Webdesign & UX

Wie beeinflusst KI die Navigation auf Websites?

Ein hell erleuchteter, moderner Arbeitsplatz mit einem lächelnden Webdesigner, der konzentriert vor mehreren Bildschirmen sitzt, auf denen strukturierte Website-Daten und KI-Dialogfenster in einem warmen, freundlichen Umfeld sichtbar sind, das dank natürlichem Tageslicht eine einladende Arbeitsatmosphäre ausstrahlt.

Künstliche Intelligenz verändert nicht nur, wie wir Inhalte konsumieren, sondern auch, wie wir sie finden. Webseiten, die für menschliche Nutzer gestaltet wurden, müssen sich nun auch für KI-gesteuerte Schnittstellen wie Chatbots und Sprachassistenten optimieren. Doch was bedeutet das konkret für Navigation und Benutzerführung?

Von klassischer Navigation zu KI-getriebener Interaktion

Traditionell war Webdesign auf visuelle Interaktion ausgelegt: Menüs, CTA-Buttons, hierarchisch strukturierte Inhalte. Nutzer klickten, scrollten und lasen sich durch Websites. Mit dem Aufkommen KI-basierter Interfaces – etwa Chatbots, digitale Assistenten oder generative Suchmaschinen wie ChatGPT und Google SGE – verändert sich dieses Muster fundamental.

Immer häufiger erfolgt der Zugang zu Web-Inhalten nicht mehr über den klassischen Browser und manuelle Navigation, sondern über Konversation oder Prompt-basierte Interfaces. Nutzer stellen Fragen, und KI-Systeme liefern gekapselte Antworten – oft ohne sichtbare Klickwege.

Laut einer Studie von Gartner (2024) werden bis 2026 rund 50 % der generierten Webzugriffe nicht mehr von Menschen, sondern von KI-Agenten eingeleitet. Diese agieren entweder im Hintergrund (z. B. Google Bard, Microsoft Copilot) oder direkt im Frontend als User-Agent.

KI als neuer Nutzer: Was ändert sich für UX und Struktur?

KI-Systeme greifen auf Web-Inhalte anders zu als menschliche Nutzer. Sie interpretieren Text semantisch und extrahieren Antworten auf Anfragen. Damit diese Systeme Inhalte korrekt erfassen, ist eine präzise, kontextualisierte und strukturierte Darstellung entscheidend.

Drei zentrale Veränderungen für UX und Navigationsdesign sind zu beobachten:

  • Sinkende Relevanz klassischer Menüs: KI extrahiert Inhalte selektiv, Menüstrukturen werden für sie irrelevant.
  • Steigende Bedeutung von semantischen Markups: Strukturierte Daten (Schema.org, JSON-LD) helfen KI-Systemen beim Verständnis des Inhaltskontexts.
  • Neuausrichtung auf Intent-basierte Navigation: Inhalte müssen nach Suchintention kuratiert und präsentiert werden – nicht nur visuell, sondern auch logisch, entlang von Themen und Fragen.

So erkennen Chatbots und Assistenten Ihre Inhalte besser

Chatbots wie ChatGPT, Perplexity oder Bing AI nutzen große Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs), die Informationen aus dem Web auslesen und interpretieren. Damit solche Modelle Informationen korrekt auffinden und referenzieren können, sind maschinenlesbare Strukturen entscheidend.

Folgende Maßnahmen verbessern die Auffindbarkeit und Nutzbarkeit Ihrer Website-Inhalte durch KI-Systeme nachweislich:

  • Verwendung strukturierter Daten: Implementieren Sie strukturierte Daten nach schema.org oder JSON-LD, um Produkte, Events, Personen und weitere Entitäten zu beschreiben.
  • Klare semantische HTML-Tags: Verwenden Sie H1-H6 Hierarchien korrekt, setzen Sie strong und em sinnvoll ein, und sorgen Sie für eindeutige Textblöcke.
  • Prägnante, beantwortbare Inhalte: FAQs, Listen, Bulletpoints und Absätze mit klarer Kernaussage erhöhen die „Featured Snippet“-Wahrscheinlichkeit und verbessern das Parsing durch KI.

Studien von Ahrefs (2024) zeigen, dass Webseiten mit klaren FAQ-Abschnitten 2,6x häufiger von KI-basierten Suchmaschinen in Antwort-Boxen eingebunden werden als Seiten mit Fließtexten ohne Struktur.

Von UX-Design zu KI-fähigem Content-Design

Die Herausforderung für Webdesigner besteht heute darin, Inhalte so aufzubereiten, dass Menschen sie ansprechend finden – und Maschinen sie verstehen. UX muss also mit semantischer Lesbarkeit verschmelzen.

Ein Beispiel: Anstatt Informationen über ein Produkt auf mehrere Abschnitte zu verteilen, ist es sinnvoll, zentrale Datenpunkte (z. B. Preis, Modell, Spezifikationen) in einem strukturierten Block anzubieten. So kann ein Chatbot gezielt auf diese Details zugreifen und sie korrekt zitieren.

Darüber hinaus spielt die Entitäten-Erkennung eine zunehmend wichtige Rolle: LLMs erkennen Entitäten wie Personen, Orte, Marken oder Ereignisse. Wer diese Entitäten in sauberem Kontext einbettet und mit Meta-Angaben versieht, verbessert die Sichtbarkeit im KI-Index signifikant.

Neuer Trend: Conversational UX

Webdesign verlagert sich zunehmend in den „Conversational Layer“. Interfaces wie Chatbots, Sprachassistenten oder KI-Antwortboxen auf Websites dienen nicht mehr nur als Assistenz, sondern werden zentrale Zugangspunkte zu Informationen.

Dieser Wandel hin zu konversationellen Interfaces verändert grundlegende UX-Prinzipien:

  • Fokus auf Dialogführung: Texte müssen für Prompt-Antworten formuliert sein, nicht nur für lineares Lesen.
  • Prompt-freundliche Inhalte: Inhalte sollten Fragen antizipieren und prägnante, natürliche Antworten liefern.
  • Multimodale Schnittstellen: Die Kombination aus Text, Bild, Audio gewinnt an Bedeutung für KI-Verarbeitung.

Mit dem Aufkommen von Sprachmodell-Browsern (wie Arc Browser + AI, Perplexity Web Search) ist es bereits Realität, dass viele Nutzer nicht mehr selbst navigieren, sondern ihre Anfrage an eine KI richten, welche die Navigation übernimmt.

SEO nicht tot – sondern struktureller

Entgegen vieler Meinungen ersetzt KI-Search nicht SEO, sondern verändert es grundlegend. Klassisches Keyword-Targeting bleibt wichtig, muss nun aber um semantische und intent-basierte Ausrichtung erweitert werden.

Empfehlungen laut Search Engine Journal und Google Developer Blog (2024):

  • Structure First: Inhalte zuerst strukturieren, leserfreundlich zweitens.
  • Topics statt Keywords: Thema und Suchintention stehen im Zentrum – Long-Tail-Fragen und Natural Language Queries sollten gezielt abgedeckt werden.
  • Content für Machines UND Menschen: Schreiben Sie so, dass Texte für beide Akteure verständlich und anwendbar sind.

Laut einer Untersuchung von Semrush (2024) erzielen Webseiten mit hoher semantischer Übereinstimmung zur Suchanfrage eine um 32 % höhere Sichtbarkeit in den generativen Suchergebnissen von Bing AI und Google SGE.

Ausblick: Wie KI-Interfaces das Webdesign weiter beeinflussen werden

Die Zukunft des Webdesigns liegt nicht in neuen Layouts, sondern in neuen Denkweisen: Inhalte müssen nicht nur visuell wirken, sondern maschinell denkbar sein. KI wird zur dritten Zielgruppe – neben User und Suchmaschine. Wer heute seine Inhalte systematisch strukturiert, korrekt markiert, dialogfreundlich formuliert und relevant kuratiert, verschafft sich langfristige Vorteile im KI-basierten Webzugang.

Tools wie ChatGPT, Perplexity oder You.com bauen bereits präzise auf Webdaten auf. In Zukunft werden ganze Interfaces API-basiert aus Webseiteninhalten generiert – ohne, dass ein Nutzer je eine URL eintippt.

Deshalb gilt: Wer jetzt vorbereitet, sichert sich Sichtbarkeit in der nächsten Welle der digitalen Interaktion.

Wie sehen eure Erfahrungen mit KI-gesteuerter Navigation aus? Diskutiert mit uns in den Kommentaren oder auf LinkedIn, wie ihr eure Webseiten bereits anpasst – oder wo euch KI besonders herausfordert.

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