Hintergründe manipulieren gehört längst zum Alltag im Webdesign. Adobe Photoshop hat in den letzten Jahren leistungsstarke KI-gestützte Tools eingeführt, die diese Arbeit deutlich beschleunigen und kreativ aufladen können: ‚Hintergrund entfernen‘ und ‚Hintergrund generieren‘. Doch wann eignet sich welches Tool? Und wie lassen sich beide im Designprozess effizient einsetzen? Ein Überblick für Kreativprofis.
KI am digitalen Zeichenbrett: Hintergrundfeatures im Wandel
Seit Adobe mit Firefly seine generativen KI-Funktionen 2023 in Photoshop eingeführt hat, stehen Kreativschaffenden einige neue Werkzeuge zur Verfügung – darunter ‚Generative Fill‘, auf Deutsch etwa ‚Hinzugefügter Inhalt mit KI‘. Während das klassische ‚Hintergrund entfernen‘-Tool bereits länger Bestandteil des Programms war, mischt ‚Hintergrund generieren‘ nun den Workflow radikal auf. Beide setzen auf künstliche Intelligenz, verfolgen jedoch unterschiedliche Ziele.
Hintergrund entfernen: Präzision, wenn Klarheit gefragt ist
Das ‚Hintergrund entfernen‘-Tool basiert auf Adobes selektiver Objekterkennung. Photoshop analysiert das Bildmotiv, isoliert Vorder- und Hintergrund und entfernt Letzteren bei Bedarf automatisch. Die Funktion steckt seit Version 21 (Photoshop 2020) im Dialogfeld „Eigenschaften“ und wurde seither kontinuierlich verbessert.
Vorteile: Die Entfernung erfolgt weitgehend automatisiert und nicht-destruktiv (per Maskierung). Besonders in der Content-Produktion für E-Commerce oder Social Media spart das Tool erhebliche Zeit. Laut einer Adobe-Umfrage von 2023 geben 72 % der Designer an, dass das Tool ihre Freistellprozesse beschleunigt hat (Quelle: Adobe Creative Trends Report 2023).
Nachteile: Bei diffizilen Motiven – etwa Haaren oder transparenten Objekten – sind Nachbearbeitungen mit dem Pinsel oder über „Auswählen und maskieren“ erforderlich. Auch komplexe Lichtverhältnisse können die Automatik verwirren. Im Ergebnis eignet sich das Tool eher für standardisierte Bildbearbeitung als für kreative Kompositionen.
Hintergrund generieren: Kreativität auf Knopfdruck
Mit dem 2023 eingeführten Feature ‚Hintergrund generieren‘ – Teil der Firefly-basierten „Generativen Füllung“ – geht Photoshop einen Schritt weiter: Nutzer markieren grob den Hintergrund und können per Texteingabe („Prompt“) einen völlig neuen Hintergrund generieren lassen, der sich optisch an das Ausgangsbild anpasst.
Vorteile: Hier entsteht Spielraum für visuelle Experimente, ideal für Moodboards, Designvorschläge oder Szenenkreationen im Webdesign. Die KI kann etwa aus einem neutralen Hintergrund eine Stadtlandschaft, ein Bokeh oder Naturtexturen generieren. Dank semantischer Analyse werden Lichtstimmung und Perspektive meist korrekt interpretiert. Laut Statista (2024) nutzen rund 38 % der Kreativagenturen in Europa bereits KI-generierte Inhalte für Gestaltungsprototypen (Quelle: Statista Digital Creativity Report).
Nachteile: Die Ergebnisse erfordern in manchen Fällen manuelle Korrekturen (Stichwort Rendering-Artefakte). Zudem gelten für die gewerbliche Nutzung bestimmte Lizenzbedingungen, da Firefly ausschließlich auf legalem Adobe-Trainingsmaterial basiert, jedoch keine vollständige Kontrolle über externe Referenzmodelle möglich ist. Zusätzlich muss bedacht werden: Zu häufige KI-Anwendung kann zu generischem Design führen, das sich nicht klar differenziert.
Zielgerichteter Einsatz im Webdesign
Für Webdesigner bieten beide Funktionen verschiedene Mehrwerte. Während das Entfernen von Hintergründen sich etwa für hero images oder Produktdarstellungen mit klarem Fokus eignet, lassen sich über generierte Hintergründe gesamtheitliche Designsysteme, Landingpages oder Stimmungsbilder gestalten.
- Produktvisualisierung: Im E-Commerce-Kontext können Produkte freigestellt und auf wechselnden, generierten Hintergründen präsentiert werden – etwa passend zur saisonalen Kampagne (z. B. Schnee im Hintergrund im Dezember).
- Moodboarding und Prototyping: Kreativagenturen nutzen KI-generierte Szenen, um Kundenideen visuell zu skizzieren, bevor aufwendige Shootings oder CGI-Arbeiten starten.
- User-Interface-Designs: Durch den Einsatz fantasievoller Hintergründe in Mockups lassen sich emotionale UX-Szenarien simulieren und testen, bevor reale Designs finalisiert werden.
Gerade für kleinere Teams oder Freelancer bedeutet dies: Der kreative Spielraum erweitert sich, während Ressourcen geschont werden.
Effizienter Workflow dank intelligenter Werkzeuge
Der Einsatz beider Hintergrundtools sollte strategisch erfolgen. Die Kombination aus Präzision und Kreativität bringt dann den größten Mehrwert. Photoshop ermöglicht es beispielsweise, nach Freistellung über Automation Actions verschiedene ‚Generative Fills‘ nacheinander auszuprobieren – ideal für A/B-Tests im Designprozess.
Ein besonders effektives Szenario im Webdesign ist das dynamische Wechseln von Hintergrundstilen je nach Client-Branding. So kann ein Mockup-Template angepasst werden, ohne das Hauptobjekt erneut freizustellen. Auch bei der Anpassung für verschiedene Kanäle (Web, Mobile, Print) erweist sich dieser Workflow als zeitsparend.
Drei Praxistipps für kreatives Arbeiten mit Photoshop-Hintergrundtools
- Multiple Varianten pro Entwurf generieren: Nutzen Sie Fireflys Hintergrund-KI, um verschiedene Versionen in Serie zu erzeugen – z. B. mit leicht unterschiedlichen Lichtstimmungen. Das fördert Feedbackprozesse mit Kunden und beschleunigt Freigaben.
- Stimmige Ebenenstruktur pflegen: Organisieren Sie Freisteller, Masken und generierte Inhalte klar nach Ebenen – idealerweise in Gruppen mit Benennung. Das erleichtert spätere Änderungen und Versionierungen erheblich.
- Mit Textprompts experimentieren: Seien Sie konkret: Statt ‚Wald‘ besser ‚Sonnendurchfluteter Mischwald in der Morgendämmerung‘ benutzen. So kontrollieren Sie Farbe, Perspektive und Atmosphäre gezielter.
Fazit: Automatisiertes Design trifft auf strategische Kreativität
Photoshop entwickelt sich zunehmend zur hybriden Designumgebung, in der KI Features wie ‚Hintergrund generieren‘ nicht nur Arbeit erleichtern, sondern kreative Potenziale freisetzen. Webdesigner profitieren von erhöhter Geschwindigkeit und visueller Experimentierfreiheit – vorausgesetzt, sie setzen die Tools differenziert und bewusst ein.
Welche Erfahrungen habt ihr mit KI-gestützten Hintergrundwerkzeugen gemacht? Teilt eure Workflows, Tipps oder Beispiele über unsere Kommentarfunktion und werdet Teil des kreativen Diskurses!




