Künstliche Intelligenz

Siemens‘ Erfolg durch KI: Eine strategische Analyse

Ein strahlend heller, editorialer Büroarbeitsplatz mit moderner Industrie- und IT-Technologie im Hintergrund, wo fokussierte Fachleute in natürlichem Tageslicht angeregt über digitale Datenvisualisierungen und KI-Lösungen diskutieren – eine warme, einladende Atmosphäre, die Innovation, strategische Zusammenarbeit und den zukunftsweisenden Wandel bei Siemens verkörpert.

Wie gelingt es Traditionskonzernen, im Zeitalter der künstlichen Intelligenz nicht nur mitzuhalten, sondern eine marktführende Position einzunehmen? Siemens liefert eine richtungsweisende Antwort: durch gezielte Investitionen, strategische Transformation und das Bekenntnis zur industriellen Datenökonomie.

Von der Industrie zur Datenwirtschaft – Siemens im Wandel

Mit über 175 Jahren industrieller Geschichte zählt Siemens zu den ältesten Technologieunternehmen Europas. Doch der nachhaltige Erfolg im 21. Jahrhundert erfordert mehr als Ingenieurskunst: Daten und Künstliche Intelligenz (KI) sind zur zentralen Wertbasis geworden. Siemens hat diesen Paradigmenwechsel früh erkannt und die Transformation zum datengetriebenen Unternehmen strategisch forciert. Bereits ab 2016 wurde verstärkt in KI-Forschung investiert, der Fokus auf Industrie 4.0 ausgebaut und eine umfassende Digitalstrategie implementiert.

Der Dreh- und Angelpunkt dieser Entwicklung ist das Industrial Internet of Things (IIoT), also die Vernetzung industrieller Maschinen und Prozesse mit digitalen Plattformen. Siemens positionierte sich hier mit seiner Plattform MindSphere früh als Pionier. Das System sammelt Maschinendaten aus Produktionsprozessen, analysiert sie mit Hilfe von KI-Algorithmen – und macht sie in Echtzeit für Effizienzsteigerungen, Predictive Maintenance oder Qualitätskontrolle nutzbar.

Investitionen in KI – gezielte Strategie statt Aktionismus

Siemens‘ Erfolg in Sachen KI ist kein Zufallsprodukt. 2023 kündigte der Konzern an, bis 2025 über 2 Milliarden Euro in Digitalisierung, KI und IoT zu investieren, davon 1 Milliarde Euro allein in Deutschland. Der Aufbau „digitaler Fabriken“ – etwa in Erlangen – dient nicht nur der Innovation, sondern ist Teil einer langfristigen Skalierungslogik der Siemens-Digitalstrategie.

Ein Schlüsselaspekt ist die gezielte Kooperation mit KI-Startups und Forschungseinrichtungen. Siemens unterhält Partnerschaften mit Universitäten, betreibt eigene KI-Labore und arbeitete eng mit Unternehmen wie NVIDIA für Edge-AI-Lösungen in industriellen Umgebungen. Mithilfe dieser Ökosystemstrategie bündelt Siemens internes Know-how mit externem Innovationspotenzial.

Ein herausragendes Projekt ist die Integration von KI in die TIA-Portal-Automatisierungsplattform. Mittels Machine-Learning-Optimierungen werden Produktionsparameter automatisiert angepasst. Dies reduziert Fehler, verkürzt Entwicklungszyklen und steigert die Effizienz signifikant – ein echter USP im Wettbewerb mit anderen Automatisierungsanbietern.

Industrieplattformen als Basis der KI-Transformation

Neben MindSphere hat Siemens weitere Plattformen etabliert, etwa Xcelerator, ein offenes digitales Business-Ökosystem. Ziel ist es, die Integration von KI-Lösungen in industrielle Anwendungen zu vereinfachen – auch für kleine und mittelständische Unternehmen.

Die Idee dahinter: Standardisierte APIs, modulare Anwendungen und ein umfassendes App-Ökosystem sollen industriellen Kunden ermöglichen, datenbasierte Geschäftsmodelle ohne umfangreiches internes IT-Know-how zu realisieren. Durch Xcelerator und MindSphere betreibt Siemens eine Art industrielles Betriebssystem für die vernetzte Fabrik der Zukunft.

2023 meldete Siemens, dass bereits mehr als 750 Partnerunternehmen weltweit Xcelerator nutzen. Damit wurde ein skalierbares Netzwerk geschaffen, das Datenintegration, Datensicherheit und KI-getriebene Services auf Unternehmensebene realisiert.

Im Vergleich: Siemens versus Wettbewerber

Der Industrie- und Automatisierungssektor ist hart umkämpft – und besonders bei digitalen Geschäftsmodellen liefert der Vergleich mit Wettbewerbern wie ABB, Schneider Electric oder Rockwell Automation ein differenziertes Bild.

ABB etwa investiert intensiv in Edge-AI und Robotik, stößt jedoch beim Plattformansatz bisher nicht in vergleichbare Skalendimensionen wie Siemens vor. Schneider Electric konzentriert sich stärker auf Energieeffizienz und bietet ebenfalls starke Softwarelösungen, aber weniger tiefgreifendere KI-Integrationen auf breiter industrieller Front. Rockwell Automation punktet in Nordamerika, hat aber beim internationalen Plattformzugang noch Aufholbedarf.

Mit seiner Vertikalisierungsstrategie – also der tiefen Integration von Hard- und Software, Automatisierung, Datenanalyse und KI auf einer Plattform – schafft Siemens einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Die Kundenbindung wird durch hohe Wechselkosten und umfassende Servicepakete gestärkt, was zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell führt.

Konkrete Ergebnisse: Ökonomischer Impact der KI-Initiativen

Laut eigenen Angaben konnte Siemens durch KI-gestützte Prozessoptimierung in der eigenen Fertigung die Effizienz um bis zu 30 % steigern (Quelle: Siemens Annual Report 2024). In einem Leuchtturmprojekt am Siemens-Standort Amberg identifizierte das System Materialfehler frühzeitig, was eine Kostenreduktion von 14 % ermöglichte. Gleichzeitig stieg die Qualitätssicherung um 20 Prozentpunkte – wesentliche Erfolgsfaktoren für den Return on Investment.

Externe Kunden wiederum erfahren im Rahmen von Predictive-Maintenance-Projekten laut Siemens eine Reduktion von Produktionsausfällen um rund 40 %. Diese realweltlichen Ergebnisse fördern die Akzeptanz bei Partnern und zeigen den betriebswirtschaftlichen Nutzen intelligenter Automation.

Zukunftsausblick: KI, Automation und industrielle Resilienz

Die KI-Strategie von Siemens ist langfristig ausgelegt. Neben datenbasierten Produktionstechnologien stehen folgende Zukunftsthemen im Fokus:

  • Generative KI für industrielle Engineering-Prozesse: Siemens kooperiert mit Microsoft, um ChatGPT-ähnliche Tools für Ingenieure in die Produktentwicklung zu integrieren.
  • AI Twin / Digitaler Zwilling: Fortschrittliche Simulationstechnologien sollen durch KI lernende digitale Abbilder ganzer Produktionssysteme ermöglichen.
  • Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz durch KI: Die Reduktion von Energieverbrauch, Abfall und Ausfallzeiten über datengestützte Optimierungen steht im Zentrum zukünftiger Investitionen.

Die industrielle Welt der Zukunft wird softwaredefiniert, resilient und datengetrieben sein. Siemens hat sich durch seine strategisch konsequente Ausrichtung auf KI und Plattformökonomien als einer der Treiber dieser Entwicklung etabliert.

Handlungsempfehlungen für Industrieunternehmen

  • Frühzeitig in Datenkompetenzen investieren: Schulung von Mitarbeitenden, Aufbau eines internen Data-Teams und Verzahnung mit der Geschäftsstrategie sind essenziell.
  • Mit offenen Plattformen experimentieren: Der Einsatz von IIoT- und KI-Lösungen sollte zunächst in Pilotprojekten getestet und iterativ skaliert werden.
  • Ökosysteme nutzen: Durch Partnerschaften mit spezialisierten Unternehmen und die Integration in Plattformnetzwerke wie Siemens Xcelerator lassen sich eigene Ressourcen effizient ergänzen.

Fazit: Siemens als Blaupause einer erfolgreichen KI-Transformation

Siemens gilt heute als Paradebeispiel für die erfolgreiche Überführung eines industriellen Großunternehmens in die datenbasierte Zukunft. Durch Investitionen in KI, Plattformökonomie und strategisches Partnermanagement hat der Konzern nicht nur seine Wettbewerbsfähigkeit erhalten, sondern neue Standards im Bereich der Industrieautomatisierung gesetzt.

Für Entscheider, Entwickler und Analysten ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Die Zukunft industrieller Wertschöpfung liegt in der intelligenten Verbindung aus Technologie, Daten und Strategie. Diskutieren Sie mit der Community – welche Erfahrungswerte, Tools oder Plattformen nutzen Sie bereits erfolgreich im industriellen KI-Einsatz?

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