IT-Sicherheit & Datenschutz

WhatsApp und Instagram – Ein Schritt in Richtung mehr Sicherheit?

In einem hell erleuchteten, modernen Bürotipps zeigt eine junge Frau mit einem freundlichen Lächeln auf ihrem Smartphone eine App-Verknüpfung, während warmes Tageslicht durch große Fenster fällt und eine Atmosphäre von Vertrauen und digitaler Sicherheit vermittelt.

Meta plant eine Integration der Verifizierungssysteme von Instagram in WhatsApp – mit dem Ziel, die Sicherheit und Authentizität der Nutzerkommunikation zu erhöhen. Doch was bedeutet das für Privatsphäre, Identität und Vertrauen im digitalen Alltag? Wir werfen einen tiefgehenden Blick auf Potenziale und Risiken der geplanten Funktion.

Hintergrund: WhatsApp und Instagram sollen enger zusammenwachsen

Meta, das Unternehmen hinter WhatsApp und Instagram, arbeitet laut mehreren übereinstimmenden Berichten und entdeckten App-Codezeilen an einer Funktion, die es WhatsApp-Nutzerinnen und -Nutzern ermöglichen soll, ihre verifizierten Instagram-Profile in ihrem WhatsApp-Konto darzustellen. Diese Integration würde eine neue Art der plattformübergreifenden Identitätsverifizierung darstellen, aufbauend auf dem blauen Verifizierungs-Häkchen von Instagram.

Erste Hinweise auf diese Pläne entdeckte das Portal WABetaInfo bereits Anfang 2025 in einer Beta-Version der WhatsApp-App für Android. Demnach werden Nutzerinnen und Nutzer künftig optional ihr Instagram-Profil mit WhatsApp verknüpfen und als verifiziert anzeigen lassen können – insbesondere sinnvoll für öffentliche Profile, Unternehmen oder Creator, die bereits eine etablierte Identität besitzen.

Mögliche Vorteile: Vertrauen und Identität stärken

Die Verknüpfung könnte laut Sicherheitsexperten dazu beitragen, mehr Vertrauen in Unterhaltungen aufzubauen – insbesondere im geschäftlichen Kontext oder bei Nachrichten von halböffentlichen Profilen. Denn verifizierte Profile geben eine gewisse Sicherheit, dass hinter dem Account eine reale, überprüfte Person oder Marke steht.

Ein echter Mehrwert könnte sich aus dieser Funktion insbesondere für:

  • Content Creator und Unternehmer ergeben, die Kundinnen und Fans über WhatsApp erreichen wollen.
  • Nutzerinnen und Nutzer, die bestimmte Kontakte besser einordnen oder schneller als legitim erkennen möchten.
  • Die Bekämpfung von Scams und Identitätsdiebstahl, die insbesondere auf WhatsApp stark zugenommen haben – laut dem aktuellen Threat Intelligence Report von Cloudflare (Q4/2024) waren Messaging-Plattformen zuletzt für rund 36 % der Phishing-Versuche verantwortlich.

Allein im Jahr 2024 verzeichnete die deutsche Polizei über 63.000 gemeldete Fälle von WhatsApp-Betrug („Enkeltrick 2.0“), mit einem geschätzten Gesamtschaden von über 112 Millionen Euro (Quelle: BKA Jahresbericht Cybercrime 2024). Mehr Authentizität könnte hier eine wichtige Gegenmaßnahme darstellen.

Transparenz und Kontrolle für die Nutzerinnen und Nutzer

Wichtig ist, dass Meta die Funktion ausdrücklich als optional gestaltet: Nutzer können frei entscheiden, ob sie ihr Instagram-Verifizierungsprofil mit WhatsApp verbinden wollen. Auch wird die Anzeige dieses Profils nur erfolgen, wenn explizit zugestimmt wurde. Kritikerinnen und Kritiker befürchten trotzdem eine „schleichende Integration“, bei der langfristig mehr Daten zwischen den Plattformen ausgetauscht werden könnten.

Der Datenschutz bleibt daher ein zentrales Thema – insbesondere unter der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die eine enge Zweckbindung und transparente Datenverarbeitungsprozesse vorschreibt. In den vergangenen Jahren stand Meta immer wieder wegen intransparenter Praktiken unter Druck: So verhängte die irische Datenschutzbehörde (DPC) im Mai 2023 eine Rekordstrafe von 1,2 Milliarden Euro gegen Meta wegen unrechtmäßiger Datenübermittlung in die USA.

Sicherheitsgewinn oder Marketinginstrument?

Während Meta selbst die neue Funktion als Sicherheitsfeature positioniert, sehen Kritiker auch eine strategische Komponente: Der Konzern könnte damit versuchen, Instagram-Verified-Abonnements – ein kostenpflichtiges Angebot ab rund 16 Euro monatlich – attraktiver zu machen. Wer sein verifiziertes Konto künftig auch in WhatsApp zur Schau stellen kann, erhält mehr Sichtbarkeit und potenziell Vertrauen auf zwei Plattformen gleichzeitig.

Doch hier stellt sich die Frage: Wird Sicherheit zu einer Premium-Funktion? Wenn digitale Vertrauenswürdigkeit zunehmend an Abonnements und Plattformfunktionen geknüpft wird, laufen wir Gefahr, ein Zwei-Klassen-Internet zu schaffen. Auch netzpolitische Organisationen wie Digitalcourage oder die Electronic Frontier Foundation fordern daher mehr Open-Source-gestützte und allgemein zugängliche Verifizierungsmechanismen.

Risiken und Herausforderungen der Verknüpfung

Wie bei jeder neuen Funktion im Bereich Identität und Plattformintegration ergeben sich Fragen: Wer kontrolliert die Anzeige eines verifizierten Profils wirklich? Welche Daten werden dabei tatsächlich übertragen? Und wie lassen sich Missbrauch und Spoofing verhindern?

Meta versichert zwar, keine Inhalte oder Kontakte zwischen den Plattformen auszulesen, doch das Vertrauen in diese Aussagen ist bei weiten Teilen der Sicherheits-Community begrenzt. Erst 2023 wurde mit Threads eine weitere Meta-App eingeführt, die Nutzerverknüpfungen stark in der Nutzungsvoraussetzung priorisierte – was Datenschützer als sogenannten „Kopplungszwang“ kritisierten.

Ein weiteres praktisches Problem könnte sich bei Account-Übernahmen ergeben: Wenn Angreifende Zugriff auf ein Instagram-Konto erhalten, könnten sie damit auch die WhatsApp-Authentizität manipulieren.

Technische Funktionsweise: Wie läuft die Verifizierung ab?

Die technische Umsetzung basiert laut Beta-Code auf einer OAuth 2.0-basierten Verbindungsanfrage zwischen den Apps. Nutzerinnen und Nutzer autorisieren die Verbindung auf Wunsch direkt über eine Einwilligungsmaske innerhalb der WhatsApp-App. Danach wird das verifizierte Instagram-Handle im WhatsApp-Profil angezeigt, inklusive Häkchen-Symbol.

Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass darüber hinaus weitere Profildaten wie Stories, Beiträge oder Followerzahlen übernommen werden. Auch die Anzeige soll auf eine reine Referenz beschränkt bleiben – ähnlich wie Verlinkungen auf Twitter/X oder LinkedIn-Profilen.

Empfehlungen für Nutzerinnen und Nutzer

Wer die neue Funktion nutzen will, sollte einige wichtige Punkte beachten:

  • Vor der Verknüpfung sorgfältig prüfen, welche Informationen über das Instagram-Konto öffentlich sichtbar sind.
  • Zwei-Faktor-Authentifizierung für beide Plattformen aktivieren, um Kontoübernahmen zu verhindern.
  • Die Verlinkung regelmäßig kontrollieren und gegebenenfalls zurücksetzen, insbesondere bei verdächtigen Aktivitäten.

Für Unternehmen und Creator kann die Verknüpfung einen Imagegewinn darstellen, wenn Transparenz und Vertrauenswürdigkeit im Kontakt mit der Zielgruppe wichtig sind. Privatnutzer sollten abwägen, ob Identitätsdarstellung in WhatsApp für sie persönlich überhaupt notwendig ist.

Fazit: Kleine Funktion, großes Potenzial – mit offenen Fragen

Die geplante WhatsApp-Instagram-Verknüpfung mit Verifizierung bringt das Potenzial für mehr Authentizität und Sicherheit – besonders im Kampf gegen Fake-Accounts und Betrug. Sie wirft aber auch neue Fragen zur Datenverarbeitung, Monetarisierung von Vertrauen sowie zur langfristigen Plattformstrategie von Meta auf.

Wer die Kontrolle über seine digitalen Identitäten behalten will, sollte wachsam bleiben und jede neue Funktion kritisch prüfen – auch wenn sie zunächst komfortabel und nützlich erscheint.

Was denkt ihr über Metas Verifizierungsstrategie? Bringt euch eine solche Funktion mehr Sicherheit im Alltag – oder überwiegt die Sorge vor noch engerer Plattformintegration? Diskutiert mit uns in den Kommentaren oder auf unseren Social-Media-Kanälen!

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