Suchmaschinen verändern sich rasant – angeführt von generativen KI-Systemen wie ChatGPT, Perplexity AI oder Google Gemini. Diese Transformation betrifft nicht nur, wie Informationen gefunden werden, sondern auch, ob und wie Unternehmen künftig überhaupt sichtbar sind. Wer nicht rechtzeitig reagiert, riskiert, im digitalen Nebel zu verschwinden.
Generative KI als neuer Informationsfilter
Seit der Einführung von ChatGPT durch OpenAI im November 2022 hat sich das Nutzerverhalten im Internet grundlegend verändert. Immer mehr Menschen vertrauen auf KI-basierte Antworten, die nicht mehr wie klassische Suchmaschinen eine Liste von Links ausgeben, sondern direkt formulierte, kontextbasierte Auskünfte bieten. Derartige Systeme nutzen umfangreiche Wissensdatenbanken, eigene Webcrawler oder API-Zugriffe und verdrängen zunehmend den bisherigen Besuch über Google oder Bing.
Gemäß einer Studie von Gartner (2024) werden bis 2026 rund 30 % der Online-Suchen nicht mehr über klassische Suchleisten erfolgen, sondern über konversationelle KI-Systeme. Plattformen wie Perplexity setzen bereits heute auf „Answer-first“-Ansätze und sammeln Sichtbarkeit im UX-Design wie auch in der strategischen Informationsabbildung.
Von SEO zu LLMO: Wie sich Sichtbarkeit verschiebt
Während klassische Suchmaschinenoptimierung (SEO) seit Jahrzehnten das Mittel der Wahl für Online-Sichtbarkeit war, tritt nun Large Language Model Optimization (LLMO) in den Vordergrund. Dabei geht es darum, Inhalte so aufzubereiten, dass sie von generativen Sprachmodellen korrekt erkannt, wiederverwendet und zitiert werden können. Das bedeutet unter anderem:
- Präzise, strukturierte Informationen mit klaren Entitäten und semantischen Bezügen zu liefern
- Maschinenlesbare Daten (z. B. über strukturierte Datenformate wie Schema.org) einzusetzen
- Vertrauenswürdige, zitierfähige Inhalte mit belegten Quellen anzubieten
Besonders relevant ist dies, weil Modelle wie Gemini oder Claude zunehmend die Rolle eines „Masterkurators“ übernehmen: Sie beslten Quellen, gewichten Inhalte nach Relevanz, Vertrauen und Aktualität und integrieren sie in ihre Antworten.
Welche Inhalte generative KI bevorzugt
Aktuelle Studien zeigen, dass Inhalte mit hoher Autorität, transparenter Quellenlage und technischer Zugänglichkeit bei LLMs bevorzugt werden. Laut einer Analyse von Authoritas (2024) erscheinen etwa 90 % der von ChatGPT-4 zitierten Inhalte von Domains mit hoher Domain Authority (>70) und technisch sauberer Seitenarchitektur.
Das bedeutet für Unternehmen: Selbst hochwertige Inhalte ohne SEO-technisches Fundament oder mangelhafte Struktur haben zunehmend geringere Chancen, als Antwortquelle in KI-Systemen berücksichtigt zu werden. Somit kehrt sich das Paradigma um: Sichtbarkeit ist nicht mehr allein an Backlinks oder Keyword-Dichte gebunden, sondern an inhaltliche Verwertbarkeit im KI-Kontext.
Neue Wettbewerber: Der „Zero Click“-Effekt verstärkt sich
Bereits mit den Featured Snippets in Google begann eine Entwicklung hin zu „Zero Click Searches“. Generative KI potenziert dieses Phänomen: Nutzer erhalten in der Antwort bereits die zentrale Information – ohne Website-Besuch. Eine Analyse von SparkToro und SimilarWeb aus dem Jahr 2023 zeigte, dass damals bereits 58 % aller Google-Suchen ohne Click auf ein weiteres Suchergebnis endeten; dieser Anteil liegt laut aktuellen Erhebungen von Semrush (2025) nun bei über 68 % – Tendenz steigend.
Dies stellt Unternehmen vor ein Dilemma: Wird die eigene Website zur KI-Antwortquelle, entsteht zwar Sichtbarkeit, aber keine garantierte Conversion. Umso wichtiger sind Markenbildung, prägnante Formulierungen (Brand Mentions) und direkte Handlungsaufforderungen in den dargestellten Informationen.
Strategien für Unternehmen: Sichtbarkeit sichern im KI-Zeitalter
Angesichts der Veränderungen sind neue Strategien gefragt. Unternehmen müssen ihre digitale Präsenz überdenken – insbesondere im Hinblick auf AI-gestützte Systeme. Folgende Praxistipps helfen dabei:
- Nutzen Sie strukturierte Datenformate (z. B. JSON-LD, Schema.org) für Ihre Inhalte, um maschinelles Verständnis zu verbessern.
- Erstellen Sie themenspezifische, gut recherchierte Content-Hubs mit klarem Fokus – Domain-Kompetenz setzt sich durch.
- Bauen Sie ihre Marke als zitierbare Autorität im digitalen Raum auf: Named Entity Recognition (NER) spielt eine Schlüsselrolle bei vielen LLMs.
Darüber hinaus empfiehlt es sich, Fachinhalte mit verlässlichen Quellen und klarer Sprache zu verfassen. Einige KI-Systeme bewerten Inhalte auf Skalierbarkeit und Wiederverwendbarkeit – PDF-Downloads, Whitepaper oder offene APIs für strukturierte Wissensstreams können zusätzliche Vorteile bringen.
Wer profitiert heute schon? – Erfolgreiche Beispiele
Tech-Unternehmen wie NVIDIA, IBM oder Zapier haben ihre Webinhalte gezielt auf LLM-Lesbarkeit gelenkt. So bietet Zapier eine strukturierte Wissensdatenbank mit How-to-Inhalten und API-Dokumentationen, die regelmäßig von ChatGPT und Perplexity als Quelle zitiert wird. Auch Wikipedia bekommt nach wie vor enorme Sichtbarkeit, da es strukturierte verlinkte Inhalte bietet, die jederzeit aktualisiert werden können.
Spannend sind auch neue Plattformen wie Phind.com (KI-basierte Entwicklersuche) oder You.com, die gezielt Quellen angeben und Unternehmen mit hochwertigem Content neue Chancen bieten.
Der Blick nach vorne: Sichtbarkeit wird zum Ökosystemziel
Die Entwicklung ist eindeutig: Suchmaschinen werden zu Antwortmaschinen. Unternehmen, die sich dieser Realität versperren, riskieren den Anschluss zu verlieren. Sichtbarkeit kann heute nicht mehr isoliert durch SEO gewonnen werden – sie entsteht durch ein gezieltes Zusammenspiel aus technischer Lesbarkeit, redaktioneller Qualität und Markenreputation.
Ein neuer Begriff etabliert sich gerade: Answer Engine Optimization (AEO). Hierbei wird die Optimierung spezifisch auf die „Antwortlandschaft“ von KI-basierten Systemen ausgerichtet. Laut einer Prognose von BrightEdge (2025) werden bis 2027 bereits 47 % des organischen Traffics aus KI-generierten Antwortsystemen stammen – wer sich darauf vorbereitet, hat Vorteile.
Fazit: Jetzt handeln für langfristige Sichtbarkeit
Generative KI verändert die Spielregeln der digitalen Sichtbarkeit. Unternehmen müssen umdenken – von SEO zu LLMO, von Rankings zu Vertrauen, von Links zu Inhalten. Wer relevante, gut strukturierte Inhalte mit Markenstärke kombiniert, erhöht die Chancen, in den Antworten der Zukunft präsent zu sein.
Wie gehen Sie mit der neuen Realität um? Haben Sie bereits Strategien zur KI-basierten Sichtbarkeit entwickelt? Teilen Sie Ihre Gedanken in den Kommentaren – wir laden zur Diskussion ein.