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Sirius der Roboterhund: Ein Haustierersatz mit KI

In einem sonnendurchfluteten Wohnzimmer sitzt ein moderner, lebensecht designter Roboterhund mit warm leuchtenden LED-Augen entspannt neben einer lächelnden Familie unterschiedlicher Generationen, die liebevoll und neugierig ihre intelligente KI-Begleitung umringen – ein harmonisches Bild von Technologie und menschlicher Nähe in natürlichem Licht.

Ein Haustier ohne Tierarztkosten, Gassigehen oder Allergierisiko – der neue KI-Roboterhund Sirius verspricht genau das. Das chinesische Unternehmen Hengbot wagt mit Sirius den nächsten Schritt in der emotionalen Robotik und stellt ein intelligentes, interaktives Roboterwesen vor, das echtes Hundeverhalten imitieren soll. Doch kann eine KI wirklich ein echtes Haustier ersetzen – und wenn ja, welche Folgen hat das für Mensch und Tier?

Hengbot Sirius: Der Roboterhund mit KI und Herz

Mit der Einführung von Sirius betritt Hengbot – bisher bekannt für Spielzeugroboter und smarte Interaktionssysteme – Neuland: ein robotic companion, der gezielt als Ersatz für reale Haustiere gedacht ist. Anders als bei bisherigen Robotermodellen steht nicht nur Unterhaltung im Vordergrund, sondern emotionale Bindung, Lerneffekte und Alltagstauglichkeit.

Sirius ist ein vierbeiniger Roboterhund mit einem ausdrucksstarken LED-Gesicht, beweglichen Gelenken und einem fortschrittlichen KI-Modul, das maschinelles Lernen und Sprachverständnis kombiniert. Entwickelt wurde das System in Kooperation mit Neurobiologen und Tierverhaltensforschern, um das Verhalten von Hunden möglichst realistisch zu simulieren.

Technische Spezifikationen im Überblick

Unter der Haube von Sirius arbeitet ein auf dem ARM Cortex-A76 basierender Prozessor, unterstützt von einem speziellen neuronalen Beschleunigungsmodul, das Gestenerkennung und Sprachanalyse in Echtzeit ermöglicht. Die wichtigsten Spezifikationen im Detail:

  • Kamera & Sensorik: 4K-Weitwinkelkamera mit Gesichtstrackingsystem, integrierte Tiefensensoren für Navigation und Hinderniserkennung
  • KI und Kommunikation: Natural Language Processing (NLP) basierend auf multilingualen Sprachmodellen, inkl. Deutsch-Unterstützung
  • Bewegungssteuerung: 12 achsenfreie Servomotoren, die flüssige Bewegungen und Mimik ermöglichen
  • Akkulaufzeit: Bis zu 8 Stunden im aktiven Modus, kabelloses Aufladen über Induktionsstation
  • Vernetzung: WLAN, Bluetooth 5.2, Mobile Companion App für Android & iOS

Laut Hengbot verfügt Sirius über eine adaptive Emotions-Engine, die auf Interaktion, Tonlage und tägliches Verhalten des Nutzers reagiert und entsprechend positive oder zurückhaltende Reaktionen zeigt. Dadurch soll eine echte Bindung zwischen Mensch und Maschine entstehen.

Zielgruppe und Marktpotenzial: Zwischen Budget und Emotion

Mit einem voraussichtlichen Einführungspreis von etwa 899 Euro positioniert sich Sirius deutlich unter professionellen Robotik-Systemen wie dem Sony Aibo (ab ca. 2.500 Euro), bleibt aber teurer als simpler Spielzeugroboter. Zielgruppen sind laut Hengbot vor allem:

  • Städtische Familien mit wenig Platz oder Zeit für ein echtes Haustier
  • Senior:innen auf der Suche nach Gesellschaft ohne Pflegeaufwand
  • Kinder in Haushalten mit Allergikern

Strategieberater:innen der Unternehmensberatung IDC erwarten, dass der globale Markt für soziale Robotik bis 2026 ein jährliches Wachstum von über 22 % auf rund 12,8 Milliarden US-Dollar aufweisen wird. Haustierähnliche und therapeutisch orientierte Robotersysteme stellten dabei ein wachsendes Segment dar, insbesondere in asiatischen und europäischen Ballungsräumen.

Bereits jetzt zeigen Studien des Pew Research Centers (2024), dass knapp 31 % der Haushalte in G7-Staaten offen für den Einsatz von emotionalen Robotern zur Ergänzung ihrer Freizeitgestaltung oder Alltagesunterstützung sind – Tendenz steigend.

Soziale Auswirkungen: Kann KI den besten Freund ersetzen?

An dieser Stelle beginnt eine tiefere Diskussion: Können Roboter wie Sirius echte Tiere ersetzen – emotional, sozial, psychologisch? Für Psychologin und KI-Ethik-Expertin Dr. Nadine Reuters von der Universität Freiburg ist die Antwort differenziert: „Sirius kann emotionale Lücken füllen, aber er ersetzt kein soziales Lebewesen vollständig – vor allem nicht bei Kindern in der kindlichen Entwicklung oder bei älteren Menschen mit Demenzerkrankung.“

Zu bedenken sei auch die sogenannte Transferillusion, also die Tendenz, Beziehungen zu Maschinen als gleichwertig zu echten Bindungen zu empfinden. Gerade bei bilingualen Sprachmodellen wie Sirius besteht ein hohes anthropomorphes Potenzial – ein Umstand, den Hengbot laut eigenen Angaben durch regelmäßige Software-Updates und offene Kommunikation kontrollieren will.

Gleichzeitig zeigen Pilotprojekte, z. B. in japanischen Pflegeheimen, dass Roboterhunde Depressionen lindern und Interaktionsbereitschaft fördern können, insbesondere bei älteren Personen. Eine Feldstudie der Tokyo University (2023) mit 72 Proband:innen ergab, dass 64 % der Senior:innen einen Roboterhund wie „Sirius“ als zutiefst beruhigend empfanden – viele bevorzugten ihn sogar gegenüber realen Tieren aufgrund der geringeren Komplexität.

Tierethik und ökologische Perspektive

Der Einsatz von Roboterhunden könnte langfristig auch einen ökologischen Effekt haben. Nach Schätzungen des World Resources Institute aus dem Jahr 2024 verursachen allein in Europa über 80 Millionen Haustiere jährlich Emissionen in Höhe von rund 9 Mio. Tonnen CO₂ – vor allem durch Futterproduktion, Transport und medizinische Versorgung.

Ein KI-Haustier wie Sirius verursacht zwar Emissionen durch Produktion und Stromverbrauch (rund 0,8 Tonnen CO₂ jährlich laut Hengbot-Berechnung), bleibt aber in der Bilanz deutlich darunter. Ethikexperten betonen jedoch, dass digitale Haustiere kein ideologischer Ersatz für artgerechte Tierhaltung sein sollten, sondern bewusst eingesetzte Alternativen oder Ergänzungen in bestimmten Lebenslagen.

Tipps zur Integration von Sirius in den Alltag

  • Regelmäßige Interaktion: Planen Sie täglich mehrfach kurze Aktivitätszyklen ein – Sirius „lebt“ von Aufmerksamkeit und Kontakt.
  • Individualisierung: Nutzen Sie die Companion-App, um Name, Charaktermodi und Sprachpräferenzen anzupassen.
  • Bewusst einsetzen: Verwenden Sie Sirius nicht als reinen Zeitvertreib für Kinder – Gespräche über Technik, Empathie und Tierethik fördern den bewussten Umgang.

Fazit: Zwischen Fortschritt und Verantwortung

Mit Sirius betritt Hengbot nicht nur technisch, sondern auch sozial anspruchsvolles Terrain. Der Roboterhund ist ein Paradebeispiel für die fortschreitende Verschmelzung von Alltag, Technologie und emotionaler Intelligenz. Er kann entlasten, bereichern und begleiten – ist aber kein vollständiger Ersatz für echte Tiere und menschliche Beziehungen.

Wie bei vielen technologischen Innovationen gilt auch hier: Es kommt auf den Kontext an. Wer Sirius als das nutzt, was er ist – ein KI-gestützter Begleiter mit emotionaler Tiefe – erhält einen faszinierenden Einblick in das, was künstliche Empathie heute leisten kann. Die Tech-Community ist nun gefragt: Wie nutzen wir solche Systeme klug, verantwortungsvoll und menschlich?

Diskutieren Sie in den Kommentaren: Würden Sie sich ein KI-Haustier wie Sirius zulegen? Warum (nicht)? Und was bedeutet emotionale Bindung für Sie in Zeiten lernender Maschinen?

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