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AWS und Google Cloud: Neue Impulse für Multicloud-Strategien

Ein strahlend helles, modernes Büro mit zwei IT-Experten in angeregtem Gespräch vor mehreren großen Bildschirmen, auf denen dezente Cloud- und Netzwerkgrafiken sichtbar sind, eingefangen in warmem Tageslicht, das eine Atmosphäre von Zusammenarbeit, Innovation und technologischem Fortschritt vermittelt.

Die zunehmende Komplexität moderner IT-Infrastrukturen fordert neue Wege in der Cloud-Strategie. Zwei Branchengrößen – AWS und Google Cloud – senden nun ein deutliches Signal: Multicloud-Anwendungen sollen einfacher, sicherer und zuverlässiger werden. Eine neue Kooperation der Hyperscaler könnte die Spielregeln nachhaltig verändern.

Multicloud-Realität: Warum Unternehmen zunehmend mehrere Clouds nutzen

Moderne IT-Strategien setzen immer häufiger auf eine Kombination mehrerer Cloud-Anbieter. Eine aktuelle Studie von Flexera aus dem Jahr 2024 zeigt: 89 % der befragten Unternehmen verfolgen bereits eine Multicloud-Strategie, während 80 % aktiv Workloads über mehrere Cloud-Plattformen hinweg betreiben. Gründe dafür sind vor allem die Reduzierung von Vendor-Lock-ins, höhere Ausfallsicherheit sowie der gezielte Einsatz spezialisierter Dienste.

Allerdings bringt Multicloud auch erhebliche Herausforderungen mit sich: Unterschiedliche APIs, divergierende Sicherheitsstandards, komplexe Netzwerkarchitekturen und heterogene Verwaltungstools erschweren den Betrieb über mehrere Plattformen hinweg. Die Folge sind steigende Kosten und ein höherer administrativer Aufwand – insbesondere beim Thema Sicherheit und Integration.

Gemeinsame Initiativen von AWS und Google Cloud

Vor diesem Hintergrund überrascht die jüngste Ankündigung von AWS und Google Cloud: Obwohl direkte Konkurrenten, arbeiten beide Anbieter künftig enger zusammen, um die Multicloud-Betriebsfähigkeit zu verbessern. Die Zusammenarbeit beinhaltet zwei zentrale Neuerungen:

  • Verbesserte Interoperabilität: Gemeinsame APIs und standardisierte Schnittstellen ermöglichen eine nahtlosere Kommunikation zwischen Workloads, die über AWS und Google Cloud verteilt sind.
  • Integration von Sicherheitsservices: Beide Konzerne planen die wechselseitige Unterstützung ihrer jeweiligen Sicherheitslösungen – etwa bei Identitäts- und Zugriffskontrollen sowie Verschlüsselungsmanagement.

Die Initiative orientiert sich an Open Standards: So sollen Kubernetes-basierte Deployments durch eine optimierte Abstimmung der Container-Managementdienste wie Amazon EKS und Google Kubernetes Engine (GKE) deutlich einfacher orchestriert werden können.

Fokus auf Zuverlässigkeit und Sicherheit

Ein Hauptfaktor für die neue Allianz ist die wachsende Relevanz von Ausfallsicherheit und Compliance. Insbesondere kritische Branchen wie Finanzen, Gesundheitswesen oder die öffentliche Verwaltung verlangen Multicloud-Lösungen mit höchsten Sicherheits- und Kompatibilitätsstandards.

Google Cloud bringt hier seine Stärken in transparenter Compliance und fortschrittlicher Zero Trust-Architektur ein, während AWS auf eine umfassende globale Infrastruktur und automatisierte Sicherheitslösungen setzt. Durch gemeinsame Frameworks und Sicherheitsrichtlinien sollen künftig autorisierte Identitäten cloudübergreifend authentifiziert und Rollen granular verwaltet werden können.

Ein Beispiel: Der neue Cross-Platform Identity Service ermöglicht die Anbindung eines zentralen IAM-Systems, das sowohl AWS IAM Policies als auch Google Cloud IAM Rollen synchronisiert. Dadurch verringert sich der Aufwand für hybride Berechtigungsmodelle erheblich.

Strategische Vorteile für Unternehmen

Die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Praxis sind erheblich. Unternehmen können von einer Reihe konkreter Vorteile profitieren:

  • Deployment-Flexibilität: Anwendungen lassen sich wahlweise auf der jeweils geeignetsten Plattform betreiben – etwa Machine-Learning-Modelle in der Google Cloud, Datenbanken in AWS.
  • Reduzierte Komplexität: Gemeinsame Management-Tools vereinfachen Konfiguration, Logging und Monitoring über die Cloud-Grenzen hinweg.
  • Kosteneffizienz: Bessere Auslastung und bedarfsorientierte Ressourcenwahl senken den Gesamtbetriebskostenanteil (TCO).

Hinzu kommt: Pilotkunden berichten laut einer Google Cloud-Präsentation auf der Cloud Next Europe 2025 von einer um bis zu 35 % gesteigerten Betriebsstabilität bei hybriden Anwendungen dank konsistenter Sicherheitsrichtlinien.

Kritische Perspektiven und offene Fragen

Trotz der positiven Impulse bleiben Fragen offen. IT-Strategen bemängeln, dass die neue Kooperation vorrangig API- und Framework-Funktionalitäten betrifft, nicht jedoch die Preisgestaltung oder den Datenzugang. Für viele Unternehmen ist jedoch gerade dieser Bereich entscheidend, um echte Autonomie in Multicloud-Szenarien zu erlangen.

Zudem bleibt abzuwarten, inwieweit kleinere Cloud-Provider – etwa Oracle Cloud oder IBM Cloud – künftig in ähnliche Kooperationsmodelle eingebunden werden. Nur ein breiter Industriestandard kann langfristig verhindern, dass neue Formen des Vendor Lock-ins entstehen.

Technologische Grundlage: Kubernetes, Anthos und Open Source

Ein zentraler Baustein für die Umsetzung der Multicloud-Vision ist Kubernetes. Beide Anbieter setzen auf den offenen Standard zur Container-Orchestrierung. Google Cloud propagiert zudem seine Plattform Anthos, mit der sich Workloads auf GCP, AWS und On-Premises zentral verwalten lassen.

Auch AWS treibt die Interoperabilität von Amazon EKS mit Third-Party-Clouds stärker voran. Ein gemeinsames Developer Kit für Cross-Cloud-Deployments soll in Kürze veröffentlicht werden und basiert auf dem open-source Cloud Development Kit (CDK).

Laut CNCF zählte Kubernetes im Jahr 2024 über 5,6 Millionen Entwickler weltweit, die aktiv Container-Umgebungen über mehrere Plattformen hinweg betreiben. Diese Community dürfte maßgeblich zur Weiterentwicklung der Multicloud-Standards beitragen.

Praktische Empfehlungen für IT-Verantwortliche

Für Unternehmen, die ihre Infrastruktur künftig cloudübergreifend ausrichten möchten, ergeben sich daraus konkrete Handlungsempfehlungen:

  • Setzen Sie frühzeitig auf offene Standards wie Kubernetes, um Vendor-Lock-ins zu vermeiden.
  • Nutzen Sie cloudübergreifende Observability-Tools wie Datadog oder Prometheus, um Logs und Metriken systemweit konsolidiert auszuwerten.
  • Erstellen Sie klare Zugriffs- und Compliance-Richtlinien, idealerweise mit automatisierter Policy-Vererbung über Multi-IAM-Systeme.

Ausblick: Der Weg zur standardisierten Multicloud

Die Kooperation zwischen AWS und Google Cloud darf als ein strategisches Signal an den Markt verstanden werden. Vorbei sind die Zeiten abgeschotteter Silos – stattdessen zeichnet sich eine Ära der offenen Ökosysteme ab, in der Interoperabilität ein zentraler Wettbewerbsvorteil ist.

Die nächsten Monate dürften insbesondere technische Spezifikationen und weitere Pilotprojekte in den Fokus rücken. Für IT-Verantwortliche bedeutet dies: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, bestehende Cloud-Strategien zu evaluieren und gezielt multicloudfähig zu gestalten.

Klar ist: Multicloud ist kein Trend – es ist die neue Realität. Und je besser Anbieter zusammenarbeiten, desto größer der Nutzen für Unternehmen jeder Größe.

Wie sehen Ihre Erfahrungen mit Multicloud aus? Diskutieren Sie mit unserer Community – wir freuen uns auf Ihren Kommentar und Meinungsaustausch!

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