IT-Sicherheit & Datenschutz

Cyberkriminalität in der Versicherung: Ein wachsendes Problem

Ein hell erleuchtetes Büro mit einem konzentrierten Team von Fachleuten, die an modernen Bildschirmen komplexe Diagramme und Sicherheitsprotokolle analysieren, während warme Sonnenstrahlen durch große Fenster die Szene mit einem einladenden und vertrauensvollen Ambiente erfüllen.

Cyberangriffe auf Versicherungsgesellschaften nehmen in beunruhigendem Tempo zu und gefährden sensible Kundendaten, betriebliche Abläufe und das Vertrauen in die Branche. Während Versicherer traditionell als datensichere Institutionen gelten, rücken sie zunehmend in den Fokus professioneller Hacker. Dieser Artikel beleuchtet die Dimension der Bedrohung, analysiert aktuelle Vorfälle und stellt effektive Verteidigungsstrategien vor.

Ein Ziel im Visier: Warum Versicherer so attraktiv für Cyberkriminelle sind

Versicherungsgesellschaften verwalten große Mengen personenbezogener, finanzieller und medizinischer Daten – ein gefundenes Fressen für Cyberkriminelle. Hinzu kommt die branchenübliche starke Vernetzung mit Partnern und Dienstleistern sowie eine teilweise veraltete IT-Infrastruktur, die potenzielle Schwachstellen bietet.

Eine Studie von Accenture aus dem Jahr 2023 zeigt, dass Finanzdienstleister – insbesondere Versicherer – weltweit durchschnittlich 250 Cyberangriffe pro Jahr verzeichnen, wobei rund 15 % erfolgreich sind. Die Angriffsformen reichen von Ransomware über Phishing bis hin zu komplexen Advanced Persistent Threats (APT).

Trends und Zahlen: Die wachsende Bedrohungslage

Laut dem deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wurden allein im Jahr 2024 über 450 gravierende Vorfälle bei Versicherungs- und Finanzunternehmen registriert, ein Anstieg von 37 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders dramatisch: Rund 60 % der betroffenen Unternehmen gaben an, temporäre Betriebsunterbrechungen oder Datenschutzpannen erlitten zu haben (Quelle: BSI-Lagebericht IT-Sicherheit 2024).

Ein prominenter Fall ereignete sich 2023 bei einem großen Krankenversicherer in Deutschland: Angreifer hatten es geschafft, über eine ungepatchte Webservice-Schnittstelle in das Netzwerk einzudringen und vertrauliche Gesundheitsdaten von über 200.000 Versicherten zu exfiltrieren. Der Vorfall führte nicht nur zu Imageverlust, sondern auch zu regulatorischen Sanktionen und Millionenstrafen.

Cybercrime-as-a-Service (CaaS) verschärft das Problem zusätzlich. Über kriminelle Plattformen lassen sich heute wirksam Tools und Know-how „mieten“, was selbst weniger technisch versierten Angreifern effektive Attacken ermöglicht. Versicherer werden dadurch zunehmend auch Opfer gezielter Erpressungsversuche oder Supply-Chain-Angriffe.

Auswirkungen: Finanziell, regulatorisch und reputativ

Die Folgen erfolgreicher Cyberangriffe sind schwerwiegend. Laut einer IBM-Studie von 2024 belaufen sich die durchschnittlichen Kosten eines Datenlecks im Finanzsektor auf 5,90 Millionen US-Dollar – deutlich mehr als in anderen Branchen. Neben direkten finanziellen Schäden müssen Unternehmen mit Reputationsverlust, Kundenabwanderung und regulatorischen Konsequenzen rechnen.

Gerade mit Inkrafttreten der neuen EU-NIS2-Richtlinie im Oktober 2024 hat sich der Handlungsdruck auf Versicherungsgesellschaften erhöht. Die Richtlinie verpflichtet Unternehmen unter anderem zur Einführung strikterer Risikomanagementprozesse, zur Meldung schwerwiegender Sicherheitsvorfälle binnen 24 Stunden und zur regelmäßigen Überprüfung ihrer Lieferketten auf Cyberrisiken.

Strategien zur Risikominimierung: Was Versicherer tun können

Eine ganzheitliche Cyberabwehrstrategie ist für Versicherer heute unverzichtbar. Sie sollte technische, organisatorische und personelle Schutzmaßnahmen umfassen. Besonders relevant sind dabei Ansätze wie Zero-Trust-Architekturen, automatisierte Bedrohungserkennung und die kontinuierliche Schulung der Mitarbeitenden. Auf operativer Ebene müssen Incident-Response-Pläne etabliert und regelmäßig getestet werden.

Die folgenden Maßnahmen haben sich in der Praxis als besonders wirksam erwiesen:

  • Security-by-Design etablieren: Sicherheit sollte von Anfang an Bestandteil jeder IT-Initiative sein – von der App-Entwicklung bis zur Infrastrukturmodernisierung.
  • Regelmäßige Pentests und Red-Teaming: Simulierte Angriffe helfen, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu beheben.
  • Krisenkommunikation trainieren: Neben technischen Maßnahmen ist es essenziell, wie offen, koordiniert und glaubwürdig ein Versicherer im Krisenfall kommuniziert, um Vertrauen zu erhalten.

Darüber hinaus lohnt der Blick auf innovative Technologien: Künstliche Intelligenz ermöglicht etwa die Identifikation von Anomalien in Echtzeit, während Blockchain-basierte Systeme die Integrität interner Transaktionen erhöhen können. Auch Datenschutz-Enhancer wie homomorphe Verschlüsselung oder Confidential Computing sind vielversprechende Zukunftsfelder.

Ausblick: Vorbereitung ist der beste Schutz

Die digitale Transformation der Versicherungsbranche schreitet mit Hochdruck voran – doch mit jeder neuen digitalen Funktion entstehen auch neue Einfallstore für Cyberangriffe. Die Herausforderungen sind komplex, der Ressourcenbedarf hoch und der Druck aus regulatorischer sowie öffentlicher Perspektive enorm.

Dennoch bietet gerade diese Entwicklung auch Chancen zur Professionalisierung: Versicherer, die Sicherheit zur Chefsache machen, konsequent in Cyberresilienz investieren und flexibel auf neue Angriffsmuster reagieren, können sich als Vorreiter im Markt positionieren – und damit Vertrauen, Marktanteile und Innovationskraft sichern.

Wie steht es um die Cybersicherheit in Ihrem Unternehmen? Welche Tools, Strategien oder Erfahrungen haben bei Ihnen besonders gut funktioniert? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren und helfen Sie dabei, gemeinsam Standards gegen Cyberkriminalität zu setzen.

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