Mit Version 1.2.0 vollzieht die Open-Source-Projektmanagementlösung Plane eine bemerkenswerte Abkehr vom populären Next.js Framework. Stattdessen setzt das Team nun auf React Router und Vite – eine Entscheidung, die nicht nur auf technologische, sondern auch sicherheitsrelevante Aspekte zurückzuführen ist. Was bedeutet dieser Wechsel konkret für Entwickler:innen und was können andere Projekte daraus lernen?
Von Next.js zu React Router: Eine bewusste Kehrtwende
Next.js gilt seit Jahren als de-facto Standard für serverseitig gerenderte React-Anwendungen. Doch mit der Version 1.2.0 geht Plane — eine Open-Source-Alternative zu Jira und Linear — einen anderen Weg: Weg von Next.js, hin zu einem Stack, der auf React Router in Kombination mit Vite basiert. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Performance, Entwicklererfahrung, Sicherheit und ein klareres Build-Verhalten.
Nitayne Rangwala, Software Engineer bei Plane, erläuterte die Entscheidung in einem ausführlichen Changelog-Post. Demnach sei Next.js im Laufe der Zeit zunehmend komplex und „blackbox-artig“ geworden. Mit React Router und Vite kehre man zu einem transparenteren, vorhersagbareren Build- und Routing-System zurück. Das verschaffe dem Team mehr Kontrolle und mindere sicherheitskritische Abhängigkeiten.
Die Migration zog sich über mehrere Wochen und umfasste neben der Ersetzung des Routing-Mechanismus auch grundlegende Änderungen an der Code-Struktur. Eine besondere Herausforderung: der Wechsel vom Next.js-Dateibasierenden Routing zur komponentenorientierten Routenstruktur von React Router. Für Plane war das jedoch ein lohnender Aufwand.
Performance: Schlanker Stack, schnellere Builds
Next.js bringt viele Funktionalitäten wie API-Routing, SSR und Bildoptimierung mit – Features, die in großen Webanwendungen nützlich sind, aber oft auch Overhead erzeugen. Plane nutzte viele dieser Features nicht aktiv und zahlte dennoch den Preis in Form höherer Buildzeiten und komplexerer Konfiguration. Der Wechsel zu Vite als Bundler bringt hier messbare Vorteile: Vite setzt auf native ESModule-Unterstützung im Entwicklungsmodus und nutzt Rollup für Produktionsbuilds, was in deutlich kürzeren Build- und Startup-Zeiten resultiert.
Laut einer internen Messung im Plane-Team reduzierte sich die lokale Build-Zeit um mehr als 60 Prozent nach der Migration auf Vite. Globale Vergleiche bestätigen diesen Trend: Eine Studie von OpenReplay (2024) zeigt, dass Vite-basierte Anwendungen in der Regel 30–50 % schnellere Kaltstarts aufweisen als vergleichbare Next.js-Projekte.
- Ersetzen Sie komplexe Boilerplates durch modulare Toolchains wie Vite, um Entwicklungsprozesse zu beschleunigen.
- Überprüfen Sie regelmäßig, welche Framework-Funktionalitäten tatsächlich verwendet werden – nicht genutzter Code erhöht die Angriffsfläche unnötig.
- Nutzen Sie Performance-Profiling-Werkzeuge wie Lighthouse oder Web Vitals gezielt vor und nach Technologie-Migrationen.
Sicherheitsaspekte: Weniger Angriffsfläche, bessere Wartbarkeit
Ein zentraler Beweggrund für den Stack-Wechsel war die Sicherheitsarchitektur: Im Dezember 2023 wurden mehrere kritische Sicherheitslücken in beliebten Frontend-Frameworks wie Next.js, React und Vercel gemeldet. Unter anderem führte eine CVE in einer Next.js-Version zu potenziellem Informationsabfluss über Preview-Routen. Gleichzeitig sorgte eine Cross-Site-Scripting-Lücke (XSS) im Kontext React 17–18 für Aufsehen (CVE-2023-26160).
Plane reagierte proaktiv: Statt auf Fixes zu warten, entschied sich das Team für einen Stack, bei dem alle Module explizit kontrollierbar und unabhängig aktualisierbar sind. Dies betraf nicht nur React selbst, sondern auch das Buildsystem, das in Next.js traditionell eng mit Vercel verknüpft ist. Die neue Architektur ermöglicht es Plane nun, schneller auf sicherheitskritische Abhängigkeiten zu reagieren.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfiehlt in seinem Lagebericht 2024, die „Autonomie bei Framework-bezogenen Updates zu maximieren“, insbesondere im Kontext von DevSecOps-Pipelines. Der neue Plane-Stack erfüllt diesen Anspruch deutlich besser.
- Behalten Sie aktuelle CVEs (Common Vulnerabilities and Exposures) im Blick, z. B. über den NVD-Feed oder Tools wie Snyk.
- Favorisieren Sie modulare, unabhängig wartbare Komponenten gegenüber monolithischen Frameworks.
- Richten Sie Prozesse ein, um sicherheitsrelevante Bibliotheken zeitnah aktualisieren zu können – idealerweise automatisiert via Dependabot oder Renovate.
Entwicklererfahrung und Community-Effekte
Ein weiterer Grund für den Stack-Wechsel war laut Plane die verbesserte Entwicklererfahrung. Während Next.js viele Konventionen vorgibt, aber nicht immer transparent macht, wie Prozesse wie SSR, Caching oder Code-Splitting intern gelöst sind, bietet Vite in Kombination mit React Router mehr Klarheit und Debug-Möglichkeiten. Dies sei für neue Entwickler:innen im Team besonders hilfreich.
Auch im Open-Source-Kontext lässt sich ein Trend beobachten: Immer mehr Projekte setzen auf flexible, entkoppelte Framework-Kombinationen. So verzeichnete React Router seit dem major Release v6.10 im Jahr 2024 einen Anstieg der Downloadzahlen um über 40 % im Vergleich zum Vorjahr (Statista Developer Framework Survey 2025).
Darüber hinaus berichtete Plane, dass durch den Stack-Wechsel auch mehr „Outside Contributors“ Pull Requests gestellt haben – ein Zeichen für bessere Einstiegshürden und transparenteren Code.
Bedeutung für die Webentwicklungslandschaft
Planes Entscheidung steht exemplarisch für einen größeren Paradigmenwechsel in der JavaScript-Welt: Weniger monolithische Fullstack-Lösungen, mehr modulare, spezialisierte Tools, die sich gezielt kombinieren lassen. Der Trend geht klar in Richtung „Build your own stack“ – eine Bewegung weg vom „Opinionated Framework“ hin zu mehr Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortung im Projektsetup.
Dabei geraten Performance, Sicherheit und Wartbarkeit noch stärker in den Mittelpunkt. Besonders für Corporate- oder Open-Source-Projekte mit wachsendem Contributor-Kreis ist ein transparenter, leicht verständlicher Tech-Stack wichtiger denn je.
Fazit: Mut zur Eigenarchitektur zahlt sich aus
Mit Plane 1.2.0 zeigt ein ambitioniertes Open-Source-Projekt exemplarisch, dass eine bewusste Abkehr von etablierten Frameworks nicht nur technologisch sinnvoll sein kann, sondern auch echte Vorteile in Bezug auf Sicherheit, Performance und Community-Einbindung bringt. Die Entscheidung, sich aus dem Next.js-Universum zu lösen und einen individuelleren Tech-Stack zu wählen, war mutig – aber offenbar zahlte sie sich auf mehreren Ebenen aus.
Der Fall Plane kann dabei als Impuls für andere Teams dienen, ihre eigene Frontend-Architektur kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls neu zu denken. Denn: Je besser ein technischer Stack zur realen Nutzung passt, desto nachhaltiger und sicherer lässt sich darauf Software entwickeln.
Welches Setup nutzt ihr aktuell für eure React-Anwendungen – und plant ihr Änderungen? Teilt eure Erfahrungen mit der Community in den Kommentaren!




