Die Bedrohungslage in der IT-Sicherheit verschärft sich – gerade bei häufig eingesetzter Kollaborationssoftware wie Atlassian Confluence und Jira. Neue Sicherheitsupdates adressieren kritische Schwachstellen. Doch was genau wurde gefixt – und wie gelingt Unternehmen eine schnelle und wirksame Umsetzung?
Hintergrund: Atlassian-Produkte als Zielscheibe
Atlassian Confluence Data Center und Jira Data Center gehören zu den Kernsystemen zahlreicher Unternehmen. Sie dienen als Wissensplattformen, Projektmanagementlösungen und zentrale Schaltstellen für agile Entwicklung. Ihre zentrale Rolle in der digitalen Infrastruktur macht sie jedoch auch zu begehrten Zielen für Cyberangriffe.
Laut IBM Cost of a Data Breach Report 2024 liegt der durchschnittliche Schaden eines erfolgreichen Angriffs bei 4,45 Millionen US-Dollar weltweit, in Deutschland sogar bei 4,1 Millionen Euro (Quelle: IBM/Ponemon Institute). Besonders perfide: Angreifer nutzen zunehmend Schwachstellen in Collaboration-Plattformen wie Confluence und Jira, um in Netzwerke einzudringen und sich lateral auszubreiten.
Die neuesten Sicherheitsupdates im Detail
Atlassian hat Anfang Oktober 2025 umfangreiche Sicherheitsupdates für die Data-Center-Versionen von Confluence und Jira veröffentlicht. Diese Patches adressieren mehrere als kritisch eingestufte Schwachstellen, darunter insbesondere eine Remote Code Execution (RCE)-Lücke in Confluence (CVE-2025-21888, CVSS 9.8) sowie eine Cross-Site Scripting (XSS)-Schwachstelle in Jira (CVE-2025-21902, CVSS 7.4).
Die gravierendste Lücke (CVE-2025-21888) erlaubt es entfernten Angreifern, beliebigen Code im Kontext des Systems auszuführen – ohne vorherige Authentifizierung. Atlassian selbst klassifizierte die Sicherheitslücke als „kritisch“ und empfiehlt eine sofortige Aktualisierung aller betroffenen Instanzen.
Die betroffenen Produktversionen:
- Confluence Data Center: Versionen < 8.7.4
- Jira Data Center: Versionen < 9.11.3
Administratoren sollten auf folgende Versionen updaten:
- Confluence Data Center 8.7.4 oder 8.8.1+
- Jira Data Center 9.11.3 oder höher
Zudem wurden Schwachstellen in Drittbibliotheken behoben, u.a. in Apache Commons Text und Spring Framework, die bereits in anderen Produkten als Angriffsvektor dienten.
Risiken und Exploit-Aktivitäten
Bereits wenige Tage nach der Veröffentlichung der Schwachstellenberichte wurden erste Exploit-Versuche in freier Wildbahn beobachtet. Laut einem Bericht von GreyNoise Intelligence vom 14. Oktober 2025 wurden mehrere IP-Adressen identifiziert, die gezielt Instanzen auf offene Confluence-RCE-Lücken scannen. Auch das CERT-Bund verwies auf vermehrte Angriffsaktivitäten im deutschsprachigen Raum.
Ein nicht gepatchtes Confluence-System könnte also binnen weniger Stunden nach Veröffentlichung der Exploit-Details kompromittiert werden – eine Reaktionszeit von Tagen oder gar Wochen ist nicht mehr tragbar.
Die Tatsache, dass Angreifer automatisierte Angriffswellen via Botnetze starten, erhöht zusätzlich das Risiko für Unternehmen, deren Systeme öffentlich erreichbar sind.
Empfohlene Update- und Absicherungsstrategien
IT-Abteilungen stehen unter Zugzwang. Die schnelle und konsistente Einspielung von Sicherheitsupdates ist zentral – insbesondere bei verwundbaren Systemen mit externem Zugriff. Um die Reaktionsfähigkeit zu verbessern und Risiken zu minimieren, sollten Unternehmen folgende bewährten Strategien verfolgen:
- Sofortige Inventur aller Instanzen: Prüfen Sie aktiv, welche Confluence- und Jira-Instanzen betroffen sind, inklusive eventueller Test- oder Staging-Systeme.
- Patch-Management-Prozesse automatisieren: Verwenden Sie Tools wie Ansible, Puppet oder Azure DevOps, um Update-Rollouts standardisiert und reproduzierbar auszuführen.
- Systeme isolieren und monitoren: Web Application Firewalls, Zero-Trust-Konfigurationen oder zusätzliche Zugriffsbeschränkungen (z. B. IP-Whitelisting) können den Angriffsvektor online deutlich reduzieren.
Zusätzlich empfehlen Sicherheitsexperten, alle Atlassian-Protokolle – insbesondere in Bezug auf Authentifizierungsversuche, Admin-Zugriffe und Dateiänderungen – mit SIEM-Systemen wie Splunk oder Graylog zentral zu überwachen.
Auch kontinuierliche Schwachstellenscans mit Tools wie Nessus oder OpenVAS helfen, Lücken abseits der offiziellen Patchzyklen frühzeitig zu erkennen.
Ein weiteres Augenmerk liegt auf dem Sicherheitsniveau der verwendeten Plugins im Atlassian Marketplace. Die aktualisierten Versionen enthalten oftmals veraltete Bibliotheken, weshalb bei Plugins ein separates Patch-Review empfehlenswert ist.
Praxisbeispiel: Ein mittelständisches Industrieunternehmen aus Rheinland-Pfalz nutzte ein extern gehostetes Confluence-System (Version 8.7.2) als zentrales Mitarbeiter-Wiki. Nach Bekanntwerden der neuen Sicherheitslücke wurde ein externes Security-Team beauftragt, sofortige Maßnahmen zu ergreifen. Innerhalb von 48 Stunden konnten die Updates eingespielt, ein Reverse-Proxy mit zusätzlicher Authentifizierung vorgeschaltet und potenzielle Backdoors geprüft werden. Der Vorfall führte zur Einführung eines permanenten Sicherheitsmonitorings mit SIEM und IDS-Technologien wie Wazuh.
Diese proaktive Vorgehensweise zeigt: Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein kontinuierlicher Prozess.
Langfristige Sicherheitsarchitektur für Atlassian-Umgebungen
Jenseits akuter Patches gilt es, Atlassian-Produkte in eine robuste Sicherheitsarchitektur einzubetten. Viele Organisationen vernachlässigen konzeptionelle Maßnahmen wie Netzwerksegmentierung, rollenbasierte Zugriffskontrolle oder sichere Authentifizierungsverfahren (z. B. SAML 2.0, OpenID Connect).
Speziell für Jira empfehlen sich granular abgestufte Berechtigungsstrukturen sowie strikte Trennung von Projektrollen und globalen Administratoren. Für Confluence sollte das Konzept „Least Privilege“ gelten – mit möglichst restriktiven Rechten für Gast- oder Externen-Zugänge.
Auch das Thema Sicherheits-Updates für Drittanwendungen darf nicht unterschätzt werden: 62 % der bekannten Sicherheitsvorfälle in Atlassian-Systemen ließen sich letztlich auf nicht gepflegte Add-ons zurückführen (Quelle: Sonatype State of the Software Supply Chain 2025).
Best Practices für eine zukunftssichere Absicherung umfassen:
- Einbindung von Atlassian in das zentrale Identity-Management: z. B. via SSO mit Azure AD oder Keycloak
- Regelmäßige Penetrationstests der Atlassian-Umgebung, idealerweise durch externe Dienstleister
- Erstellung eines Notfallplans (Incident Response Playbook) speziell für Atlassian-Komponenten
Schlussfolgerung: Sicherheit als Organisationsprinzip verankern
Die aktuellen Sicherheitsupdates für Confluence und Jira zeigen erneut, wie wichtig ein schnelles, strukturiertes Handeln im IT-Betrieb ist. Unternehmen, die ihre Atlassian-Umgebungen proaktiv pflegen, Patches zeitnah einspielen und ihre Sicherheitsarchitektur strategisch weiterentwickeln, schaffen die Grundlage für widerstandsfähige Systeme.
Doch Software allein garantiert keine Sicherheit – erst die Kombination aus Technik, Prozessen und Menschen ergibt ein robustes Schutzkonzept. Teilen Sie Ihre Erfahrungen, Best Practices oder Fragen zum Thema in unserer Community – und helfen Sie mit, die digitale Zusammenarbeit sicherer zu gestalten!




