IT-Sicherheit & Datenschutz

Daten richtig löschen: Schutz vor zukünftigen Datenschutzskandalen

Ein heller, freundlich beleuchteter Arbeitsplatz mit einem geöffneten Laptop, daneben ein Smartphone und USB-Sticks, umgeben von warmem Morgenlicht, das die wichtige, verantwortungsvolle Atmosphäre der sicheren Datenlöschung in moderner IT-Arbeit widerspiegelt.

Ein ausrangierter Laptop auf eBay, ein altes Smartphone im Elektroschrottcontainer oder ein USB-Stick auf dem Flohmarkt: Was harmlos klingt, birgt in Wahrheit große Risiken. Mangelhaft gelöschte Daten auf gebrauchten Geräten sind ein Einfallstor für Datenschutzverletzungen – mit teils dramatischen Folgen.

Warum unzureichend gelöschte Daten ein Sicherheitsproblem sind

Jedes digitale Endgerät speichert personenbezogene Informationen – von Passwörtern über Kontaktdaten bis hin zu Unternehmensunterlagen. Wird ein Gerät weiterverkauft oder entsorgt, ohne dass die Daten fachgerecht gelöscht wurden, können diese relativ einfach wiederhergestellt werden. Selbst eine vermeintlich gelöschte Datei bleibt oft im Hintergrund vorhanden, wenn sie nicht überschrieben wurde.

Ein Beispiel mit realem Hintergrund: Im Jahr 2023 veröffentlichte der IT-Blog Dr. Web einen Artikel über Datenschutzrisiken unzureichend gelöschter Datenträger. Nach deren Analyse fanden sich auf zehn Probelaptops, die privat über Kleinanzeigen gekauft wurden, in sieben Fällen wiederherstellbare personenbezogene Daten – darunter Steuerunterlagen, Patientenakten und private Fotos. Ein verheerender Befund.

Reales Risiko für Unternehmen und Privatpersonen

Für Privatpersonen kann diese Nachlässigkeit in Identitätsdiebstahl oder finanziellen Schäden resultieren. Für Unternehmen drohen neben Reputationsverlust auch empfindliche Strafen gemäß der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Laut einer Analyse der Kanzlei CMS Deutschland machten Verstöße gegen Löschpflichten 2022 rund 16 % aller gemeldeten Datenschutzverstöße in der EU aus. Zudem stieg die durchschnittliche Bußgeldhöhe in diesem Zusammenhang zuletzt um 36 % im Vergleich zum Vorjahr (Quelle: CMS Enforcement Tracker Report 2023).

Dass Sicherheitslücken durch unzureichende Datenlöschung hochaktuell bleiben, zeigen auch Zahlen der Bitkom: Über 64 % der IT-Verantwortlichen in Unternehmen gaben laut einer Umfrage 2024 an, dass „nicht ordnungsgemäß gelöschte Altgeräte“ ein konkretes Geschäftsrisiko darstellen (Quelle: Bitkom Research, März 2024).

Wie funktioniert sichere Datenlöschung wirklich?

Ein einfaches Verschieben in den Papierkorb oder das Zurücksetzen auf Werkseinstellungen reicht nicht aus, um Daten unwiederbringlich zu entfernen. Das liegt daran, dass bei solchen Vorgängen in der Regel nur die Verweise auf Dateien gelöscht werden – die eigentlichen Daten bleiben physisch bestehen, bis sie überschrieben werden.

Für eine verlässliche Löschung sind daher spezielle Methoden und Tools erforderlich. Die gängigsten Verfahren sind:

  • Überschreiben mit Zufallsdaten (Wipe): Die Datenbereiche werden mehrfach mit nutzlosen Informationen befüllt, sodass ursprüngliche Inhalte nicht mehr rekonstruierbar sind.
  • Physische Vernichtung: Festplatten werden mechanisch zerstört oder thermisch behandelt. Besonders relevant für Speichermedien mit sehr sensiblen Daten.
  • Softwaregestützte, zertifizierte Löschverfahren: Tools wie DBAN, Blancco oder Eraser bieten zertifizierte Methoden, die auch DSGVO-konform dokumentiert werden können.

Standards und rechtliche Anforderungen

Gerade Unternehmen, die personenbezogene Daten verarbeiten, müssen Löschprozesse rechtssicher gestalten. Die DSGVO schreibt unter Artikel 17 das „Recht auf Vergessenwerden“ vor – das beinhaltet auch die Pflicht zur vollständigen und sicheren Datenlöschung. Darüber hinaus sind Normen wie DIN 66399 („Datenträgervernichtung“) oder internationale Standards wie NIST 800-88 entscheidend.

Das bedeutet in der Praxis: Unternehmen müssen dokumentierbare Prozesse etablieren, regelmäßige Schulungen durchführen und geeignete Software oder externe Dienstleister nutzen. Ein einfaches Zurücksetzen durch den Praktikanten am Freitagabend reicht längst nicht mehr aus.

Datenlöschung im Unternehmensalltag – Praxisbeispiele

Viele Organisationen haben die Dringlichkeit mittlerweile erkannt. So setzt beispielsweise ein großes süddeutsches Versicherungsunternehmen laut eigenen Angaben seit 2023 auf automatisierte Datenlösch-Workflows in Verbindung mit einer Hardwareinventarisierung. Jedes aussortierte Gerät wird einem kontrollierten Löschprozess unterzogen und digital zertifiziert. Durch diese Maßnahme konnten in einem Jahr über 2.800 Altgeräte sicher entsorgt werden.

Selbst Start-ups integrieren zunehmend „Data Sanitization“ in ihre Offboarding-Prozesse. Ein Berliner SaaS-Anbieter implementierte jüngst eine cloudbasierte Endpoint-Management-Lösung, die Remote-Löschbefehle an Laptops abgesetzter Mitarbeitender sendet, sobald deren Admin-Zugriff deaktiviert wird.

Tipps zur sicheren Datenlöschung – so geht’s richtig

Für Unternehmen wie Privatpersonen gilt: Wer Speichermedien verkaufen, verschenken oder entsorgen will, sollte in jedem Fall gründlich löschen. Drei bewährte Empfehlungen:

  • Setzen Sie auf zertifizierte Tools: Nutzen Sie geprüfte Software wie Blancco, DBAN oder Eraser. Diese Programme bieten nachvollziehbare und oft DSGVO-konforme Löschprotokolle.
  • Mehrfach überschreiben: Ein Durchgang reicht in der Regel nicht. Empfehlenswert sind mindestens drei Durchläufe mit Zufallswerten gemäß DoD 5220.22-M-Standard.
  • Physische Vernichtung bei defekten Geräten: Ist eine Festplatte nicht mehr zugänglich, sollte sie mechanisch zerstört oder professionell geschreddert werden. Auch SSDs lassen sich sicher vernichten – allerdings mit anderer Technik als klassische HDDs.

Unterschiede bei Speichermedien: HDD vs. SSD

Die Art des Speichermediums beeinflusst die Sicherheit der Löschung deutlich. Während magnetische Festplatten (HDD) gut überschrieben werden können, sind Solid State Drives (SSD) schwieriger zu säubern. Grund: Die Speicherverwaltung durch Wear-Leveling und versteckte Reservebereiche erschweren das vollständige Löschen mittels Software.

Das National Institute of Standards and Technology (NIST) empfiehlt deshalb für SSDs nach Möglichkeit die Cryptographic Erase-Methode: Dabei wird der Schlüssel zur Datenentschlüsselung sicher gelöscht – wodurch die Daten praktisch unbrauchbar werden. Voraussetzung dafür ist allerdings die Verschlüsselung des Laufwerks im Vorfeld.

Externe Dienstleister: Wann sich professionelle Hilfe lohnt

Gerade bei größeren Unternehmen, kritischen Infrastrukturen oder Behörden ist der Einsatz professioneller Datenvernichtungsdienste ratsam. Diese Anbieter bieten nicht nur sichere Löschverfahren und physische Vernichtung inklusive Protokollen, sondern übernehmen auch die rechtskonforme Dokumentation und die umweltfreundliche Entsorgung der Altgeräte.

Wichtige Prüfkriterien bei der Auswahl:

  • ISO- oder DIN-Zertifizierung (z. B. DIN 66399, ISO 27001)
  • Transparente Lösch- und Entsorgungsprotokolle
  • Referenzen aus datenschutzsensiblen Branchen

Fazit: Datenschutz beginnt beim Ausschalten des Geräts

Sichere Datenlöschung ist keine optionale Maßnahme, sondern ein elementarer Bestandteil moderner IT-Sicherheit. Technologische Entwicklungen, regulatorische Standards und zunehmende Cyberkriminalität machen es zwingend notwendig, Speichermedien verantwortungsbewusst zu behandeln – vom Handy bis zum Server-Rack.

Wer heute unachtsam Geräte weitergibt, riskiert morgen einen Datenschutzskandal. Nutzen Sie bewährte Tools, etablieren Sie klar definierte Prozesse – und behandeln Sie Ihre Daten auch am Lebensende eines Geräts mit der gebotenen Sorgfalt.

Diskussion erwünscht: Haben Sie eigene Erfahrungen mit Datenlöschung oder setzen Sie Tools ein, die besonders empfehlenswert sind? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren und teilen Sie Ihre Best Practices.

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