IT-Infrastrukturen zählen zu den größten Stromverbrauchern weltweit. Doch der Trend zu grüner IT ist nicht mehr aufzuhalten – insbesondere im Bereich Co-Location-Hosting. Wer heute verantwortungsvoll plant, setzt auf nachhaltige Rechenzentrumsdienstleister. Wir analysieren, welche Anbieter 2025 mit grüner Energie und Innovation glänzen.
Warum nachhaltiges Co-Location-Hosting an Relevanz gewinnt
Mit dem kontinuierlichen Wachstum digitaler Dienste steigt der Energiebedarf von Rechenzentren exponentiell. Laut International Energy Agency (IEA) verbrauchten Rechenzentren im Jahr 2022 weltweit rund 240–340 TWh Strom – dies entspricht etwa 0,9–1,3 % des globalen Stromverbrauchs. Bis 2026 könnte sich dieser Wert durch KI, Edge Computing und Cloud-Nutzung auf bis zu 1.000 TWh erhöhen.
Gleichzeitig wächst der öffentliche und politische Druck, umweltfreundlichere Betriebskonzepte umzusetzen. Die EU fordert mit der European Green Deal-Initiative von Rechenzentrumsbetreibern mehr Transparenz und ambitionierte Nachhaltigkeitsziele. Ab 2030 sollen alle neuen Rechenzentren klimaneutral arbeiten – ein Ziel, das bereits heute smarte Betreiber motiviert, in nachhaltige Modelle zu investieren.
Was grünes Co-Location-Hosting ausmacht
Grünes Co-Location-Hosting beschränkt sich längst nicht mehr auf die Verwendung von Ökostrom. Vielmehr geht es um ganzheitliche Umweltkonzepte. Zu den wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien zählen:
- Energieeffizienz: Optimierte Kühlungssysteme (z. B. freie Kühlung, Liquid Cooling), Einsatz smarter Energieverwaltung und Design mit Power Usage Effectiveness (PUE) < 1,2.
- Stromquelle: 100 % Strom aus erneuerbaren Quellen mit zertifizierter Herkunft (z. B. Wasserkraft, Wind oder Solar); viele Anbieter investieren direkt in eigene Photovoltaik- oder Windkraftanlagen.
- Wärmerückgewinnung: Nutzung der Abwärme zur Gebäudeheizung, Einspeisung ins Nahwärmenetz.
- Kreislaufwirtschaft: Verwendung von nachhaltigen Baumaterialien, Recycling von Hardware, eWaste-Management.
Viele der führenden Anbieter integrieren zudem ESG-Reporting, CO₂-Fußabdruck-Kennzahlen und Partnerschaften mit Umweltinitiativen in ihr Angebot.
Top-Anbieter für grünes Co-Location-Hosting 2025
1. Interxion: Ein Vorreiter mit Erfahrung
Interxion – seit 2020 Teil von Digital Realty – betreibt in Europa über 50 Rechenzentren. In Deutschland zählen Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg und Berlin zu den wichtigsten Standorten. Interxion setzt seit Jahren auf grüne Energie: Bereits 2021 deckte das Unternehmen 100 % seines europäischen Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen. Der durchschnittliche PUE liegt unter 1,3.
Ein herausragendes Projekt ist der Digital Park Fechenheim in Frankfurt: Dort wird Abwärme zur Beheizung von bis zu 10.000 Haushalten genutzt – in Kooperation mit den Stadtwerken Frankfurt.
2. Hetzner Online: Nachhaltig auf solider Infrastruktur
Hetzner betreibt in Deutschland mehrere große Rechenzentren – unter anderem in Nürnberg und Falkenstein. Der stromintensive Betrieb wird zu 100 % aus Wasserkraft gedeckt (Herkunftsnachweis gem. §42 EnWG).
Bemerkenswert ist der konsequente Einsatz hocheffizienter Kaltwassersätze für Kühlung sowie der eigene Bau modularer Serverräume auf starkem Betonfundament – das reduziert Wärmeverluste und spart Ressourcen beim Bau. Hetzner veröffentlicht jährlich Umweltberichte mit belastbaren KPIs zum Energieeinsatz.
3. NorthC Deutschland: Regional und CO₂-neutral
NorthC bietet Co-Location-Services in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Alle deutschen Rechenzentren – etwa in München, Hamburg und Köln – betreiben ihre IT-Flächen zu 100 % klimaneutral, unterstützt durch CO₂-Kompensationsmaßnahmen, eigene Solaranlagen und Wasserkraftverträge.
NorthC hebt sich durch innovative Kühlkonzepte hervor: So ermöglicht etwa der Standort Münster die direkte Kühlung durch Grundwasser, kombiniert mit Wärmepumpentechnologie zur bedarfsgerechten Heizungsverwendung.
4. Equinix: Global Player mit Nachhaltigkeitsschub
Mit mehr als 240 Rechenzentren in über 70 Metropolregionen ist Equinix einer der größten Anbieter weltweit. Seit dem Jahreswechsel 2023/24 verfolgt das US-Unternehmen das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu operieren („Climate Neutral by 2030“). Der Fortschritt wird jährlich im Equinix ESG-Report mit Scope-1-/2-/3-Kennzahlen dokumentiert.
In Deutschland nutzt Equinix zu 100 % zertifizierten Grünstrom, etwa in Frankfurt, München und Düsseldorf. Spektakulär: In Paris wird ein Rechenzentrum mit Abwärmerückgewinnung an das städtische Fernwärmenetz angeschlossen – ein Pilot auch für andere Standorte.
5. Windcloud: Die grüne Alternative für Mittelstand und Edge
Windcloud aus Nordfriesland hat sich als CO₂-negative Hosting-Alternative positioniert. Das Unternehmen betreibt ein eigenes Edge-Rechenzentrum, das mit 100 % Windenergie versorgt wird. Besonders innovativ: Die Abwärme der Server wird in einer vertikalen Algenfarm genutzt, die CO₂ absorbiert und als Rohstoffbasis in der Kosmetikindustrie Anwendung findet.
Windcloud richtet sich explizit an mittelständische Unternehmen und bietet flexible Co-Location-Flächen mit kurzen Vertragslaufzeiten sowie optionale CO₂-Kompensationsreports.
Was Unternehmen bei der Auswahl eines nachhaltigen Anbieters beachten sollten
Ein nachhaltiger Co-Location-Dienstleister bietet mehr als nur „grünes Labeling“. Entscheider sollten genau hinschauen – sowohl bei technischen als auch bei vertraglichen Details. Folgende Tipps helfen bei der Auswahl:
- Verlangen Sie Nachweise über Ökostromnutzung (z. B. Herkunftsnachweise, TÜV-Zertifikate) und prüfen Sie den tatsächlichen Energiemix.
- Erkundigen Sie sich nach dem PUE-Wert und fordern Sie Transparenz zum Energieverbrauch nach Standort.
- Bevorzugen Sie Anbieter mit klaren ESG-Zielen, CO₂-Fußabdruckanalysen und Teilnahme an Umwelt-Allianzen (z. B. Climate Neutral Data Centre Pact).
Statistische Entwicklung und Markttrends
Laut einer aktuellen Studie von ResearchAndMarkets (2025) wird der globale Markt für nachhaltige Rechenzentren zwischen 2023 und 2028 jährlich um 23,7 % wachsen. Europa gilt dabei mit einem Anteil von über 36 % als globaler Innovationsmotor für grüne Co-Location-Lösungen.
Ein weiterer Trend ist „Heat Reuse-as-a-Service“, insbesondere in Skandinavien und den Niederlanden. Bereits 42 % der neuen Rechenzentren in Europa nutzen laut Uptime Institute (2024) aktiv Abwärme zur externen Beheizung – Tendenz steigend.
Zukunftsperspektiven und Ausblick
Nachhaltige Rechenzentren entwickeln sich schnell vom Nischenmodell zur Branchenanforderung. Kunden erwarten längst umweltfreundliche IT-Dienstleistungen auf Augenhöhe mit Performance und Skalierbarkeit. Der Co-Location-Markt wird durch den wachsenden ESG-Druck, internationale Regulatorik und wirtschaftliche Einsparpotenziale weiter in Richtung grüner Infrastrukturen gelenkt.
Technologien wie Liquid Cooling, AI-basierte Energiesteuerung oder Biotope zur Abwärmenutzung könnten künftig Standard werden. Anbieter, die heute investieren, sichern sich eine Vorreiterrolle – ökologisch wie ökonomisch.
Grünes Hosting ist keine Zukunftsmusik mehr – sondern Notwendigkeit. Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit nachhaltigem Co-Location-Hosting: Welche Anbieter überzeugen Sie? Und welche Innovation fehlt Ihrer Meinung nach noch? Diskutieren Sie mit unserer Community!




