Hosting & Infrastruktur

Nachhaltigkeit im Fokus: Wie Rechenzentren ihren ökologischen Fußabdruck minimieren

Ein hell beleuchtetes, modernes Rechenzentrum mit großen Glasfenstern, durch die warme Sonnenstrahlen auf energieeffiziente Server und grüne Pflanzen im Innenraum fallen, vermittelt eine freundliche Atmosphäre nachhaltiger Digitalisierung und technischer Innovation.

Digitale Dienste boomen, und mit ihnen wächst der Energiehunger globaler IT-Infrastrukturen. Im Zentrum dieser Entwicklung: Rechenzentren. Doch wie lassen sich High-Performance-IT und Umweltschutz in Einklang bringen? Eine wachsende Zahl an Betreibern präsentiert inzwischen konkrete Lösungen – mit Cegekas jüngstem Projekt als besonders aufschlussreichem Beispiel.

Rechenzentren als Treiber des Energieverbrauchs – und der Innovation

Rechenzentren gehören zu den zentralen Knotenpunkten digitaler Gesellschaften. Sie betreiben Cloud-Dienste, Plattformen für künstliche Intelligenz, digitale Kommunikation und Unternehmensanwendungen rund um die Uhr. Dabei sind die ökologischen Auswirkungen erheblich: Laut dem International Energy Agency (IEA) verschlang der globale Betrieb von Rechenzentren und Datenübertragungsnetzen im Jahr 2022 rund 460 TWh Strom – das entspricht etwa 2 % des weltweiten Stromverbrauchs. Bis 2026 könnte dieser Verbrauch laut IEA-Schätzungen auf über 1.000 TWh steigen, vor allem durch KI- und Cloud-Wachstum.

Die Dringlichkeit, diese Entwicklung nachhaltig zu gestalten, nimmt entsprechend zu. Faktoren wie CO2-Steuern, ESG-Reportingpflichten und wachsender gesellschaftlicher Druck treiben Betreiber dazu, energieeffizienter und emissionsärmer zu agieren. Nachhaltige Rechenzentren gelten mittlerweile nicht mehr nur als Prestigeprojekte, sondern zunehmend als wirtschaftliche und regulatorische Notwendigkeit.

Cegeka als Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit

Besonders hervorzuheben ist das Rechenzentrumsprojekt von Cegeka, einem europäischen IT-Dienstleister mit Hauptsitz in Belgien. Im Frühjahr 2024 eröffnete Cegeka in Hasselt ein neues Hightech-Rechenzentrum, das vollständig mit erneuerbarer Energie aus der Region betrieben wird. Die Stromversorgung erfolgt zu über 95 % aus einem nahegelegenen Solarpark in Kombination mit Windkraft. Der Restbedarf wird durch Grünstrom-Zertifikate aus Wasserkraft gedeckt.

Ein zentrales Element des Designs ist die ‚Free Cooling‘-Strategie: In über 80 % der Betriebsstunden wird die Hardware nur durch Außenluft gekühlt, was den Bedarf mechanischer Kältemaschinen deutlich reduziert. Ergänzend setzt Cegeka auf modulare Architektur, effiziente DCIM-Systeme (Data Center Infrastructure Management) und konsequentes Power Usage Effectiveness (PUE) Monitoring. Der aktuelle PUE-Wert liegt bei beeindruckenden 1,08 – deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von etwa 1,55 (Quelle: Uptime Institute, 2023).

Zudem wird proaktiv an der Wärmerückgewinnung gearbeitet. Die Abwärme des Rechenzentrums wird zur Beheizung benachbarter Büroeinheiten verwendet, perspektivisch auch für angrenzende Quartiere – ein Paradebeispiel für Sektorkopplung im urbanen Kontext.

Internationale Nachhaltigkeitsansätze im Vergleich

Im internationalen Vergleich zeigen sich unterschiedliche Strategien, wie sich Rechenzentren nachhaltiger betreiben lassen:

  • Google Cloud etwa betreibt weltweit über 10 Rechenzentren mit CO2-freiem Strom und will 2030 komplett emissionsfrei operieren. Dabei setzt das Unternehmen auf KI-gesteuertes Energiemanagement und regionale Grünstromverträge (PPA).
  • Equinix verfolgt eine Net-Zero-Strategie mit massiven Investitionen in Solartechnologie, Batteriespeicher sowie Wasserkühlung. 2022 konnte der Anbieter eigenen Angaben zufolge 95 % seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen decken.
  • Norsirk in Norwegen geht einen anderen Weg und errichtet Rechenzentren in arktischen Regionen, um die natürliche Kälte effizient für die Kühlung zu nutzen – ebenfalls mit sehr niedrigen PUE-Werten von teils unter 1,1.

Diese Vielfalt unterstreicht: Lösungen müssen an die regionalen Gegebenheiten angepasst sein – pauschale Blaupausen gibt es nicht.

Technische Herausforderungen: Nicht alles ist grün, was glänzt

Trotz der ambitionierten Ziele stehen Betreiber vor erheblichen technischen Herausforderungen:

  • Energiemix und Netzstabilität: Der fluktuierende Charakter erneuerbarer Energien erfordert intelligente Laststeuerung, Speicherlösungen und flexible Backup-Systeme.
  • Hardwareeffizienz: Viele IT-Komponenten sind auf maximale Leistung, nicht aber auf Energieeffizienz optimiert. Eine ganzheitliche Betrachtung von workload-spezifischem Energieverbrauch ist essenziell.
  • Temperaturführung: Innovative Kühlkonzepte wie Flüssigkeitskühlung oder Direct-to-Chip-Cooling sind technisch aufwändig und erfordern spezielle Hardware-Adaption.

Zudem bleibt die Lebenszyklusanalyse (LCA) eine offene Baustelle: Wie hoch ist der CO2-Fußabdruck durch Herstellung, Transport und Entsorgung der IT-Komponenten? Hier fehlen bislang standardisierte Bewertungssysteme – obwohl sie für zukünftige ESG-Zertifizierungen entscheidend sein werden.

Wirtschaftliche Perspektiven und Investitionsanreize

Die Umsetzung nachhaltiger Rechenzentrumsstrategien erfordert zwar initial hohe Investitionen, bietet allerdings zunehmende wirtschaftliche Vorteile:

  • Geringere Betriebskosten: Durch optimierte Kühlung und Stromverbräuche lassen sich Energiekosten über den Lebenszyklus signifikant senken.
  • Förderprogramme: In Deutschland unterstützt etwa das „Green It“-Programm der Bundesregierung Investitionen in energieeffiziente IT-Infrastruktur durch steuerliche Vorteile und direkte Zuschüsse (BMWK, 2024).
  • Marktvorteile: Kunden und Partner legen zunehmend Wert auf ESG-konforme Dienstleister. Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem USPs in Ausschreibungen und Partnerschaften.

Auch internationale Regulierungen wirken als Treiber: Die EU-Taxonomie-Verordnung verpflichtet Unternehmen künftig zur genauen Offenlegung ökologischer Kennzahlen – ein Anreiz, frühzeitig in nachhaltige Infrastrukturen zu investieren.

Handlungsempfehlungen für Betreiber und Entwickler

  • Setzen Sie auf modulare Rechenzentrumsarchitekturen, um den Ressourcenverbrauch ihrem tatsächlichen Bedarf anzupassen und Skalierungseffekte effizient zu steuern.
  • Implementieren Sie ein vollständiges DCIM-System mit Echtzeit-Energieüberwachung, um Ineffizienzen frühzeitig zu erkennen und zu eliminieren.
  • Nutzen Sie regionale Partnerschaften – etwa mit Energieversorgern oder Kommunen –, um regenerative Quellen zu erschließen und Wärmerückgewinnung strategisch nutzbar zu machen.

Fazit: Digital nachhaltig denken – vom Megawatt zum Mehrwert

Rechenzentren stehen exemplarisch für die Herausforderungen der grünen Digitalisierung: Auf der einen Seite wachsen Leistungsansprüche durch KI und Cloud exponentiell – auf der anderen Seite fordern Gesellschaft und Gesetzgeber ambitionierte Emissionsziele. Cegekas Rechenzentrum in Hasselt zeigt eindrucksvoll, dass sich technologische Exzellenz und Nachhaltigkeit nicht ausschließen müssen – im Gegenteil: Wer heute intelligent investiert, senkt nicht nur Kosten und CO2, sondern stärkt zugleich seine Marktposition.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrer IT-Strategie? Teilen Sie Ihre Erfahrungen, Projekte oder Fragen mit unserer Redaktion – und werden Sie Teil der Diskussion um das Rechenzentrum der Zukunft.

Schreibe einen Kommentar