Viele Unternehmen stehen vor einer zentralen Infrastrukturentscheidung: Sollen sie ihre Server selbst betreiben oder auf externe Rechenzentrumslösungen wie Co-Location setzen? Gerade angesichts steigender IT-Anforderungen und knapper Budgets rückt eine professionelle Co-Location zunehmend in den Fokus.
Was ist Co-Location – und warum ist sie heute wieder besonders relevant?
Co-Location, auch Colocation oder Colocation-Hosting genannt, bezeichnet das Modell, bei dem Unternehmen ihre eigenen Serverhardware in professionellen Rechenzentren Dritter betreiben. Während die Hardware im Eigentum des Kunden bleibt, stellt das Rechenzentrum die Infrastruktur wie Stromversorgung, Kühlung, Netzwerkverbindung und Gebäudesicherheit zur Verfügung.
Der Markt für Co-Location wächst: Laut einem Bericht von Precision Reports soll der globale Co-Location-Markt zwischen 2024 und 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 10,2 % wachsen. Bereits 2023 lag das Marktvolumen laut Statista bei über 58 Milliarden US-Dollar – Tendenz steigend. Der Grund: Co-Location bietet eine strategische Balance zwischen Kontrolle über die Hardware und professioneller Infrastruktur – eine Alternative sowohl zu eigenen Rechenzentren als auch zur vollständigen Cloudmigration.
Vorteile von Co-Location gegenüber eigenen Rechenzentren
Kosteneffizienz durch geteilte Infrastruktur
Die Einrichtung und der Betrieb eines unternehmenseigenen Rechenzentrums ist kapitalintensiv: Bauliche Maßnahmen, Redundanzen für Strom und Kühlung, Brand- und Zutrittsschutz sowie IT-Personal verursachen hohe Fixkosten und laufende Betriebsausgaben. Co-Location-Anbieter ermöglichen durch Skaleneffekte geteilte Nutzung dieser Infrastruktur – ohne Kompromisse bei der Qualität oder Sicherheit.
Ein Beispiel: Der Bau eines mittelgroßen Rechenzentrums kann bis zu 10 Millionen Euro kosten. Im Vergleich dazu liegen die monatlichen Co-Location-Kosten laut dem Anbieter Interxion (Digital Realty) teils unter 1000 Euro pro Rack, abhängig von Leistungsaufnahme, Connectivity und Standort.
Reduzierter Personalaufwand
Der Betrieb eines Rechenzentrums erfordert qualifiziertes Fachpersonal für Wartung, Sicherheit, Monitoring, Hardwarehandling und Patching. Diese personellen Ressourcen fehlen vielerorts – der Fachkräftemangel in der IT-Branche ist real: Laut Bitkom fehlen in Deutschland über 149.000 IT-Fachkräfte (Stand: 2024). Co-Location reduziert diesen Bedarf erheblich, da der Anbieter die Umgebungsbedingungen und Grundinfrastruktur sicherstellt und oft Services wie Remote Hands anbietet.
Erhöhte Betriebssicherheit und Skalierbarkeit
Moderne Co-Location-Zentren erfüllen hohe Tier-Standards nach Uptime Institute (z. B. Tier III oder IV), bieten redundante Strom- und Netzwerkpfade, Brandschutzsysteme sowie Zugangskontrollsysteme. Unternehmen profitieren so von einer hohen Verfügbarkeit (teilweise über 99,995 % SLA) und können flexibel Racks hinzumieten, ohne eigene Flächenkapazitäten aufbauen zu müssen.
Die Herausforderungen der Co-Location: Nicht nur Vorteile
Co-Location ist kein Selbstläufer. Unternehmen müssen bei der Umsetzung sorgfältig planen.
Latency und geografische Entfernung
Ein Nachteil gegenüber einem Inhouse-Rechenzentrum kann die größere Entfernung zum physischen Standort der Server sein: Latenzen steigen, Verwaltungstasks wie das Austauschen von Hardware benötigen Fahrtzeit oder externe Unterstützung. Besonders latenzkritische Anwendungen wie Echtzeit-Datenverarbeitung oder Finanztransaktionen müssen diesen Faktor einkalkulieren.
Initialer Aufwand für Migration und Integration
Auch wenn Co-Location Kosten senken kann, fallen bei der Migration Initialkosten an – etwa für die physische Verlagerung von Servern, das Redesign von Netzwerktopologien oder die Integration zusätzlicher Security-Konzepte wie VPN-Tunnel oder Firewalls. Durchschnittlich investierten Unternehmen laut einer Gartner-Studie 2023 zwischen 10.000 und 50.000 Euro in die erste Co-Location-Migration, je nach Komplexität.
Vertragsbindung und Abhängigkeit vom Anbieter
Colo-Verträge laufen oft über mehrere Jahre. Ein Standortwechsel oder Anbieterwechsel ist mit Planungsaufwand verbunden. Zudem hängt Sicherheit und Verfügbarkeit der Infrastruktur vollständig vom Betreiber ab – Unternehmen sollten daher technische Zertifizierungen (z. B. ISO 27001, EN 50600), Referenzen und Audits genau prüfen.
Vergleich: On-Prem, Co-Location und Public Cloud
Co-Location positioniert sich strategisch zwischen On-Premises und vollständig ausgelagerter Cloud-Infrastruktur. Eine kurze Übersicht:
- On-Premise: Volle Kontrolle, aber hohe Investitionen und hoher Aufwand.
- Public Cloud: Geringe Einstiegskosten, hohe Flexibilität, aber Abhängigkeit und wenige Optimierungsmöglichkeiten auf Hardwareebene.
- Co-Location: Balance aus Kontrolle und Skalierbarkeit – weniger CAPEX, hohe Verfügbarkeit, aber operative Aufgaben in Eigenverantwortung.
Immer häufiger setzen Organisationen auf hybride Architekturen, um besonders sensible Daten im Colo abzulegen, während nicht-kritische Workloads in die Cloud verschoben werden.
SEO-relevante Einsatzszenarien & Praxisbeispiele
Co-Location eignet sich besonders für Unternehmen mit:
- hoher regulatorischen Verantwortung (z. B. Banken, Gesundheitswesen),
- individueller High-Performance-Hardware, die in der Cloud nicht verfügbar ist,
- Anforderungen an digitale Souveränität oder Datenschutz (Stichwort DSGVO),
- hybriden Multi-Cloud-Strategien mit Bedarf nach physischer Redundanz.
Ein eindrucksvolles Beispiel bietet die Deutsche Börse Group, die ein eigenes Co-Location-Angebot in Frankfurt am Main betreibt, um extrem niedrige Latenzen für algorithmischen Hochfrequenzhandel zu ermöglichen. Gleichzeitig betreibt sie zentrale Datenhaltung in hochsicheren Rechenzentren mit ISO-Zertifizierungen und 24/7-Monitoring.
Tipps für die Umsetzung eines erfolgreichen Co-Location-Projekts
- Standortwahl sorgfältig treffen: Nähe zu internen Standorten, Latenzanforderungen und Internetknoten berücksichtigen (z. B. DE-CIX in Frankfurt).
- Vertragliche SLAs prüfen: Uptime-Garantien, Notfall-Support, Remote Hands und Metriken zur Umweltüberwachung sollten klar definiert sein.
- Physische Servermigration planen: Am besten in Testumgebungen starten, Downtimes minimieren und Staging-Strategien einsetzen.
Fazit: Co-Location als strategisches Rückgrat moderner IT-Infrastrukturen
In einer Zeit wachsender regulatorischer Anforderungen, rasanter Digitalisierung und wachsender Cloud-Abhängigkeiten stellt Co-Location für viele Unternehmen eine robuste, kontrollierbare und wirtschaftlich attraktive Alternative zum Eigenbetrieb dar. Sie erlaubt Flexibilität ohne vollständigen Kontrollverlust – besonders in hybriden Szenarien.
Wie sehen Ihre Erfahrungen mit Co-Location aus? Welche Strategien haben Sie beim Rechenzentrumsbetrieb verfolgt? Teilen Sie Ihre Gedanken und Empfehlungen – wir freuen uns auf Ihre Kommentare!