Wie lässt sich die digitale Infrastruktur nachhaltig gestalten, ohne dabei auf Effizienz oder Skalierbarkeit zu verzichten? Meta (ehemals Facebook) liefert eine frische Antwort auf diese Frage – mit einem überraschenden Baustoff: Holz. Der Tech-Konzern setzt bei seinen neuen Rechenzentren erstmals auf Holzkonstruktionen als zentralen Bestandteil seiner Nachhaltigkeitsstrategie.
Holz statt Beton: Metas neue Bauphilosophie
Im Juli 2025 stellte Meta auf der internen Nachhaltigkeitskonferenz seine neue Rechenzentrumsarchitektur vor – basierend auf Massivholz (CLT, Cross-Laminated Timber). Diese Entscheidung ist Teil des umfassenden Ziels, den gesamten Betrieb bis 2030 vollständig emissionsfrei zu gestalten. Die Nutzung von Holz als primärem Baustoff soll insbesondere bei Neubauten künftig den CO₂-Fußabdruck drastisch reduzieren.
Konventionelle Rechenzentren bestehen vor allem aus Stahlbeton, dessen Herstellung laut der International Energy Agency (IEA) für rund 7% der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich ist. Massivholz hingegen speichert während seiner Wachstumsphase Kohlenstoff und verursacht deutlich geringere Emissionen bei der Verarbeitung und Montage. Laut einer Studie der Yale University kann der Einsatz von CLT im Hochbau den CO₂-Ausstoß um bis zu 69% im Vergleich zu traditionellen Materialien senken.
Nachhaltige Rechenzentren treffen industrielle Realität
Das erste pilothafte Holz-Rechenzentrum Metas entsteht derzeit im US-Bundesstaat Oregon. Der Standort ist nicht zufällig gewählt: Die Region verfügt über ausreichende Holzressourcen aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und bietet zugleich Zugang zu erneuerbarer Energie aus Wasserkraft. Die Bauweise setzt auf vorgefertigte Holzmodule, die direkt zur Baustelle geliefert und dort montiert werden – das spart nicht nur Emissionen, sondern auch Bauzeit.
Im Zentrum des Designs steht ein hybrides Tragwerk aus CLT-Decken und -Wänden kombiniert mit Stahlverbindungen. Besondere Herausforderung: Hohe Serverlasten, Brandschutz und Lebenszykluskosten. Meta hat dafür gemeinsam mit ingenieurtechnischen Partnern aus Skandinavien und Kanada eine neue Generation feuerverzögernder Holzbauelemente entwickelt, die mit internationalen Zertifizierungsstandards wie LEED oder BREEAM kompatibel sind.
Ein weiteres Beispiel für den innovativen Einsatz nachhaltiger Materialien im Rechenzentrumsbau ist Microsofts Kooperation mit CarbonCure: Dort wird CO₂ im Beton gebunden – ein Ansatz, der allerdings im Lifecycle weniger CO₂ spart als der radikale Materialwechsel zu Holz.
Die ökologischen Vorteile von Holz im IT-Bau
Der Einsatz von Holz als Baustoff für Rechenzentren bietet nicht nur ökologische, sondern auch strukturelle Vorteile. Zu den wichtigsten ökologischen Effekten zählen:
- Kohlenstoffbindung: Jeder Kubikmeter Massivholz speichert ca. 1 Tonne CO₂ während seiner Nutzungsdauer.
- Reduzierter Energieeinsatz: Die Produktion von CLT benötigt bis zu 80% weniger Energie als die Herstellung von Beton oder Stahl.
- Recyclingfähigkeit & Kreislaufwirtschaft: Holzkomponenten lassen sich sortenrein trennen und dem Baukreislauf erneut zuführen.
Wie ein Bericht des World Resources Institute von 2024 zeigt, entfällt auf die gesamte gebaute Umwelt etwa 39% der globalen Energie-assoziierten CO₂-Emissionen – davon rund ein Viertel auf die verbaute Infrastruktur selbst. Initiativen wie die von Meta adressieren somit genau den kritischen Hebel im Kampf gegen die Klimakrise.
Herausforderungen und Kritikpunkte
Trotz der Vorteile ist die serielle Nutzung von Holz im hochtechnologischen Infrastrukturbereich nicht ohne Herausforderungen. Dazu zählen:
- Brandschutz: Moderne Technologien wie Brandschutzverkleidungen oder additive Brandschutzmittel erhöhen zwar die Sicherheit, führen jedoch zu Diskussionen über Abfalltoxizität.
- Verfügbarkeit: Die industrielle Produktion von CLT hängt stark von nachhaltiger Forstwirtschaft ab, was insbesondere in globalen Wachstumsregionen noch im Aufbau ist.
- Regulatorische Hürden: Baugesetze sind vielerorts noch nicht auf großflächige Verwendung von Holz ausgelegt.
Eine Studie des Cambridge Institute for Sustainable Leadership wies zudem darauf hin, dass nicht nachhaltige Holzwirtschaft – z. B. illegale Abholzung – neue Umweltprobleme erzeugen kann. Meta will dem mit streng kontrollierten Lieferketten und FSC-zertifizierten Zulieferern begegnen.
Der Materialvergleich: Holz versus neue Baumaterialien
Neben Holz gibt es weitere Alternativen für nachhaltiges Bauen im Rechenzentrumsumfeld:
- Hanfbeton (Hempcrete): Extraleichte, atmungsaktive Bauweise – mit begrenzter statischer Tragkraft.
- Recyclingbeton: Reduziert Primärrohstoffbedarf, jedoch mit hohem Energieaufwand beim Rückbau.
- Geopolymer-Beton: Alternative zu Portlandzement mit 70–80% weniger CO₂ – in industriellem Maßstab noch kaum erprobt.
Holz punktet dabei durch Verfügbarkeit, Technologiereife und positiven Lebenszyklus. Der größte Nachteil: begrenzte Akzeptanz in konservativen Märkten und die Notwendigkeit spezialisierter Planung.
Praktische Empfehlungen für nachhaltige Rechenzentrumsstrategien
Unternehmen, die den Nachhaltigkeitskurs von Meta nachvollziehen oder weiterentwickeln wollen, sollten folgende Punkte beachten:
- Frühzeitige Planung mit nachhaltigen Materialien: Die Integration von CLT oder ähnlichen Baustoffen muss bereits in der Entwurfsphase berücksichtigt werden.
- Zertifizierungen als Leitplanken: BREEAM, LEED oder DGNB bieten verlässliche Rahmenwerke zur Emissionsbewertung und Materialwahl.
- Partnerschaften mit grünen Lieferketten: Der Auswahlprozess für Holzherkunft und -veredelung entscheidet über den tatsächlichen Umweltimpact.
Letztlich ist es essenziell, ökologische und ökonomische Faktoren gemeinsam zu denken und Innovation nicht als Widerspruch zu IT-Skalierung zu betrachten.
Statistik: Nachhaltigkeitsdruck im Rechenzentrumsmarkt
Laut dem „Data Centre Sustainability Index 2024“ von Uptime Institute planen 71% aller Hyperscaler bis 2030 eine vollständige Umstellung auf CO₂-neutrale Operationen. Gleichzeitig hält laut IDC das Datenwachstum weltweit jährlich um rund 23% an – ein Trend, der ohne strukturelle Umstellungen zu massiven Emissionssteigerungen führen würde.
Auch in Europa greifen regulatorische Maßnahmen: So verpflichtet der europäische Green Deal ab 2025 alle neu geplanten Rechenzentren in der EU zur Vorlage eines Nachhaltigkeitskonzepts als Teil der Baugenehmigung.
Fazit: Holz als Baustein digitaler Nachhaltigkeit
Metas Entscheidung, Rechenzentren aus Holz zu bauen, markiert einen Paradigmenwechsel. Während der Energieverbrauch der IT-Hardware bereits vielfach optimiert ist, eröffnet der Bau selbst neue Potenziale im Kampf gegen die Klimakrise. Die Kombination aus Holz, erneuerbarer Energie und intelligenter Architektur bietet greifbare Optionen für nachhaltiges Cloud Computing.
Die Fragen an die Community lauten deshalb: Welche Materialien nutzt Ihr Unternehmen im IT-Hochbau? Setzen Sie bereits auf CO₂-reduzierte Architekturmodelle? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Gedanken in den Kommentaren – und lassen Sie uns gemeinsam digitale Infrastrukturen zukunftsfähig gestalten.