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Zukunft der Virtualisierung: Alternativen zu VMware

Ein hell erleuchtetes, modernes Büro mit entspannt arbeitenden IT-Profis, die in offener Atmosphäre an virtuellen Servern und Laptops fachsimpeln, während natürliche Sonnenstrahlen eine warme, freundliche Stimmung schaffen und die Zukunft der Virtualisierung greifbar machen.

Die Virtualisierungsbranche befindet sich im Umbruch: Immer mehr IT-Dienstleister und Reseller richten ihren Blick auf Alternativen zu VMware. Was sind die Gründe für diese Entwicklung – und welche Plattformen bieten tragfähige Perspektiven für die Zukunft?

Vom Marktführer zum Sorgenkind: Warum VMware neu bewertet wird

Virtualisierung war lange ein Synonym für VMware – das Unternehmen dominierte den Markt mit seiner stabilen, leistungsfähigen Lösung. Doch seit der Übernahme durch Broadcom 2023 gerät der Konzern zunehmend in die Kritik. Die Umstrukturierung des Geschäftsmodells, die Einstellung kostenfreier Lizenzen für vSphere Hypervisor sowie Preiserhöhungen und die Fokussierung auf Enterprise-Kunden haben zahlreiche kleine und mittlere Managed Service Provider (MSPs) vor Herausforderungen gestellt.

Insbesondere das Auslaufen von Dauerlizenzen und die forcierte Umstellung auf ein abonnementbasiertes Modell hat laut einer Umfrage von Canalys (2024) dazu geführt, dass 63 % der befragten europäischen Reseller Alternativen zu VMware aktiv prüfen.

In dieser Marktlage gewinnen alternative Virtualisierungslösungen wie Proxmox VE, XCP-ng, oder KVM-basierte Plattformen zunehmend an Relevanz – nicht nur als Sparmaßnahme, sondern auch aus strategischer Sicht.

Virtualisierung neu gedacht: Überblick über relevante Alternativen

Der Markt bietet zahlreiche Hypervisor-Varianten, doch nicht alle eignen sich als vollwertiger VMware-Ersatz. Im Fokus stehen Lösungen, die eine gewisse Reife aufweisen, Open-Source-Basis oder transparente Lizenzmodelle bieten und mit typischen Anforderungen in MSP- und Hosting-Umgebungen umgehen können.

Proxmox Virtual Environment: Flexibel, Open Source und weltweit verbreitet

Proxmox VE basiert auf KVM und LXC, ist vollständig quelloffen und bietet eine moderne Weboberfläche, integrierte Hochverfügbarkeit (HA) und Cluster-Fähigkeiten. Die Lösung ist besonders im deutschsprachigen Raum verbreitet, da der Hersteller Proxmox Server Solutions GmbH aus Wien stammt.

Ein wesentliches Argument für Proxmox ist die aktive Community sowie regelmäßige, nachvollziehbare Updates. Auch die Integration von ZFS bietet Vorteile für Storage-kritische Workloads.

Seit Version 8.1 (veröffentlicht im November 2023) wurden Performance und Sicherheit weiter verbessert. Laut GitHub-Statistiken gab es bis Q2 2024 über 60.000 aktive Installationen weltweit – Tendenz steigend.

XCP-ng: Die Zukunft von XenServer unter Open-Source-Flagge

XCP-ng ist ein Fork von Citrix XenServer und wird durch das französische Unternehmen Vates aktiv gefördert. Die Plattform kombiniert eine stabile Hypervisor-Basis mit dem offenen Toolstack Xen Orchestra für Management, Backup und Automatisierung.

Vor allem für Anbieter, die einen VMware-nahen Funktionsumfang benötigen – inklusive Live-Migration, Snapshots und rollenbasiertem Zugriff – bietet XCP-ng einen der umfassendsten freien Alternativen. Die Interoperabilität mit Citrix-Treibern und -Templates kann Umsteigerprozesse erleichtern.

Laut HostingAdvice.com (2024) nutzen bereits über 3.500 Unternehmen XCP-ng produktiv, vor allem in Hosting- und Government-Umgebungen.

KVM mit Cockpit oder virt-manager: Minimalistisch und anpassbar

Wer maximale Flexibilität sucht und sich in Linux-Umgebungen wohlfühlt, findet mit KVM eine bewährte Virtualisierungstechnik mit breitem Distributionssupport. Tools wie Cockpit oder virt-manager bieten einfache Verwaltungsoberflächen für kleinere Umgebungen.

Auch Red Hat Virtualization (früher RHV) baute auf KVM auf – wurde jedoch 2024 eingestellt. Als Folge daraus entstehen neue Initiativen wie Open Virtualization Manager (OVM), die KVM-basierte Infrastrukturen mit professioneller Automation kombinieren.

Für MSPs mit eigenem Scripting- und DevOps-Know-how bietet KVM größtmögliche Kontrolle – allerdings auf Kosten höherer Komplexität bei Cluster- und HA-Funktionen.

Eine Studie von StackShare zeigt, dass KVM 2024 bei über 25.000 gelisteten Projekten weltweit zum Einsatz kommt – vor allem in Cloud-nativen und containerisierten Workloads.

Virtuelle Workloads zwischen Cloud und On-Prem – ein strategisches Gleichgewicht

Ein zentraler Aspekt beim Umstieg auf neue Plattformen ist die Art der Workloads. Klassische On-Prem-Umgebungen verschieben sich hin zu hybriden Infrastrukturen, wo virtuelle Maschinen mit Containern und Managed-Cloud-Services kombiniert werden.

OpenStack gilt in diesem Kontext als ein weiteres wichtiges Werkzeug zur Orchestrierung komplexer Virtualisierungs- und Storage-Szenarien. Plattformen wie Canonical’s Charmed OpenStack und Mirantis OpenStack ermöglichen auf Enterprise-Level Cloud-ähnliche Strukturen – mit voller Datenhoheit On-Premise.

Gleichzeitig arbeiten Anbieter wie Nutanix an hyperkonvergenten Lösungen, die sowohl Hardware-Virtualisierung als auch Storage und Netzwerk flexibel kombinieren. Mit Nutanix AHV (Acropolis Hypervisor) steht ein weiterer VMware-Ersatz bereit, vor allem in größeren Enterprise-Umgebungen.

Die Herausforderung: Viele Alternativen benötigen je nach Zielgruppe andere Skillsets und Investitionen. Eine reine 1:1-Migration mit identischer Funktionalität ist selten möglich – Umstiegsstrategien müssen daher sorgfältig geplant werden.

Markttrends: Virtualisierung wird dezentraler, Container werden dominanter

Cloud-Computing, Containerisierung und Plattform-Strategien transformieren die Rolle klassischer Hypervisoren grundlegend. Kubernetes, Docker & Co. gewinnen an Bedeutung – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur Virtualisierung.

Eine Analyse von Gartner (2024) prognostiziert, dass bis Ende 2025 über 70 % der Unternehmen produktiv auf containerisierte Workloads setzen. Gleichzeitig werden laut 451 Research bis 2026 etwa 40 % aller aktuellen VMware-Nutzer alternative Plattformen evaluieren oder bereits migriert haben.

Was für Reseller und MSPs entscheidend bleibt, ist die Fähigkeit, hybride Architekturen mit unterschiedlichen Virtualisierungsformen zu orchestrieren – und dabei Support, Lizenzkosten und Updatezyklen genau im Blick zu behalten.

Praktische Handlungsempfehlungen für Umsteiger

  • Technische Anforderungsanalyse: Prüfen Sie vorab, welche Funktionen – z. B. HA, Snapshots oder Backup-Integration – für Ihr Setup zwingend erforderlich sind.
  • Testumgebungen einrichten: Nutzen Sie Proxmox, XCP-ng oder KVM zunächst in einer isolierten Instanz, um Migrationspfade und Tools risikofrei zu evaluieren.
  • Community-Support mitbewerten: Viele alternative Plattformen leben von der Community. Achten Sie dabei auf die Aktivität in Foren, auf GitHub oder Matrix/Slack-Gruppen.

Fazit: Die Virtualisierung ist im Aufbruch

Der Wandel weg von VMware ist mehr als eine Reaktion auf Preis- und Lizenzpolitik – er ist eine Chance, Virtualisierung neu zu denken. Open-Source-basierte Plattformen wie Proxmox oder XCP-ng kombinieren Flexibilität mit Transparenz, während Container-Technologien parallel neue Wege eröffnen.

Welchen Weg Unternehmen einschlagen, hängt von Kundenstruktur, IT-Strategie und bestehender Infrastruktur ab. Doch klar ist: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt zur Neuausrichtung.

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