Der Krypto-Sektor erschüttert erneut die Märkte: Die Digitalwährung „American Bitcoin“ stürzte innerhalb weniger Wochen um über 80 % ab. Im Fokus: das politische Umfeld, mangelnde Regulierung – und die dubiose Rolle von Eric Trump. Was steckt hinter dem Kollaps?
Ein Absturz mit Ansage: Der tiefe Fall von American Bitcoin
Im Herbst 2025 verzeichnete American Bitcoin – eine seit 2023 existierende Kryptowährung mit Branding-Anlehnung an den früheren US-Präsidenten Donald Trump – einen dramatischen Verfall ihres Marktwerts. Innerhalb von nur sechs Wochen fiel der Kurs von 63,10 US-Dollar auf unter 11,20 US-Dollar zum Stand 2. Dezember 2025 (Quelle: CoinGecko). Dieser Rückgang bedeutete einen Verlust von rund 82 % der Marktkapitalisierung, die damit von einst über 15 Milliarden US-Dollar auf unter 3 Milliarden fiel.
Der Hauptgrund: Ein Paket interner Leaks, die durch eine investigative Recherche des „Washington Ledger“ veröffentlicht wurden. Diese belegten, dass große Teile der angeblichen Mining-Infrastruktur gar nicht existierten, sondern in Wirklichkeit inaktive Shell-Unternehmen in Delaware und auf den Cayman Islands waren. Hinzu kam eine massive Marktmanipulation durch sogenannte Wash Trades, also fingierte Käufe und Verkäufe zur Kursstabilisierung, wie der Blockchain-Forensikdienst Chainalysis bestätigte.
Eric Trump – vom Markenbotschafter zum Risikofaktor
American Bitcoin war von Anfang an eng verknüpft mit dem Namen Trump – allerdings weniger durch den früheren Präsidenten selbst als vielmehr durch dessen Sohn, Eric Trump. Dieser war als offizieller Markenbotschafter tätig und trat auf diversen Blockchain-Konferenzen als Advokat der „patriotischen Kryptowährung“ auf. Eric Trump hielt laut SEC-Dokumenten zudem über 8 % der Token-Allokation durch seine Firma Patriot Blockchain Ventures LLC.
Ein besonders brisanter Moment folgte am 3. November 2025, als Eric Trump in einem Interview mit dem konservativen Sender CBN nicht nur die staatliche Federal Reserve „als Gegner des freien Marktes“ darstellte, sondern gleichzeitig 30 % seiner Token-Beteiligungen am selben Tag verkauft hatte – kurz vor dem ersten Kurseinbruch. Dies löste Ermittlungen der US-Börsenaufsicht (SEC) wegen möglichen Insiderhandels aus.
Vertrauenskrise trifft auf volatile Märkte
Der Fall American Bitcoin hat nicht nur Investoren Milliardenverluste eingebracht, sondern auch eine neue Vertrauenskrise innerhalb der Kryptoszene angestoßen. Schon nach dem FTX-Skandal 2022 und dem Terra/LUNA-Crash hatten Märkte zunehmend regulatorischen Druck erlebt. Nun steht abermals die Frage im Raum: Wie lässt sich der Krypto-Markt vor Promi-Manipulation und Intransparenz schützen?
Analystin Rachel Lin von Robeco Digital erklärt dazu: „Solche Vorfälle untergraben das Vertrauen fundamental. Besonders problematisch wird es, wenn politisch exponierte Personen involviert sind und den Markt narrativ bespielen – aber gleichzeitig selbst intransparent agieren.“
Besonders betroffen ist der Retail-Markt: Laut einer Umfrage von Morning Consult (Oktober 2025) gaben 41 % der befragten US-Investoren an, weniger Vertrauen in neue Kryptowährungen zu haben als noch vor einem Jahr. Zudem waren 17 % der American Bitcoin-Investoren unter 30 Jahre alt – eine demografische Gruppe, die laut Statista ohnehin besonders risikoanfällig in Bezug auf hochvolatiles Investment gilt.
Nebenwirkungen auf den gesamten Kryptomarkt
Der Vertrauensschwund hat direkte Auswirkungen auf verwandte Projekte. Mehrere auf MEME-Coins spezialisierte Tokens – darunter FreedomFi, MAGAchain und TruthDollar – verzeichneten zweistellige Verluste in der Woche nach dem Kurssturz. Auch der Gesamtmarkt war betroffen: Laut Daten von CoinMarketCap verlor der globale Krypto-Markt zwischen dem 1. und dem 4. November 2025 rund 4,7 % an Kapitalisierung, was rund 85 Milliarden US-Dollar entspricht.
Selbst etablierte Akteure spüren die Erschütterungen: Coinbase meldete einen temporären Rückgang des Handelsvolumens um 13 %, Binance um 9 % im selben Zeitraum. Die Volatilität des Bitcoin-Index (BVOL) stieg Ende November auf den höchsten Wert seit Juni 2022.
Ein Lichtblick: Der Vertrauensverlust hat auch zu einem Anstieg bei dezentralen Analyse-Tools geführt. Anbieter wie Nansen, Dune Analytics oder DeBank berichten von einem Nutzeranstieg von durchschnittlich 22 % seit Anfang November.
Wie Anleger sich in Zukunft besser schützen können
Der Fall American Bitcoin zeigt exemplarisch, wie anfällig der Krypto-Markt noch immer für Manipulation, politische Einflussnahme und fehlende Transparenz ist. Doch was können Anleger und Entwickler tun, um zukünftige Schäden zu verringern?
- Due Diligence nicht vernachlässigen: Hinterfragen Sie bei jedem Investment die Tokenomics, Team-Transparenz und technische Architektur. Whitepaper, GitHub-Repositorien und Smart Contract Audits sollten öffentlich einsehbar und nachvollziehbar sein.
- Token-Allokation prüfen: Eine übermäßige Konzentration von Token bei Insidern ist ein Risikofaktor – prüfen Sie den Genesis-Verteilungsplan und mögliche Vesting-Perioden in öffentlichen Finanzdokumenten.
- Unabhängige Auditierung bevorzugen: Projekte, die regelmäßig unabhängige Sicherheits-Audits durch Anbieter wie Certik oder Trail of Bits durchführen, schneiden in puncto Sicherheit meist besser ab.
Zukunft der Crypto-Regulierung: Striktere Gesetze oder freier Markt?
Der Druck auf Gesetzgeber steigt. Die US-Regierung bringt aktuell unter dem Titel „Digital Asset Transparency Act“ einen neuen Gesetzesentwurf ein, der Promi-basiertes Marketing von Kryptowährungen strikter regulieren und Finanztransparenz vorschreiben soll. Laut Financial Times soll das Gesetz bis Februar 2026 im Kongress zur Abstimmung stehen.
Auch international sorgt der Vorfall für Bewegung: Die EU plant im Rahmen von MiCA (Markets in Crypto-Assets Regulation) eine Erweiterung der Meldepflichten für Token-Projekte mit mehr als 10.000 aktiven Inhabern. In Japan plant die FSA (Financial Services Agency) neue Kriterien für Asset-Listing-Plattformen, insbesondere hinsichtlich Meme- und Politico-Coins.
Wird das ausreichen? Professor Jan-Gerrit Krüger vom Blockchain Centre Frankfurt meint: „Wir brauchen mehr als einzelne Gesetze – ein ganzheitlicher Regulierungsrahmen mit globaler Abstimmung ist nötig. Die dezentrale Struktur von Krypto macht nationale Lösungen unvollständig.“
Fazit: Ein Weckruf mit Signalwirkung
Der Wertverlust von American Bitcoin zeigt nicht nur, wie fragil das Vertrauen in Kryptowährungen ist, sondern auch, wie schnell Image, Politik und Fiktion Märkte beeinflussen können. Anleger und Entwickler müssen stärker auf Transparenz, überprüfbare Fundamentaldaten und unabhängig verifizierte Projekte setzen.
Was ist eure Meinung zum American Bitcoin-Fall? Glaubt ihr, dass regulatorische Maßnahmen reichen oder braucht es einen Kulturwandel im Kryptosektor? Lasst uns eure Einschätzungen und Erfahrungen in den Kommentaren wissen – wir sind gespannt auf den Austausch!




