Faltsmartphones gelten als die spannendste Evolution seit der Einführung des Touchscreens. Doch trotz technischer Meilensteine kämpfen Geräte wie das Samsung Galaxy Z Trifold um den breiten Marktdurchbruch. Was steckt hinter der verhaltenen Marktakzeptanz – und was lernen wir daraus für kommende Innovationswellen in der Mobiltechnologie?
Ein Jahrzehnt Foldable-Entwicklung: Status quo und Erwartungen
Seit der Vorstellung des ersten Galaxy Fold von Samsung im Jahr 2019 hat sich technologisch viel getan. Die Materialien wurden robuster, die Software besser angepasst, und die Vielfalt in Format und Funktion nahm erheblich zu. Neben Samsung mischen mittlerweile auch Huawei, Motorola, Honor und zuletzt Google mit dem Pixel Fold am Markt mit. Die Vision: Smartphones, die sich in Tablets verwandeln, ohne Kompromisse bei Portabilität oder Leistung.
Doch der Marktanteil bleibt vergleichsweise gering. Laut IDC wurden im Jahr 2024 weltweit rund 19,2 Millionen Foldables ausgeliefert – ein Anstieg von 44,2 % gegenüber dem Vorjahr, aber dennoch nur rund 1,5 % des globalen Smartphone-Absatzes von über 1,2 Milliarden Geräten. (Quelle: IDC, März 2024). Die Marktpenetration liegt also trotz teils beeindruckender Technologiedemos noch weit unter dem Erwartungsniveau vieler Hersteller.
Warum sich Innovation nicht immer durchsetzt
Ein zentrales Hindernis ist der hohe Preis. Das Galaxy Z Fold5 kostet zum Marktstart fast 1.900 Euro, das Pixel Fold rund 1.800 Euro. Damit positionieren sich Foldables in einem Preissegment, das den größten Teil der Smartphone-Konsumenten ausschließt. Dazu kommt die geringe praktische Notwendigkeit: Die Nutzererfahrung muss besser sein als bei klassischen Geräten – ist sie das nicht, bleiben potenzielle Käufer skeptisch.
Geräte wie das Samsung Galaxy Z Trifold – ein Konzept mit doppeltem Faltmechanismus und beinahe tabletgroßer Displayfläche – zeigen, was technisch möglich ist. Doch bislang blieb dieses und ähnliche Konzepte auf Messen oder in begrenzten Stückzahlen. Der Grund: Der Aufwand für Produktion, Softwareoptimierung und Haltbarkeit übersteigt derzeit den Nutzen für die Masse der Anwender. Ein zu komplexes Produktdesign erzeugt Engpässe in der Fertigung, erhöht die Fehlerrate und schreckt Investoren sowie Konsumenten gleichermaßen ab.
Parallelen zu früheren Technologiemärkten
Die Foldable-Problematik erinnert frappierend an den frühen Markt für smarte Wearables. Auch hier gab es einen Innovationsschub – Google Glass, Pebble, die erste Apple Watch – der zunächst auf viel Skepsis stieß. Erst mit verbesserten Batteriesystemen, konkretem Mehrwert und massenmarkttauglicher Nutzerführung konnten Wearables sich etablieren. Auch das Tablet-Segment begann mit einer Welle an Geräten, bevor sich das iPad in puncto Benutzerfreundlichkeit und Ökosystem als zentraler Akteur durchsetzte.
Innovationen benötigen also nicht nur Technik, sondern ein überzeugendes Nutzungsversprechen, solide Positionierung und vor allem Vertrauen. Genau das fehlt Foldables noch bei vielen Kunden.
Technische Herausforderungen: Display, Akkus und Langlebigkeit
Der langfristige Erfolg von Foldables hängt maßgeblich von der Hardwarestabilität ab. Faltbare Displays bestehen aus ultradünnem Glas (UTG) oder Kunststoff, die trotz Beschichtungen kratzanfälliger sind als klassische Bildschirme. Die Falz mittig im Display bleibt bei vielen Geräten noch immer sichtbar und ist für etliche Nutzer ein Störfaktor.
Zudem leiden Foldables oft unter vergleichsweise kleinen Akkus, da der faltbare Formfaktor weniger Platz für große Batteriezellen lässt. Die Kombination aus großem Display und energiehungrigen Prozessoren führt zu geringeren Laufzeiten. Einer Studie von DSCC zufolge lag die durchschnittliche Akkulaufzeit aktueller Foldables im Jahr 2024 bei nur 26,5 Stunden, verglichen mit 35+ Stunden bei Oberklasse-Standardphones. (Quelle: Display Supply Chain Consultants, Q1/2024).
Ein weiteres Thema ist die Reparierbarkeit. Die komplexe Mechanik im Scharnier und die empfindlichen Flex-Displays sind in Sachen Wartungsfreundlichkeit problematisch. Teure Reparaturen bei kleineren Schäden schrecken Käufer ab – besonders in Märkten ohne umfassende Garantieprogramme.
Hersteller zwischen Innovationsdruck und Realismus
Trotz aller Herausforderungen hören die Hersteller nicht auf, neue Formen zu testen. Samsung präsentierte auf der CES 2024 ein „Rollable“-Konzeptdisplay; LG zog mit dem „ExtendSlide OLED“ nach. Google testet in Japan ein zweigeteiltes Foldable-Konzept, bei dem Displayhälften unabhängig voneinander funktionieren. Der Innovationsdruck ist hoch – getrieben von stagnierenden Verkaufszahlen im Gesamt-Smartphonemarkt und der Suche nach Differenzierung.
Doch inzwischen setzen viele Hersteller auf einen realistischeren Entwicklungsansatz. Statt sofortiger Massenproduktion werden Prototypen in geschlossenen B2B- oder Nischenmärkten erprobt. Honor etwa brachte mit dem Magic V2 zwar ein faltbares Smartphone, positionierte es aber explizit als Flaggschiff-Alternative für Technik-Enthusiasten – mit entsprechend kleinen Stückzahlen.
Was Foldables für die Mobile-Innovation bedeuten
Unabhängig vom unmittelbaren Markterfolg sind Foldables eine Inspirationsquelle für Design und Interaktion. Viele UI-Elemente und Softwarelösungen, die für Foldables entwickelt wurden – etwa adaptive Split-Screen-Modes, Kontextwechsel bei App-Nutzung oder neuartige Multitasking-Gesten – finden mittlerweile ihren Weg in Standard-Smartphones und Tablets.
Damit sind Foldables nicht nur Endprodukte, sondern auch Katalysatoren für Innovationen im Massenmarkt. Selbst wenn das Trifold oder andere Konzepte nicht zur Norm werden, beeinflussen sie langfristig Geräteentwicklung, Materialforschung und UX-Initiativen.
Handlungsempfehlungen für Hersteller, Entwickler und Konsumenten
- Hersteller: Stärker auf modulare Designs setzen, die Reparierbarkeit verbessern und klare Anwendungsfälle kommunizieren – etwa berufliche Nutzung oder Entertainment-Szenarien.
- App-Entwickler: Mehr Fokus auf adaptive Layouts legen, die das volle Potenzial faltbarer Displays nutzen – inklusive dynamischer Komponenten und device awareness.
- Konsumenten: Beim Foldable-Kauf auf reale Nutzungsszenarien achten (z. B. Multitasking, Medienkonsum) und die Langzeitkosten durch Reparatur und Zubehör realistisch einkalkulieren.
Fazit: Foldables am Scheideweg
Die Foldable-Technologie steht an einem kritischen Punkt: Sie bietet aufregende Designmöglichkeiten und zukunftsträchtige Ansätze – findet aber noch keinen Weg in den durchschnittlichen Nutzeralltag. Der Markt ist noch nicht verloren, aber weit davon entfernt, etabliert zu sein. Manche Prognosen, wie die von Canalys, sehen für 2028 immerhin einen Anteil von 5 % am Gesamtmarkt. (Quelle: Canalys, Analyst Forecast 2024).
Für Unternehmen und Entwickler bietet dies eine wichtige Erkenntnis: echte Innovation entsteht nicht nur durch neue Formen, sondern durch die Schaffung konkreten Nutzens und nachhaltiger Ökosysteme. Die Branche muss sich fragen, wie Innovation auch für breite Zielgruppen relevant, erschwinglich und langfristig stabil gestaltet werden kann.
Wie stehen Sie zu Foldables? Begeistern Sie die neuen Konzepte – oder bleibt Ihr Smartphone lieber konventionell? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren und teilen Sie Ihre Erfahrungen!




