Die Webentwicklung erlebt 2025 eine spannende Weiterentwicklung: Die hexagonale Architektur – auch bekannt als „Ports-and-Adapters“-Architektur – gewinnt zunehmend an Bedeutung. Entwickler setzen verstärkt auf dieses Muster, um moderne Webanwendungen modularer, flexibler und nachhaltiger zu gestalten.
Hexagonale Architektur: Ein kurzer Überblick
Die hexagonale Architektur wurde ursprünglich von Alistair Cockburn als Reaktion auf die zunehmende Komplexität von Softwaresystemen entwickelt. Ihr zentrales Konzept: Die Trennung von Geschäftslogik (Core) und äußeren Schnittstellen (Ports und Adapters). Ziel ist eine entkoppelte, besser testbare und flexiblere Softwarearchitektur – ideal für Anwendungen, die mehreren Integrationen standhalten müssen.
Der Name „hexagonal“ stammt nicht von der tatsächlichen Form der Architektur, sondern von der Idee, das System als Einheit mit gleichwertigen Schnittstellen nach außen zu betrachten – ein „Hexagon“ als Sinnbild für Vielseitigkeit und Modularität.
Warum die hexagonale Architektur 2025 relevant ist
Im Jahr 2025 rücken Modularität, Wartbarkeit und Testbarkeit stärker in den Fokus von Webprojekten. Die zunehmende Verbreitung von Microservices, serverlosen Architekturen und Cloud-nativen Lösungen führt dazu, dass Entwickler Architekturansätze suchen, die hochgradig entkoppelt und dennoch strukturiert sind. Genau hier punktet das hexagonale Muster.
Laut der „State of Software Architecture“-Studie 2025 von ThoughtWorks (veröffentlicht im Mai 2025) setzen bereits 38 % der befragten Entwicklerteams bei neuen Webprojekten auf hexagonale Prinzipien – ein deutlicher Anstieg gegenüber 24 % im Jahr 2023. Besonders in FinTech, E-Commerce und HealthTech zeigt sich die Struktur als produktivitätssteigernd.
Wesentliche Prinzipien in der Anwendung
Die Umsetzung hexagonaler Architektur in der Webentwicklung basiert auf folgenden Grundprinzipien:
- Trennung von Anwendungslogik und Infrastruktur: Der Domain-Code (die Use Cases) bleibt unabhängig von technischen Details wie Datenbanken, Frameworks oder Protokollen.
- Port- und Adapter-Muster: Die Kommunikation mit externen Systemen erfolgt über definierte Ports (oft Interfaces), die von Adaptern implementiert werden – z. B. REST-Controller, Repositories oder Messaging-Protokolle.
- Bidirektionale Austauschbarkeit: Sowohl die User Interfaces als auch Infrastrukturelemente lassen sich unabhängig vom Domain-Kern austauschen.
Besonders interessant ist dies für Web-APIs: Eine API ist hier nur ein Eingangsadapter; alternativ lassen sich auch GraphQL, Websockets oder Messaging-Systeme einfach andocken.
Praktische Implikationen für Webentwickler
In der Webentwicklung steigert die hexagonale Architektur vor allem die Testbarkeit. Da die Geschäftslogik anhand abstrahierter Ports angesprochen wird, lassen sich Tests unabhängig vom Laufzeitkontext (UI, Datenbank, Netzwerk) durchführen. CI/CD-Pipelines profitieren – gerade bei Microservices – von dieser klaren Trennung.
Beispiel: In einer React-Frontend/Node.js-Backend-Architektur organisiert der Entwickler nicht mehr Controller und Services um Framework-Funktionen herum, sondern konsistente Use Cases mit klar definierten Ports. Das erleichtert Refactoring, Skalierung und API-Erweiterungen.
Integration mit modernen Webtechnologien
Hexagonale Muster lassen sich hervorragend mit zeitgemäßen Frameworks kombinieren:
- NestJS: Das auf Node.js basierende Framework eignet sich ideal, um Dependency Injection und die Trennung von Ports/Adapters effizient umzusetzen.
- Spring Boot: In der Java-Welt lässt sich mithilfe von Spring Interfaces der hexagonale Kern definieren und mit unterschiedlichen Repositories oder Controllern verbinden.
- Next.js mit Headless CMS: Auch im Frontend wird das Muster relevant – etwa beim sauberen Trennen von UI-Komponenten und Datenbeschaffung über Headless-Adapter.
Ein Report von RedMonk („Web Dev Architecture Insights 2025“, Juni 2025) zeigt: In 62 % der befragten Unternehmen mit mehr als 100 Webentwicklern wurde durch Einführung hexagonaler Muster die durchschnittliche Onboarding-Zeit um 27 % reduziert – vor allem dank klarerer Strukturierung und loser Kopplung.
Praxiserprobte Erfolgsfaktoren
Webentwickler sollten jedoch beachten, dass die Einführung hexagonaler Architektur nicht über Nacht gelingt. Oft ist ein Umdenken in der Teamstruktur nötig – weg von framework-getriebenem Code hin zu domänenzentrierten Systementwürfen.
Erfolgskritisch sind dabei:
- Disziplin in der Abgrenzung von Schichten: Frameworks sollten niemals „nach innen durchbluten“ – Domain-Modelle sind stets unabhängig zu halten.
- Dokumentation & Kommunikation: Ports und Adapter müssen nachvollziehbar dokumentiert sein, um Wiederverwendbarkeit und Austauschbarkeit zu gewährleisten.
- Teststrategie: Durchgängige Unit-Tests auf Anwendungsebene statt Integrationstests als Hauptwerkzeug.
Eine Empfehlung vieler Experten: Beginnen Sie mit isolierten Komponenten (z. B. einer Auth-Komponente) im hexagonalen Stil und rollen Sie die Struktur sukzessive auf neue Business-Funktionalitäten aus.
Grenzen und Herausforderungen
So vielversprechend hexagonale Muster sind: Ihr Einsatz bringt auch Herausforderungen mit sich. Konkrete Fallstricke aus der Praxis:
- Komplexität: Bei kleinen Projekten kann die Struktur überdimensioniert wirken. Nicht jeder Use Case braucht vollständige Trennung.
- Kulturwandel: Entwicklung im hexagonalen Stil erfordert Lernbereitschaft und Architekturverständnis – insbesondere in Teams mit Fullstack-Fokus.
- Fehlende Framework-Unterstützung: Viele gängige Frameworks sind nicht nativ für die hexagonale Trennung ausgelegt. Anpassungen kosten Zeit.
Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt sich der Aufbau von internen Best Practices inklusive Codebeispielen und Schulungen.
Zukunftsausblick: Hexagonale Architektur im KI-Zeitalter
Mit Blick auf 2026 und darüber hinaus wird deutlich: Der Trend hin zu AI-gestützten Features und API-zentrierten Systemen verstärkt die Relevanz entkoppelter Architekturen. Hexagonale Muster erleichtern die Integration von Machine-Learning-Komponenten, da sie als Adapter eingebunden werden können – unabhängig davon, ob es sich um externe KI-Dienste oder eigene Modelle handelt.
Auch die zunehmende Verbreitung von Domain-driven Design (DDD) in Kombination mit Event-getriebenen Architekturen geht Hand in Hand mit einer hexagonalen Struktur. Die Entkoppelung des Domain-Kerns bildet eine ideale Grundlage für CQRS- oder Event-Sourcing-Ansätze.
Handlungsempfehlungen für Entwicklerteams
Wer 2025 und darüber hinaus Webanwendungen effizient, wartbar und zukunftssicher entwickeln möchte, sollte die hexagonale Architektur zumindest probeweise etablieren. Drei konkrete Tipps:
- Führen Sie ein Proof-of-Concept-Modul mit hexagonalem Zuschnitt ein, um interne Erfahrungen zu sammeln.
- Nutzen Sie die Port/Adapter-Muster aktiv zur Schaffung stabiler Schnittstellen — ideal für API-first-Ansätze.
- Schulen Sie Teams im Umgang mit DDD und Use-Case-zentrierter Modellierung – beides zentrale Pfeiler der hexagonalen Struktur.
Fazit: Hexagonal denken für nachhaltige Webentwicklung
Die hexagonale Architektur ist 2025 kein theoretisches Modell mehr, sondern etabliert sich als praxisnaher Ansatz zur Strukturierung moderner Webanwendungen. Unternehmen, die auf Modularität, Testbarkeit und Unabhängigkeit Wert legen, profitieren konkret von ihrer Einführung. Gleichwohl gilt: Der Umbau erfordert Planung, Wissen und Geduld – lohnt sich jedoch langfristig durch bessere Wartbarkeit und stärkere Anpassungsfähigkeit.
Wie sieht eure Erfahrung aus? Habt ihr hexagonale Architektur bereits in euren Webprojekten eingeführt oder plant ihr es? Teilt eure Eindrücke und Best Practices mit der Community in den Kommentaren!