Die Schwarz-Gruppe, Mutterkonzern von Lidl und Kaufland, überrascht die Tech-Welt mit einem Mega-Vorhaben: dem Aufbau einer eigenen europäischen Cloud-Infrastruktur mit über 100.000 spezialisierten KI-Chips. Das sogenannte „Spreewald-Projekt“ soll Europa von US-Tech-Giganten unabhängiger machen – und könnte deutsche Cloud-Dienste revolutionieren.
Ein ambitionierter Plan – Made in Neckarsulm
Was zunächst nach einem typischen Digitalisierungsprojekt klingt, hat in Wahrheit das Potenzial, Europas IT-Landschaft nachhaltig zu verändern. Unter dem Decknamen „Spreewald-Projekt“ investiert die Schwarz-Gruppe während der nächsten Jahre mehrere Milliarden Euro in ein gigantisches Rechenzentrumsprojekt. Dreh- und Angelpunkt sind rund 100.000 spezialisierte KI-Beschleunigerchips – darunter GPUs und dedizierte NPUs (Neural Processing Units) –, die auf dem neuesten Stand der Technik basieren.
Mit diesem Schritt zielt das Unternehmen nicht nur auf die Beschleunigung interner Prozesse, etwa in der Logistik und Warenplanung von Lidl und Kaufland, sondern auch auf den Aufbau eines leistungsfähigen Cloud-Service-Angebots über die Tochtergesellschaft STACKIT und das Sicherheitsunternehmen XM Cyber. Das langfristige Ziel: ein konkurrenzfähiger europäischer Hyperscaler.
STACKIT: Vom Infrastruktur-Provider zum KI-Cloud-Dienstleister
STACKIT, die digitale Infrastructure-as-a-Service-Plattform der Schwarz-Gruppe, bietet bereits heute skalierbare Cloud-Ressourcen für deutsche und europäische Unternehmen. Das Spreewald-Projekt könnte STACKIT zur leistungsfähigsten europäischen Alternativlösung zu Google Cloud, AWS und Microsoft Azure machen – mit dem Fokus auf digitale Souveränität, DSGVO-Konformität und einer KI-optimierten Architektur.
Im Zentrum der Architektur stehen NVIDIA H100 Tensor Core GPUs sowie künftig auch Chips aus europäischer Fertigung, etwa via SiPearl (Europa’s Exascale-Prozessor-Initiative), sofern diese kommerziell eingesetzt werden können. Neben Compute-Leistung fließen Milliarden in die Entwicklung energieeffizienter Rechenzentren – auch mit Blick auf CO₂-Reduktion und nachhaltigen Betrieb.
Strategisches Motiv: Digitale Souveränität und technologische Unabhängigkeit
Warum investiert ein Handelskonzern in Infrastruktur dieser Größenordnung? Die Antwort liegt in der Strategierevolution, die derzeit in Europas Digitalwirtschaft stattfindet. In der Debatte um digitale Souveränität gilt die lokale Datenverarbeitung und Speicherinfrastruktur als Schlüsseltechnologie, um Abhängigkeiten von US-Diensten zu reduzieren.
2024 haben laut Bitkom rund 67 % deutscher Unternehmen Cloud-Dienste aus den USA als ’sicherheitskritisch‘ eingestuft. Gleichzeitig wuchs der Bedarf an KI-Rechenleistung exponentiell: Laut IDC wird sich das weltweite Volumen an KI-Modellen in der Cloud bis 2027 mehr als verdreifachen. In diesem Umfeld positioniert sich STACKIT gezielt als vertrauenswürdiger europäischer Datenverarbeiter, der Rechenleistung mit lokaler Governance kombiniert.
KI-Chips als kostspieliger, aber notwendiger Gamechanger
Ein einzelner NVIDIA-H100-Chip kostet aktuell über 25.000 Euro – die Schwarz-Gruppe plant den Einsatz von mindestens 100.000 solcher (oder vergleichbarer) Module. Es handelt sich um ein Vorhaben in der finanziellen Größenordnung eines Giga-Rechenzentrumsprojekts – vergleichbar mit den Investitionen von Microsoft in Azure oder Google in ViewPark.
Der enorme Kapitalaufwand soll sich langfristig durch drei Effekte amortisieren:
- Effizienzgewinne durch interne KI-Nutzung (z. B. für automatische Disposition, Supply-Chain-Optimierung, Predictive Maintenance).
- Kommerzialisierung der KI-Leistung über STACKIT als Public-Cloud-Anbieter.
- Strategischer Aufbau von Marktanteilen im europäischen Cloud-Wettbewerb durch KI-Cloud-Angebote.
Analysten sehen damit eine beispiellose vertikale Integration von Commerce, Infrastruktur und KI unter einem Konzerndach – ein Novum in Europa.
Innovationspotenzial für Europas KI-Szene
Das Potenzial für externe Nutzer ist enorm: Deutsche Start-ups, Forschungseinrichtungen und SaaS-Anbieter könnten künftig auf europäischer Basis Trainingsläufe und Inferencing-Prozesse durchführen, ohne auf amerikanische Hyperscaler ausweichen zu müssen. Die Relevanz liegt auf der Hand: Laut einer McKinsey-Studie von 2025 gaben 71 % aller europäischen KI-Start-ups an, überlastete oder unverfügbare Rechenressourcen als größte Wachstumsbremse zu empfinden.
Hier öffnet STACKIT ein mögliches Skalierungsversprechen – begleitet von Initiativen wie kostenreduzierten KI-Kontingenten für Forschung und öffentliches Training sowie DSGVO-konforme Datenräume zur Entwicklung sicherer KI.
Governance und Sicherheit: Kooperation mit XM Cyber
Ein weiterer Teil des Spreewald-Projekts ist die flächendeckende Integration von Cyber-Defense. Die Schwarz-Tochter XM Cyber mit Sitz in Israel gilt als eines der innovativsten Anbieter für Angriffssimulationen (Breach & Attack Simulation). Die KI-Cloud soll dabei nicht nur leistungsfähig, sondern auch sicher gegen moderne Bedrohungsszenarien sein – auch in sensiblen Bereichen wie Gesundheitsdatenverarbeitung oder FinTech-Anwendungen.
Mit Red-Teaming-Methoden, automatisierten Schwachstellenanalysen und dynamischem Sicherheitsmonitoring plant die Gruppe ein Trust-zentriertes Cloud-Modell, das sich deutlich von




