In einer Zeit wachsender Cyberbedrohungen stehen IBM-Systeme als kritische Infrastruktur zunehmend im Fokus von Angreifern. Unternehmen, die auf IBM-Technologien setzen, benötigen daher eindeutige Sicherheitsstrategien und Best Practices zur Risikominimierung.
Warum IBM-Systeme im Visier stehen
IBM-Systeme wie IBM i (vormals AS/400), z/OS Mainframes oder Cloud-Dienste wie IBM Cloud gehören zur Backbone-Technologie vieler Unternehmen aus den Branchen Finanzen, Gesundheitswesen und staatlichen Institutionen. Laut IBM betreiben 67 der weltweit 100 größten Banken IBM-Mainframes. Diese Systeme speichern tendenziell besonders sensible oder geschäftskritische Daten, was sie für Cyberkriminelle besonders attraktiv macht.
Mit der zunehmenden Vernetzung – Stichwort Hybrid Cloud und API-Integration – steigt auch die Angriffsoberfläche. Sicherheitslücken in Bibliotheken, falsch konfigurierte Netzwerke oder der unsachgemäße Umgang mit Identity-Management-Lösungen führen immer wieder zu schwerwiegenden Zwischenfällen.
Aktuelle Sicherheitswarnungen: IBM Security Verify Access & RPM-Schwachstellen
Ein aktuelles Beispiel liefert die IBM Security Bulletins-Serie aus dem Jahr 2024. Besonders hervorzuheben ist der CVSS 9.8 kritische Exploit (CVE-2024-2624), der IBM Security Verify Access betrifft. Die Schwachstelle erlaubt unauthentifizierten Angreifern Remote-Code-Execution durch fehlerhafte JSON-Verarbeitung in bestimmten APIs (Quelle: IBM X-Force Exchange, Bulletin 7062389). Verify Access ist IBMs zentrale Plattform für Identity & Access Management (IAM). Ein erfolgreicher Angriff könnte Tür und Tor für weitere interne Zugriffe öffnen – eine klassische Eskalationsbedingung im Kill Chain-Modell.
Ebenso relevant sind mehrere im Sommer 2024 veröffentlichte Schwachstellen in RPM (RPM Package Manager), die auch von IBM LinuxOne-basierten Systemen verwendet werden. Die Sicherheitslücke CVE-2024-23943 erlaubt es potentiellen Angreifern, modifizierte RPM-Dateien einzuschleusen, die dann beim normalen Updateprozess Code unter erhöhten Rechten ausführen.
Diese Fälle zeigen: Selbst stabil geltende IBM-Systeme sind potenziell verwundbar – oft nicht durch das System selbst, sondern durch abhängige Bibliotheken, Protokolle oder Konfigurationsfehler.
Best Practices für die Absicherung IBM-basierter Plattformen
Die Absicherung von IBM-Systemen verlangt ein mehrschichtiges Sicherheitskonzept. Dabei geht es nicht nur um Firewall-Regeln, sondern auch um Zugriffsmanagement, Verschlüsselung, Auditierungsrichtlinien sowie Patch-Management.
- Regelmäßige Schwachstellen-Scanning und Penetration-Tests: Tools wie IBM Guardium oder Nexpose unterstützen bei kontextsensitiven Schwachstellen-Analysen für z/OS, iSeries und Linux-basierte IBM-Systeme.
- Identity & Access Management (IAM) straffen: Nutzen Sie Funktionen von IBM Security Verify, um Zero-Trust-Konzepte umfassend umzusetzen. Rollenbasierte Zugriffskontrolle (RBAC) und Benutzerverhaltensanalysen helfen bei der frühzeitigen Erkennung ungewöhnlicher Muster.
- Bleeding-Edge-Patching etablieren: Automatisieren Sie das Einspielen kritischer Fixes (z. B. per Ansible oder YAML für IBM Cloud Pak), besonders bei extern nahen Angriffspunkten wie REST-APIs oder SFTP-Verbindungen.
Besonders wichtig ist im Kontext IBM i das sogenannte Exit Point Security Management, bei dem Ausleitungspunkte für Dateiübertragungen oder Netzwerkzugriffe überwacht und abgesichert werden – über Alternativen wie PowerTech Exit Point Manager oder native Tools.
Typische Schwachstellen in IBM-basierten Umgebungen
Auf Basis von Untersuchungen des IBM Security Intelligence-Labors lassen sich wiederkehrende Schwachstellenmuster beobachten:
- Veraltete Versionen von Java SDK (IBM Java): Immer wieder werden Remote-Code-Execution-Lücken in alten SDK-Versionen gefunden.
- Nicht kryptographisch abgesicherte Verbindungen intern: Besonders bei IBM MQ, Datenbank-Zugriff oder internen Admin-Web-UIs werden TLS-Zertifikate oft gar nicht oder veraltet verwendet.
- Mangelhaft konfiguriertes RACF (Resource Access Control Facility): RACF ist ein zentraler Bestandteil der Zugriffskontrolle in z/OS. Unzureichend gepflegte Benutzergruppen und Berechtigungsvererbung führen hier häufig zu Privilegieneskalationen.
Branchenweite Analysen, unter anderem von Verizon (Data Breach Investigations Report 2024), zeigen, dass 61 % aller Sicherheitsvorfälle in hybriden Legacy-Umgebungen auf Fehlkonfigurationen zurückzuführen sind, nicht auf Zero-Day-Exploits.
Governance & Transparenz schaffen
Ein professionelles Sicherheitsmanagement in IBM-Umgebungen benötigt vor allem eines: Transparenz über Assets und Risikozonen. Zu diesem Zweck empfehlen sich zentrische Inventarisierungstools wie IBM QRadar SIEM, gepaart mit Configuration Management Databases (CMDBs). Nur wer weiß, welche Dienste auf welchen Ports mit welchem Zugriffsschutz laufen, kann passende Richtlinien umsetzen.
Mit IBM Security QRadar und IBM Cloud Pak for Security lassen sich Logdaten, Netzwerkpakete und Endpoint-Events korrelieren. Besonders effektiv ist die Integration von User Behavior Analytics (UBA), um Insider-Bedrohungen automatisiert zu erkennen.
Darüber hinaus verpflichten sich viele Unternehmen bereits zur Einhaltung internationaler Frameworks wie NIST CSF, ISO/IEC 27001 oder auch spezifischeren Standards wie PCI-DSS – auch um regulatorisch vorbereitet zu sein.
Laut einer Umfrage von Flexera aus dem Jahr 2024 setzen bereits 74 % aller großen Unternehmen mit IBM-Infrastruktur auf SIEM-Systeme zur zentralen Sicherheitsüberwachung (Quelle: Flexera State of ITAM 2024).
Security by Design auf IBM-Systemen implementieren
Ein häufiger Fehler bei IBM-Systemumgebungen ist das „Sicherheitsnachrüsten“ – dabei sollte deren Schutz bereits beim Designprozess beginnen. IBM bietet mit Cloud Pak for Applications, DevSecOps-Plattformen und OpenShift-Integration mittlerweile umfangreiche Möglichkeiten, Sicherheitsrichtlinien direkt im CI/CD-Prozess durchzusetzen.
CI/CD-basierte Sicherheitsprüfungen (z. B. statische Code-Analyse, Dependency Checking mit Snyk/Black Duck oder Qualitätssicherung über SonarQube) lassen sich gut mit IBM DevOps Insights koppeln. DevSecOps sollte auch Legacy-Prozesse berücksichtigen: zum Beispiel durch Toolchains, die Altsysteme wie z/OS über RESTAPIs programmatisch einbinden.
Zukunftssicher: IBM Quantum & Post-Quanten-Kryptographie
Bei der Absicherung von IBM-Systemen darf der Blick in die Zukunft nicht fehlen. IBM ist mit seiner Plattform IBM Quantum Marktführer im Bereich Quantentechnologie. Diese Entwicklungen erfordern mittelfristig eine Umstellung auf Post-Quantum-Kryptographie (PQC). IBM engagiert sich hier aktiv mit NIST-kompatiblen Algorithmen wie CRYSTALS-Kyber sowie Lattice-basierten Verfahren.
Systemadministratoren und CISOs sollten bereits heute Migrationstrassen und Kompatibilitätsprofile entwerfen, da hybride IBM-Architekturen teils jahrzehntelange Laufzeiten aufweisen.
Fazit: Nur proaktive IBM-Sicherheit schützt ganzheitlich
Die Absicherung von IBM-basierten Systemlandschaften ist komplex – aber mit den richtigen Strategien, Tools und einem ganzheitlichen Sicherheitsverständnis umsetzbar. Besonders wichtig ist dabei der risikobasierte Ansatz: Welche Systeme tragen welche geschäftskritische Funktion? Wer darf wann worauf zugreifen? Wie schnell erkennt das Unternehmen einen Vorfall?
Praktische Handlungsempfehlungen zusammengefasst:
- Richten Sie regelmäßige automatische Schwachstellen-Scans für alle IBM-Systeme ein – inklusive abhängiger Dienste.
- Stellen Sie den Identity-Stack auf eine Zero-Trust-Architektur um – inklusive MFA, Adaptive Access und RBAC.
- Planen Sie Ihre Infrastruktursicherheit zukunftsfähig – inklusive Krypto-Migration hin zu PQC.
Diskutieren Sie mit: Wie sichern Sie Ihre IBM-Umgebungen ab? Welche Tools helfen Ihnen? Wir freuen uns über Ihre Meinung und Erfahrung in den Kommentaren.




