Immer mehr traditionelle Banken ermöglichen den Kauf von Bitcoin direkt über ihre hauseigenen Apps. Für viele Nutzer klingt das nach einem sicheren und bequemen Zugang zum Kryptomarkt – doch lauern hinter der neuen Funktion auch versteckte Gebühren und Einschränkungen. Wir analysieren, was Anleger wissen müssen.
Bitcoin & Banking: Der neue Trend
Lange galt der Kauf von Bitcoin (BTC) als Domäne spezialisierter Krypto-Plattformen wie Coinbase, Binance oder Bitpanda. Doch in den vergangenen zwei Jahren haben etablierte Finanzdienstleister und Banken begonnen, Kryptowährungen direkt in ihre mobilen Anwendungen zu integrieren. Ein prominentes Beispiel ist die Sparkassen-Gruppe in Deutschland, die bereits seit 2024 testweise Bitcoin-Käufe innerhalb ihrer App anbietet. Auch die neobankartigen Player wie N26, Revolut oder Trade Republic haben den Trend aufgegriffen.
Der Grund für diesen Wandel liegt auf der Hand: Die Nachfrage nach digitalen Assets wächst. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2024 besitzen 29 % der Deutschen Kryptowährungen – im Vergleich zu 17 % zwei Jahre zuvor. Besonders unter den 16- bis 29-Jährigen liegt der Anteil sogar bei über 43 % (Quelle: Bitkom Research 2024).
So funktionieren Bitcoin-Käufe in Banking-Apps
Im Unterschied zu klassischen Kryptobörsen fällt bei Banking-Apps vor allem die Nutzerfreundlichkeit auf. In der Regel genügen wenige Klicks innerhalb der Banking-App, um Bitcoin zu kaufen oder zu verkaufen. Häufig agieren Banken dabei nicht selbst als Broker, sondern arbeiten mit Drittanbietern zusammen – etwa mit der Solarisbank, Bankhaus Scheich oder Plattformen wie BISON (eine Tochter der Börse Stuttgart).
Der Bitcoin wird in Form eines Derivats oder als echter Coin angeboten. Manche Banken ermöglichen zudem nur das indirekte Investieren über sogenannte Zertifikate (ETNs), anstelle einer echten Verwahrung von Bitcoin. Das bedeutet auch: Ein Transfer auf eine externe Wallet ist häufig nicht möglich.
Was kostet der Komfort? Ein Vergleich der Gebühren
Die Bequemlichkeit hat oft ihren Preis. Während bei spezialisierten Börsen wie Binance oder Kraken Handelsgebühren ab 0,1 % gelten, verlangen manche Banken für Bitcoin-Transaktionen über ihre Apps zwischen 1,5 % und 2,5 %. Ein Beispiel: Die ING berechnete im Jahr 2024 2,5 % pro Kauf über ihre App, während Trade Republic mit 1 % vergleichsweise günstig war – jedoch nur bei ausgewählten Zeiten (Quelle: Vergleich Krypto-Gebühren von Kryptokompass.de, Stand August 2024).
Auch die Spreads – also die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs – können beträchtlich ausfallen. Diese versteckten Kosten werden oft nicht transparent kommuniziert und können je nach Marktlage mehrere Prozent betragen.
Vor- und Nachteile im Überblick
Banking-Apps senken zweifellos die Einstiegshürde für Kryptowährungen, bringen jedoch einige Einschränkungen mit sich. Hier die wichtigsten Aspekte:
- Vorteile: einfache Bedienung, integriertes Banking, regulatorisch sicherer Rahmen, keine separate Verifizierung nötig.
- Nachteile: hohe Gebühren, intransparente Spreads, kaum Kontrolle über die eigenen Coins (kein Zugriff auf Private Keys), eingeschränkte Produktvielfalt.
Wer als Anleger langfristig denkt oder aktiv mit seinen Coins arbeiten möchte – etwa durch Staking oder Lending – kommt mit einer spezialisierten Plattform besser weg.
Regulatorische Einordnung: Mehr Schutz für Verbraucher?
Banken unterliegen in der Regel der deutschen Finanzaufsicht BaFin – das schafft Vertrauen, sorgt aber auch für standardisierte Prozesse. Seit der Einführung der MiCA-Verordnung (Markets in Crypto Assets) durch die EU im Juli 2024 gelten für Kryptodienstleister einheitliche Regeln in der gesamten Eurozone. Dies betrifft auch Banken, die über Drittanbieter agieren – sie müssen dennoch streng regulieren, dokumentieren und Aufklärungspflichten erfüllen.
Besonders bei Derivaten (z. B. Zertifikate auf den Bitcoin-Kurs) unterliegt der Anleger zusätzlichen Risiken. Bei einem Emittentenausfall – etwa einem Insolvenzfall – besteht die Gefahr des Totalverlusts.
Praktische Tipps: Wie Anleger Kostenfallen vermeiden
Wer Bitcoin über eine Banking-App kaufen möchte, sollte sich im Vorfeld über folgende Punkte informieren:
- Gebührenstruktur genau prüfen: Nicht nur die offensichtliche Kaufgebühr zählt, sondern auch Spreads und mögliche Zusatzkosten beim Verkauf oder Transfer.
- Produktart verstehen: Handelt es sich um echte Bitcoin oder lediglich um ein Zertifikat? Nur echte Coins ermöglichen die volle Kontrolle.
- Vergleiche anstellen: Ein Blick auf Alternativen wie Bitpanda, Coinbase oder Kraken kann sich lohnen – gerade bei höheren Handelsvolumina.
Transparente Anbieter stellen ihre Preismodelle online bereit – lohnt sich der Kauf via Bank wirklich, erkennt man meist schon nach wenigen Minuten Recherche.
Expertenmeinungen: Vertrauen vs. Selbstbestimmung
Dr. Friederike Sträter, Finanzrechtlerin und Beraterin im Bereich Digital Assets, kommentiert: „Der Einstieg über Banken ist für viele Anleger sinnvoll, weil der Vertrauensbonus hoch ist. Aber langfristig sollte man sich tiefer mit der Materie befassen, wenn man unabhängiger agieren will.“
Auch Patrick Hansen, Leiter für Strategie bei Circle in der EU, sagt: „Banken werden nicht die volle Krypto-Experience bieten – aber sie helfen bei der Massentauglichkeit. Entscheidend ist, dass Nutzer die Unterschiede zwischen echtem Besitz und bloßem Investieren verstehen.“
Fazit: Für wen lohnt sich der Bitcoin-Kauf via Banking-App?
Der Kauf von Bitcoin über Banking-Apps kann ein idealer Einstieg sein – vor allem für Neulinge, die der klassischen Bankenlandschaft vertrauen und auf einfache Bedienung setzen. Wer hingegen auf niedrige Gebühren, größere Flexibilität und Kontrolle über seine Coins Wert legt, fährt mit Plattformen wie Kraken oder Bitpanda besser.
Transparenz, Wissen und der Vergleich von Angeboten sind entscheidend, um langfristig erfolgreich in Kryptowährungen zu investieren. Die neue Banking-Funktion ist ein Türöffner – aber keine Abkürzung.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Bitcoin-Käufen in Banking-Apps gemacht? Diskutiert mit uns in den Kommentaren und teilt eure Tipps für andere Anleger!