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Hybride ERP-Strategien: Vorteile und Herausforderungen mit SAP S/4 HANA

Ein modernes Büro mit einem jungen, motivierten Team, das in hellem Tageslicht um einen großen Konferenztisch versammelt ist, während auf Tablets und Laptops lebhafte Diagramme hybrider ERP-Architekturen zu sehen sind – die warme Atmosphäre spiegelt Innovationsgeist und strategische Zusammenarbeit bei der Umsetzung von SAP S/4 HANA wider.

Die Umstellung auf SAP S/4 HANA zählt zu den wichtigsten strategischen Weichenstellungen für Unternehmen, die ihre ERP-Landschaft modernisieren wollen. Doch längst setzen viele Organisationen nicht ausschließlich auf Cloud oder On-Premise – hybride ERP-Strategien entwickeln sich zunehmend zum neuen Standard. Welche Vorteile bietet dieser Mittelweg? Und welche Herausforderungen gilt es zu meistern?

Hybride SAP-Strategie: Ein Überblick

Hybride ERP-Strategien kombinieren lokale SAP-Installationen mit Cloud-Services und ermöglichen dadurch ein Höchstmaß an Flexibilität. Unternehmen können bestimmte Prozesse und Daten weiterhin On-Premise betreiben – etwa aus regulatorischen Gründen – während sie gleichzeitig neue Funktionen und Services aus der Cloud integrieren. SAP hat diesen Trend erkannt und bietet mit S/4 HANA flexible Deployment-Modelle an: On-Premise, Private Cloud, Public Cloud oder eben hybrid.

Laut einer aktuellen Studie von PwC (2024) setzen bereits 57 % der befragten Unternehmen auf hybride ERP-Architekturen, insbesondere im DACH-Raum. Gründe sind neben technischem Investitionsschutz häufig die regulatorische Komplexität, branchenspezifische Anforderungen sowie die individuelle IT-Strategie.

Vorteile hybrider ERP-Architekturen mit SAP S/4 HANA

Die Vorteile hybrider Deployments mit SAP S/4 HANA sind vielfältig – sowohl aus technischer als auch aus strategischer Sicht:

  • Schrittweise Migration: Unternehmen müssen ihre bestehende ERP-Landschaft nicht auf einen Schlag modernisieren. Ein schrittweiser Übergang ermöglicht bessere Planung, geringere Risiken und eine angepasste Ressourcenverteilung.
  • Flexibilität bei der Datenhaltung: Kritische Daten können On-Premise verbleiben, während weniger sensible Prozesse in die Cloud ausgelagert werden.
  • Skalierbarkeit und Innovationsfähigkeit: Neue Funktionen – etwa KI-basierte Prognosemodelle oder embedded Analytics – stehen in der Cloud oftmals schneller zur Verfügung und lassen sich einfacher integrieren.
  • Optimierte Kostenstruktur: Pay-per-Use-Modelle und softwaregesteuerte Skalierung in der Cloud helfen, Kosten im Griff zu behalten – ohne die gesamte IT-Infrastruktur umfänglich zu erneuern.

Ein Beispiel aus der Praxis: Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen verfolgt eine Hybridstrategie, bei der zentrale Finanzprozesse in der Cloud laufen, während Produktion und Logistik weiter lokal betrieben werden – aus Gründen der Echtzeitsteuerung und Datenhoheit.

Integration als technisches Nadelöhr

So attraktiv die hybride SAP-Welt auch erscheint, bringt sie doch erhebliche technische Herausforderungen mit sich. Im Zentrum steht die nahtlose Integration zwischen Cloud- und On-Premise-Komponenten. Unterschiedliche Datenmodelle, Schnittstellenstandards und Betriebsmodelle führen schnell zu Inkonsistenzen oder Performanceeinbußen.

Ein zentrales Integrationstool in der SAP-Welt ist die SAP Integration Suite, die Middleware-Funktionen, API-Management und Event-basierte Kommunikation (z. B. über SAP Event Mesh) zusammenführt. Dennoch bleibt die Herausforderung, disparate Systeme zu orchestrieren und SLAs zwischen Cloud- und On-Premise-Infrastruktur konsistent zu überwachen.

Studien der DSAG (Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe) weisen darauf hin, dass 64 % der befragten Unternehmen 2024 Integration als größte technische Hürde bei S/4 HANA-Projekten in hybriden Modellen benennen.

Rechtliche Anforderungen und Datensouveränität

Hybride Modelle treffen auf ein breites Feld unterschiedlicher gesetzlicher Anforderungen. Ob Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), Branchenregulierungen oder internationale Bestimmungen zu Datenlokalisierung – all dies beeinflusst, welche Daten wie verarbeitet werden dürfen. Damit steuern Compliance-Überlegungen wesentlich die Entscheidung, welche SAP-Module On-Premise und welche in der Cloud betrieben werden.

Ein Beispiel: Für Unternehmen mit sicherheitskritischen Infrastrukturen (z. B. Energieversorger oder Banken) ist es faktisch verpflichtend, sensible Kundendaten lokal zu speichern. Gleichzeitig benötigen sie moderne Cloud-Funktionen zur Auswertung oder Automatisierung. Nur eine sorgfältig aufgesetzte hybride Architektur, ergänzt durch Technical Governance und rollenbasierte Zugriffskonzepte, kann diesen Spagat meistern.

Architektur und Betrieb hybrider S/4 HANA-Umgebungen

Technologisch gesehen werden hybride SAP-Architekturen zunehmend komplexer. Es gilt, unterschiedliche Betriebssysteme, Netzwerktopologien und Datenbanken (SAP HANA, andere DBMS für Satellitensysteme) konsistent zu orchestrieren. Themen wie Identity Management, zentrale Authentifizierungsmechanismen (SAP Identity Authentication Service), Lifecycle Management sowie Patch- und Release-Strategien stehen ganz oben auf der Agenda moderner SAP-Betriebsteams.

Hinzu kommt: Die SAP setzt strategisch stark auf ihre „RISE with SAP“-Initiative, die manche Cloud-Komponenten priorisiert. Doch klassische On-Premise-Funktionalitäten (z. B. Erweiterbarkeit über User-Exits oder kundeneigene Reports) lassen sich in Cloud-Varianten oft nur eingeschränkt oder gar nicht nutzen. Gerade in hybriden Umfeldern braucht es daher eine klare Roadmap und fundierte technische Expertise.

Sicherheitsaspekte im hybriden ERP-Betrieb

Hybride ERP-Setups erweitern nicht nur technische Landschaften – sie vergrößern auch die potenzielle Angriffsfläche deutlich. Es braucht ein einheitliches Security-Design, das unter anderem folgende Aspekte integriert:

  • Zentrale Benutzer- und Rechteverwaltung über Identity Federation
  • Transportverschlüsselung und starke Authentifizierung (z. B. über Single-Sign-on, SAML, OAuth2)
  • Monitoring-Tools zur Angriffserkennung (z. B. SAP Enterprise Threat Detection)
  • Klare Netzwerktrennung und VPN-Management zwischen Rechenzentren und Cloud-Anbietern

Laut Bitkom (2024) gaben 83 % der deutschen Unternehmen an, Security sei der wichtigste Aspekt bei der Cloud-Nutzung im SAP-Kontext – vor Kosten, Performance oder regulatorischen Anforderungen.

Strategische Handlungsempfehlungen für die Praxis

Auf Basis aktueller Marktentwicklungen, technischer Herausforderungen und Kundenbeispielen empfehlen sich für Unternehmen folgende strategisch-praktische Maßnahmen:

  • Hybride Zielarchitektur früh definieren: Noch vor Projektstart sollte ein ganzheitliches Architekturmodell stehen, das Datenflüsse, Zuständigkeiten, Technologiestacks und regulatorische Schranken klar beschreibt.
  • Integrierte Governance-Prozesse aufsetzen: Übergreifende Prozesse für Change-, Release- und Security-Management sind das Rückgrat hybrider Umsetzungen. Standardisierte Workflows unterstützen langfristige Wartbarkeit.
  • Cloud-native Skills im Team aufbauen: Da Cloud-Komponenten andere Paradigmen – etwa Continuous Delivery oder Infrastructure as Code – erfordern, sind Schulungen und neue Rollenprofile unverzichtbar.

Fazit: Hybride SAP-Welten als Zukunftsmodell mit Augenmaß

Hybride ERP-Strategien mit SAP S/4 HANA sind kein einfacher Kompromiss, sondern ein strategisches Modell, das Flexibilität, Investitionsschutz und Innovationsgeschwindigkeit vereint. Doch der Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie gut Unternehmen die Schnittstellen zwischen Cloud und On-Premise managen – technisch, regulatorisch und organisatorisch.

In der Praxis gewinnen jene, die frühzeitig Architektur, Governance und interne Kompetenzen ausbalancieren. Wer hybride SAP-Strukturen lediglich als temporäre Zwischenlösung betrachtet, riskiert fragmentierte Systeme oder Sicherheitslücken. Es lohnt sich daher, hybride Modelle als langfristige Chance zu betrachten – mit strategischer Planung, operativem Realismus und kontinuierlichem Know-how-Aufbau.

Wie handhabt Ihr Unternehmen die Balance zwischen Cloud und On-Premise im SAP-Umfeld? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren – wir freuen uns auf Ihre Erfahrungen und Impulse.

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