Während Unternehmen weltweit verstärkt auf Künstliche Intelligenz im Marketing setzen, scheint Europa das Potenzial dieser Technologien noch nicht voll auszuschöpfen. Eine aktuelle McKinsey-Studie zeigt: Europäische Marketingchefs bremsen bei der KI-Integration – mit weitreichenden Folgen für Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft.
Europa hinkt hinterher: Ergebnisse der McKinsey-Studie im Überblick
Die im September 2025 veröffentlichte globale Studie „The State of AI in Marketing 2025“ von McKinsey & Company liefert ein klares Bild: Während 79 % der US-amerikanischen Unternehmen KI-basierte Anwendungen wie Personalisierung, Prognosemodelle oder intelligente Kampagnensteuerung routinemäßig einsetzen, sind es in Europa nur rund 36 %.
Besonders auffällig: In den Top-Performing-Firmen (laut McKinsey die besten 20 % hinsichtlich Wachstum und Rentabilität) ist die KI-Adoption im Marketingbereich durchweg hoch. In Europa dagegen gaben nur 21 % der befragten Führungskräfte an, über eine klar definierte KI-Strategie im Marketing zu verfügen.
Diese Kluft hat handfeste Folgen: Laut McKinsey verbuchen Firmen mit starker KI-Integration im Marketing durchschnittlich 15 % höhere Kampagneneffizienz und bis zu 25 % höhere Conversion-Raten – ein Wettbewerbsfaktor, der nicht ignoriert werden kann.
Warum KI im europäischen Marketing oft außen vor bleibt
Die Gründe für die Zurückhaltung europäischer CMOs (Chief Marketing Officers) beim Einsatz von KI sind vielfältig. Die McKinsey-Studie identifiziert drei Hauptursachen:
- Fehlende strategische Verankerung: In vielen europäischen Unternehmen wird KI noch als taktisches Tool und nicht als strategischer Wachstumstreiber betrachtet.
- Mangelnde Kompetenzen: Nur 28 % der europäischen Marketingabteilungen verfügen über eigene Data-Science- oder KI-Kompetenzteams – in den USA sind es 62 %.
- Datenschutz und Regulierung: Die strengen Anforderungen der DSGVO und andere EU-Vorgaben führen häufig zu Unsicherheiten im Einsatz personalisierter KI-Systeme.
Hinzu kommt eine tief verwurzelte Skepsis gegenüber Automatisierung im kreativen Bereich. Viele Marketingverantwortliche fürchten um die Markenidentität oder fürchten, dass KI zu „unpersönlicher“ Kommunikation führen könnte.
Was möglich ist: Erfolgsbeispiele aus der Praxis
Dass KI im Marketing sehr wohl effektiv eingesetzt werden kann – auch in Europa –, zeigen einige Vorreiterunternehmen:
- Zalando: Der Berliner E-Commerce-Riese nutzt KI etwa für Hyper-Personalisierung auf Basis von Echtzeitdaten. Das Ergebnis: gesteigerte Kundenbindung und Click-Through-Raten, die laut Unternehmensangaben um bis zu 20 % höher liegen als zuvor.
- Allianz: Der Versicherungskonzern setzt auf KI-unterstützte Lead-Scoring-Modelle, um Vertrieb und Marketing enger zu verzahnen. Damit konnte die Conversion Rate bei Online-Anfragen um 18 % gesteigert werden.
- L’Oréal Deutschland: Mit intelligentem Content-Targeting – ermöglicht durch neuronale Netzwerke – konnte die Relevanz von Social-Media-Kampagnen spürbar verbessert werden. Interaktionen stiegen binnen drei Monaten um 44 %.
Diese Beispiele zeigen: Wer datengetrieben agiert und KI systematisch integriert, kann Effizienzgewinne realisieren – ohne die kreative Markenführung zu gefährden.
Kompetenzlücke überwinden: Wege zur erfolgreichen KI-Integration
Die zentrale Baustelle für europäische Unternehmen bleibt der oft mangelnde Wissenstransfer zwischen Marketing und Tech-Abteilungen. Um KI wirksam einzusetzen, braucht es gezielte Brücken:
- C-Level-Verantwortung: Die Integration von KI sollte nicht nur auf Abteilungsebene stattfinden – sie muss Chefsache sein. Ein Chief AI Officer kann als Schnittstelle zwischen Strategie, Technologie und Kommunikation fungieren.
- Upskilling im Marketing: Fachliche Weiterbildung etwa in den Bereichen Data Literacy, KI-Ethik und Algorithmusverständnis wird für Marketingteams zur Pflicht.
- Crossfunktionale Teams: Marketer, Data Scientists und Entwickler sollten eng zusammenarbeiten, um skalierbare und verantwortungsbewusste KI-Anwendungen zu entwickeln.
Unterstützt werden könnte dieser Wandel durch gezielte europäische Förderprogramme, wie es sie in Teilen bereits durch die EU-Initiative „Digital Europe“ gibt. Ziel: den Aufbau von KI-Ökosystemen auch außerhalb der Tech-Zentren in Berlin, Paris oder Stockholm.
Statistik 1: Laut Bitkom setzen 43 % der deutschen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden inzwischen auf KI im Marketing – ein Anstieg um 12 Prozentpunkte seit 2023 (Quelle: Bitkom, KI in der Wirtschaft 2025).
Statistik 2: Trotzdem verfügen nur 19 % dieser Unternehmen über ein zentrales KI-Governance-Modell, das auch ethische Aspekte berücksichtigt (Quelle: Deloitte AI Governance Survey 2025).
Veränderung braucht Vertrauen: Akzeptanz als Erfolgsfaktor
Ein weiteres Hindernis ist die kulturelle Perspektive auf KI. Während in den USA datengetriebenes Marketing oft als Innovationsmotor gilt, herrscht in Europa vielfach Skepsis – insbesondere gegenüber ausgelagerten Entscheidungsprozessen.
Laut einer Forrester-Umfrage aus dem zweiten Quartal 2025 gaben 54 % der europäischen CMOs an, dass ihre Mitarbeitenden KI-generierte Inhalte als weniger zielgruppenspezifisch empfinden – obwohl diese faktisch höhere Öffnungsraten im E-Mail-Marketing erzielen.
Technologische Lösungen allein reichen nicht. Es braucht mehr Bildung, transparente Kommunikation und Best Practices, um die interne Akzeptanz zu stärken.
Fazit: KI-Potenziale heben und den Anschluss nicht verpassen
Die Zurückhaltung europäischer Marketingverantwortlicher gegenüber KI ist mehr als ein temporäres Phänomen – sie ist strategisch riskant. Unternehmen, die das Thema weiter aufschieben, laufen Gefahr, sowohl technologisch als auch wirtschaftlich ins Hintertreffen zu geraten.
Wer dagegen jetzt aktiv wird, profitiert von Effizienzgewinnen, tieferer Kundenbindung und innovationsgetriebener Markenentwicklung. Der Schlüssel liegt in klarer Führung, gezielter Weiterbildung und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen.
Praktische Empfehlungen für Marketingverantwortliche:
- Etablieren Sie eine unternehmensweite KI-Strategie mit konkreten Marketingzielen.
- Investieren Sie gezielt in datengetriebenes Know-how innerhalb Ihrer Marketingteams.
- Führen Sie Pilotprojekte mit geringem Risiko durch, um Akzeptanz zu fördern und Erfahrungen zu sammeln.
Wie erleben Sie den Einsatz von KI in Marketing-Teams? Welche Hürden oder Erfolge sehen Sie in Ihrem Unternehmen? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit unserer Community und diskutieren Sie mit uns über die KI-Zukunft europäischer Markenstrategien.




