Eine präzise Ressourcenplanung ist für moderne IT-Infrastrukturen essenziell. Dennoch unterschätzen viele Unternehmen die Relevanz eines professionellen IT-Sizings – oft mit teuren Konsequenzen. Dieser Artikel analysiert, wie IT-Sizing zur Planungssicherheit beiträgt, welche Best Practices sich etabliert haben und warum das Thema mehr Aufmerksamkeit verdient.
Was ist IT-Sizing – und warum ist es so wichtig?
Der Begriff IT-Sizing beschreibt den strukturierten Prozess zur Ermittlung der optimalen Dimensionierung von IT-Systemen: Server, Speicher, Netzwerkkomponenten, Virtualisierungslösungen und mehr. Dabei werden Anforderungen aus Fachabteilungen, aktuelle und zukünftige Nutzungsszenarien sowie Unternehmensziele in technische Parameter übersetzt. Ziel ist eine Infrastruktur, die weder überdimensioniert noch knapp kalkuliert ist – sondern wirtschaftlich und zukunftssicher funktioniert.
IT-Sizing ist keine bloße Budgetübung, sondern ein Schlüssel zur operativen Resilienz. Ob On-Premise, in der Cloud oder in hybriden Umgebungen – realistische Einschätzungen zu Rechenleistung, Speicherkapazität und Datenverkehr sorgen für stabile Systemlandschaften, vermeiden Engpässe und reduzieren unnötige Kosten. Laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom aus dem Jahr 2024 betrachten 62 % der befragten IT-Entscheider fehlendes IT-Sizing als Hauptursache für ineffiziente IT-Infrastrukturen.
Unterschätztes Risiko: Wenn IT-Sizing zu kurz kommt
In einem vielbeachteten Artikel über die Unterschätzung von IT-Sizing (Redaktionslink) wurde deutlich, wie häufig gerade mittelständische Unternehmen mit pauschalen Schätzungen oder veralteten Kapazitätsannahmen arbeiten. „Zu niedrige Ressourcenbudgets resultieren häufig aus der Illusion, damit Kosten zu sparen – faktisch entstehen dadurch aber spätere Investitionserhöhungen durch Nachrüstbedarf“, erklärt IT-Consultant Jana Schröder von InfraSyze GmbH.
Zudem verlässt sich ein großer Teil der Unternehmen auf Herstellerangaben oder historische Daten, ohne den Wandel ihrer Geschäftsprozesse – etwa durch steigende Datenvolumen, mobiles Arbeiten oder KI-Anwendungen – ausreichend zu berücksichtigen. Cloud-Migrationen ohne differenziertes Sizing führen nicht selten zu Skalierungsproblemen, Sicherheitslücken oder unerwartet hohen Betriebskosten.
Ein Beispiel liefert eine Fallstudie der TU München (2023): Ein produzierendes Unternehmen sparte 18 % Betriebskosten nach einer Neuausrichtung seiner IT anhand eines professionellen Sizings – zuvor war die Umgebung um 37 % überdimensioniert.
Best Practices für professionelles IT-Sizing
Ein sauberes IT-Sizing basiert auf datengetriebener Analyse, technologischem Know-how und methodischer Konsistenz. Die folgenden Ansätze haben sich in der Praxis bewährt:
- Workload-Analyse: Belastungsprofile aktueller Anwendungen und Prozesse werden kontinuierlich erfasst. Tools wie Prometheus, SolarWinds oder spezielle Sizing-Rechner helfen bei der Quantifizierung.
- Forecast-basierte Planung: Wachstumstreiber wie neue Applikationen, Nutzeranstieg oder Expansionspläne werden in Szenarien übersetzt. So lassen sich künftige Belastungsspitzen besser kalkulieren.
- Applikationsspezifisches Sizing: Unterschiedliche Anwendungen (z. B. ERP, CRM, CAD-Systeme) haben verschiedene Anforderungen an RAM, IOPS und CPU-Kerne – diese müssen einzeln analysiert und dimensioniert werden.
- Skalierbarkeit einplanen: Gerade bei Cloud-Infrastrukturen sollte das Design elastisch mit Skalierungskapazität geplant werden. Auto-Scaling, Containerisierung und Microservices-Architekturen sind hier wichtige Werkzeuge.
Eine erfolgreiche Umsetzung basiert zudem auf interdisziplinärer Zusammenarbeit – zwischen IT, Controlling, Einkauf, Fachabteilungen und externen Consultants.
Der Faktor Cloud und hybride Umgebungen
Cloud-Umgebungen bieten theoretisch unbegrenzte Skalierbarkeit – aber auch hier ersetzt Flexibilität kein präzises Sizing. Fehlendes Cloud-Sizing kann zu Ressourcen-Verschwendung, Performance-Einbrüchen oder Sicherheitsproblemen führen. So ergab eine Umfrage des IDC „State of the Cloud Infrastructure“ (2024), dass 41 % der Unternehmen Schwierigkeiten hatten, ihre Cloud-Ausgaben im Budget zu halten – häufig, weil sie Ressourcenbedarf unterschätzten.
Hybride Szenarien erfordern zusätzlich ein abgestimmtes Sizing zwischen lokaler Infrastruktur und Cloud-Diensten. Gerade in Multi-Cloud-Umgebungen entstehen zusätzliche Aufwände für Monitoring, Datenreplikation und Netzanbindungen, die frühzeitig eingeplant werden müssen.
Ein strukturierter Sizing-Prozess ist hier essenziell für den ökonomischen Erfolg und für die Einhaltung von Governance- und SLA-Vorgaben.
Herausforderungen beim IT-Sizing
Trotz aller Tools und Methoden bleibt IT-Sizing eine Herausforderung – nicht zuletzt, weil es dynamische Geschäftsrealitäten abbilden muss. Folgende Aspekte stellen Unternehmen typischerweise vor Probleme:
- Fehlende Transparenz: Wenn Performance-Daten dezentral in Silos liegen, wird ein vollständiges Bild des Systembedarfs erschwert.
- Schneller Wandel: Geschäftsprozesse, Digitalisierungs-Initiativen und regulatorische Anforderungen ändern sich schnell – IT-Sizing muss agil bleiben.
- Toolvielfalt: Die Vielzahl an Tools und Berechnungsansätzen erschwert Vergleichbarkeit und einheitliche Bewertung von Sizing-Ergebnissen.
Zusätzlich fließen externe Faktoren ein – etwa Energiepreise, Lizenzmodelle (z. B. pro Kern bei Oracle oder Microsoft), Hardwareverfügbarkeit oder regulatorische Anforderungen an Datenhaltung und Datenschutz.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen
Unternehmen, die IT-Sizing konsequent umsetzen wollen, sollten folgende strategische Maßnahmen berücksichtigen:
- Standardisierte Prozesse: Legen Sie interne Richtlinien und Methoden für IT-Sizing fest, um die Vergleichbarkeit von Projekten zu verbessern.
- Kaufmännisches und technisches Sizing kombinieren: Berücksichtigen Sie neben technischer Leistungsfähigkeit auch die TCO (Total Cost of Ownership).
- Datengrundlage kontinuierlich verbessern: Modernisieren Sie Ihre Monitoring- und Logging-Tools, um valide Aussagen über Ressourcenbedarf treffen zu können.
Ein Best-Practice-Ansatz ist die Etablierung eines interdisziplinären IT-Sizing-Boards, das Anforderungen bündelt, Bewertungen objektiviert und die Umsetzung begleitet.
Fazit: IT-Sizing als Wettbewerbsvorteil
Ob beim Aufbau einer neuen Plattform, in der Cloud-Migration oder beim Upgrade bestehender IT – durchdachtes IT-Sizing schafft Planungssicherheit, Kontrolle und Wirtschaftlichkeit. Die Unternehmen, die sich frühzeitig mit der realistischen Dimensionierung ihrer Infrastruktur befassen, profitieren nicht nur technisch, sondern stärken ihre Zukunftsfähigkeit.
Wie praktiziert Ihr Unternehmen IT-Sizing? Welche Tools und Methodiken haben sich bewährt? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren und teilen Sie Ihre Erfahrungen mit der Community – denn wer Sizing ernst nimmt, begegnet den Herausforderungen der digitalen Zukunft proaktiv.