Seit Meta WhatsApp zunehmend mit KI-Funktionen ausstattet, stellen sich viele Nutzer Fragen zur Datensicherheit. Wenig bekannt: Es gibt einen versteckten Schalter, der Meta AI gezielt aus den eigenen Chats aussperrt. Wir zeigen, wie Sie ihn aktivieren – und was das für Ihre Privatsphäre bedeutet.
Meta AI in WhatsApp – Wie kam es überhaupt dazu?
Im Mai 2024 begann Meta damit, seine eigene generative KI-Assistenz namens „Meta AI“ in WhatsApp, dem Messenger mit weltweit über 2 Milliarden Nutzern, zu integrieren. Zunächst in den USA, später auch in ausgewählten anderen Regionen, erschien ein neues Symbol – ein leuchtender Kreis mit blauer Schattierung – in der Suchleiste von WhatsApp. Nutzer können Meta AI dort Fragen stellen, generierte Bilder erzeugen oder Informationen abrufen.
Meta AI basiert auf dem Sprachmodell Llama 3, einer Weiterentwicklung der Llama-Serie, mit dem Ziel, OpenAI und Google Konkurrenz zu machen. Der Einsatz von Meta AI in WhatsApp wirft dabei erhebliche datenschutzrechtliche Fragen auf, besonders im Hinblick darauf, welche Konversationen technisch verarbeitet oder gespeichert werden könnten.
Datenschutzbedenken – Wie tief greift die KI in unsere Chats?
Meta beteuert, sämtliche privaten Nachrichten in WhatsApp seien Ende-zu-Ende verschlüsselt und für niemanden – auch nicht für Meta selbst – lesbar. Allerdings erlaubt die Meta AI-Funktionalität, Fragen direkt aus dem Chat heraus an die KI zu stellen, wobei Inhalte aus dem Chat extrahiert werden können. Laut Metas offizieller Dokumentation können Interaktionen mit Meta AI zur Produktverbesserung genutzt werden, wenn Nutzer nicht ausdrücklich dem widersprechen.
Diese Option ist standardmäßig aktiviert – wer sie nicht deaktiviert, liefert möglicherweise sensible Chatinhalte freiwillig an Metas KI-Trainingsdaten. Ein Verstoß gegen die Verschlüsselung liegt zwar nicht vor, doch der Umgang mit sogenannten Kontextinformationen ist intransparent und schwer nachvollziehbar für Endanwender.
Laut einer Analyse des Electronic Frontier Foundation (EFF) vom August 2024 wird kritisiert, dass Meta keine ausreichenden Voreinstellungen zum Schutz der Nutzer implementiert hat und viele User nicht wissen, dass sie Meta AI auch deaktivieren können.
Der geheime Schalter – Wie Sie Meta AI ausschalten
Was nur wenige wissen: Innerhalb der neueren WhatsApp-Versionen (ab 2.24.17.x für Android und iOS) versteckt sich in einem Untermenü eine Privacy-Option, die Meta AI vollständig aus dem persönlichen Chat-Erlebnis ausschaltet. Diese Option ist nicht prominent platziert und wird von Meta nicht öffentlich beworben.
So deaktivieren Sie Meta AI in WhatsApp:
- Öffnen Sie WhatsApp und navigieren Sie zu Einstellungen > Datenschutz
- Scrollen Sie nach unten zu einem neuen Bereich namens „KI-Einstellungen“ (nur sichtbar, wenn Meta AI für Ihren Account aktiviert wurde)
- Wählen Sie dort „Interaktionen mit Meta AI einschränken“ und deaktivieren Sie die Option „Meta AI in Chats anzeigen“
- Optional: Deaktivieren Sie auch die Funktion „Zur Verbesserung von KI-Produkten beitragen“, um jegliche Datenweitergabe zu unterbinden
Nach dieser Änderung verschwindet das Meta-AI-Symbol aus Ihrer WhatsApp-Oberfläche, und zukünftige Eingaben werden nicht mehr an die KI weitergeleitet. Die Funktionalität bleibt lokal auf dem Gerät deaktiviert.
Warum dieser Schritt für Ihre digitale Selbstbestimmung wichtig ist
In einer Zeit, in der KI-Modelle massenhaft mit öffentlich oder privat verfügbaren Daten trainiert werden — darunter auch Daten von Drittplattformen — ist es entscheidend, Kontrolle über die eigenen Informationen zu behalten. Laut einer aktuellen Umfrage von Statista (Q3 2024) gaben 63 % der deutschen Internetnutzer an, dass sie der Integration von KI in Messaging-Plattformen eher misstrauisch gegenüberstehen.
Ein weiterer besorgniserregender Trend ergibt sich aus einer Studie von Mozilla Foundation (Juli 2024), laut der 49 % der verfügbaren KI-Dienste in Apps unzureichende Datenschutzeinstellungen bieten oder gegen EU-weite DSGVO-Vorgaben verstoßen. WhatsApp fällt (noch) nicht explizit unter diese Verstöße, doch steht Meta als Konzern seit Jahren unter Beobachtung internationaler Datenschützer.
Praxis-Tipp: Wer WhatsApp beruflich nutzt – insbesondere im medizinischen, rechtlichen oder journalistischen Kontext – sollte die Meta-AI-Funktion unbedingt deaktivieren, um unbeabsichtigte Datenabflüsse zu vermeiden.
Die Abschaltung von Meta AI ist mehr als ein kosmetischer Eingriff – sie ist ein Rückgewinn von Kontrolle in einem zunehmend automatisierten, datenerhebenden Digitalökosystem.
Vom Einzelfall zur Regel – KI-Management als neue Pflichtkompetenz
Mit der Verbreitung von KI-Diensten in Alltags-Anwendungen, sei es in Chat-Apps, Assistenzsystemen oder Cloud-Tools, entwickelt sich ein neuer digitaler Alltag. Nutzerinnen und Nutzer sind heute stärker denn je gefragt, ihre Datenschutzrechte proaktiv wahrzunehmen.
Die Deaktivierung von Meta AI in WhatsApp kann hierfür exemplarisch als „case study“ dienen. Sie zeigt:
- Standardfunktionen sind nicht immer nutzerfreundlich konzipiert
- Technische Kontrollmöglichkeiten existieren, werden aber nicht aktiv beworben
- Es braucht Aufklärung, eigenverantwortliches Handeln und kontinuierliche Kontrolle der App-Berechtigungen
Tech-Experten wie Lukasz Olejnik, ein renommierter Datenschutzforscher, fordern schon länger gesetzliche Verpflichtungen zur „user-centered AI disclosure“, also verpflichtenden Hinweisen auf KI-Funktionalitäten und deren Deaktivierbarkeit. Bisher bewegt sich Meta hier eher in der Grauzone.
Was WhatsApp-Nutzer jetzt tun sollten
- Prüfen Sie regelmäßig Ihre WhatsApp-Version und Datenschutzoptionen
- Nehmen Sie sich Zeit, Untermenüs bewusst durchzugehen – viele Einstellungen sind verborgen
- Nutzen Sie die Gelegenheit, sich mit den KI-Funktionen Ihrer digitalen Dienste auseinanderzusetzen, nicht nur bei WhatsApp
Auch in Gruppenchats sollte zwischen menschlichen Kontakten und KI-basierter Kommunikation unterschieden werden. Meta AI lässt sich zwar nicht in Gruppen integrieren, kann aber über einzelne Nutzer eingeführt werden — was erneut ein Bewusstsein für kanalübergreifende Privatsphäre nötig macht.
Fazit: Digitale Mündigkeit braucht Wissen und Handlung
Die Integration von KI in Alltags-Apps wie WhatsApp ist kein vorübergehender Trend, sondern Teil eines fundamentalen Wandels im digitalen Kommunikationsverhalten. Nutzerinnen und Nutzer, die auf Datenschutz Wert legen, müssen dieses Umfeld aktiv mitgestalten – durch Wissen, Handlung und das Ausschöpfen bestehender Optionen wie der Deaktivierung von Meta AI.
Haben Sie Meta AI in Ihrem WhatsApp-Account bereits entdeckt? Nutzen Sie unsere Anleitung, um Ihre Sichtbarkeit der KI zu steuern – und diskutieren Sie gern in den Kommentaren über Ihre Erfahrungen mit automatisierten Funktionen im Alltag!




