Mit der neuen Funktion ‚Computer Control‘ ebnet Google den Weg für eine fundamental neue Art der App-Interaktion auf Android-Geräten: KI-gestützte Automatisierung. Was bislang in spezialisierten Automatisierungs-Apps mühsam konfiguriert werden musste, erledigt nun künstliche Intelligenz – effizient, kontextabhängig und individuell lernfähig.
Was ist ‚Computer Control‘ von Google?
Auf der Google I/O 2025 überraschte der Konzern mit der Vorstellung von „Computer Control“, einer neuen Funktion für Android, die künstliche Intelligenz nutzt, um App-Prozesse autonom auszuführen. Anstatt manuell zwischen Anwendungen zu wechseln und bestimmte Abläufe zu wiederholen, kann die Nutzerin oder der Nutzer nun per einfachem Prompt oder sogar automatisch durch Kontext die Ausführung ganzer Arbeitsschritte auslösen lassen.
Die Technologie basiert auf Gemini 2, Googles multimodalem KI-Modell, dessen Agentenfunktionalitäten direkt mit den APIs von Android interagieren können. Das KI-System kann z. B. automatisch eine Nachricht in WhatsApp verfassen, eine Datei in Google Drive hochladen oder einen Kalendereintrag ändern, ohne dass zwischendurch der Mensch eingreifen muss. Möglich macht das eine granulare Analyse der UI-Elemente, verbunden mit semantischem Verständnis des Kontexts.
So funktioniert die smarte Automatisierung
Im Kern kombiniert „Computer Control“ drei Innovationen:
- Screen Understanding: Die KI erkennt, versteht und klassifiziert visuelle UI-Elemente wie Buttons, Textfelder und Navigationsleisten.
- Task Composition: Ausgehend von natürlichen Sprachbefehlen oder automatischen Triggern generiert das System eine Handlungskette aus verschiedenen App-Schritten.
- Execution Engine: Mithilfe von Android Accessibility Services und nativer API-Unterstützung werden die Befehle in Echtzeit ausgeführt.
Ein anschauliches Beispiel lieferte Google direkt auf der I/O-Bühne: Auf die Anweisung „Schicke Ben eine Glückwunschkarte via WhatsApp und speichere sie als PDF in Drive“ scrollte ein Pixel-Gerät durch die Galerie, wählte ein Bild, erstellte daraus ein PDF, verschickte es via WhatsApp – alles autonom, in weniger als 20 Sekunden.
Mögliche Anwendungsbereiche im Alltag und Beruf
Die Potenziale von „Computer Control“ sind weitreichend – sowohl für private Nutzer als auch für Unternehmen. Besonders in folgenden Bereichen ergeben sich disruptive Vorteile:
- Produktivität: Routinetätigkeiten wie Terminabsprachen, E-Mail-Antworten oder Datenablagen lassen sich automatisieren und sparen täglich Minuten ein.
- Barrierefreiheit: Menschen mit eingeschränkter Mobilität können Apps erstmals vollständig sprachgesteuert oder kontextbasiert bedienen.
- Customer Support & CRM: Kombiniert mit internen APIs können Unternehmen repetitive Kundeninteraktionen effizient per KI beantworten lassen.
Ein zusätzlicher Vorteil ergibt sich aus der Verzahnung mit Googles AI-gestütztem Kontextbewusstsein: Wenn Nutzer etwa regelmäßig morgens ein Fahrtenbuch führen, erkennt das System Muster und startet automatisch die passenden Interaktionen zur richtigen Zeit.
Datenschutz und Sicherheitsfragen
Mit der neuen Kontrolle kommen auch berechtigte Bedenken: Welche Apps erhalten Zugriff? Wie werden Nutzerdaten gesichert? Google begegnet dieser Kritik mit einem mehrstufigen Konzept:
- Nutzer müssen jede Automatisierungsroutine explizit autorisieren
- Detaillierte Protokolle zeigen, welche Aktion wann durch die KI ausgeführt wurde
- Sensible Daten wie Passwörter werden nie über Gemini verarbeitet
Dennoch bleibt das System stark auf das Vertrauen der Anwender angewiesen – schließlich überlassen sie einem autonomen Agenten umfangreiche Kontrolle über ihr Gerät.
Statistik: Laut einer Studie von Statista aus dem April 2025 nutzen bereits 21 % der Android-Poweruser täglich KI-basierte Automatisierungstools – ein Anstieg von mehr als 80 % gegenüber 2023 (Statista Digital AI Insights, 2025).
Expertenmeinung: Laut Dr. Ulrike Krieger, Professorin für Mensch-Maschine-Interaktion an der TU Darmstadt, „steht ‚Computer Control‘ exemplarisch für den Paradigmenwechsel in der Interaktion zwischen Mensch und Gerät – weg von der Touchlogik, hin zu kontextbasierter Handlungsdelegation“.
Praktische Tipps für den Einstieg:
- Aktivieren Sie in den Android-Einstellungen „Gemini Agent“ unter „Zugänglichkeit“ und „Automatisierung“.
- Testen Sie zunächst einfache Prompts wie „Schreibe eine Dankes-E-Mail und sende sie über Gmail“.
- Nutzen Sie den Debug-Modus für entwickelte Workflows, um die Aktionen vor ihrer Ausführung zu überprüfen.
Zukunft der App-Entwicklung: Was Entwickler*innen jetzt wissen müssen
Für Entwickler bedeutet „Computer Control“ eine Neuausrichtung der App-Architektur. Statt starrer Workflows braucht es zunehmend Modularität, offene APIs und Aktionsschnittstellen für KI-Agenten. Google stellt dafür mit Android 15 neue Schnittstellen zur Verfügung, etwa das „Intent Mapper Framework“, das KI-Interaction Hooks erlaubt.
Besonders spannend: Erste Codebeispiele auf GitHub zeigen, wie Entwickler einfache Automatisierungs-Bausteine in ihre Apps integrieren können – inklusive Debugging-Werkzeugen, Logging und Priorisierung von Aktionen.
Statistik: Laut dem Android Developers Blog plant Google bis Ende 2025 über 35 App-Kategorien für KI-Automatisierung zu optimieren – einschließlich Messaging, Productivity, Shopping und Mobility.
Ausblick: Die vernetzte Automatisierungszukunft
Mit der Einführung von ‚Computer Control‘ leitet Google die nächste Evolutionsstufe in der mobilen Nutzererfahrung ein. Die Kombination aus natürlicher Sprache, semantischem App-Verständnis und direkter Ausführung markiert den Beginn einer Ära, in der Apps nicht mehr einzeln, sondern orchestriert und kontextsensitiv agieren.
Dabei wird auch der Wettbewerb spannend: Apple arbeitet laut Bloomberg an ähnlichen KI-gestützten Funktionen für iOS 19, Microsoft investiert mit Copilot in plattformübergreifende Automatisierungsagenten – der Markt ist im Umschwung.
Die große Herausforderung liegt nun in der Gestaltung dieses Wandels: Wie bleibt der Mensch Herr über die Maschine? Welche ethischen Leitplanken braucht diese Art der KI-Nutzung?
Die Community ist gefragt: Welche Apps würdet ihr gerne automatisieren? Wo seht ihr Potenziale, wo Risiken? Diskutiert mit auf unseren Social-Media-Kanälen und bringt eure Ideen ein – die Automatisierungszukunft ist nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich entscheidend.