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Illegale Fan-Kommunikation: Die Risiken von gefälschten Chat-Angeboten mit Prominenten

Ein sonnendurchfluteter, moderner Arbeitsplatz mit einem jungen Menschen, der entspannt und nachdenklich auf sein Smartphone blickt, umgeben von warmen Holztönen und lebendigen Pflanzen in leichter Unschärfe, vermittelt die Ambivalenz digitaler Fan-Kommunikation zwischen Hoffnung und Vorsicht.

Der Traum, mit dem eigenen Idol zu chatten, war nie greifbarer – oder trügerischer. Plattformen wie Fanblast suggerieren persönliche Messenger-Gespräche mit Prominenten, doch was nach exklusiver Fanbindung aussieht, entpuppt sich als fragwürdige Täuschung mit rechtlichen und sicherheitstechnischen Implikationen. Welche Risiken hinter gefälschten Star-Chats lauern und warum nicht nur Fans, sondern auch die Stars selbst betroffen sind, analysieren wir im Detail.

Virtuelle Nähe oder Manipulation? Wie Fake-Chat-Plattformen funktionieren

Portale wie Fanblast basieren darauf, Fans mit vermeintlich echten Nachrichtenverläufen von Stars zu ködern. Diese Chats sehen täuschend echt aus und imitieren populäre Messenger-Oberflächen wie WhatsApp oder Telegram. Oft werden hierbei reale Informationen, Bilder oder zuvor veröffentlichte Inhalte suggeriert, um Authentizität vorzutäuschen. Das Geschäftsmodell: Nutzer zahlen für personalisierte Antworten oder exklusive „Konversationen“, die in Wirklichkeit von KI oder Redaktionssystemen gesteuert werden.

Ein zentrales Beispiel ist Fanblast, das mit prominenten Persönlichkeiten wie Musikern oder Influencern beworben wird. Obwohl einige Promis wissentlich kooperieren, zeigen Recherchen des Bayerischen Rundfunks (BR Recherche, 2023), dass andere Betroffene darüber überhaupt nicht informiert waren. Laut dem Bericht arbeitete Fanblast zeitweise mit täuschend echten Profilen ohne Wissen der Abgebildeten – ein potenzieller Verstoß gegen das Recht am eigenen Bild und Persönlichkeitsrechte.

Rechtliche Grauzone: Täuschung und Persönlichkeitsverletzung

Beim Betrieb solcher Plattformen kommt es zu zahlreichen juristischen Fragestellungen. Zentral ist Artikel 2 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes (GG), der das allgemeine Persönlichkeitsrecht schützt. Dieses deckt unter anderem die Verfügung über das eigene Bild, die Stimme sowie die Kommunikationsinhalte ab. Des Weiteren greift das Kunsturhebergesetz (KunstUrhG §22), sobald eine Person erkennbar dargestellt wird.

„Die Nutzung prominenter Identitäten ohne Zustimmung – besonders bei dem Eindruck einer direkten Interaktion – kann schnell in eine unzulässige Persönlichkeitsrechtsverletzung übergehen“, erklärt Prof. Dr. Sophie Reinhardt, Medienrechtlerin an der Universität München. Auch wettbewerbsrechtlich ist die Sache relevant: Werbeversprechen, die nicht der Wahrheit entsprechen, können gemäß §5 UWG (Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb) als irreführend eingestuft werden.

Ein Urteil des Landgerichts München I (Az. 17 HK O 14515/22) untermauerte dies: Dort wurde einem Anbieter untersagt, mit der Illusion direkter Chatkommunikation mit Prominenten zu werben, wenn keine tatsächliche Interaktion nachweisbar war.

Datenschutz und Sicherheitsrisiken für Nutzer

Auch für die Nutzenden solcher Plattformen sind die Risiken beträchtlich. Beim Erstellen eines Profils und während der vermeintlichen Gespräche werden oftmals persönliche Daten wie Name, E-Mail-Adresse, Telefonnummer oder sogar Zahlungsinformationen gespeichert – häufig ohne DSGVO-konforme Einwilligung.

Eine Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW (2024) ergab, dass 72 % der erfassten Fan-Kommunikationsangebote keine ordentliche Datenschutzerklärung gemäß Artikel 13 DSGVO bereitstellten. Noch gravierender: Bei 38 % waren die AGB unvollständig oder widersprüchlich formuliert.

Ein weiteres Risiko besteht in der emotionalen Manipulation: Durch personalisierte Antworten fühlen sich viele Fans persönlich angesprochen. Diese Bindung kann zur Preisgabe sensibler Daten oder zu mikrotransaktionen führen – ohne dass Nutzer über den wahren Betreiber oder KI-Einsatz informiert sind.

Gefährliches Vertrauen: Psychologische Effekte und Missbrauchsgefahren

Psycholog:innen warnen vor den Effekten parasozialer Beziehungen, die durch solche Fake-Chat-Angebote noch verstärkt werden. Nutzer empfinden Nähe und Vertrauen, obwohl keine wechselseitige Interaktion stattfindet. Diese Illusion wird gezielt ausgenutzt, etwa durch sogenannte „Emo-Spam“-Taktiken, bei denen traurige oder emotionale Nachrichten simuliert werden, um Reaktionen und Käufe zu provozieren.

Ein besonders brisantes Beispiel lieferte eine US-amerikanische Plattform, die KI-generierte Sex-Chats mit Influencerinnen anbot – größtenteils ohne deren Zustimmung. Das führte 2024 zur Einleitung strafrechtlicher Maßnahmen im Bundesstaat Kalifornien wegen Identitätsdiebstahls, Täuschung und Datenschutzverletzungen (LA Times, 2024).

Reaktionen aus Politik und Regulierung

Die EU-Kommission beobachtet diese Entwicklung kritisch. Im Rahmen des Digital Services Act (DSA) unterliegen Plattformen strengeren Transparenz- und Sorgfaltspflichten. Virtuelle Persönlichkeitsimitation ohne Kennzeichnung könnte künftig als Desinformation oder betrügerisches Verhalten klassifiziert werden.

Auch die Datenschutzkonferenz (DSK) der deutschen Aufsichtsbehörden veröffentlichte im Mai 2025 ein Papieren zur Bewertung von KI-generierten Inhalten im Kontext personenbezogener Daten. Demnach besteht ein hoher Aufklärungsbedarf bei Plattformbetreibern, insbesondere hinsichtlich datenschutzrechtlicher Informationspflichten bei simulierten Chatangeboten.

Empfehlungen: Was Fans, Eltern und Plattformbetreiber tun sollten

Die Risiken für Fans und Prominente sind längst keine Nebensache mehr. Umso wichtiger sind konkrete Schutzmaßnahmen – sowohl individuell als auch sektoral:

  • Transparenzpflichten wahren: Plattformbetreiber sollten klar und frühzeitig kommunizieren, ob es sich um simulierte Interaktionen oder echte Prominente handelt. Dies muss auch technisch (z. B. durch Hinweis-Popups) umgesetzt werden.
  • Datensparsam agieren: Nutzerinnen und Nutzer sollten nur die nötigsten Angaben preisgeben und sich vorab über Datenschutzinformationen informieren. Tools wie Privacy Badger oder Cookie Autodelete können Tracking reduzieren.
  • Auf Zeichen emotionaler Manipulation achten: Erhalten Sie Nachrichten mit dramatischer Rhetorik oder plötzlichen Zahlungsbitten, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine kommerzielle Taktik – nicht um echte Emotionen.

Fazit: Fankultur braucht Vertrauen – keine digitale Täuschung

Die Digitalisierung hat Prominente und Fans näher zusammengerückt – doch diese Nähe birgt Missbrauchspotenzial. Gefälschte Chat-Angebote wie Fanblast untergraben Vertrauen, manipulieren gezielt Emotionen und verletzen nicht selten Persönlichkeits- und Datenschutzrechte. Es liegt in der Verantwortung der Plattformen, transparent und rechtskonform zu agieren. Gleichzeitig müssen Konsument:innen kritisch hinterfragen, wem sie ihr Vertrauen – und ihre Daten – schenken. Eine faire Verbindung zwischen Künstlern und Publikum sollte nicht über Illusionen, sondern über transparente Kommunikation funktionieren.

Was denkt ihr über die Entwicklung interaktiver Fan-Plattformen? Diskutiert mit uns in den Kommentaren oder teilt eure Erfahrungen anonym in unserer Community!

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