Hosting & Infrastruktur

Datacenter-Expansion im regionalen Fokus: Chancen für Wolfsburgs Infrastruktur

Sonnendurchflutetes Bild einer modernen Industriebrache am Stadtrand von Wolfsburg mit neu entstehenden, eleganten Rechenzentrum-Gebäuden, umgeben von grünen Wiesen und klar blauem Himmel, in warmer natürlicher Lichtstimmung, die Hoffnung und Zukunftsperspektiven für die regionale Infrastruktur ausstrahlt.

Die Nachfrage nach digitalen Infrastrukturen boomt – und Wolfsburg positioniert sich als neuer Schlüsselstandort im deutschen Rechenzentrumsmarkt. Mit konkreten Expansionsplänen rückt die Stadt ins Visier der Hosting-Branche und regionalen Wirtschaftsentwicklung.

Wolfsburg wird Rechenzentrumsstandort: Eine strategische Weichenstellung

Wolfsburg – bislang primär als Heimat von Volkswagen bekannt – erlebt aktuell eine infrastrukturelle Transformation. Die geplante Expansion von hochleistungsfähigen Rechenzentren markiert einen wirtschaftspolitischen Paradigmenwechsel. Laut Informationen des niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung laufen derzeit mehrere Standortentwicklungen in der Region Braunschweig/Wolfsburg, die als logistische Drehscheibe mit guter Anbindung an Autobahnen und Glasfasernetze gilt.

Ein zentrales Projekt ist die Errichtung eines großskaligen Datacenters im Wolfsburger Stadtteil Hattorf. Wie aus einer Pressemitteilung der Wolfsburg AG hervorgeht, handelt es sich um ein Joint Venture mit einem europäischen Hyperscaler, der in Deutschland seine Präsenz weiter ausbauen will. Der Baustart ist für Anfang 2026 geplant, der operative Betrieb ab Mitte 2028.

Positive regionale Impulse: Arbeitsmarkt, Dienstleistungen, Wertschöpfung

Rechenzentren fungieren nicht nur als digitale Knotenpunkte, sondern stärken auch den regionalen Arbeitsmarkt. Laut einer Studie der Bitkom Research von 2023 schafft jeder investierte Euro in den Datacenter-Bereich durchschnittlich 2,3 Euro an gesamtwirtschaftlicher Nachfrage. Hinzu kommen laut Uptime Institute neue Beschäftigungsfelder in Facility Management, IT-Sicherheit, Energieversorgung und Bauwesen.

In Wolfsburg etwa rechnet die regionale Arbeitsagentur mit rund 400 direkten und indirekten Arbeitsplätzen durch das neue Rechenzentrum innerhalb der nächsten fünf Jahre. Besonders gefragt sind Fachkräfte mit Kenntnissen in Netzwerktechnik, Gebäudetechnik, Cybersecurity und Green IT. Bildungsträger wie die Ostfalia Hochschule und das Fraunhofer IST in Braunschweig arbeiten bereits an modulbasierten Weiterbildungsangeboten, um den Bedarf zeitnah zu decken.

Infrastrukturelle Potenziale: Glasfaser, Energie, Kühlung

Ein leistungsfähiges Rechenzentrum benötigt mehr als nur Serverräume. Es geht um stabile Glasfaseranbindungen, belastbare Stromnetze und nachhaltige Kühlungslösungen. Wolfsburg punktet hier mit dem bereits bestehenden Glasfaserring von WOBCOM, der städtischen Tochter für Telekommunikation. Das Netz lässt symmetrische Bandbreiten bis 100 Gbit/s zu und kann bedarfsgerecht erweitert werden.

Auch auf der Energieebene zeigt sich Wolfsburg vorbereitet. Die Stadtwerke setzen auf die Integration von regenerativen Quellen, insbesondere Solarparks und Windkraftanlagen in der Region Helmstedt und Gifhorn. Langfristig könnte auch die geplante Abwärmenutzung aus den Rechenzentren zur Fernwärmeversorgung beitragen, so die Vision der lokalen Klimaschutzstrategie.

Voraussetzung dafür ist die Entwicklung effizienter Kühlsysteme. Hier wird derzeit über die Kombination aus freier Kühlung und CO₂-neutraler Kompressionskälte diskutiert. Dabei zeichnet sich eine Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Einrichtung für Energiesysteme IPES ab.

Zwei aktuelle statistische Daten unterstreichen die Bedeutung dieser Entwicklung:

  • Die Bruttoinlandsinvestitionen in Rechenzentren in Deutschland beliefen sich laut Borderstep Institut 2024 auf über 7,6 Milliarden Euro – ein Plus von 15 % gegenüber dem Vorjahr.
  • Laut einer Bitkom-Erhebung von 2024 verlangen 89 % aller deutschen Unternehmen bis 2030 eine stärkere Verfügbarkeit regionaler Rechenzentren zur Einhaltung von Latenz- und Datenschutzkriterien.

Bedeutung für die regionale Wirtschaft

Die regionale Wirtschaft profitiert in mehrfacher Hinsicht: Erstens durch neue Aufträge für Baukonzerne, Elektrobetriebe und Planungsbüros; zweitens durch die digitale Aufwertung ansässiger Unternehmen. Viele Mittelständler, etwa aus dem Automobilzulieferer- und Logistikbereich, können direkt von niedriger Latenz und lokalem Datenaustausch profitieren.

Zweitens dient das Rechenzentrum als Magnet für weitere Investitionen – etwa für Cloud-Dienstleister, Start-ups und KI-Anbieter, die auf starke Infrastruktur angewiesen sind. Wolfsburg wird durch die Rechenzentrumserweiterung zur digitalen Brückenstadt zwischen Hannover und Berlin.

Praxisbezogene Handlungsempfehlungen für die Region

Damit die Region Wolfsburg das volle Potenzial der Rechenzentrumsexpansion ausschöpfen kann, sind folgende Schritte empfehlenswert:

  • Kooperationen stärken: Die Verzahnung von Stadtplanung, Wirtschaftsförderung und Wissenschaftseinrichtungen schafft Synergien für schnellere Umsetzung und Innovation.
  • Fachkräfte sichern: Frühzeitige Investitionen in Aus- und Fortbildung im Bereich Rechenzentrumsbetrieb und digitale Energiesysteme sind essenziell – insbesondere durch berufsbegleitende Programme und duale Studiengänge.
  • Öffentliche Akzeptanz fördern: Transparente Kommunikation über Klimaschutzbeiträge und Mehrwert für Bürger motivieren zur aktiven Begleitung technologischer Großprojekte.

Ausblick: Wolfsburg als Modellregion für nachhaltige Digitale Infrastruktur

Der zukunftsorientierte Datacenter-Ausbau macht Wolfsburg zum Vorreiter nachhaltiger Digitalisierung. Die Region beweist, dass digitale Transformation und ökologische Verantwortung keine Gegensätze sind, sondern sich sinnvoll ergänzen. Integration ins Smart-City-Konzept, intelligente Energieplattformen und lokale Datenökosysteme sind bereits in Planung.

Die Initiative „Rechenzentrum Wolfsburg 2030“, ein Zusammenschluss aus Industrie, Kommune und Forschungseinrichtungen, steht exemplarisch für diesen Ansatz. Über ein öffentliches Dashboard soll künftig der CO₂-Footprint, die Energieeffizienz sowie die Auslastung des Rechenzentrums transparent dargestellt werden.

Wolfsburgs Beispiel zeigt somit, wie technologische Großprojekte auf nachhaltig-digitale Weise regional verankert und wirtschaftlich nutzbar gemacht werden können.

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