Eine neue Welle von Phishing-Mails gibt vor, von der Deutschen Bank zu stammen – mit dem Ziel, sensible Kundendaten zu stehlen. Die Betrüger arbeiten immer raffinierter und setzen gezielt auf die psychologische Wirkung gefälschter Kontoeinschränkungswarnungen. IT-Sicherheitsexperten und Verbraucherschützer schlagen Alarm.
Gefälschte E-Mails mit Androhung von Kontosperrung
Immer mehr Kundinnen und Kunden der Deutschen Bank berichten über angebliche E-Mails der Bank, in denen ihnen mitgeteilt wird, dass ihr Konto aus Sicherheitsgründen eingeschränkt werde – sofern sie nicht umgehend handeln. Der enthaltene Link führt zu einer täuschend echt aussehenden Website, auf der die Eingabe von persönlichen Daten und Zugangskennungen gefordert wird. Dabei handelt es sich um eine klassische Phishing-Methode, deren Ziel es ist, Login-Daten und TANs abzugreifen.
Die Deutsche Bank selbst warnt auf ihrer offiziellen Sicherheitsseite regelmäßig vor solchen Betrugsversuchen. Aktuelle Beispiele aus Oktober 2025 zeigen, dass die Fälschungen immer schwerer vom Original zu unterscheiden sind. Die Maildesigns imitieren Aufbau und Tonalität echter Kundenkommunikation – oft mit dem Logo der Bank, realitätsnaher Absenderadresse und professioneller Sprache.
Wie funktioniert die Masche im Detail?
Die Angreifer versenden Mails mit Betreffzeilen wie „Wichtiger Sicherheitshinweis – Ihr Zugriff auf das Online-Banking ist eingeschränkt“ oder „Bitte bestätigen Sie Ihre Identität zur Reaktivierung“. Meist wird eine Frist gesetzt, innerhalb derer man aktiv werden müsse – ein bewährter Trick, um Zeitdruck aufzubauen. Klickt der Empfänger auf den Link, landet er auf einer Phishing-Seite mit HTTPS-Zertifikat, zwecks Vertrauensaufbau. Hier werden Online-Banking-Zugangsdaten abgefragt, in manchen Fällen gefolgt von Abfragen nach TANs oder Foto-IDs.
Laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat sich im Jahr 2024 die Zahl gemeldeter Phishing-Fälle im Online-Banking gegenüber dem Vorjahr um 27 % erhöht – mit über 42.000 dokumentierten Vorfällen (Quelle: BSI-Lagebericht 2024). Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Neue Qualität der Täuschung: Realistische Täuschungsseiten
Was diese neue Betrugswelle besonders gefährlich macht, ist die Qualität der gefälschten Webseiten. Oft werden Original-Header, Schriftarten und Bilder direkt von den Servern der Deutschen Bank eingebunden. Einige Seiten verwenden sogar echte Funktionalitäten, z. B. Dropdown-Menüs und Echtzeit-Validierungen, um Authentizität zu suggerieren. Auch die URLs wirken auf den ersten Blick glaubwürdig: domains wie deutsche-sicherheit-konto[dot]com oder banking-deutsche-24[dot]org zielen auf Nutzer, die den Unterschied zur echten Domain nicht erkennen.
Dominik Schütz, IT-Sicherheitsexperte beim Hasso-Plattner-Institut, erklärt: „Diese Täuschungsmanöver zeigen, wie wichtig nicht nur technologische Schutzmaßnahmen sind, sondern auch die Medienkompetenz der Nutzerinnen und Nutzer.“ Entsprechende Awareness-Kampagnen laufen seit Mitte 2024 intensiver – jedoch mit gemischtem Erfolg.
Interview mit der Verbraucherzentrale NRW: Tipps zur Abwehr
Wir haben mit Dana Metzger, Referentin für Digitale Sicherheit bei der Verbraucherzentrale NRW, gesprochen:
Redaktion: Frau Metzger, was raten Sie Verbraucherinnen und Verbrauchern aktuell im Umgang mit solchen E-Mails?
Dana Metzger: Zuerst: Ruhe bewahren. Kein seriöses Kreditinstitut sperrt ohne Vorwarnung ein Konto per E-Mail. Die Deutsche Bank informiert zudem nie über sicherheitsrelevante Themen per Link-Mail, sondern über ihren offiziellen Postkorb im Online-Banking.
Redaktion: Welche Merkmale sind typische Warnsignale für Phishing?
Dana Metzger: Dringlichkeitsformeln wie „zeitnah handeln“, ungewohnte Sprache, unpersönliche Anreden („Sehr geehrter Kunde“) oder ungewohnte Links außerhalb der offiziellen Domain bank.deutsche-bank.de. Wer unsicher ist, sollte die Mail löschen oder sich direkt über die Website bei der Bank einloggen, ohne Links zu folgen.
Anstieg von Phishing im Bankenbereich
Phishing ist kein neues Phänomen, erlebt aber durch KI-unterstützte Textgenerierung und realitätsnahe Webseiten ein gefährliches Comeback. Laut dem Branchenverband Bitkom gaben 12 % der deutschen Internetnutzer im Jahr 2024 an, bereits Opfer eines Phishing-Angriffs geworden zu sein. Das entspricht rund 6,6 Millionen Betroffenen (Quelle: Bitkom, IT-Sicherheitsumfrage 2024).
Besonders betroffen ist der Bankensektor: Laut BKA-Jahresbericht 2024 stieg der Anteil von Betrugsfällen im digitalen Finanzsektor um 18 %, mit einem geschätzten Gesamtschaden von über 89 Millionen Euro im Jahr. Banken rüsten technisch auf, stoßen jedoch an Grenzen, da Kundendaten in sozialen Medien, im Darknet oder durch Datenlecks zunehmend verfügbar sind.
So erkennen Sie Phishing-Versuche zuverlässig
Auch technisch versierte Nutzerinnen und Nutzer können Opfer solcher Mails werden. Die folgenden Maßnahmen helfen, Phishing-Versuche zu erkennen und abzuwehren:
- Absenderadresse prüfen: Nicht auf den Anzeigenamen vertrauen. Echte Mails stammen von @db.com oder @deutsche-bank.de. Alles andere ist verdächtig.
- Direkt einloggen: Keine Links aus E-Mails anklicken. Stattdessen manuell die offizielle Adresse der Deutschen Bank eingeben.
- 2-Faktor-Authentifizierung konsequent nutzen: Aktivieren Sie alle verfügbaren Sicherheitsoptionen im Online-Banking.
Zusätzlich sollten Nutzer Mail-Header analysieren (falls technisch möglich), Browser-Plugins zum Phishing-Schutz aktivieren und regelmäßig Passwörter aktualisieren. Auch das Nutzen von Passwortmanagern senkt das Risiko, kompromittierte Passwörter mehrfach zu verwenden.
Bankensektor setzt auf KI und Frühwarnsysteme
Die Deutsche Bank arbeitet laut eigenen Angaben mit Verhaltensanalyse-Systemen, die ungewöhnliche Transaktionen oder Login-Vorgänge erkennen. Mittlerweile kommen auch KI-Modelle zum Einsatz, die verdächtige Muster schneller identifizieren. Parallel wird in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik eine Datenlage zu neuen Angriffsmustern aufgebaut.
Gleichzeitig setzt der Bankensektor auf die Weiterbildung seiner Kundschaft: Seit 2024 bietet die Deutsche Bank Online-Webinare zu IT-Sicherheit an. Auch andere Finanzinstitute bieten inzwischen Schulungen an, doch der Erfolg hängt stark von individueller Teilnahmebereitschaft ab.
Fazit: Digitale Wachsamkeit bleibt unverzichtbar
Die neue Phishing-Welle gegen Deutsche-Bank-Kunden steht exemplarisch für eine zunehmend komplexe Bedrohungslage im Online-Banking. Technologische Fortschritte auf Angreiferseite, gestiegene Datenverfügbarkeit und ausgefeilte Täuschungstechniken fordern digitale Mündigkeit aufseiten der Nutzer mehr denn je. Banken können viel tun, doch die Verantwortung endet nicht an der Haustür des Rechenzentrums.
Diskutieren Sie mit unserer Redaktion in den Kommentaren: Haben Sie bereits täuschend echte Phishing-Mails erhalten? Wie schützen Sie sich im digitalen Alltag? Ihre Erfahrungen helfen anderen, wachsam zu bleiben.




