Während die Verbreitung von Android ungebrochen steigt, gerät das mobile Betriebssystem erneut wegen gravierender Sicherheitslücken in die Schlagzeilen. Millionen Geräte sind potenziellen Angriffen ausgesetzt – oft ohne Wissen der Nutzer. Doch es gibt konkrete Schritte, mit denen sich Android-Nutzer effektiv schützen können.
Android unter Dauerbeschuss: Die aktuelle Bedrohungslage
Mit einem weltweiten Marktanteil von knapp 72,5 % (StatCounter, September 2025) ist Android das dominierende mobile Betriebssystem. Doch gerade diese Popularität macht es zur bevorzugten Zielscheibe von Cyberkriminellen. Im Jahr 2025 wurden laut dem Sicherheitsunternehmen Kaspersky über 5,8 Millionen mobile Malware-Angriffe auf Android registriert – ein Plus von 27 % gegenüber dem Vorjahr.
Besonders alarmierend ist die steigende Zahl sogenannter „Zero-Day“-Exploits, also Sicherheitslücken, die von Angreifern ausgenutzt werden, bevor Hersteller ein Patch bereitstellen können. Im April 2025 warnte das Project Zero Team von Google vor mehreren Zero-Day-Lücken (unter anderem CVE-2025-11430 und CVE-2025-12978) im Android-Kernel und Qualcomm-Treibern, die Root-Rechte ermöglichen konnten – ohne dass der Nutzer etwas davon mitbekommt.
Die Fragmentierung des Android-Ökosystems verschärft das Problem: Über 45 % der weltweit aktiven Geräte laufen noch mit Android-Versionen 11 oder älter (Quelle: Android Distribution Dashboard, Q3 2025). Viele dieser Geräte erhalten keine regelmäßigen Sicherheitspatches mehr, obwohl sie noch im Alltag genutzt werden.
Häufige Gefahrenquellen: Malware, Spyware & Adware
Angreifer nutzen eine Vielzahl an Angriffsvektoren, um sich Zugriff auf Android-Geräte zu verschaffen:
- Schadhafte Apps: Trotz Sicherheitsmechanismen wie Google Play Protect schleichen sich regelmäßig betrügerische oder manipulierte Apps in den Play Store ein. Besonders häufig betroffen sind vermeintliche Utility-Apps wie Taschenlampen, Cleaner oder VPNs.
- Phishing und Social Engineering: Über SMS, WhatsApp oder Telegram werden gezielt Links verteilt, die gut getarnt zu gefälschten Login-Seiten führen – oft mit perfekter Nachbildung von Bank- oder Cloud-Diensten.
- Öffentliche WLANs: Ungesicherte Netzwerke ermöglichen Man-in-the-Middle-Angriffe, bei denen sensible Daten wie Passwörter oder Session-Tokens abgefangen werden.
Eine besonders perfide Angriffsmethode stellt die sogenannte Overlay Malware dar: Sie tarnt sich als legitime App und legt sich über echte Anwendungen, um Anmeldedaten abzufangen. Laut Check Point Research stieg die Zahl solcher Überlagerungsangriffe 2025 um 31 % – häufig ausgelöst durch Drittanbieter-APK-Dateien.
Wie erkenne ich, ob mein Gerät betroffen ist?
Oft agieren Schadprogramme im Verborgenen. Dennoch gibt es einige Indizien, die auf eine Infektion hinweisen können:
- Plötzlicher Akkuverbrauch oder Überhitzung ohne intensive Nutzung
- Unbekannte Apps, die nicht selbst installiert wurden
- Pop-ups und Werbung außerhalb von Browsern
- Hoher Datenverbrauch im Hintergrund
- Systemaktualisierungen oder Berechtigungsanfragen, die nicht erklärbar sind
Nutzer sollten regelmäßig die App-Liste durchgehen, Berechtigungen überprüfen und auch Hintergrunddaten einzelner Apps kontrollieren. Sicherheits-Apps wie Malwarebytes oder Bitdefender Mobile Security bieten zusätzliche Scan-Funktionen für verdächtiges Verhalten.
Google reagiert – und stößt an seine Grenzen
Google setzt zunehmend auf Play System Updates, mit denen sicherheitsrelevante Updates unabhängig vom Gerätehersteller direkt über den Play Store verteilt werden. Seit Android 10 besteht diese Möglichkeit über Project Mainline. Dennoch erreichen viele Patches die Nutzer erst verspätet – wenn überhaupt.
Ein weiteres Werkzeug ist der Android Security Bulletin, der monatlich über aktuelle Bedrohungen informiert. Im Oktober 2025 wurden hier elf kritische Lücken aufgeführt – davon betrafen mehr als die Hälfte Geräte mit Qualcomm-Chipsätzen.
Hersteller wie Samsung oder Xiaomi bemühen sich zwar um schnellere Aktualisierungen, doch gerade bei Mittelklasse- und Budgetgeräten sind Updates oft verzögert. Einige Geräte bekommen lediglich zweimal jährlich ein Sicherheitspatch – deutlich zu wenig angesichts der aktuellen Bedrohungslage.
Prävention ist die beste Verteidigung: So bleibt ihr sicher
Durch umsichtiges Verhalten und gezielte Maßnahmen lässt sich das Risiko erheblich senken. Hier sind die wichtigsten Empfehlungen für Android-Nutzer:
- Nur Apps aus vertrauenswürdigen Quellen installieren: Vermeidet APKs unbekannter Herkunft. Nutzt den Google Play Store oder seriöse Alternativen wie den F-Droid Store.
- Sicherheitsupdates sofort installieren: Aktiviert automatische Updates und prüft manuell regelmäßig auf neue Patches unter „Einstellungen → Sicherheit → Updates“.
- App-Berechtigungen regelmäßig prüfen: Entzieht Apps unnötige Zugriffsrechte, insbesondere auf Mikrofon, Kamera, SMS und Standortdaten.
- Verzicht auf Rooting und Custom ROMs: Diese eröffnen zusätzliche Angriffsflächen und schließen Nutzer oft vom offiziellen Patch-Kanal aus.
- Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) aktivieren: Besonders für Google-Konten, Banking-Apps und Cloud-Dienste ist 2FA ein Muss.
Fazit: Wachsamkeit und Aktualität sind entscheidend
Android-Sicherheit ist kein einmaliges Update, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Die Bedrohungen entwickeln sich dynamisch weiter – ebenso wie die Verteidigungsstrategien, sowohl auf Herstellerseite als auch für Nutzer. Wer regelmäßig sein System aktualisiert, Berechtigungen reflektiert und auf etablierte Sicherheitspraktiken setzt, kann sich wirksam schützen.
Aktiviert Benachrichtigungen für Security Bulletins, informiert euch über bekannte Schwachstellen eures Gerätemodells und tretet in Austausch mit der Community, um Erfahrungen und Tipps zu teilen. IT-Sicherheit beginnt mit informierten Nutzerinnen und Nutzern.




