren Security-Funktionen reagiert – doch viele Nutzer kennen oder nutzen sie nicht. Folgende Maßnahmen helfen, sich besser zu schützen:

  • Gruppeneinladungen beschränken: In WhatsApp unter Einstellungen > Datenschutz > Gruppen lässt sich festlegen, dass nur eigene Kontakte einen zur Gruppe hinzufügen dürfen. Die sicherste Variante ist: „Meine Kontakte außer…“ mit „Alle“ angegeben.
  • Unbekannte Nummern blockieren: Jeder Chat von einer unbekannten Quelle sollte kritisch geprüft und im Zweifel blockiert werden.
  • Chats regelmäßig auf verdächtige Gruppen prüfen: Überprüfen Sie Ihre Gruppen- und Chatlisten mindestens einmal monatlich proaktiv.

Darüber hinaus empfiehlt das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen, bei wiederholten Gruppenzugängen durch Betrüger eine Meldung an WhatsApp (über die App-Funktion „Melden“) sowie an die Verbraucherzentrale zu schicken. Nur durch kollektive Rückmeldungen können solche Nummern effektiv gesperrt werden.

Statistik (1): Laut der Sicherheitsanalyse von Kaspersky Lab verzeichneten Forscher bis September 2025 einen Anstieg gruppenbasierter Betrugsfälle in Messaging-Apps um 241 % im Vergleich zum Vorjahr (Kaspersky Q3 Threat Report).

Statistik (2): Die EU-weite Meldedatenbank für Cyberbetrug ERDCS dokumentiert im Zeitraum Januar bis August 2025 über 112.000 registrierte WhatsApp-Gruppenscam-Vorfälle – ein Anstieg um 65 % im Vergleich zu 2024.

Internationale Strafverfolgung und Hürden bei der Nummernrückverfolgung

Ein großes Problem liegt in der Rückverfolgbarkeit der verwendeten Nummern. Aufgrund internationaler SMS-Gateway-Dienste können Täter Nummern aus Dutzenden Ländern simulieren. Cloud Communication Provider wie Twilio oder Nexmo ermöglichen zwar legitime Kommunikation, werden jedoch zunehmend missbraucht. Zwar arbeiten diese Anbieter mit Ermittlungsbehörden zusammen, doch viele der Angriffe stammen aus Ländern mit schwacher Rechtsdurchsetzung und ohne Auslieferungsabkommen. So ist beispielsweise die IP-Adressenverfolgung häufig durch VPNs und Anonymizer-Dienste verschleiert.

Interpol und Europol haben im Rahmen der Initiative „Operation Haechi IV“ im Frühjahr 2025 über 300 internationale Betrugsnetzwerke aufgedeckt – darunter zahlreiche Gruppen, die via Messaging-Diensten wie WhatsApp oder Telegram arbeiteten. Doch der Kampf gegen diese Netzwerke bleibt ein Wettlauf gegen die Technik.

Fazit: Wachsam bleiben und digitale Hygiene ernst nehmen

WhatsApp-Gruppenchats sind längst nicht mehr nur ein nützliches Feature, sondern auch ein Einfallstor für smarte Betrüger. Mit wenigen, aber konsequenten Maßnahmen lassen sich Risiken deutlich begrenzen. Wichtig ist vor allem ein kritisches Bewusstsein für plötzliche Gruppeneinladungen, gepaart mit datenschutzsensiblen Einstellungen.

Die Community ist gefordert: Melden Sie betrügerische Gruppen und verdächtige Nummern. Tauschen Sie sich in Foren, Messenger-Sicherheitsgruppen oder Fachmedien über aktuelle Betrugsstrategien aus. Nur gemeinsam lässt sich die digitale Mauer gegen WhatsApp-Scams aufrechterhalten.

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