Jeden Tag sterben weltweit tausende Menschen an einem Herzinfarkt – viele davon wären vermeidbar. Innovative Startups setzen zunehmend auf künstliche Intelligenz, um Risiken frühzeitig zu erkennen, Patienten rechtzeitig zu warnen und sogar Ärztinnen und Ärzte im Diagnoseprozess zu unterstützen. Die virtuelle Assistenz könnte sich zur Schlüsseltechnologie in der Herzinfarktprävention entwickeln.
Künstliche Intelligenz trifft auf Kardiologie
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch immer zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Allein in Europa sterben jährlich rund 4 Millionen Menschen daran. Besonders der Herzinfarkt stellt ein akutes Risiko dar – er trifft oft unerwartet und ohne vorherige Warnzeichen.
Genau hier setzen einige Tech-Startups an: Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) sollen Gesundheitsdaten intelligent ausgewertet, Risiken frühzeitig erkannt und Notfälle verhindert werden. Die Anwendungen reichen von personalisierter Risikobewertung über präventive Lebensstilberatung bis hin zur akuten Notfallreaktion per Smartwatch oder App.
Diese Startups revolutionieren die Herzinfarktprävention
Mehrere junge Unternehmen arbeiten an innovativen Lösungen, um genau hier anzusetzen. Einige der relevantesten Akteure:
- Cardiolyse (Finnland): Das Unternehmen bietet eine cloudbasierte Plattform, die mithilfe von KI Langzeit-EKG-Daten analysiert. Die Algorithmen detektieren Rhythmusstörungen und liefern Prognosen zur kardiovaskulären Gesundheit.
- Cleerly (USA): Das Startup analysiert mithilfe künstlicher Intelligenz Herz-CTs auf arteriosklerotische Veränderungen. Die Software misst Plaquemengen und kann frühe Anzeichen einer koronaren Herzkrankheit erkennen – lange bevor klassische Symptome auftreten.
- HealthTensor (USA): Bereits in mehreren US-Kliniken eingesetzt, scannt die Plattform elektronische Gesundheitsakten in Echtzeit. Verdächtige Muster im Zusammenhang mit kardiovaskulären Risiken lösen automatisierte Warnungen an Ärztinnen und Ärzte aus.
- iATROS (Deutschland): Das Digital-Health-Startup bietet ein kardiologisches Telemedizin-Modell, das Patient:innen kontinuierlich KI-gestützt überwacht und digitale ärztliche Betreuung ermöglicht – unter anderem durch automatische Auswertungen von Vitaldaten und digitalen Herzsprechstunden.
Diese Beispiele zeigen: Die Zukunft der Herzinfarktprävention ist smart, vernetzt und proaktiv.
Wie funktionieren die Technologien in der Praxis?
Eine zentrale Rolle bei den meisten Lösungen spielt die Analyse großer Gesundheitsdatensätze. Das können strukturierte Werte wie Blutdruck, Cholesterin oder Puls sein – aber auch unstrukturierte Daten wie Texte in Patientenakten oder kontinuierliche EKG-Signale von Wearables.
Die Algorithmen, oftmals basierend auf Deep-Learning-Architekturen, werden mit Millionen realer Datensätze trainiert. So lernen sie, Muster zu erkennen, die mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko korrelieren – darunter etwa bestimmte Herzfrequenzvariabilitäten, EKG-Auffälligkeiten oder Kombinationen von Vorerkrankungen.
Doch die Anwendungen funktionieren nicht nur im Hintergrund: Viele Systeme integrieren sich in bestehende Workflows, etwa in Kliniksoftware, Hausarztpraxis-Tools oder Personal-Health-Apps. Patienten erhalten automatische Feedbacks, Empfehlungen oder werden in Risikofällen sofort informiert. In hochkritischen Situationen wie einem akuten Infarkt können Systeme sogar automatisiert Notrufsignale absetzen oder Notfallkontakte informieren.
Aktuelle Zahlen: KI in der Herzvorsorge auf dem Vormarsch
Der Markt für KI in der Kardiologie wächst rasant: Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens MarketsandMarkets wird das Marktvolumen von AI-basierten Gesundheitstechnologien im Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen von 1,1 Mrd. USD (2022) auf voraussichtlich 5,2 Mrd. USD bis 2027 anwachsen – bei einer jährlichen Wachstumsrate von über 36 %.
Eine weitere internationale Studie aus dem „Lancet Digital Health Journal“ (2023) zeigt: KI-Modelle zur Herzinfarkterkennung erreichten in mehreren klinischen Studien Sensitivitätswerte von bis zu 90 %, teils über den menschlichen Durchschnitt hinaus – sofern ausreichend Trainingsdaten zur Verfügung standen.
Von der Theorie zur sicheren Anwendung
Trotz dieses Fortschritts stehen viele Startups vor konkreten Herausforderungen:
- Datenzugang: Viele KI-Modelle leiden noch immer unter begrenztem Zugang zu qualitativ hochwertigen, diversifizierten und anonymisierten Patientendaten.
- Regulatorische Hürden: Die Zulassung medizinischer KI-Systeme in Europa (MDR) oder den USA (FDA) ist komplex. Sie verlangt strenge Nachweise zu Sicherheit, Wirksamkeit und Datenschutz.
- Vertrauensaufbau: Viele Ärzte und Patienten sind noch unsicher im Umgang mit KI-basierter Diagnostik. Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Schulung sind essenziell.
Zudem betonen Expert:innen, dass KI immer nur als ergänzendes Werkzeug zur ärztlichen Expertise betrachtet werden darf – keinesfalls als Substitut.
Tipps für den Einsatz KI-gestützter Prävention
- Wählen Sie nur zertifizierte, klinisch getestete Apps und Systeme – idealerweise mit CE-Kennzeichnung oder FDA-Freigabe.
- Integrieren Sie digitale Lösungen immer in Absprache mit betreuenden Haus- oder Fachärzt:innen.
- Achten Sie auf die Datenschutzrichtlinien: Ihre Gesundheitsdaten sollten sicher in der EU gespeichert und DSGVO-konform verarbeitet werden.
Kollaboration statt Konkurrenz: KI und Medizin vereint
Der Nutzen von KI beginnt dann, wenn Technologie und Medizin eng zusammenarbeiten. Startups wie iATROS oder Cleerly zeigen, wie ärztliches Know-how und datenbasierte Analysen sich sinnvoll ergänzen können. Auch größere Institutionen wie die Mayo Clinic, Johns Hopkins University oder die Charité Berlin investieren massiv in eigene KI-Forschung zur kardiovaskulären Prävention.
Experten empfehlen einen hybriden Ansatz: KI als Assistenzsystem – etwa, um Patient:innen zu triagieren, Auffälligkeiten automatisch zu analysieren oder Früherkennung zu unterstützen – aber immer unter ärztlicher Kontrolle. In der Praxis könnte sich so die Zahl vermiedener Herzinfarkte drastisch steigern lassen.
Fazit: Prävention beginnt digital – Verantwortung auch
Die virtuelle Assistentin zur Herzinfarktvermeidung gibt es bereits – in Form vernetzter Algorithmen, smarter Wearables und intelligenter Apps. Die Technologie zeigt enormes Potenzial, Leben zu retten und das Gesundheitswesen zu entlasten. Doch damit das gelingt, braucht es nicht nur technologische Exzellenz, sondern auch ethisches Verantwortungsbewusstsein, regulatorische Klarheit und das Vertrauen von Patienten und Ärzten gleichermaßen.
Wie sehen Sie die Zukunft der KI in der Herzgesundheit? Haben Sie bereits Erfahrungen mit digitalen Präventionsangeboten gesammelt? Teilen Sie Ihre Meinungen, Fragen und Erfahrungen mit uns und der Community in den Kommentaren!




