Die Zeiten regelmäßiger Quartals-Updates für Microsofts Configuration Manager sind vorbei: Seit 2023 erhält das einst zentrale Tool für Endpoint Management nur noch ein Update pro Jahr. Diese strategische Neuausrichtung sorgt in der IT-Community für kontroverse Diskussionen. Was steckt hinter Microsofts Entscheidung – und was bedeutet das für Administratoren, Entwickler und Unternehmen?
Microsofts Richtungswechsel: Weniger Updates, mehr Planungssicherheit?
Im Oktober 2023 kündigte Microsoft offiziell an, dass der Microsoft Configuration Manager (früher SCCM) künftig nur noch einmal im Jahr ein Feature-Update erhalten wird. Das letzte reguläre Update im Quartalsrhythmus war Version 2303. Seitdem folgt das Tool dem neuen jährlichen Releasezyklus, der jeweils im zweiten Halbjahr erfolgt. Microsoft begründet den Schritt mit dem Wunsch nach mehr Stabilität und Planbarkeit für Unternehmensumgebungen. Administratoren sollen mehr Zeit haben, ein Update umfassend zu testen und kontrolliert einzuführen.
Doch viele in der Community sehen darin vor allem ein Signal: Die Zukunft des Client Managements liegt für Microsoft klar in der Cloud – und dort heißt das bevorzugte Tool Intune.
Configuration Manager vs. Intune: Subtile (und nicht so subtile) Verschiebungen
Intune, Microsofts cloudbasierte Plattform für Endpoint Management, wird seit Jahren als Modern-Desktop-Lösung propagiert. Im Einklang mit dem Zero-Trust-Ansatz bietet Intune zentrale Funktionen für Conditional Access, Windows Autopilot und Endpoint Security aus der Cloud – standardmäßig integriert in Microsoft 365. Laut dem „State of ITAM Report 2024“ von Flexera setzen mittlerweile über 50 % der befragten Großunternehmen auf cloudbasierte Device-Management-Plattformen – mit steigender Tendenz.
Der jährliche Releasezyklus für den Configuration Manager sendet ein klares Signal: Innovationen und Prioritäten finden bei Microsoft zunehmend in Intune statt. Während der ConfigMgr nur noch in längeren Abständen weiterentwickelt wird, erhält Intune weiterhin monatliche Verbesserungen und Erweiterungen – inklusive Integration neuer AI-Funktionen wie Copilot für Endpoint-Management, wie im Microsoft Build 2024 vorgestellt.
Skepsis in der Community: Was IT-Administratoren befürchten
In technischen Foren wie Reddit (/r/SCCM) und auf Plattformen wie Microsoft Tech Community äußern viele Systemadministratoren ihre Bedenken. Ein häufig genannter Kritikpunkt: Langsamer Fortschritt bei Configuration Manager erschwert es, mit sich schnell ändernden Windows-Versionen und Sicherheitsstandards Schritt zu halten. Der Support für neue Windows-Builds erfolgt typischerweise erst mit dem nächsten jährlichen Release – was Verzögerungen bei der Verteilung von Funktionsupdates oder Treibern bedeuten kann.
Ein zusätzlicher Frustpunkt ist das Gefühl, durch die strategische Schwerpunktverlagerung zu Intune gedrängt zu werden, ohne dass alle Funktionalitäten bereits gleichwertig verfügbar sind. Insbesondere in hybriden Szenarien – etwa bei der Verwaltung nicht dauerhaft internetverbundener Geräte – stößt Intune technologisch noch an Grenzen.
Statistische Einschätzungen: Markttrends und Migrationsverhalten
Laut einem Bericht von Gartner (Endpoint Management Market Guide 2024) planen bis Ende 2025 rund 70 % der Unternehmen mit mehr als 5.000 Endgeräten die vollständige Migration zu einem Unified Endpoint Management (UEM), in dem cloudbasierte Tools wie Intune dominieren. Auch Forrester betont im Report „The Forrester Wave: Unified Endpoint Management, Q2 2024“, dass Microsoft Intune derzeit als führende UEM-Plattform gilt – vor Anbietern wie VMware (Workspace ONE) und ManageEngine.
Die Zahl spricht für sich: Der Anteil von Microsoft Intune am UEM-Markt stieg laut IDC zwischen 2022 und 2024 von 19 % auf über 28 % an. Parallel dazu schrumpfen die Installationszahlen von Configuration Manager leicht – und dessen Lebenszyklusunterstützung für Bestandskunden wurde zwar verlängert, bleibt aber perspektivisch begrenzt.
Was Unternehmen jetzt beachten sollten
Für IT-Leiter und Admins bedeutet die neue Update-Strategie: Prozesse für Softwareverteilung, Sicherheitsrichtlinien und OS-Deployment müssen neu gedacht oder angepasst werden. Während Wartungsfenster durch den jährlichen Zyklus zwar seltener, aber umfangreicher ausfallen, steigt der Aufwand für Tests und Rollouts je nach Infrastruktur proportional.
Unternehmen stehen vor der strategischen Entscheidung: Setzen wir weiterhin auf Configuration Manager in einer hybriden Umgebung – oder migrieren wir vollständig in die Cloud? Microsoft positioniert Intune hierbei aktiv als zukunftssichere Lösung. Die aggressive Integration in neue Funktionen wie Windows 365 oder Microsoft Defender for Endpoint ist ein klares Signal.
Migrationshilfe und Best Practices
Microsoft bietet mit dem sogenannten „Co-Management“-Modell einen hybriden Ansatz: Unternehmen können Clients sowohl mit ConfigMgr als auch mit Intune verwalten und so den Übergang schrittweise gestalten. Auch Tools wie der Tenant Attach oder Endpoint Analytics erleichtern den Einstieg in Intune.
Doch die Umstellung ist kein Selbstläufer – sie erfordert Know-how, Projektplanung und Ressourcen. Damit die Transition gelingt, sollten Unternehmen folgende Empfehlungen beachten:
- Assessment vor Umstieg: Führen Sie eine umfassende Bestandsaufnahme der aktuellen Endpoint-Infrastruktur durch (z. B. mit Hilfe von Desktop Analytics).
- Priorisierte Migration: Beginnen Sie mit Pilotgruppen oder neuen Geräten, bevor Sie bestehende Systeme vollständig umstellen.
- Optimierung der Richtlinien: Nutzen Sie zentrale Templates und rollenbasierte Zugriffssteuerung (RBAC), um Intune-Deployments effizient und sicher zu gestalten.
Wie es weitergeht: Configuration Manager bleibt – vorerst
Trotz aller Trends plant Microsoft laut eigener Aussage keinen kurzfristigen Abgesang des Configuration Managers. Im Gegenteil: Der Mainstream Support des Tools wurde bis mindestens 2027 verlängert, inklusive kritischer Sicherheits- und Kompatibilitätsupdates. Auch Co-Management und Tenant Attach-Szenarien werden laut Microsoft weiterhin unterstützt und verbessert.
Für Unternehmen mit komplexen Infrastrukturen – z. B. hoher Anzahl an Servern, Air-Gap-Geräten oder nicht-Windows-Systemen – bleibt Configuration Manager zunächst unverzichtbar. Die jährliche Update-Strategie soll hier nicht als „Abstellgleis“, sondern als Planungsmaßnahme verstanden werden. Doch klar ist: Die Entwicklungsdynamik liegt nun stärker in der Cloud.
Fazit: Bewegung erzwingen – oder Nutzer mitnehmen?
Microsofts Entscheidung, den Configuration Manager auf ein jährliches Update-Modell umzustellen, ist mehr als eine technische Anpassung – sie ist ein strategisches Statement mit Auswirkungen auf die gesamte Endpoint-Management-Branche. Sie zwingt Unternehmen dazu, den Modernisierungsgrad ihrer IT-Infrastruktur zu hinterfragen und Alternativen wie Intune aktiv zu evaluieren.
Ob diese Entwicklung als gezielter Druck oder notwendiger Strukturwandel verstanden wird, hängt von der jeweiligen Perspektive ab. Klar ist: Die Zukunft gehört flexiblen, cloudnativen Lösungen – aber das Erbe von ConfigMgr bleibt, vorerst, systemrelevant.
Welche Erfahrungen machen Sie mit dem neuen Update-Zyklus? Nutzen Sie bereits Intune im Co-Management – oder halten Sie am Configuration Manager fest? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren und teilen Sie Ihre Einschätzungen aus der Praxis.




