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Kernbankensysteme der Zukunft: Modernisierung als Muss

Ein lichtdurchflutetes modernes Büro mit einem konzentrierten Team aus vielseitigen Fachleuten, die gemeinsam an Laptops und Tablet-PCs über innovative Bankensoftware beraten, umgeben von warmem Tageslicht und einem inspirierenden, aufgeräumten Design, das Fortschritt und digitale Transformation symbolisiert.

Die digitale Transformation des Bankensektors schreitet mit rasanter Geschwindigkeit voran – aber viele Institute kämpfen noch immer mit veralteter Kernbanktechnologie. Wer zukunfts- und wettbewerbsfähig bleiben will, kommt an der Modernisierung seines Kernbankensystems nicht vorbei.

Warum Kernbankensysteme am Limit sind

Die meisten traditionellen Banken setzen seit Jahrzehnten auf monolithische Kernbankensysteme, häufig basierend auf COBOL und Mainframes. Diese Systeme wurden zwar sukzessive angepasst, sind jedoch kaum noch skalierbar, teuer im Betrieb und bremsen Innovationsprojekte aus.

Laut einer McKinsey-Studie aus 2023 verursachen Legacy-Systeme bis zu 30 Prozent höhere Betriebskosten gegenüber modernen Cloud-basierten Architekturen. Zudem gaben über 70 Prozent der befragten Finanzinstitute an, dass ihre Altsysteme Innovationen behinderten – etwa bei der schnellen Integration neuer Zahlungslösungen oder regulatorischer Anpassungen.

Herausforderungen bei der Modernisierung

Der Umstieg auf moderne Kernbankplattformen hat seinen Preis – nicht nur finanziell. Banken stehen vor komplexen Transformationsprojekten, die mehrere Jahre dauern können. Zu den größten Herausforderungen zählen:

  • Komplexität und Abhängigkeiten: Historisch gewachsene Systeme sind oft stark integriert – Änderungen betreffen zahlreiche Prozesse.
  • Datensicherheit und Compliance: Regulatorische Anforderungen wie PSD2, MiFID II oder Basel IV müssen im neuen System nahtlos erfüllt werden.
  • Kultureller Wandel: Die Umstellung auf agile Arbeitsmethoden und DevOps-Strukturen erfordert ein Umdenken auch in der Organisation.

Dennoch zeigt der Trend: Die Vorteile überwiegen zunehmend die Risiken.

Effizienz, Skalierbarkeit und Kostenersparnis durch neue Technologien

Der Schlüssel zur erfolgreichen Modernisierung liegt in der Nutzung neuer IT-Paradigmen. Cloud-native Plattformen, Microservices-Architekturen und APIs erlauben es Banken, ihre Systeme modular, flexibel und skalierbar zu gestalten. Anbieter wie Mambu, Thought Machine oder Temenos Cloud bieten moderne Core-Banking-as-a-Service-Plattformen, die sich schnell anpassen lassen.

Ein Beispiel liefert die Deutsche Kreditbank AG (DKB), die ihr veraltetes Kernbankensystem sukzessive auf eine cloudbasierte Lösung umstellt. Durch Automatisierung von Standardprozessen konnte die Bank erste Bereiche effizienter gestalten und die Fehleranfälligkeit drastisch senken.

Eine Studie von Accenture (2024) zeigt: Banken, die auf cloudbasierte Kernbanklösungen umgestellt haben, konnten ihre Betriebskosten im Schnitt um 20 bis 40 Prozent senken und brachten neue Produkte bis zu 35 Prozent schneller auf den Markt.

Regulatorische Anforderungen: Automatisierung als Compliance-Motor

Neben der Kostenperspektive spielt die Einhaltung regulatorischer Vorgaben eine zentrale Rolle. Viele Institute stehen unter ständigem Druck durch neue EU-Verordnungen, Datenschutzrichtlinien oder ESG-Vorgaben. Ein modernes Kernbanksystem automatisiert Compliance-relevante Prozesse wie KYC (Know Your Customer), Transaktionsmonitoring oder Risikobewertungen wesentlich effizienter und verlässlicher.

So bietet etwa die cloudbasierte Lösung von Tink, einer Open-Banking-Plattform, automatisierte RegTech-Funktionen zur PSD2-konformen Authentifizierung. Banken können damit regulatorische Anforderungen deutlich schneller umsetzen – und gleichzeitig den Audit-Prozess vereinfachen.

Auch in Bezug auf Nachhaltigkeit schafft Technologie Fakten: Durch cloudbasierte Infrastruktur lassen sich CO₂-Emissionen gegenüber klassischen Rechenzentren erheblich senken. Microsoft bezifferte diesen Vorteil in einer eigenen Analyse auf bis zu 93 Prozent weniger Energiebedarf für Cloud gegenüber On-Premise-Betrieb (Quelle: Microsoft Sustainability Report 2023).

Migrationsstrategien: Big Bang oder schrittweise Transformation?

Die Modernisierung des Kernbankensystems muss nicht zwingend in einem risikoreichen „Big Bang“-Ansatz erfolgen. Viele Banken verfolgen eine modulare Migrationsstrategie, die auf Parallelbetrieb, Schnittstellenintegration oder Backend-Neuentwicklung mit späterem Umschwenken basiert.

In der Praxis bewährt sich besonders das sogenannte Strangler Pattern – dabei wird das Alt-System nach und nach durch moderne Services ersetzt, ohne den Betrieb zu stören. Diese Vorgehensweise minimiert das Migrationsrisiko und erlaubt schnelle Feedback-Zyklen.

Praktische Tipps für eine erfolgreiche Transformation:

  • Erstellen Sie zunächst eine klare Bestandsaufnahme inkl. einer Prozesslandkarte und ermitteln Sie technische sowie regulatorische Abhängigkeiten.
  • Nutzen Sie MVP-Ansätze (Minimum Viable Product), um einzelne Services schrittweise aus dem Alt-System herauszulösen.
  • Setzen Sie auf offene Schnittstellenarchitektur (Open Banking-APIs), um zukünftige Innovationen flexibel integrieren zu können.

Neue Wettbewerber, neue Standards: Der Blick über den Tellerrand

Neobanken wie N26, Solaris oder bunq zeigen eindrucksvoll, wie moderne Core-Banking-Systeme Innovationszyklen massiv verkürzen. Statt technologischer Altlasten setzen sie auf cloud-native Plattformen und nutzen KI-basierte Analytik, um personalisierte Finanzservices in Echtzeit bereitzustellen.

Hinzu kommt: Die technologische Offenheit dieser Systeme erleichtert die Anbindung von Drittanbietern. Embedded Finance, Banking-as-a-Service und Open Finance sind nur deshalb möglich, weil moderne Kernbankenlösungen auf Standardisierung und Interoperabilität setzen.

Traditionelle Banken müssen daher dringend aufholen – nicht nur, um Kosten zu senken, sondern um ihre künftige Rolle im Finanzökosystem aktiv mitzugestalten.

Fazit: Jetzt handeln, statt aufschieben

Die Kernbankmodernisierung ist kein optionales IT-Projekt, sondern eine strategische Notwendigkeit für Banken jeder Größe. Der Umstieg auf moderne, API-gestützte und cloudbasierte Architekturen schafft nicht nur Effizienz, sondern auch Innovationskraft und regulatorische Sicherheit.

Institute, die bereits heute in die Transformation investieren, sichern sich einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil und stärken ihre Position im digitalisierten Finanzmarkt von morgen.

Diskutieren Sie mit: Wie weit ist Ihr Institut in der Modernisierung? Welche Ansätze, Plattformen oder Praktiken haben sich bewährt – und welche Hürden sehen Sie? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit der Community!

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